T-Bone DC1500 Drum Mikrofon-Set Test

Dass es überhaupt möglich ist, ein komplettes Mikrofonsortiment zum unverbindlichen Verkaufspreis von 278 Euro auf den Markt zu werfen, reibt mir den letzten Rest Schlafsand aus den Augen. Dass man dieses Set für die Schlagzeugabnahme mit nicht weniger als sieben Mikrofonen dann bei Thomann für sage und schreibe 158 Euro käuflich erwerben kann, lässt mich an den üblichen Gepflogenheiten des Marktes zweifeln. Verdient hier irgendwer noch einen Cent? Aber das muss den stöckeschwingenden Anwender nicht unbedingt interessieren. Selten genug ist die Gelegenheit, derart budgetschonend sein Equipment um ein komplettes Drum-Mikrofonsortiment zu erweitern. Bleibt die Frage, ob bei diesem Preis das T-Bone DC1500 Drumset Mikrofon-Sortiment tatsächlich das macht, was man von einem solchen in der Regel erwartet. Und tatsächlich: Mit ihm lässt sich tatsächlich Geräusch auf Band bannen. Und wie der Anblick eines strullernden Säuglings die Hebamme von der Durchlässigkeit der entsprechenden Organe überzeugt, so beruhigt mich in diesem Moment die Tatsache, dass die Trommeln tatsächlich in der Regie des Test-Studios zu hören sind.

So weit, so gut. Aber bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt, und man soll den Tag auch nicht unbedingt schon vor dem Abend loben. Ob diese alten Weisheiten auch in unserem Fall zum Tragen kommen, wird sich zeigen, denn angesichts des Preisgefüges muss auf jeden Fall die Qualitätsfrage gestellt werden. Wie liebevoll und gut wurde verarbeitet, und wie klingt das Set? Denn am Ende des Tages nützt einem ein günstiges Set nicht viel, wenn es den Ansprüchen nicht genügt und den Anforderungen des rauen Bühnen- oder Studioalltags nicht standhalten kann. Für ein Plus mit Sternchen beim Preis-Leistungs-Verhältnis braucht es nicht mehr viel, aber die Frage ist, ob das DC1500 auch die übrigen Erwartungen erfüllen kann?

Details:

158 Euro durch sieben Mikrofone, das macht in etwa 23 Euro pro Gerät. Diese kleinen Zahlenspielereien verlassen meinen Schädel auch nicht bei der näheren Betrachtung des Kofferinhaltes.

Wie für die Trommel-Mic-Pakete üblich ist auch dieses Set in einem Transportkoffer aus Plastik unterwegs. Der Inhalt steckt ordentlich in kleinen Aussparungen im Schaumstoff. Auch wenn das alles nicht eben edel anmutet, billig wirken die Schallschlucker auch nicht. Ein erster Griff geht zu den Overheads, den EM500 Back-Elektret-Kondensatoren.

Diese sind wirklich sehr klein. Sehr klein und sehr leicht. Um die Kapsel spinnt sich außerdem ein kleiner Schutzkorb aus Metall, das wirkt robust. Winzige Schalter an den Mikrofonen sind für den Low-Cut und 10db-Dämpfungspad zuständig, eine Menge Bedienbarkeit für wenig Preis, passende Klemmen gibt’s sogar auch noch dazu und stylish gehalten – schwarzes Plastik meets klare Form – sind die Mikrofone auch noch. Die oberflächlichen Vorbehalte verflüchtigen sich entspannt, denn zumindest äußerlich sieht man den Mikrofonen ihren günstigen Preis nicht an. Also muss der Praxistest entscheiden. Vorher aber noch zum weiteren Kofferinhalt, und wie in etlichen Kombis der Konkurrenz sollen auch bei unseren Testkandidaten kleine Klemm-Alleskönner für den guten Ton an Toms und Snare sorgen.

Das funktioniert bei erwähnter Konkurrenz zum Teil ganz ausgezeichnet, warum also nicht hier auch? Bei genauerer Betrachtung handelt es sich übrigens bei den Klemmen nicht unbedingt um Klemmen, sondern um Schraubzwingen in Mini-Format. Das ist doch schön, ausgerechnet T-Bone spart sich den Quatsch mit den Klemmen! Die haben nämlich bei diversen anderen Tests mitunter zu Wut-Schweißausbrüchen des zart besaiteten Autors geführt. Und ja, auch anbringen lassen sich die T-Bone CD65 ganz formidabel.

Allerdings können viele kleine Teilchen in günstigen Produkten auch schnell zu Kummer führen. Keiner soll sich wundern, wenn Flügelmuttern von Feststellgelenken wie im Werner-Comic plötzlich neben einem herfliegen und nichts mehr mit dem richtigen Winkel des Mikrofons zu tun haben wollen. Aber das alles ist natürlich – seien wir fair – bloß eine einzige der vielen möglichen Zukunftsvisionen, denn tatsächlich ist noch alles heil und funktioniert vorzüglich. Die Klemme selbst ist sogar aus Metall! Jetzt aber zurück zum gehaltenen CD65, das in Matt-Grau-Gold – man verbessere mich, wenn ich mich irre, ich bin farbenblind – zumindest in seiner Farbgebung Geschmackssache ist.

Der Body des CD65 besteht aus Plastik, kein besonders hartes, dafür aber ist es relativ leicht. Für etwas Gewicht sorgt der schwarze Kapsel-Korb aus Metall, der sich gut abschrauben lässt und freie Sicht auf die sauber verarbeitete Kapsel gewährt. Also, vier Stück gibt’s davon, vier passende Klemmen sind fest verschraubt und lassen sich gut und variabel einstellen. Und ein dicker Brummer wartet noch auf einen günstigen Kommentar, das BD300 zur Bassdrum-Abnahme. Und günstig sei er, der Kommentar, denn offensichtlich Hochwertiges wurde gebaut. Hart ist das Gehäuse, robust ist der Metallkorb, schwer liegt das Mikrofon in der Hand.

Schraubt man den metallic-grauen Metallkorb ab, formt sich ein freundliches Lächeln, freundlich, aber nicht überheblich, denn die Kapsel selbst passt sicher viermal in den Innenraum ihres Kokons. Styling-technisch haben die einzelnen Mikrofone nicht viel miteinander am Hut, sehen total unterschiedlich aus, total! Ein Fall vielleicht für die Ästheten unter uns, aber der interessierte Drummer wird sich an solchen Kleinigkeiten weniger aufhalten und wartet gespannt auf das, was die Praxis an den Tag bringt.

Praxis:

Welches Ergebnis erhält man, wenn vier gleiche Mikrofone an völlig unterschiedlichen Trommeln Sound schlucken sollen? Völlig unterschiedliche! Während sich das CD65 an der Snare schwer tut, mausert es sich an den Toms zum echten Star. Das hat folgende Gründe: Ein Mittenloch   verpasst gerade eben die etwas druckvolleren Frequenzen der Snare und ein paar überbetonte hohe Frequenzen schaffen es nicht, den eher etwas stumpfen Klangcharakter der CD65-Mics zu kompensieren. Die Snare, das Herzstück des Sets, klingt etwas wummerig. Eines wird schon hier deutlich: Der Frequenzgang des DC1500-Set ist voreingestellt, Gegenregeln am Pult ist die Devise. Dazu sind  Equalizer mit detaillierten Eingriffsmöglichkeiten für den guten Ton der Mikros wichtig. Aber zurück zu den CD65er. Der räumliche Klangcharakter dieser Universal-Mikrofone verbindet sich symbiotisch mit dem offenen Sound gut gestimmter Toms. Das klingt wirklich erstaunlich gut, auch wenn es eigentlich nicht sein kann, aber der Sound lässt sich mit dem professioneller Mikrofone durchaus vergleichen und mir schießt unwillkürlich der Satz eines von mir bewunderten Toningenieurs in den Kopf, der einst sagte: „Es gibt keine schlechten Mikrofone, aber es gibt gute Mikrofone am falschen Platz“. Und tatsächlich sind die CD65er weniger Alleskönner als vielmehr absolute Spezialisten für den Tom-Einsatz, für den sie sich durch klaren Klang und voluminösen Sound empfehlen.

Voluminös und im ersten Moment nicht besonders klar klingt hingegen die Bassdrum. Das BD300 muss schon mit der Keule auf der Schulter auf den Attack hingewiesen werden, also entweder man packt den Totenkopfschädel-Beater aus der Skurrilitätensammlung des Metal-Drummings aus, dreht den EQ in den oberen Mitten auf Anschlag oder man steckt das BD300 seeeehr weit hinein in die Bassdrum. Sehr weit hinein ist die Option, die ich wähle, und es entlädt sich ein Sound, der zwar etwas wummerig daherkommt und bei dem die Kick eher im hochfrequenten Bereich liegt. Aber der generelle Eindruck ist der, dass die Bassdrum sehr energiegeladen klingt, man könnte auch sagen, sie klingt brachial, vielleicht sogar brutal und etwas trashig.

Eher grob aufgelöst ist auch das Frequenzspektrum der Overheads. Einige Frequenzen sind überzeichnet, das Klangerlebnis ist rustikal, die Höhen klirren etwas. Außerdem präsentieren sich die EM500 Mini-Mics des Test-Setups unterschiedlich laut. Womöglich ein Einzelfall, aber einen Abzug in der B-Note gibt’s dafür natürlich trotzdem. Auch die Schalter an den Mikrofonen bewirken keine Änderung, es tut sich nichts. Zu verdanken ist den beiden ungleichen Zwillingen über den Becken allerdings der gute räumliche Klang des Drumsets, an dem sie einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben.

Positiv ist auch, dass das gesamte Klangerlebnis vieles von dem bietet, was man als Drummer von sich in der Regie oder im Zuschauerraum hören will, nämlich fette Drums, die schon ohne Preamps und Kompressoren komprimiert klingen und Bass satt in die Peripherie ballern. Dass diese Mikrofone nicht auf die Feinheiten und Nuancen des filigranen Drummings eingehen, sondern ihren Dienst recht stoisch in der ihnen zugedachten Klangdimension leisten, ist natürlich dem Preis geschuldet. Aber hier muss man die Kirche im Dorf lassen, denn gemessen am Preis schlägt sich das Set mehr als respektabel und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Audio Samples
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Einzelsignale Groove 1 Snare Raum Groove 1 Snare Bottom Groove 1 Groove 2 Groove 2 mit Snare Bottom Groove 3 Snare Bottom

Ein paar Erkenntnisse zu Verarbeitung und Qualität habe ich auch gewonnen: Der verarbeitete Kunststoff wirkt optisch nicht unbedingt hochwertig und fühlt sich auch nicht so an, aber meine Sticktreffer haben die Mics lässig verkraftet, genauso wie einen Sturz aus mittlerer Höhe – bei einem Ladenpreis von 158 Euro sind dies Erfahrungen, die auf jeden Fall eine Erwähnung verdienen.

Fazit

Das DC1500 Set von T-Bone ist eines, mit dem sich tatsächlich Trommeln auf- beziehungsweise abnehmen lassen. Dass dies nicht auf Profi-Niveau geschieht, versteht sich von selbst, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt glatte 5 Sterne. Viel Leistung für wenig Preis ist das, was dieses Set am besten kann. Und auch wenn das Abschneiden der Overheads zu Abzügen führt und das Klangerlebnis eher etwas ruppig daherkommt: Ein günstigeres Mikrofonset gibt es nicht!

Aber nicht nur günstig kann das DC1500, die Trommeln klingen fett, bassig, energetisch und speziell die Toms sogar richtig gut. Sinnvoll aufeinander abgestimmt ist die Zusammenstellung auch. Also, wer einfach mal einen kompletten Koffer für zu Hause kaufen möchte, um zwischendurch die Trommeln aufzunehmen, dem kann ich das DC1500 wärmstens empfehlen. Es gibt keine schlechten Mikrofone, nur gute am falschen Ort … oder?

tBoneDC1500_34FIN_01
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Guter Tom-Sound
  • Bass und Power
Contra
  • Verarbeitung
  • Overheads problematisch
Artikelbild
T-Bone DC1500 Drum Mikrofon-Set Test
Für 159,00€ bei
Features T-Bone DC1500
  • BD300 (Bassdrum):
  • Typ: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Frequenzgang: 30 Hz – 15 KHz
  • Empfindlichkeit: – 85 +/-3 dB
  • Impedanz: 150 Ohm
  • CD65 (Toms, Snare):
  • Typ: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Frequenzgang: 40 Hz – 15 KHz
  • Empfindlichkeit: -75dB
  • Impedanz: 300 Ohm
  • EM500 (Overheads):
  • Typ: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 30Hz – 18 KHz
  • Empfindlichkeit: -63 dB +/- 4 dB
  • Preis: EUR 278,- (UVP)
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