Wenn ein Hersteller von Musikelektronik mit seinen Produkten seit 36 Jahren erfolgreich ist, dann zählt er in unserem Metier ohne Zweifel zu den Traditionsfirmen. Und dem britischen Hersteller Soundcraft hat diese lange Zeit im Mischpultbau ein beachtliches Renommee verschafft. Die in der Nähe von London beheimatete Firma steht seit ihrer Gründung für professionelle, hochwertige und zuverlässige Technik, die auf den Bühnen dieser Welt und in vielen Studios zum Einsatz kommt.
Ein jüngerer Spross der Soundcraft-Familie heißt EPM12 und präsentiert sich in schickem Dunkelblau. Der erste Blick auf den Kandidaten verheißt funktionales Arbeiten – keine Spur von Schnickschnack oder überflüssiger Ausstattung. Im Gegenteil: Übersichtlichkeit und Platz auf der Bedienoberfläche in guter Soundcraft-Tradition machen Lust aufs Arbeiten. Ein Mischer also, der sich für die semiprofessionelle Beschallung von kleinen Clubs oder den Einsatz im Proberaum anbietet und als Keyboard-Mixer ebenfalls eine gute Figur machen würde. So scheint sich auch das neue Baby mit dem bekannten Nachnamen als würdiges Mitglied der britischen Mischpult-Familie zu entpuppen. Wir haben nachgeschaut, ob die inneren Werte das halten, was die äußeren versprechen.
Anzeige
Details
Beim EPM12 warten zwölf elektronisch symmetrierte Mikro-Eingänge mit vergoldeten XLR-Buchsen und zwei Stereo-Kanäle auf ihren Einsatz und könnten so schon eine kleine Band komplett bedienen. Eine gemeinsame Phantomversorgung, deren Schaltzustand von einer roten LED angezeigt wird, ermöglicht den Anschluss von Kondensatormikrofonen oder aktiven DI-Boxen. Mit +17dBu sind die Eingänge extrem übersteuerungsfest und sorgen für sicheres und sauberes Arbeiten, wobei der Gain-Regler am Eingang mit einer Verstärkung von bis zu 55 dB ebenfalls kräftig zupackt. Alle zwölf Mikro-Wege sind auch als Line-Wege mit einem maximalen Eingangspegel von +30dBu über einen stabilen Klinken-Eingang nutzbar. Jeder Mono-Kanal ist mit einer (in dieser Preisklasse fast üblichen) 3-Wege-Klangreglung ausgestattet und bietet ein parametrisches Mitten-Band von140Hz bis 3kHz, einen Bass-Shelf bei 80Hz und einen Höhen-Shelf bei 12kHz (jeweils +/-15dB). Der EQ bei den Line-Kanälen liegt mit zwei festen Frequenzen bei 60Hz und 12kHz. Mehr dazu im Praxis-Teil dieses Tests.
Die drei Gain-Potis in der Klangreglung haben eine rastende Mittelstellung und lassen so beispielsweise einen schnellen „Reset“ der Reglerstellungen zu. Da sie sich farblich von den anderen Regler-Elementen absetzen ist eine sicher Orientierung gewährleistet. Alle Bedienelemente sind sehr leichtgängig, behalten aber mechanisch zuverlässig immer ihren eingestellten Wert. Jeder Kanal besitzt einen Insert-Punkt hinter der Klangregelung, der sowohl in den Mono- als auch in den Stereo-Kanälen bereitsteht. Externe, dynamische Effekte, wie zum Beispiel Noisegates, Kompressoren oder Limiter hätten hier ihr Arbeitsfeld. Leider fehlen im gesamten Pult Lowcut-Filter, mit denen Trittschall, Brummen oder sonstige tieffrequente Störgeräusche eliminiert werden können. Mit dem Bass-Regler aus dem Equalizer ist eine Korrektur in diesem Bereich nicht sauber möglich, da er nicht steilflankig genug arbeitet . Über leichtgängige 60mm Fader gelangt man auf die Summe des Pultes, ein Panorama-Regler mit rastender Mittelstellung über dem Fader hilft beim Platzieren des Audio-Signals im Stereobild.
In jedem Kanal stehen zwei Aux-Wege zur Verfügung, die je nach Anwendung wahlweise pre- oder post- Fader im Summenmodul schaltbar sind. Das funktioniert aber leider nur für alle Ausspielwege gleichzeitig und nicht individuell. Bei einem Monitoring würde man diese Wege pre-Fader schalten, bei der Ansteuerung eines Hallgerätes zum Beispiel post-Fader.
