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Traynor K1 Test

Praxis

Mit immerhin 14 kg Gewicht ist der K1 nicht gerade leicht. Er lässt sich aber, auch dank des roadtauglichen Griffs, gut handhaben. Dabei bestätigt sich der wertige, optische Eindruck. Bei den Potis wären allerdings definitiv größere Investitionen ins Material nötig gewesen. Sie sind komplett aus Plastik, einige schaben beim Drehen leicht über die Panel-Oberfläche und dem Pan-Knopf fehlt eine Raste in der Mittelstellung. Damit nicht genug, kratzen die Gain-Potis im Regelbereich nach 12 Uhr deutlich. Bedenkt man, dass der K1 nicht gerade zum Schnäppchenpreis zu haben ist, bleibt völlig unverständlich, warum hier beim Material so gespart wurde.
Bei der Schaltung der Potis scheint zudem ein kleiner Bug passiert zu sein: Der Pan-Regler von Channel 1 wirkt sich nicht nur auf diesen Channel aus, sondern gleichermaßen auf den Aux-Eingang. Sollte das so geplant sein, würde mich sehr interessieren zu erfahren, welchen Sinn das haben könnte. Als erste Klangquelle nutze ich einen iPod, um zu sehen, wie sich der K1 bei einem breiten Frequenzspektrum quasi als Mini-PA schlägt. Über den Aux-Eingang kommt zunächst etwas Ernüchterung auf. Das Ganze klingt recht mittenbetont, ohne Brillanz und auch ohne deutliche Bass-Abbildung. So also haben sich die Ingenieure den Grundsound des K1 vorgestellt. Beim Wechsel auf Kanal 1 und unter Zuhilfenahme des EQs sieht die Sache dann völlig anders aus. Mit ein wenig Bassanhebung und einer deutlichen Portion Höhen blüht der Sound extrem auf. Dicke Beats gibt der K1 auch bei mittlerer bis hoher Lautstärke souverän und trocken wieder. In seiner Klangcharakteristik erinnert er an Nahfeldmonitore, die treu und ohne Mittenknick im Frequenzgang antworten. Ich bin beeindruckt. Natürlich kann man von einem 10″-Speaker kein Bass-Inferno erwarten – auch dann nicht, wenn der Frequenzgang mit 20Hz bis 20KHz angegeben ist. Aber der K1 macht seine Sache wirklich gut.
Die Channel-EQs greifen mit 15db Absenkung und Anhebung und bei ziemlich breit gesetzten Frequenzbändern ordentlich zu.

Audio Samples
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EQ Beat EQ Piano

Aber das ist genau das, was man sich von einem 2-Band-EQ erhofft. Im Zusammenspiel mit der eher mittigen Charakteristik des Grundsounds hat man erstaunlich gute Möglichkeiten, den Sound sinnvoll zu gestalten.
Einen Clavia-Pianosound verstärkt der K1 ebenfalls sehr soundgetreu und druckvoll. Gerade bei diesen natürlichen Sounds brechen doch einige Amps ein und lassen das eigentlich gute Soundmaterial künstlich und dünn klingen. Keine Spur davon beim K1. Gleichermaßen gut machen sich Rhodes und Wurlitzer, die knackig und rund in den Raum dringen.
Bei analogen Synth-Sounds kommt dem Amp besonders sein straffer, trockener Sound zugute. Somit klingen beispielsweise kurze Arpeggios extrem präsent und kraftvoll. Weder bei den Höhen noch in den Bässen fehlt etwas.
Grundsätzlich kommt der Sound des K1 dem eingangs beschriebenen Ideal recht nahe. Aus meiner Sicht verdient er hier Höchstnoten. Entscheidende Punkte muss ein spezialisierter Keyboard-Amp aber auch bei der Ausstattung sammeln. In diesem Punkt gibt sich der K1 redliche Mühe, hat aber deutlichen Verbesserungsbedarf.
Die EQs, die uns in Kanal 1 und 2 zur Verfügung stehen, machen ihre Sache gut. Dass hier mehr geboten wird als nur einen EQ für alle, ist insbesondere dann erfreulich, wenn man z. B. ein Mikro anschließt und dessen Sound getrennt regeln kann. Allerdings bietet die Konkurrenz dafür in der Regel mindestens 3-Band-EQs, Hartke glänzt gar mit einer 7-Band-Ausführung.
Roland bietet auch bei seinen günstigeren Keyboard-Amps eine kleine Effektsektion an. Die entsprechende Qualität vorausgesetzt, würde man dieses Feature beim K1 durchaus begrüßen, denn er bietet sich mit dem XLR-Eingang auch für die Verstärkung von Gesang an. Bei den Tastensounds würde man vielleicht hier und da zu einem Chorus greifen wollen, doch insgesamt finde ich Effekte bei einem Keyboard-Amp tendenziell unsinnig – weshalb ich sie beim Traynor K1 auch nicht vermisse.

