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Rupert Neve Designs RND RNHP Test

Von Rupert Neves aktueller Firma RND gibt es ein neues Gerät im mittlerweile beachtlichen Portfolio.

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EQs, Preams, Kompressoren gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle und verschiedenen Kombinationen sowie in unterschiedlichsten Formaten. Saturator, Mixing-/Masteringsysteme bis hinauf zu riesigen, modularen analogen Mischpulten findet man ebenfalls.
Nachdem zuletzt eine kleine, hochwertige DI-Boxdas Licht der Tontechnik-Welt erblickt hat, ist nun ein Kopfhörer-Verstärker erhältlich, der auf den Namen RNHP hört – was ohne viel Raterei für Rupert Neve Headphone stehen wird.

Details

Anforderungsprofil im Tonstudio anders als bei Hi-Fi

Ein Gerät mit einem der schillerndsten Namen der Technik unserer Branche, das macht immer hellhörig. Das tut auch der Preis, denn 677 Euro sind nicht wirklich billig. In dieser Preisregion findet man unter anderem sehr hochwertige Amps von High-End-Herstellern aus dem Hi-Fi-Bereich, ich denke da an Naim und Rega, die wirklich gute Verstärker herstellen. Allerdings genügen diese in einem wichtigen Punkt nicht dem Anforderungsprofil an einen Tonstudiobetrieb und an ambitionierte Homerecorder, denn ihnen fehlt so gut wie immer die Möglichkeit, mit symmetrischen Signalen mit +4dB-Pegel versorgt werden zu können, zudem gibt es oft keine großen Klinkenbuchsen, diese sind ja stabiler. Und wirklich häufig sind ausgewiesene Top-Notch-Amps im Tontechnikbereich auch nicht: Von Beyerdynamic gibt es den A2, von Violectric den HP V281 und einige andere, mit einigen Zusatzfunktionen hat sich SPL mit seinem Phonitor einen Namen gemacht, weitere bekannte Hersteller sind Lehmann, Little Labs und Lake People.

Einfache Ausstattung – aber mit Quellenwahl: RNHP
Einfache Ausstattung – aber mit Quellenwahl: RNHP

Typische RND-Designsprache

RNDs Amp gibt sich schnörkellos, wie schon die DI-Box zuvor. Im simplen Metallgehäuse mit überstehender Krempe untergebracht und mit im gedeckten Crèmeweiß gehaltener Frontplatte und mit dem lackroten Potiknopf folgt es strikt der Designsprache des Unternehmens (die Shelford-Serie mit ihrem Taupe-Blau einmal ausgenommen). Mit dem Pegelregler und der 6,3mm-Kopfhörerbuchse hätte ein Headphoneamp schon die Minimalausstattung, doch auf der Frontplatte gibt es noch die Druckschalter A, B und C, von denen der jeweils ausgewählte grün leuchtet. Das hat folgende Bewandtnis: Auf der Rückseite gibt es drei verschiedene Eingangsformate, namentlich XLR oder TRS symmetrisch per Combobuchse, Cinch (RCA) und sogar Miniklinke.

Steckernetzteil

Als Netzteil kommt ein externes Steckernetzteil mit 24 Volt Gleichspannung auf der Sekundärseite zum Einsatz, welches den RNHP mit 6 Watt versorgen kann. Es lässt sich an großzügig dimensionierten Kondensatoren im Inneren des Amps erahnen, dass die Spannung weiter geglättet wird. Dass die Beschaffenheit der Stromversorgung durchaus Auswirkungen auf die Klangqualität von Verstärkern hat, ist bekannt – angesprochene Hersteller wie Naim liefern dafür separate, unterschiedliche Einheiten, manche Hersteller setzen auch bei nichtmobilen Systemen bewusst auf Batteriebetrieb.

 

Fotostrecke: 5 Bilder Der Kopfhörerverstärker reiht sich optisch in die anderen RND-Produkte ein – wie etwa die DI-Box oder die Portico-Serie.

