tc electronic BH550 Test

tc_electronic_BH550_008FIN

TC Electronic vesucht mit dem BH550 auch die kleinste Lücke auf dem Markt der Basstopteile zu füllen. In unserem Test geht es also um ein Gerät, das die Eigenschaften ‘niedriger Preis’, ‘hochwertige Verarbeitung’, ‘guter Sound’ und ‘Funktionalität’ miteinander verbinden will. Einige dieser Begriffe stehen in einem natürlichen Konflikt miteinander. Allerdings könnte das BH550 ein Beispiel dafür sein, dass hier zusammen kommt, was eigentlich nicht zusammen passt. 
Nicht jeder Bassist steht auf ausgeklügelte Features, wie programmierbare EQ-Centerfrequenzen oder Speicherplätze für Soundpresets, die bei den großen RH-Bassamps von tc electronic bekanntlich standardmäßig mit an Bord sind. Einige User bevorzugen nach wie vor einfacher aufgebaute Geräte mit einer herkömmlichen Klangregelung, die leicht zu bedienen sind – und nicht zuletzt das Budget weniger stark belasten! Für exakt diese Zielgruppe haben die Bass-Spezialisten aus Dänemark ihre BH-Serie im Programm, die im Spätsommer 2014 um zwei leistungsstärkere Familienmitglieder erweitert wurde: die Topteile BH550 und BH800. In diesem bonedo-Test fühlen wir dem 550 Watt starken BH550 auf den Zahn und sind gespannt, wie der Amp sich gegen die riesige Konkurrenz in dieser Leistungsklasse behaupten kann.

Details

Der neue BH550 ist nicht bloß ein stärkeres Modell des bereits bekannten BH250, dem kleinsten Spross der BH-Familie. Die Techniker von tc electronic haben hier darüber hinaus an der Ausstattungsschraube gedreht und die bewährten Features des BH250 abermals erweitert. Diese Erweiterungen betreffen in erster Linie die EQ-Sektion und das Toneprint-Feature, also die Effekt-Abteilung des Verstärkers. Der Equalizer des BH550 verfügt über vier Bänder; zu den drei Reglern “Bass”, “Mid” und “Treble”, die wir schon vom BH250 kennen, gesellt sich nun noch ein Regler für die Hochmitten. Natürlich setzen die Dänen auch bei den neuen Amps auf ihren “intelligenten EQ”, der beim Absenken andere Frequenzbereiche bearbeitet als bei einer Anhebung des betreffenden Bandes. Die genauen Centerfrequenzen der vier Regler könnt ihr dem Datenbereich am Ende dieses Tests entnehmen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Gehäuse ist wirklich sehr kompakt und tadellos verarbeitet

