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Telefunken TDP-2 und TDA-2 Test

Beim Namen Telefunken leuchten die Augen des geschichtsbewussten Toningenieurs auf! Steht der Hersteller mit dem zackigen Sendewellenlogo doch – neben Firmen wie Neumann, Grundig oder Lawo – für legendäre, analoge Audiotechnik “made in Germany”. Leider ist genau letzteres Attribut Geschichte, die Ära des deutschen Herstellers Telefunken endete endgültig Mitte der Neunziger. Inzwischen haben aber verschiedene Firmen die Lizenz erworben und verkaufen unter dem traditionsreichen Namen Telefunken ihre Produkte – es gibt zum Beispiel einen Hersteller von Telefunken-Fernsehgeräten in der Türkei.

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Den Bereich der Audio- und Studiotechnik sicherte sich im Jahr 2000 der Amerikaner Toni Fishman den Namen und als “Telefunken USA” machte die Firma danach mit den Nachbauten des ELA-M-251-Mikrofons auf sich aufmerksam. 2009 wurde der Name in “Telefunken Elektroakustik” geändert, was mit dem weltweiten Vertrieb von Audiotechnik einherging.
Kerngeschäft sind immer noch hochpreisige Mikrofone, aber Telefunken erweitert beständig sein Portfolio – und jetzt kommen DI-Boxen dazu. Und zwar die passive TDP und die aktive TDA, beide jeweils als Mono- oder Stereoversion verfügbar. Zum Test standen mir die beiden zweikanaligen Versionen TDP-2 und TDA-2 zur Verfügung

Details

Mit einer Direct-Injection-Box kann man schlecht angeben, man kann nicht mit dicken Drehknöpfen protzen oder mit leuchtenden Röhren punkten. Da ist nicht viel dran und nicht viel drin, die Technik seit Jahrzehnten erprobt und ausgereift. Heute wie damals hat eine DI-Box Klinkeneingänge auf der einen, XLR-Ausgänge auf der anderen Seite und dazu ein paar Kippschalter (für Pad und Ground Lift) und das war’s – die Telefunken-DIs sind da keine Ausnahme. Aber Telefunken hat es geschafft, die Technik in ein edles Design zu verpacken, das hebt die beiden Testkandidaten zumindest mal optisch von den eher pragmatisch konstruierten Kollegen der Konkurrenz ab. Zumindest ist das mein erster Gedanke als ich die DI-Boxen auspacke. Das schwarze drei Millimeter dicke Alugehäuse ist quadratisch mit einer Kantenlänge von zehn und einer Höhe von fünf Zentimetern. Auf der Oberseite prangt das berühmte viereckige Telefunken-Logo mit den gezackten Sendewellen.

Das legendäre zackige Telefunken-Sendewellenlogo ziert die DI-Boxen auf der Oberseite.
Das legendäre zackige Telefunken-Sendewellenlogo ziert die DI-Boxen auf der Oberseite.

Passiv = Silber, Aktiv = Bronze

Äußerlich unterscheiden sich die passive und aktive Variante nur in der Farbgebung – die passive ist silber-, die aktive ist bronzefarben – und einem kleinen Detail: Die aktive Variante besitzt eine blaue Status-LED, die bei aktivierter Phantomspeisung mit großer Leuchtkraft die Betriebsbereitschaft anzeigt (wäre die DI mein Eigentum, würde ich als erstes den Vorwiderstand der LED tauschen, ich will die Box ja nicht als Taschenlampe nutzen). Auf den Unterseiten befinden sich Aufkleber mit handschriftlich angebrachten Seriennummern und dem stolzen Satz “Build in USA”. Laut Telefunken Elektroakustik wird jede DI-Box im amerikanischen Werk in Handarbeit zusammengebaut.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Eingangsempfindlichkeit der TDP-2 kann um 15 dB abgesenkt werden.

Als nette Dreingabe wird ein samtener Aufbewahrungsbeutel mitgeliefert, ebenfalls bestickt mit dem Telefunken-Logo. Außerdem ein Aufkleber, zwei Gummistreifen, die man als Gerätefüße an der Unterseite anbringen kann, und eine Bedienungsanleitung.

Fotostrecke: 2 Bilder Könnte man im Dunklen schon mal mit der echten DI verwechseln: die Kartonverpackung.

Klinkenein- und XLR-Ausgänge

Auf einer Seite befinden sich die obligatorischen Klinkeneingänge und der dazugehörige Thru-Ausgang. Der ist natürlich durchgeschleift, es ist also egal, ob das Kabel in der Input-Buchse oder im Thru-Ausgang steckt. Liefert das Instrument zu viel Pegel, kann man über einen kleinen Schiebeschalter neben den Buchsen die Eingangsempfindlichkeit um 15 dB reduzieren.
Auf der Ausgangsseite sieht es ähnlich aufgeräumt aus: Zwei XLR-Male-Buchsen von Amphenol werden flankiert von dem für DI-Boxen obligatorischen Ground-Lift-Schalter. Nur bei der aktiven Variante kommt noch die eben erwähnte blaue LED dazu.

Fotostrecke: 4 Bilder Wie jede DI-Box hat auch die Telefunken TDA-2 …

Welche Aufgabe erledigt eine DI-Box?

Eine DI-Box erfüllt im Prinzip drei Aufgaben: Erstens macht sie aus einem unsymmetrischen Signal ein symmetrisches. Zweitens erledigt sie eine Impedanzanpassung von hochohmigen Quellen auf die niederohmigen Eingänge an unserem Audioequipment. Und drittens reduziert sie den Eingangspegel auf ein Maß, mit dem ein Mikrofonvorverstärker arbeiten kann. Nur so kann man das Signal über weite Strecken verlust- und störungsfrei übertragen.
All das erledigt eine DI-Box entweder mit einem Transformator auf passive oder mit einer Transistorschaltung auf aktive Weise. Die Pegelreduzierung ist heute eigentlich nicht mehr nötig: Moderne Mischpulte verarbeiten jedwede Art von Signalpegel ohne Probleme. Die Impedanzanpassung auf passivem Wege über einen Transformator bringt allerdings zwangsläufig einen Pegelverlust mit sich. Eine aktive DI-Box ist hingegen im Prinzip nichts anderes als ein spezialisierter Vorverstärker.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Frontplatte der passiven DI-Box steht TD-2 anstatt TDP-2. Vielleicht ist es ein Prototyp oder ein Vorserienmodell?

Aufgeschraubt und reingeschaut

Beim Aufschrauben störe ich mich erstmal an den vernickelten Kreuzschlitzschrauben in billiger Baumarktanmutung. OK, jetzt werde ich pingelig, aber irgendwie passt das nicht ins edle Verarbeitungsbild der US-Boliden. Sind die Schrauben gelöst kann man das Innenleben aus seiner Aluhülle ziehen. Sofort fallen die Transformatoren ins Auge – die aktive DI-Box hat nämlich ebenfalls zwei Trafos auf der Platine verbaut, was auf den ersten Blick verwundern mag. Aber das sie auf der Seite der XLR-Ausgänge verbaut sind, dürfte es sich um Ausgangstrafos handeln, die für galvanische Trennung sorgen und Sound machen.

Fotostrecke: 2 Bilder Nach dem Lösen von vier Schrauben …

Hier machen Transformatoren von OEP/Carnhill den Sound

Die Transformatoren stammen aus dem Hause OEP/Carnhill und werden speziell für Telefunken Elektroakustik gewickelt. Carnhill-Trafos stecken zum Beispiel in den berühmten Mischpulten von Neve: keine schlechte Referenz, wenn es um das Thema Sound geht.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Blickfang sind natürlich die Transformatoren von OEP/Carnhill in ihren Abschirmgehäusen.

OEP/Carnhill-Transformatoren haben den Ruf Trafos “mit Sound” zu sein, die dem Signal ihren Klangstempel aufdrücken. Auf der anderen Seite stehen Transformatoren aus dem Hause Jensen oder Lundahl, die für ihre Klangtreue und Transparenz bekannt sind.
Die beiden Transformatoren der passiven DI-Box fallen deutlich größer aus als die der aktiven Variante. Je mehr Material beim Trafo verbaut ist, desto pegelfester wird der Trafo und desto besser werden seine Werte bezüglich Verzerrungen in den Bassfrequenzen bei lauten Signalen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Transformatoren werden speziell für Telefunken Elektroakustik gefertigt.

Die Verarbeitung ist erwartungsgemäß tadellos. Alles ist sauber verlötet und die verwendeten Bauteile sind hochwertig. Für die passive TDP-2 wird sogar mit der Verwendung von Wima-Kondensatoren geworben. Die Produkte des deutschen Herstellers Wima genießen in den USA den Ruf besonders gute Audio-Kondensatoren zu sein.

Es steht zwar ein deutscher Name drauf, es ist aber kein „Made in Germany“.
Es steht zwar ein deutscher Name drauf, es ist aber kein „Made in Germany“.
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Praxis

DI-Boxen wie die passive Telefunken TDP-2 und die aktive TDA-2 sind kleine, aber notwendige Helfer, man findet sie auf allen Bühnen der Welt und in jedem Tonstudio. Ihr Job ist unspektakulär, aber wichtig: Nur eine symmetrische Leitungsführung erlaubt die langen Kabelwege, die im Livebetrieb unumgänglich sind. Im Tonstudio sind die Leitungslängen weniger ein Problem. Zudem besitzen nahezu jedes moderne Audiointerface und viele Mikrofonvorstufen die speziellen hochohmigen High-Z- oder Instrumenten-Eingänge. Trotzdem findet man in den Tonstudio immer auch DI-Boxen – oft werden sie wegen ihres speziellen Klangcharakters verwendet.

Abnahme E-Piano
Abnahme E-Piano

Was jagt man durch DI-Boxen?

Die Kandidaten zur Nutzung einer DI-Box sind Saiteninstrumente mit hochohmigen Pickups, allen voran E-Bässe. Live werden gerne Akustikgitarren mit Piezo-Pickups und Tasteninstrumente wie Synthesizer oder ein Fender Rhodes an eine DI-Box angeschlossen. Im Tonstudio nutzt man die DI-Box bei E-Gitarrenaufnahmen, um ein cleanes Signal mit aufzunehmen, zum Beispiel für spätere Reamping-Zwecke.

Einsatzgebiete

Ich beginne meinen Praxistest mit einem 4-Saiter-Jazz-Bass mit passiven Nordstrand-Pickups. Zum Vergleich nehme ich noch einen weiteren Take über den Instrumenteneingang meines RME-Audiointerfaces auf. Die Takes sind lediglich normalisiert, es fand keine weitere Klangbearbeitung statt.
Schon beim ersten Anspielen fällt auf, dass die passive TDP-2 ihr eigenes Ding macht, was den Sound betrifft. Die Färbung des Eisens (die Amis nennen die Transformatoren liebevoll “iron”, also “Eisen”) ist alles andere als subtil, das hört man sofort. Die Mitten treten hervor, der Jazz-Bass knurrt schön vor sich hin, die Höhen sind bedämpft – ein echter Old-School-Basssound! Die TDA-2 hat den gleichen Grundcharakter, was den Sound angeht, das ist also kein Zufall, sondern vom Hersteller so gewollt. Im Telefunken-internen Vergleich gefällt mir die passive TDP-2 am passiven Bass besser, sie macht den Sound rund und griffig.

Audio Samples
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Passiver Jazz-Bass über passive TDP-2 Passiver Jazz-Bass über aktive TDA-2 Passiver Jazz-Bass über High-Z am RME-Interface

Der erste Eindruck wird durch den nächsten Versuch mit einem aktiven Ibanez-Bass bestätigt. Wieder gefällt mir, wie die passive TDP-2 dem Basssound Kontur verleiht, aber der Unterschied ist kleiner als bei den passiven Pickups des Jazz-Basses.

Audio Samples
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Aktiver Bass über passive TDP-2 Aktiver Bass über aktive TDA-2 Aktiver Bass über High-Z am RME-Interface

Dann versuche ich mich als Gitarrist und nehme die Fender Stratocaster vom Haken, bekanntlich ebenfalls ein Instrument mit passiven Pickups. Jetzt wird der Unterschied zum weitestgehend neutralen Eingang am Interface besonders deutlich. Ich nutze eine DI-Box in Verbindung mit E-Gitarren eigentlich nur zum Aufnehmen des cleanen Rohsignals fürs Reamping. Wegen der Färbung wären die Telefunken-DIs für diesen Anwendungsfall aber nicht meine erste Wahl.

Audio Samples
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Fender Stratocaster über TDP-2 Fender Stratcocaster über TDA-2 Fender Stratocaster über High-Z am RME-Interface

Um die eingangs erwähnte Liste an Instrumenten zu vervollständigen, hier noch ein paar Takes akustische Gitarre mit Piezo-Pickup und ein paar Akkorde eines Fender Rhodes.

Audio Samples
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Stahlsaitengitarre mit Piezo-Pickup über TDP-2 Stahlsaitengitarre mit Piezo-Pickup über TDA-2 Fender Rhodes über TDP-2 Fender Rhodes über TDA-2

Handling

In meinen Augen sind die beiden Telefunken-DIs im Studio bestens aufgehoben, weniger im Livebetrieb. Mit dem Sound hat das nichts zu tun, eher mit dem Handling. Für die Bühne ist mir das Gehäuse der Telefunken-DIs zu kantig, die Ecken zu spitz. DI-Boxen liegen ja oft auf Verstärkern oder wackeligen DJ-Tischen und wenn eine der Telefunken-DIs von dort auf den Bühnenboden oder eine Gitarrendecke trifft, sind tiefe Macken garantiert.

Mir persönlich etwas zu „eckig“ für den Livebetrieb, wo Murphy's Law meistens zuschlägt, jemand über das Kabel stolpert und die DI-Box vom Tisch zieht.
Mir persönlich etwas zu „eckig“ für den Livebetrieb, wo Murphy’s Law meistens zuschlägt, jemand über das Kabel stolpert und die DI-Box vom Tisch zieht.
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Fazit

Die beiden Telefunken Stereo-DI-Boxen TDP-2 und TDA-2 machen das, was man von einer DI-Box erwarten kann und sie machen es sehr gut! Alles andere hätte mich auch überrascht – die Aufgabe einer DI-Box ist eine technische und die Technik seit Jahrzehnten bekannt. DI-Boxen stehen jetzt nicht in dem Ruf, wichtige Klangformer zu sein (von Röhren-DIs einmal abgesehen), man könnte auch sagen: Eine DI-Box ist ein Stück Hardware mit kaum vorhandenem Glamourfaktor. Trotzdem hat es Telefunken Elektroakustik mit der TDP-2 und der TDA-2 geschafft, Produkte zu entwickeln, die sich mit eigenständigem Klangcharakter und schönem Design von der Konkurrenz unterscheiden. Einzig der Preis ist knackig, aber Transformatoren waren schon immer teure Bauteile und die Konkurrenz ist nicht wesentlich billiger.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • eigener Klangcharakter
Contra
  • nicht gerade preiswert
Artikelbild
Telefunken TDP-2 und TDA-2 Test
Für 479,00€ bei
30_Telefunken_DI_Back_Front2 Bild
Technische Spezifikationen
  • TDP-2
  • Passive DI-Box
  • Kanäle: Zwei, mit OEP/Carnhill-Transformatoren
  • Eingänge: 2 x Klinke, unsymmetrisch
  • Ausgänge: 2 x XLR symmetrisch, 2 x Klinke unsymmetrisch
  • Schalter: 2 x Pad und 2 x Ground Lift
  • Max. Eingangspegel: +18 dBV
  • Frequenzgang: 20 Hz bis 50 kHz (±1 dB)
  • Eingangsimpedanz: ≤ 20 kOhm
  • Ausgangsimpedanz: ≥ 200 Ohm
  • Stromversorgung: +48 V Phantomspeisung
  • Abmessungen: 10 x 5 x 10 cm (B x H x T)
  • Gewicht: 578 g
  • Preis: € 333,– (Straßenpreis am 20.10.2017)
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Technische Spezifikationen
  • TDA-2 Aktive DI-Box (Class-A FET)
  • Kanäle: Zwei, mit OEP/Carnhill-Transformatoren
  • Eingänge: 2 x Klinke, unsymmetrisch
  • Ausgänge: 2 x XLR symmetrisch, 2 x Klinke unsymmetrisch
  • Schalter: 2 x Pad und 2 x Ground Lift
  • Max. Eingangspegel: 3,5 dBV (mit Pad +18 dBV)
  • Frequenzgang: 20 Hz bis 50 kHz (±1 dB)
  • Eingangsimpedanz: ≤ 30 kOhm
  • Ausgangsimpedanz: ≥ 250 Ohm
  • Stromversorgung: +48 V Phantomspeisung
  • Abmessungen: 10 x 5 x 10 cm (B x H x T)
  • Gewicht 459 g
  • Preis: € 399,– (Straßenpreis am 20.10.2017)
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Zek sagt:

#1 - 12.07.2023 um 19:21 Uhr

0

Wie kommt der krasse Sound unterschied zustande bei den Fender Strat zwischen dem TDP-2 und dem RME? Die Höhen sind bei dem RME deutlich präsenter. BTW da ist noch ein Typo bei "Stratcocaster"

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