Beste Werte für XLR und TRS – natürlich

Schließt man einen 16-ohmigen Kopfhörer an den 0,08-Ohm-Output an, leistet der Headphone-Amp 230 Milliwatt (RMS), bei 150 Ohm Impedanz sind es noch 175 mW. Den Frequenzgang gibt Rupert Neve Designs mit 10 Hz bis 120 kHz an, mit einer Abweichung von nur +/- 0,2 dB. Nachvollziehbar ist, dass für den XLR-/TRS-Eingang die besten Werte gelten, das Rauschen liegt dort bei -101,9 dBV (RCA: -100,9; Miniklinke: -88,9), der maximale Eingangspegel eines 1kHz-Signals ist mit +22,8 dBu (RCA: +14,7; Miniklinke: +3,3) angegeben. RND nutzen für die Schaltung, die übrigens nicht komplett neu entwickelt, sondern dem Centerpiece entnommen wurde, eine bunte Mischung aus Thrugh-the-Hole-Bauteilen und SMD. Bei Schaltern und dem Regler scheint man nicht zu sparen, letzterer ist ein hochwertiger ALPS. Zwar sind die Befestigungen an Front- und Rückseite ordentlich und wo es das Format hergibt auch gekontert, im Sinne der langjährigen Zuverlässigkeit bei häufiger Nutzung hätte ich es jedoch lieber gehabt, wenn es keine direkten Verbindungen zur Platine geben würde. Die Lötstellen können sich im Laufe der Zeit lösen, der geringe Mehraufwand für eine lose Verkabelung wäre bei diesem Preis drin gewesen – und der Platz im Gehäuse vorhanden. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hinter den Kulissen: SMD- und TTH-Bauteile
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Praxis

Kopfhörer spielen eine immer größere Rolle

Headphones werden in Produktionen immer wichtiger, schließlich sind sie insgesamt preiswerter, mobiler, emmissionsärmer und von Raumakustik unabhängiger als Lautsprechersysteme. Insofern stellt sich die Frage eigentlich kaum, ob ein hochwertiger, externer Kopfhörerverstärker gerechtfertig ist – er ist es. Allemal praktisch ist es, dass der Rupert Neve Designs RNHP drei verschiedene Eingänge besitzt, die ausgewählt werden können (und noch dazu knackfrei laufen). Besonders dann, wenn eben etwas über ein Consumergerät gegengecheckt werden soll. Ich wüsste natürlich einige Setups, bei denen man sich zwei getrennt voneinander auswählbare +4dB-Eingänge wünschen würde. Und klar, viele Amps bieten diverse Extras, die auch dem Neve gut zu Gesicht stehen würden. Ich denke da nicht einmal an Crossfeed-Funktionen, sondern beispielsweise an einen Mono-Switch.

Fotostrecke: 3 Bilder Die drei Inputs können per Tastendruck gewählt werden: XLR/TRS…

Der RNHP hat genug Leistung für moderne Kopfhörer

Mit seiner Leistung schafft der RND RNHP es spielend, modernen Kopfhörern einen entnormen Schalldruck zu entlocken. Besonders natürlich solche, die dem Signal wenig entgegensetzen, also besonders 32- oder gar 16-ohmige, können richtig laut spielen. Mein alter AKG 240DF hingegen hat dem Amp ein wenig zu viel zu arbeiten gegeben. Das ist bei 600 Ohm pro Seite allerdings auch kein Wunder. Auch mit niederohmigen Kopfhörern muss man nicht befürchten, bei hohen Pegeln über Gebühr Zerrung zu erhalten. Ich möchte trotzdem an dieser Stelle zu Vorsicht mit dem Gehör mahnen. Erfreulich leise ist dagegen das Rauschen. Auch wenn die Quelle nicht sonderlich hoch gepegelt ist und der RNHP viel aufholen muss, ist der Rauschteppich so gering, wie man es sich von einem Gerät dieser Preisklasse wünschen kann. Diese Aussage gilt wie einige, die folgen werden, nur eingeschränkt für den Miniklinken-Eingang – wer ausprobieren will, welchen negativen Einfluss die analoge Schnittstelle auf den Klang haben kann, der hat mit dem RND-Verstärker eine hervorragende Möglichkeit, dies herauszufinden.

Der RND RNHP hat genug Dampf für nicht allzu hochohmige Kopfhörer.
Der RND RNHP hat genug Dampf für nicht allzu hochohmige Kopfhörer.

Räume beurteilen? Klappt gut!