Die Toneprint-Sektion des BH550 kommt mit zwei weißen Toneprint-Reglern und einem kleinen 3-Positionen-Switch, der einen der zwei Toneprints anwählt – oder eben keinen der beiden. Auch der “kleine” BH250 konnte ja bereits zwei Toneprints aufnehmen, er besaß allerdings nur einen Regler auf der Front, sodass man sich den tc-Fußschalter zulegen musste, um in den Genuss des zweiten Effektes zu kommen. Beim BH550 ist dies nun also nicht mehr zwangsweise nötig, da jeder der beiden Effekte nun über einen eigenen Regler verfügt. Dennoch besteht auch bei den neuen BH-Verstärkern die Beschränkung, dass immer nur ein Effekt aktiv sein kann, was sicherlich nicht nur ich sehr schade finde! Für alle, die mit dem Begriff “Toneprint” noch nichts anfangen können, hier noch eine kurze Erklärung: Toneprint ist eine eigene Effekt-Technolgie von tc electronic, welche es ermöglicht, einen Effekt mit einer spezifischen Einstellung auf einen Speicherplatz eines toneprintfähigen Gerätes von tc electronic zu übertragen. Die Übertragung geschieht per Kabel mit einem Computer – oder deutlich einfacher mit einem Smartphone und der kostenlosen Toneprint-App. Das Smartphone sendet die Daten über die Tonabnehmer des Instrumentes zum tc-Gerät, und fertig ist der neue Effektsound. tc electronic stellt mittlerweile eine riesige Online-Bibliothek mit Toneprints zur Verfügung, die zudem ständig mit neuen Kreationen von namhaften Musikern erweitert wird.
Die Toneprint-Slots der BH-Verstärker können mit Effekt-Einstellungen aus den Bereichen Drive, Chorus, Flanger, Octaver, SpectraComp, Vibrato und Combined bestückt werden. Apropos: In dem noch relativ neuen Bereich “Combined” finden wir Toneprints, die aus zwei kombinierten Effekten erstellt wurden. Vorerst sind hier allerdings nur Kombinationen aus Kompressoren und Verzerrern zu finden. Ich würde mir wünschen, dass hier in Zukunft weitere interessante Kombis auftauchen, womit sicherlich auch zu rechnen ist.
Die richtige Stimmung des Instruments übernimmt bei den Amps aus dem hohen Norden der integrierte Tuner. Im BH550 kann das Stimmgerät sogar sechssaitige Bässe stimmen, die ersten fünf LEDs stehen für die Töne B, E, A, D und G, und für die C-Saite leuchten die beiden letzten LEDs auf. Mit zwei weiteren LEDs wird die korrekte Stimmung angezeigt.
Schließlich gibt es auf der Front des BH550 noch einen Mute-Schalter zum Stummschalten des Ausgangs, die obligatorische Eingangsklinke, einen Gain-Regler samt Peak-LED, sowie (logischerweise) einen Master-Regler für die Gesamtlautstärke.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite ist ebenfalls reichhaltig ausgestattet

Die Anschlusspalette auf der Rückseite bietet eine zeitgemäße Speakonbuchse für die Lautsprecherbox. Der Klinkenanschluss daneben ist für ein “Switch 3”-Pedal vorgesehen, mit dem die Mute-Funktion und die Toneprint-Umschaltung fernbedient werden. Ganz rechts liegt der symmetrische XLR-Ausgang samt Pre/Post-Funktion zur Weiterleitung des Signals an ein Pult oder Recording-Equipment. Auch an den Einsatz zu Haus als Übe-Amp hat tc gedacht, denn der BH550 wurde mit zwei Miniklinken für eine externe Audioquelle und den Kopfhörer ausgestattet. Daneben finden wir schließlich noch eine USB-Buchse für die Verbindung mit dem Computer und einen Util-Schalter, der nur zum updaten der Firmware gebraucht wird.

Praxis

Es gibt in der 500-Watt-Klasse derzeit durchaus noch kleinere und leichtere Amps, aber mit seinen kompakten Maßen von 241 x 55 x 279 mm und weniger als 3 kg Gewicht hat der BH550 immer noch in geräumigeren Fronttaschen von Gigbags Platz bzw. verursacht nur sehr geringen Transportaufwand. Die Bedienung des Verstärkers erschließt sich dem einigermaßen geübten Basser auf den ersten Blick. Wer mit den Toneprints noch nicht so vertraut ist, findet auf der Webseite von tc electronic jede Menge Informationen, wie man die Effekte auf den Verstärker “beamt”. Allein in Sachen Bedienkomfort muss ich einen kleinen Rüffel erteilen: Den Schalter für die Toneprint-Auswahl kann man nämlich lediglich mit spitzen Fingerchen bedienen, weil er erstens zu klein ist und zweitens etwas ungeschickt zwischen die Toneprint-Regler gequetscht wurde. Wer sich den Fußschalter von tc zulegt, hat dieses Problem natürlich nicht – wobei es mir fernliegt, hier Intention zu unterstellen!