Der pro Kanal angebotene Mute-Schalter ist gedrückt aktiv. Auf eine optische Anzeige per LED wurde hier leider verzichtet. Neben dem Mute-Schalter liegt der PFL-Schalter zum Einpegeln des Signals. Ist er gedrückt, leuchtet eine PFL-Aktiv-Anzeige in der Summe auf, und über eine 10-stellige LED-Anzeige im Summendisplay lässt sich der Pegel sehr genau einstellen. Das Metering ist in fünf grüne, drei gelbe und zwei rote (Übersteuerung) LEDs unterteilt. Über jedem Kanalfader gibt es übrigens auch eine rote Peak-Anzeige, die vor Übersteuerungen im Kanal selbst warnt.
Zur Kennzeichnung und Kanalbeschriftung ist unter den Fadern auf dem Mixer ausreichend Platz. Auf Sub-Gruppen wurde bei diesem Modell ganz verzichtet. Vor dem Summenmodul gibt es zwei Stereo-Eingänge, die jeweils über einen 60-mm-Fader und eine einfache 2-Band-Klangreglung verfügen, die bei 80Hz und 12kHz arbeitet. Diese Eingänge lassen sich aber auch mit einem Mono-Signal speisen. Insertpunkte für die beiden Line-Wege sucht man hier allerdings vergebens. Die richtige Wahl der Eingänge wird durch die Beschriftung auf der Oberfläche erleichtert.
In der Master-Sektion arbeiten für links und rechts zwei getrennte Fader, die, wie immer bei Soundcraft, mit gelben Faderkappen bestückt sind und damit eine Fehlbedienungen bei schlechtem Arbeitslicht verhindern sollen. Wie die Mikrofoneingänge sind auch die XLR-Ausgänge mit vergoldeten Kontakten versehen und sorgen für eine sichere Übertragung des Mischsignals, das elektronisch symmetriert ist und so auch längere Kabelwege störungsfrei übersteht.
Zwei Mono-Insertpunkte für die Summe sind ebenfalls als 6,3mm-Klinke unterhalb der XLR-Buchsen vorhanden. Hier würden sich beispielsweise externe Equalizer zur klanglichen Anpassung der PA wohlfühlen. Ein Kopfhörer- und ein elektrisch symmetrierter Monitor-Ausgang sowie ein Recording Ein- und Ausgang mit Cinch-Anschlüssen liegen ebenfalls auf der Geräteoberseite über dem Summenmodul. Der Mischer besitzt ein internes Schaltnetzteil, das mit Spannungen von 90 bis 240 Volt arbeiten kann, wobei der Netzanschluss etwas ungewöhnlich versteckt unter dem Boden des Mischpultes liegt. Leider wurde auf den Einbau eines Netzschalters verzichtet: Aus- oder Einschalten des EPM12 funktioniert also nur über das Ein- oder Ausstecken des Netzkabels. Nicht unbedingt zeitgemäß, wie ich finde!
Anzeige
Praxis
Da beim Soundcraft EPM12 alle Ein- und Ausgänge auf der Geräteoberseite übersichtlich platziert sind, ist zum Beispiel die Verkabelung eines Multicores im Nu erledigt. Auch ein Umstecken ist extrem einfach, denn über jedem Kanal befindet sich groß und gut sichtbar die Kanalnummer. 2,5cm breite Kanalzüge und eine farblich abgesetzte Klangreglung helfen bei der Orientierung – offensichtlich hat man den Arbeitsplatz bei Soundcraft für einen schnellen Einsatz optimiert.
Erste Hörversuche lassen das Ohr verzücken, und auch die Klangregelung des Baby-Soundcraft weiß zu überzeugen: Keine zisselnden Höhen oder muffigen Bässe schallen einem hier entgegen. Das parametrische Filter in den Mitten des EQs lässt sich sehr sauber durchstimmen und hilft sofort bei jeder notwendigen Klangkorrektur. Der EQ klingt satt und produziert auch bei extremer Höhenanhebung kein störendes Rauschen. Es ist der schon fast legendäre Soundcraft-Sound, der diese Klangreglung zu einem einfachen und effektiven Tool macht. Bereits kleinste Klangkorrekturen zaubern dem Tonmann ein Lächeln ins Gesicht und führen schnell zum gewollten Klangergebnis. Bei einer 3-Band-Klangreglung muss er sich allerdings entscheiden: Anheben oder Absenken, mehr geht bei einem Mischpult dieser Preiskategorie nicht. Kommt man mit einem Mitten-EQ nicht ans Ziel, könnte es vielleicht eine Hilfe sein, mal ein anderes Mikro zu probieren oder das Mikro an anderer Stelle zu platzieren. So eine Aktion kann extreme klangliche Änderungen mit sich bringen und vielleicht auf relativ einfachem Weg zum gewünschten Ergebnis führen.
Etwas unschön ist das fehlende Lowcut-Filter. Setzt man für diese Arbeit zum Abschneiden tiefer Frequenzen beispielsweise den Bassregler ein, so bleiben für weitere Korrekturen nur noch die beiden anderen Klangregler über. Mal abgesehen davon, dass der Bass-Shelf auch nicht sehr steilflankig ist, so dass jedes Signal beim Einsatz dieses Filters extrem dünn klingt – also kein wirklicher Ersatz. Alternativ kann man vielleicht versuchen die störenden Frequenzen mit dem Summen-EQ aus der PA herauszunehmen – eine Möglichkeit, aber auch keine wirkliche Lösung.
Mit einer einfachen 2-Band-Klangregelung mit 60Hz und 12kHz kann auch bei den beiden Stereo-Eingängen eingeschränkt am Klang gearbeitet werden. Bei allen Arbeiten am Pult helfen die freundlichen Farben der Regler sowie die gut sichtbaren schwarzen Pfeile auf den Regler-Kappen ungemein bei der Orientierung, sodass man jederzeit den Stand der Dinge vor Augen hat.
Die schaltbare Peak/Overload-Anzeige in jedem Kanal bewahrt vor bösen akustischen Überraschungen, zeigt aber auch den extrem großen Headroom der Vorverstärker. Am Summen-Meter leuchtet bei Anwendung eine PFL-Aktiv-Anzeige auf, deren elektrischer Abgriff direkt hinter dem Gain und dem EQ liegt. Also werden auch extrem angehobene oder abgesenkte Audio-Signale in ihrer elektrischen Größe berücksichtigt – sehr praxistauglich, wie ich finde. Ansonsten warnt eine rote Peak-Anzeige über den Fadern in jedem Eingangskanal vor Übersteuerungen. Die beiden Pre oder Post schaltbaren Ausspielwege Aux1 und Aux 2 verfügen über keinen eigenen Summenregler auf dem Mischpult, was im Praxistest aber keine Probleme machte. Leider lassen sich die Ausspielwege nicht individuell vor oder hinter die Kanalregler legen, stattdesse bestimmen zwei Schalter im Summenmodul den Arbeitspunkt immer komplett für alle Eingangskanäle. Ihr Ausgangs-Summenpegel ist intern fest voreingestellt und die Signalgröße von maximal +20dBu macht bei angeschlossener Peripherie keine Schwierigkeiten. Monitore oder externe Hallgeräte lassen sich problemlos auf den produzierten Ausgangspegel einstellen. Vorraussetzung ist hierfür natürlich eine gute Anpassung der Vorverstärkung per Gain-Regler zum Eingangssignal.
Leider lassen sich gedrückte Mute- oder PFL-Tasten nur schlecht erkennen, hier würde man sich eine optische Anzeige wünschen – zumindest bei der Mute-Funktion. Rein von der Arbeitslogik her, fände ich grundsätzlich sogar einen „Kanal On“-Schalter besser, als den hier verwendeten „Mute On“-Schalter. Aber das ist sicherlich Geschmackssache und eine Frage der Gewohnheit.
In der deutschen Bedienungsanleitung scheint wieder eine vergessene Tradition aufzutauchen: Der Hersteller beschreibt nicht mehr minimalistisch nur die Bedienelemente, sondern versieht Anwender- und Arbeitsbeispiele mit Grafiken, erklärt die elektrischen Verbindungen per Zeichnung und liefert auch noch ein kleines Glossar, das die Welt der Fachbegriffe beschreibt. Vorbildlich! Am Ende der Gerätebeschreibung sind noch Leerkanäle zum Fotokopieren aufgedruckt, in denen man persönlichen Einstellungen von verschiedenen Arbeitssituationen grafisch festhalten kann. Zusätzlich ist auch noch die elektrische Belegung der Ein- und Ausgänge auf die Rückseite des Gerätes gedruckt. Auch das ein vorbildliches Detail.
Selbstverständlich ließe sich das EPM12 auch als Recording-Pult verwenden. Es gibt für diesen Anwendungsfall eine getrennte Stereo-Summe mit Cinch-Anschlüssen sowie einen anwählbaren zweikanaligen Eingang als Rückweg, den man in der Masterschiene auch zum Abhören aktivieren kann. Kopfhörerausgang und Moinitorausgang haben hierzu getrennte Lautstärkeregler.Mit einem speziell gelöteten Stereo-Klinkenkabel (Stereo-Klinkenstecker mit Hot und Ring verlötet) könnte man an allen Insertpunkte über 12 direkte Ausgänge zusätzlich verfügen. Das funktioniert natürlich auch bei den Summen-Ausgängen, die über einen Insertpunkt für links und rechts separat erreichbar sind – sicherlich eine Hilfe beim Mehrspurrecording, wenn Signal-Ausgänge fehlen.
Aber für eine wirklich vielseitige Anwendung im Homerecording-Bereich fehlen viele weitere notwendige Bedienelemente, wie zum Beispiel ein Routingschalter, der die verschiedenen Arbeitspunkte im Mixer aufrufen kann. Wünschenswert wäre neben anderem auch ein Regler, der die Größe des PFL-Signals auf den Monitorausgang anpasst. Wenn man in der Praxis per Solo-Taster zwischen der Summe und dem gut ausgesteuerten PFL-Eingangssignal hin und her schaltet, kommt es zu großen unerwünschten Pegelsprüngen im Kopfhörer oder einer angeschlossenen Monitorabhöre. Ein kleiner Wermutstropfen zeigt sich beim Einschalten der Phantomspeisung: Beim Betätigen des Schalters entsteht auf allen Summenausgängen ein störendes Knackgeräusch. Das passiert auch, wenn man nur die Line-Eingänge am Eingang gepatcht hat und aus Versehen den Phantom-Schalter bedient. Die Entkopplung zwischen der XLR-Buchse und dem Klinken-Eingang ist nicht perfekt gelöst. Dass das Soundcraft EPM12 über keinen Netzschalter verfügt, ist ungewöhnlich. Den Netzstecker nach getaner Arbeit zu ziehen ist aber ersatzweise auch nicht einfach, weil sich der Netzanschluss unter dem Mixer am Boden des Gerätes befindet. Einen kleinen Vorteil lässt sich aber durch diese Bauweise erkennen: Beim Einbau des Mixers in ein Rack kann die oberen Kante plan an das nächste Gerät eingesetzt werden. Man muss keinen Platz für Anschlusskabel oder Netzkabel freihalten.
Anzeige
Das Soundcraft EPM12 ist ein sehr kompaktes und übersichtliches Mischpult für kleine Bands und kleine Clubs, das mit sauberem Sound glänzt und schnell und effizient auf die jeweiligen Ansprüche angepasst werden kann. Es zeigt sich als würdiges Mitglied der großen Soundcraft Familie und steht in Sachen Tonqualität und Robustheit fest in der Tradition seiner legendären Geschwister. Dazu trägt auch das sehr stabile Metall-Gehäuse bei, das eine lange und ungetrübte Lebensdauer „on the road“ verspricht. Und mit seinen gerade einmal 7,7 Kilogramm bietet sich das Soundcraft EPM12 für die Reise geradezu an. Zwar mögen für manchen User zwei Aux-Wege vielleicht zu wenig sein, aber für kleine Anwendungen oder Gigs sollte es reichen. Natürlich haben wir auch einige Kritikpunkte gefunden, die aber den positiven Gesamteindruck in keiner Weise schmälern können. Das Soundcraft EPM12 ist ein Pult mit gutem Sound zum überschaubaren Preis, mit dem auch weniger geübte Tonleute schnell hörenswerte Ergebnisse präsentieren können.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
extrem User-freundliche Bedienungsanweisung
gut klingendes Mischpult
dreifarbiges LED VU-Meter
Contra
kein Lowcut-Filter
kein Netzschalter
Phantomspeisungs-Schalter produziert Geräusche auf den Line-Wegen
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.