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Synthesizer DIY #2: Werkzeuge & Löten

Das Paket mit dem Bausatz ist da, es kann losgehen: Viele, viele bunte Teilchen müssen montiert, gelötet und festgeschraubt werden, damit der PAIA Synthesizer (hoffentlich) irgendwann ertönen kann …

Synthesizer DIY #2: Werkzeuge & Löten
Synthesizer DIY #2: Werkzeuge & Löten

Fotostrecke: 3 Bilder Es geht los … schnell den temporären Arbeitsplatz eingerichtet …

Das ganze Projekt macht einen sehr guten Eindruck! Schön verpackt und sortiert – und oh je … als ich die Tüten mit den ganzen elektronischen Bauteilen sehe, mit allein über 100 Widerständen deren Farbcodes mir NICHTS sagen, frage ich mich, ob ich nicht doch ein bisschen zu optimistisch war. Ich beschließe, mir vor Baubeginn von Synthifachmann Thorsten Thiele in der Werkstatt bei ASC auf jeden Fall noch mal Tipps zu holen. Er stand uns ja auch schon bei den Vintage Synth Features reparierend zur Seite.

Nach genauerem Studium der Anleitung sehe ich erleichtert, dass alles perfekt beschrieben ist: neben jedem Widerstand in der Stückliste ist der Farbcode mit aufgeführt, und der Bau ist in logische Abschnitte mit den jeweils benötigten Teilen inklusive Checkliste zum Abstreichen eingeteilt. Extrem gut gemacht! Sogar ein kleines Kärtchen zum Entschlüsseln der Farbcodes von Widerständen ist dankenswerter Weise mit dabei. Ich besorge mir eine Sortierbox für die vielen Teile, und verbringe den ersten Abend erstmal mit „Auseinanderklamüsern“, wie wir hier im Norden sagen. Als nächstes trage ich mein Kästchen zu Thorsten von ASC: ein paar Tipps will ich mir doch lieber noch abholen. Worauf muss ich achten? Welche Bauteile sind besonders empfindlich? Was für Werkzeug muss ich auf jeden Fall haben? Und ganz wichtig: Wird er mich retten, falls ich es verbocke?

Heieiei - und alle sehen gleich aus!
Heieiei – und alle sehen gleich aus!

Der Besuch bei Prof. Dr. Synth

Kurz mal die Lage geschildert, den Bausatz ausgebreitet und ein Statement eingesammelt: Das Kit macht auch auf Thorsten einen guten Eindruck, und er gibt mir nicht nur gute Wünsche, sondern  auch noch einen sehr guten Werkzeugtipp namens “Widerstandslehre” mit. Doch seht selbst:

Das Zeugs zum Werken: Auf der Paia Seite wird aufgeführt, was für Werkzeug man haben sollte: einen ordentlichen Lötkolben mit regelbarer Temperatur (nebst Lötzinn), eine Widerstandslehre zum besseren Biegen der Widerstandsbeinchen (so dass sie vom Abstand genau in die Löcher der Platine passen), eine Pinzette, sowie eine feine Zange zum Zuschneiden und Drähte und Abknipsen von nach der Montage eventuell zu langen Bauteilbeinchen. Eine kleine Saugpumpe zum Entfernen von Lötzinn sollte man auch haben – und natürlich eine Abisolierzange. Ich mache mich auf zu einem großen Elektronikfachmarkt, sowie zum Baumarkt und fülle mein Einkaufskörbchen: Wenn man noch kein Werkzeug hat, gibt man schnell weitere 80 – 100 EUR aus. Und da ist man noch lange nicht mit Edelequipment ausgestattet…

In meinem Fall eine neue Lötstation aus dem Angebot etwa 20 EUR, Lötzinn 5 EUR, Widerstandslehre 1,50 EUR, ein paar Pinzetten 5 EUR, Platinenwerkzeug-Set zum Reiningen und Anheben von Bauteilen etwa 6 EUR, eine Flachzange und eine Abknipszange etwa 30 EUR, Absaugpumpe 7 EUR, Abisolierzange 15 EUR. Eine antistatische weiche Arbeitsunterlage und eine kleine Schieblehre mit Inch-Skalierung hatte ich bereits (die ist übrigens sehr wichtig, da die Längenangaben alle in Inches sind, nix Zentimeter!). Zu den Zangen, insbesondere der Abknippszange sei gesagt: billig taugt nichts! Ich hatte erst eine Standardzange (die gelbe auf dem Foto) – damit kann man die feinen Beinchen nicht sauber abknipsen. Ich kaufte dann eine gute Zange (die feine rote auf dem Bild) – mit 15 EUR sicher kein Schnäppchen, aber ohne gutes Werkzeug geht so ein Projekt ganz schnell nach hinten los. Man sollte also nicht das Baumarkt-Gunst-Angebot nehmen, sondern bei den Zangen die Mittelklasse anpeilen. 

Diese Billigzange ist ungeeignet!
Diese Billigzange ist ungeeignet!
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Fotostrecke: 4 Bilder Los geht’s!

Endlich geht es los: Widerstand zwecklos! Löteckchen eingerichtet, Anleitung aufgeschlagen und losbestückt. Als erstes müssen die über 100 Widerstände auf die Platine und festgelötet werden. Dank der Widerstandslehre klappt das schon mal ganz gut. Die ersten Lötpunkte sind noch ungelenk, man muss erstmal die Routine bekommen. Wie oben beschrieben, stümpere ich anfangs noch mit einer minderwertigen Zange rum: man kriegt die überstehenden Beinchen kaum durch, geschweige den kurz genug. Mit der besseren Zange ist es dann ein wahres Vergnügen. Meine größte Angst ist es, die falschen Widerstände in die falschen Plätze zu stecken – aber das geht dank der Anleitung wirklich gut: Man soll nach jedem Bestücken die entsprechenden Teile in der Stückliste abstreichen – so behält man den Überblick.

Im zweiten Schritt kommen die anderen Bauteile auf die Platine: Kondensatoren, Transistoren und zum Schluss die ICs. Das letztere ist wirklich frickelig: so ein kleiner schwarzer Käfer hat dann gern mal 40 Beinchen auf engstem Raum, die festgelötet werden wollen. Ein Albtraum! Meine erste Krise erlebe ich allerdings beim Festlöten eines Trimmpotis: beim Drücken in die Platine löst sich ein Stück der Leiterbahn. Arrgh. Ich löte das besonders gründlich fest, und hoffe das Beste. Dumm ist, dass man wirklich bis zum bitteren Ende weitermachen muss, bevor man überhaupt prüfen kann, ob das überhaupt richtig war, was man da getan hat … Die Montage der Platine beschäftigt mich 3 Abende mit Open-End. 
Knopfalarm & Kabelsalat: Im nächsten Bauabschnitt kommt das Gehäuse dran – 18 Potis, diverse Schalter und Buchsen für MIDI, CV und Audio warten auf die Montage. Als erstes bekommen aber die Holzseitenteile einen Anstrich (endlich mal was einfaches! ;-)). Nach Befestigung der Potis steigt in mir erneut leichte Panik auf: von Gitarren bin ich ja das „Handwiring“ gewohnt. Aber in so einem Instrument werden die Pickups und Elektronik mit einer im Vergleich wahrhaft lächerlich anmutenden Anzahl von Kabeln und Bauteilen verbunden … im PAIA Front-Panel allein warten über 60 Anschlüsse auf Kabel, von denen eine ganze Menge auch rüber zur Platine geführt werden müssen. Ich checke jede Verbindung mehrfach nach bevor ich löte … hier wäre ich ohne Schieblehre mit Inch-Aufteilung auch komplett aufgeschmissen gewesen, da alle Kabellängen nur in Inches angegeben werden. Frontpanel und Kabel beschäftigen mich zwei weitere Abende, wieder mit sehr Open-End! 

Immer schön abstreichen, die Teile ...
Immer schön abstreichen, die Teile …
Fotostrecke: 4 Bilder Auf zum Gehäuse …

Energie! Den ganzen Tag bin ich schon voller Vorfreude: Heute werde ich die letzten Lötarbeiten vornehmen und das Netzteil anbringen. Scott von Paia hatte mir netter Weise das passende bei Conrad rausgesucht, und die Bestellnummer zukommen lassen. Zwar etwas ungewöhnlich, das Teil in der Lampenabteilung zu kaufen – aber es ist wohl das richtige … In der Anleitung steht: „Jetzt kommt der Moment, wo ihr das Netzteil anlötet und die ersten Tests macht. Schaltet an, und wartet ein paar Minuten. Falls keine Rauchwolke aufsteigt, ist das ein gutes Zeichen!“ Also: ab dafür! Ich stecke den Strom rein und …. nichts. Kein Rauch, die LEDs leuchten, kein Zischen. Erleichterung! 
Wie es klingt? Tja, hmm. Ich glaube, da stimmt was nicht. Als ich voller Stolz das Audiokabel einstecke, blubbert der Synth schon so vor sich hin, auch ohne Trigger vom MIDI-Keyboard. Die MIDI-LED leuchtet zwar vorschriftsmäßig, aber die CV-Anzeige flackert permanent. Damn! Alles wieder aus, jede Lötstelle nachgekuckt, meine Arbeit verglichen mit anderen Fotos dieses Synths aus dem Netz. Nix! Sieht alles richtig aus. Immerhin scheinen alle Knöpfe am Panel das zu tun, was sie sollen: Filter auf zu, Envelopes und so weiter. Aber er blubbert so vor sich hin. Es bleibt nur eins: „Thooooorrstten, Hiiiilfe!“

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gaswerk-music sagt:

#1 - 22.12.2011 um 23:41 Uhr

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Wieder ein Highlight in dieser Woche. Danke dafür. Bin nun noch mehr gespannt als zuvor, wie es weiter geht.

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chain sagt:

#2 - 13.01.2012 um 21:41 Uhr

0

abknipsezange bei conrad 9€ und schon schick für geld, auch gibts da für 10€ einen PCB halter und auch supi lötzinn!

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Die Freiheitsliebe sagt:

#3 - 14.01.2018 um 11:43 Uhr

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Vielen Dank für den tollen Bericht.Ich hab auch mächtig lust auf bastelarbeit mit nem synthie. die aluplatte und die anderen mankos sind allerdings ein kleiner dorn im auge - wie siehts aus wenn man ein bisschen geld oben draufpackt..und ein besser verarbeitetes produkt bekommt?

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