Der BH550 ist ein vielseitiger Amp mit durchdachten Features
Der BH550 ist ein vielseitiger Amp mit durchdachten Features

Der Powerschalter des Testkandidaten aus dem hohen Norden ist indes groß genug und auch leicht auf der Rückseite zugänglich. Nach einigen Minuten Betrieb springt der Ventilator für die Kühlung an, stellt den Betrieb aber sofort wieder ein, sobald die Temperatur wieder im normalen Bereich liegt. Das Betriebsgeräusch des Lüfters ist zudem auch nicht allzu laut; Entwarnung also für alle, die den BH550 auch im Wohnzimmer zum leisen Üben benutzen wollen und keine Lust auf Turbinenlärm haben! Aus klanglicher Sicht leistet sich der BH550 keinerlei Patzer, bietet aber auch keine Überraschungen für Bassisten, die mit den Verstärkern von tc electronic vielleicht schon vertraut sind. Ich persönlich höre aus dem Grundklang des BH550 einen starken Tiefmittenanteil und ausreichend Höhen für transparente Sounds heraus. Der obere Bereich ist jedoch nicht ganz so offen und luftig, wie wir es von einigen Verstärkern kennen, die gerne mit dem Attribut “neutral” bedacht werden. Doch dies ist keineswegs ein Nachteil, denn dieser leicht gedeckte, runde und füllige tc-Sound funktioniert ganz hervorragend mit Fender-artigen Instrumenten, wie dem Jazz oder Precision Bass. Und: Der Basssound ist selbst dann bereits durchsetzungsstark, kräftig und transparent, wenn man die EQ-Sektion noch nicht einmal bemüht hat. Auf diesen angenehmen Grundsound ist man allerdings keineswegs festgelegt, denn der Equalizer ermöglicht eine breite Klangpalette, die von einfachen Anpassungen an die Raumverhältnisse bzw. das verwendete Instrument bis hin zu extremen Soundvarianten für unzählige Stilrichtungen reicht.

Audio Samples
0:00
unbearbeiteter Grundsound

Das Konzept des “intelligenten EQ” mit den unterschiedlichen Centerfrequenz-Richtungen je nach Drehrichtung gefällt mir sehr gut, weil es sofort und intuitiv funktioniert, ohne dass man irgendetwas darüber wissen muss. Der Bassregler boostet beispielsweise keine allzu tiefen Wummerfrequenzen, allerdings kann man selbige wirkungsvoll absenken, falls der Bass einmal im Venue dröhnen sollte. Der EQ ist hinsichtlich seiner Wirkung deutlich flexibler, als man es auf den ersten Blick vermuten würde, und mit den vier Reglern kommt man sehr schnell zum persönlichen Wunschsound.

Audio Samples
0:00
SlapNComp Bass Boost, Hi Mid Cut

Dass die Qualität der Effekte in Form der angebotenen Toneprints ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt, ist nicht wirklich überraschend, schließlich ist tc electronic auf diesem Gebiet einer der großen Namen und für einige der beliebtesten Effekt-Klassiker verantwortlich. Überzeugend ist aber nicht nur die Qualität der Effekte, sondern das ganze Toneprint-Prinzip mit seiner ständig wachsenden Bibliothek – das ist wirklich ein clevere Idee von tc electronic! Für jede Kategorie gibt es zahlreiche Toneprints; hier wird beispielsweise jeder seinen Lieblingschorus oder die passende Zerre für den Song finden. Dafür muss man allerdings mit der eingeschränkten Steuerungsmöglichkeit am Verstärker leben, denn pro Effekt gibt es eben nur einen Regler, der verschiedene Parameter beeinflusst und keine gezielte Anpassung des Effekts erlaubt.

Audio Samples
0:00
Toneprint Smooth Ovtaver Toneprint Tube Drive Bass, Mid Boost

Leistungsmäßig erfüllt der BH550 exakt die Erwartung, die man an einen Verstärker dieser Klasse stellt. Die Reserven reichen spielend für Gigs mit lauten Bands – wer sogar noch mehr Kraft benötigt, der greife einfach zum ebenfalls brandneuen BH800, dem großen Bruder des BH550.