 

Traynor_K1_09FIN

Sehr entscheidend hingegen ist die Frage, was der K1 bei Ein- und Ausgängen zu bieten hat. Hier scheint man sich durchaus Gedanken gemacht zu haben und bemüht zu sein, vielfältige Optionen zu bieten. Mit einem Stereo-Eingang, XLR, Cinch und verschiedenen Ausgänge steht ja auch einiges auf der Habenseite. Jedoch macht das Ganze unter dem Strich einen etwas unbefriedigenden Eindruck auf mich.
Ganz oben auf der Liste mit den großen Fragezeichen steht das Thema Mono/Stereo. Zwar kann man über Kanal 1 eine Stereo-Soundquelle anschließen, aber für dieses Signal gibt es kaum sinnvolle Abnehmer. Sowohl beim Speakersystem, das nicht für Stereobetrieb ausgelegt ist, als auch am Line-Out kommt ein gemischtes Mono-Signal an. Bleibt der Kopfhörerausgang, der, wie erwähnt, bei Verwendung die Lautsprecher zum Schweigen bringt und für dessen Nutzen mir nur begrenzte Beispiele einfallen. Und natürlich die sogenannten Link-Aus- und -Eingänge, über die zwei K1 zu einer kleinen PA verschaltet werden können. Auch wenn in diesem Fall eine Stereo-Abbildung sicherlich schön ist, dürfte es sich dabei um ein Nebenthema handeln. Denn wer hat schon zufällig zwei Exemplare des Amps im Kofferraum? Somit bleibt der Stereoinput weitgehend nutzlos.
Bei der Konzeption der Anschlüsse scheint mir Traynor ein wenig das Normalszenario aus den Augen verloren und sich zu sehr um die Spezialoptionen gekümmert zu haben. Ein klassisches Keyboarder-Setup: Zwei Keyboards (natürlich mit Stereo-Outputs), die zum einen auf der Bühne verstärkt sein wollen und zum anderen als Stereomix Richtung FOH geschickt werden. Hier aber lässt uns der K1 im Stich. Nur ein Keyboard kann stereo angeschlossen werden, und auch dieses Signal gelangt dann nur mono an einen Ausgang. Alles weitere – wie Anschluss eines Mikrofons, eines CD-Players zum Üben etc. – sind nach meinem Dafürhalten Spezialitäten, die zusätzlich gerne an Bord sein dürfen, beim K1 aber bereits ab Channel 2 ins Geschehen eingreifen. Hinzu kommt, dass das gesamte Routing recht unübersichtlich ausgefallen ist, sodass man schon die Nase tiefer ins Manual stecken muss, um zu ergründen, welcher Eingang jetzt unter welchen Bedingungen wo ankommt. Mit zwei verlinkten K1 kann man zu dieser Frage dann wahrscheinlich viele schöne Stunden des Experimentierens verbringen. Besonders ärgerlich bleibt für mich dabei der Line-Out in Mono-Ausführung. Zwar patzt hier mit Ausnahme von Roland auch die Konkurrenz sehr gerne, jedoch korrespondiert dies dann häufig damit, dass der Amp auch nur Mono-Eingänge besitzt. Wenn aber schon ein Stereo-Eingang zur Verfügung steht, erscheint es wenig nachvollziehbar, keinen Stereo-Ausgang anzubieten. Ein Blick auf die anderen Modelle der K-Reihe von Traynor zeigt: Auch der K2 muss mit einem Mono-Line-Out leben, während der K4 diesen in Stereo vorweisen kann, sogar in XLR-Ausführung. Dies entlarvt das Ganze leider als Konzernpolitik. Man weiß bei Traynor sehr wohl, dass die Stereo-Variante beim Line-Out nottut, hat diese aber dem größten Modell der Reihe vorbehalten, das doppelt so teuer ist wie der K1. Sehr schade, denn mit einem Mono-Line-Out fällt der K1 als (einfacher) Mixerersatz im Grunde aus, was seinen Nutzen deutlich mindert. Dass zudem sehr viel günstigere Amps wie der Roland KC-110 mit einem Stereo-Line-Out ausgestattet sind, macht dieses Manko beim K1 eigentlich inakzeptabel.

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