Rupert Neves Kopfhörerverstärker trägt seine genauere Bezeichnung nicht einfach nur aus Marketinggründen, sondern passt tatsächlich. Die Präzision im Klang wird erreicht durch eine wirklich sehr gute Dynamik und trockene Impulswiedergabe, von der besonders ebenfalls „schnelle“ Kopfhörer profitieren. Dadurch ist die Auflösung in den Höhen enorm, was beispielsweise die Beurteilung von Raumrückwürfen mit einer hohen Genauigkeit ermöglicht. In diesen Punkten gibt es nur ein System, welches diesbezüglich (wie eigentlich immer) die Nase vorn hat… und zwar mein Stax-Elektrostat mit seinem proprietären Speise-/Verstärkungsteil. Und wo ich gerade von Räumen spreche: Die Ortungsschärfe ist deutlich höher als bei der Art Headphone-Amp, die etwa in norlame Audio-Interfaces eingebaut sind. Auch beim Crosstalk und beim Channel Matching spielt der RNHP also weit vorne mit. 

Fotostrecke: 3 Bilder Viele Quellen, die genutzt werden können: praktisch!

Nicht so bauchig und wummerig wie viele HP-Outs

Der Frequenzgang ist unauffällig. Und das meine ich positiv. Keine künstliche Höhenanhebung, um Transparenz vorzugaukeln, keine Bassanhebung für den „dicken“ Sound: Der RNHP ist ausgewogen. Die Kopfhörerausgänge meines iMacs und meines MacBooks, sowie die von Audiointerfaces der Einsteiger- und der Mittelklasse klangen allesamt etwas bauchiger, aber eben auch wummeriger. Mithalten konnte diesbezüglich erst der ifi iDSD, das ist ein portabler DA-Wandler mit hochwertigem Kopfhörerverstärker. Einziger signifikanter Unterschied ist, dass der ifi in den Höhen etwas mehr reibt, kratziger und dadurch etwas weniger clean und transparent klingt als der Neve. Nicht zuletzt dadurch ist der RND ein Stück langzeittauglicher, weil er nicht so sehr anstrengt – im Tonstudio ein gewichtiges Argument.

Kopfhörerausgang eines guten DA-Wandlers kann fast mithalten

Überrascht hat mich allerdings der Vergleich mit dem Lavry DA11. Eigentlich ist das ein hochwertiger DA-Wandler, der quasi als „Dreingabe“ einen Kopfhörerausgang besitzt, doch konnte dieser fast mit dem RNHP (gespeist über den Line-Out des Lavrys) mithalten, nur beim Thema Detailliertheit hatte der Neve ein winzig kleines Stückchen die Nase vorn. Das freilich rückt das Preis-Leistungsverhältnis des RNDs in ein anderes Licht, denn wirklich „günstig“ ist dieser nicht.

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Fazit

Der RNHP Precision Headphone Amplfier von Rupert Neve Designs ist genau das: ein präziser Kopfhörerverstärker. Von der Klangqualität her setzt er sich deutlich gegen den typischen in Audio-Interfaces und Mischpulte eingebauten HP-Out ab. Dass er drei verschiedene Inputs hat und mit ordentlichen Bauteilen vernünftig gebaut wurde, spricht ebenfalls für ihn. Allerdings ist er in Anbetracht des Funktionsumfangs und des technischen Aufwands (ein gutes Poti, ein Gehäuse, ein paar gut selektierte Bauteile, ein externes Steckernetzteil von der Stange) nicht gerade preiswert.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • mehrere Eingänge
  • knackfreie Umschaltung
  • hochwertiges Poti
  • hohe Pegel
  • gute Dynamik und feine Auflösung
  • ausgewogener Frequenzgang
Contra
  • recht hoher Preis
Artikelbild
Rupert Neve Designs RND RNHP Test
Für 629,00€ bei
Rupert_Neve_Designs_RND_RNHP_Precision_Headphone_Amplifier_5
Features und Spezifikationen
  • Kopfhörerverstärker
  • drei Inputs über die Frontplatte wählbar: XLR/TRS, Cinch, Miniklinke
  • Frequenzgang: 10 Hz – 120 kHz (+/- 0,2 dB)
  • Leistung: 230 mW
  • maximale Eingangspegel +22,8 dBu
  • Rauschen: -101,9 dBV
  • externes Steckernetzteil
  • Metallgehäuse
  • Preis: € 677,11 (UVP)
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