Fazit

Der Markt ist gerade in der mittleren Leistungsklasse um die 500 Watt üppig mit guten und kompakten Bassverstärkern bestückt. Trotzdem wird der BH550 in diesem Getümmel zweifelsohne seinen Platz finden und sich viel guten Zuspruchs seitens der User erfreuen. Das innovative Team von tc electronic hat hier einmal mehr ein gut austariertes Gesamtpaket geschnürt und bietet den leistungsstarken, hervorragend klingenden und mit vielen toll durchdachten Features ausgestatteten BH550 zu einem sehr attraktiven Preis an. Und: Welcher preiswerte Bass-Amp verfügt schon über ein gut funktionierendes, integriertes Stimmgerät und eine derart umfangreiche Effektabteilung in hervorragender Qualität? Darüber hinaus ist das Topteil tadellos verarbeitet, lediglich der etwas fummelige Toneprint-Schalter ist mir in der Testphase negativ aufgefallen. Dennoch ist der BH550 unbedingt eine gute Empfehlung für alle Bassisten, die ein Rundum-sorglos-Paket zu einem vernünftigen Preis suchen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Soundqualität
  • flexibler EQ
  • hochwertige Effekte
  • ausreichend Leistung für große Bühnen
  • tadellose Verarbeitung
  • attraktiver Preis
Contra
  • Toneprint-Switch schlecht zu bedienen
Artikelbild
tc electronic BH550 Test
Für 444,00€ bei
tc_electronic_BH550_017FIN
technische Spezifikationen
  • – Hersteller: TC Electronic
  • – Modell: BH550 Transistor-Bassverstärker
  • – Leistung: 550 Watt
  • EQ:
  • – Bass 50 Hz @ Gain -24 to 0 dB; 80 Hz @ Gain 0 to +24 dB
  • – Low Mid 200 Hz @ Gain -24 to 0 dB; 160 Hz @ Gain 0 to +24 dB
  • – Hi Mid 630 Hz @ Gain -24 to 0 dB; 800 Hz @ Gain 0 to +24 dB
  • – Treble 1800 Hz @ Gain -24 to 0 dB; 4000 Hz @ Gain 0 to +24 dB
  • – Toneprint: 2 slots, 2 Regler, 0 bis 10 Parameter pro Toneprint
  • – Stimmgerät: immer an, verwendbar für Vier- bis Sechssaiter
  • – Anschlüsse: Input, Speakon für Lautsprecher, symm. XLR, Pedal-Klinke, Miniklinke Aux-in, Miniklinke für Kopfhörer, USB
  • – Sonstiges: temperaturgesteuerter Lüfter
  • – Zubehör: Stromkabel, USB-Kabel
  • – Maße: 241 x 55 x 279 mm
  • – Gewicht: 2,8 kg
  • – Preis: € 593,81 (UVP)
Hot or Not
?
tc_electronic_BH550_008FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Ernst

Ernst sagt:

#1 - 13.11.2014 um 18:23 Uhr

0

Soweit ich sehe hat das Teil keine Presets. Warum? Das hat TC nicht zu Ende gedacht. Und die anderen Tops mit Presets haben wiederum keine TonePrints. Ärgerlich!

Profilbild von Martin Hofmann

Martin Hofmann sagt:

#2 - 25.11.2014 um 21:01 Uhr

0

Ich gebe Ernst recht! Ich habe selbst einen RH450 von TC. Das ist ein toller Amp mit drei Programmspeichern. Leider hat er noch keine Toneprints ;-(Ich hätte eigentlich einen Amp erwartet, der mehr Toneprints gleichzeitig nutzbar macht und dabei programmierbar ist - gerne auch für mehr Geld!Dennoch macht der kleine Neuling einen guten Eindruck!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo