Rupert Neve Designs Master Bus Converter “RND MBC” Test

Der Master Buss Converter (MBC) ist ein A/D-Wandler, Limiter und Saturator. Er stammt vom Altmeister Rupert Neve selbst und damit aus dem amerikanischen Hause Rupert Neve Designs (RND). RND ist nicht zu verwechseln mit der britischen Firma AMS Neve, die auch den legendären Namen nutzt, aber eher wenig Innovationen zeigt und sich vermehrt dem Erwärmen alter Aufgüsse widmet.

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RND hingegen ist modern, auch klanglich. So dick wie früher trägt Rupert heute nicht mehr auf – der edle Touch der Silk-Schaltungen mit Übertrager und TLA ist en vogue. Hybride Arbeitsweisen benötigten ohnehin Gerätekombinationen, mit denen vieles in einem Aufwasch erledigt werden kann, fernab von riesigen Konsolen und Räumen goldener Zeiten, aber mit ähnlich hochwertiger Haptik. 

Man denke beispielsweise an das Centerpiece oder den Master Buss Processor, der Kompressor, Limiter und Stereo-Field-Editor zusammenbrachte. Der MBC ist sieben Jahre später nun der erste Wandler im Portfolio, wenn man vom 8fach-Dante-Preamp RMP-8 D8 einmal absieht. Und man begibt sich gleich ins Mastering-Metier. Die Erwartungen sind hoch – auch angesichts der stolzen 4000-Euro-Marke, an der, der MBC knabbert.

Details

Stereo-A/D-Wandler

Der Rupert Neve Designs Master Buss Converter ist ein Dual-Mono-A/D-Wandler mit analoger Class-A-Transistortechnik, zuschaltbarer Übertrager-/Drive-Schaltung und Limiter im 19“/1HE-Gewand. Mit seinen aktuellen AKM-Chips besitzt er die üblichen Auflösungen von bis zu 192 kHz/24 Bit und kann Pegel von -14 bis -20 dB FS relativ zu +4 dBU verdauen.
Rupert Neve Designs Master Buss Converter: das hochwertige analoge Ende für den hybriden Workflow.
Rupert Neve Designs Master Buss Converter: das hochwertige analoge Ende für den hybriden Workflow.

Analog geht man mit zwei XLR-/TRS-Combobuchsen in die diskreten TLA-Line-Ins hinein und mit AES/EBU auf XLR sowie S/PDIF (optisch und koaxial) heraus. Alle Outs können gleichzeitig genutzt werden; Sync gibt es bei Bedarf via Wordclock-I/O, oder es wird die interne Clock benutzt. Einen analogen Ausgang oder einen DA-Wandler gibt es beim RND Master Buss Converter nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Analog per XLR rein, …

VCA-Limiter

In den meisten Fällen möchte man seine A/Ds nicht überfahren, da digitale Verzerrungen bekanntlich gruselig klingen. Was liegt damit näher, als den Limiter vor die Wandler zu spannen? Eben. Eine solche Kombination ist natürlich nicht neu – man denke an den guten alten TC Finalizer – beim RND MBC ist das Gesamtpaket aber zu 100 Prozent analog. 

Der Line-Amp des VCAs allein liefert bis zu 20 dB Gain, sicherlich mehr als zur Aufholverstärkung nötig wären. Die meisten Bedienelemente sind doppelt vorhanden, alle Potis wiederum fein gerastert. Dual-Mono, Stereo-Link und Stereo-Unlink – alles geht, wenn auch etwas unkonventionell in der Bedienung.

Die musikalisch-transparente Arbeitsweise spannt bei dezenten Einstellungen ein äußerst unauffälliges Sicherheitsnetz gegen böse Peaks, lässt aber auch drastische Loudness-Erhöhungen auf „Plug-in-Niveau“ zu.

Alle Potis sind fein gerastert.
Alle Potis sind fein gerastert.

Das Gain arbeitet in den Limiter-Threshold, der sich von -14 dBFS zu 0 dBFS sowie „over“ anpassen lässt. So kann der Limiter aktiviert werden, ohne tatsächlich zu limiten. Dreht man den Threshold nun behutsam runter, kann man dezent ins Limiting fahren ohne Sprünge zu befürchten. Die Attackzeit ist fix bei 500 μs, das Release zwischen 50 ms und 1 s anpassbar.

Ebenfalls hilfreich sind die beiden Sidechain-Filter mit 12 dB/Oktave. Ihr Arbeitsbereich umfasst 20 bis 250 Hz und bewahrt den Limiter vor Pumpen und Pressen.

Analoge Silk-Saturation

Zwischen dem VCA-Limiter und dem AKM-Wandler kann außerdem ein Übertrager insertiert werden, aber nur für beide Kanäle gleichzeitig. Gleiches gilt für das Silk-Feature des RND MBC, das die Geschmäcker Red und Blue kennt. Red gibt dem Trafo mehr Biss in den Höhen, Blue im Bass. Der Effekt lässt sich zusätzlich fein mit einem Poti regulieren.

Silk und Transformer gibt es für beide Kanäle gleichzeitig, was im Stereobetrieb nicht weiter stören sollte.
Silk und Transformer gibt es für beide Kanäle gleichzeitig, was im Stereobetrieb nicht weiter stören sollte.

Praxis – Tolle Verarbeitung, flinke Bedienung

Trotz seines überschaubaren Inneren stemmt der Rupert Neve Designs Master Buss Converter beachtliche 4 kg auf die Waage. Seine Verarbeitung ist erhaben und edel, keine Frage! Alles dreht sich schön präzise und drückt sich gut.

Die fein aufgelösten LED-Level- und -GR-Meter visualisieren genau und leuchten dezent, eine Anordnung nebeneinander, wie bei Burl oder HEDD, hätte ich aber bevorzugt. In den neuen dunklen Farben sieht außerdem alles besser als bei den alten Porticos aus, wie ich finde.

Neve MBC: Class-A A/D und analoger Limiter mit zuschaltbarem Übertrager und Silk-Schaltung.
Neve MBC: Class-A A/D und analoger Limiter mit zuschaltbarem Übertrager und Silk-Schaltung.

Klang des Neve MBC

Und klingt es denn nun? Geil! Der Rupert Neve Designs Master Buss Converter klingt einfach schön, so wie er ist und auch ohne aktivierte Zusatzfunktionen.
Zum Vergleich hören wir meinen durchaus betagten Crane Song HEDD 192 A/D (also ohne Quantum) – und das sind deutliche Unterschiede, selbst bei einem simplen Beat. Um das Ganze praxistauglicher zu gestalten, habe ich einen analogen Mix aus zwölf Spuren und ein paar Sends auf meiner Matrix gebaut und summiert in einem ersten Durchlauf in den Neve MBC und in einem weiteren in den HEDD geschickt.

Mit der dicken Kick und Snare sowie dem knochigen Bass und den kleinen Details ist das Ganze schon auch ein wenig zum Stresstest geworden. Schwierig wird es, wenn man sich dann entscheiden soll, was besser ist. Aber es gibt eine klare Tendenz. Der Rupert Neve MBC behält im Vergleich mehr Details, klingt natürlicher. Er spielt musikalisch und unaufgeregt, aber man muss schon auch ein Weile hinhören. Die Elektro-Snare beispielsweise wirkt deutlich lebendiger. Der HEDD hingegen klingt fast komprimiert, irgendwie brachialer, lauter und drückt mehr – was an sich ja nicht schlecht ist – aber er ist eben auch verwaschener in seinen Details. Arbeitet man bewusst im Clipping, kann der Crane wiederum mehr aufdrehen.

Trafo und Silk

Der Trafo bringt erwartungsgemäß eine Schippe Thickness in den Tiefen und gleichzeitig mehr Kontrolle. Der Boost und Roll-Off in den Höhen ist ebenfalls schön, die Snare spuckt weniger kratzig und Sämigkeit gibt es oben drauf. Angezerrt wie bei einem 1073 darf man sich das keineswegs vorstellen. Der Effekt ist auf der Kick deutlich hörbar, drängt sich aber auch nicht auf. 

Audio Samples
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#ELEKTRO – Clean Neve MBC A/D HEDD 192 – Clean A/D Neve MBC – Transformer In, No Silk Neve MBC – Transformer In, MedHi Blue Silk Neve MBC – Transformer In, Medium Red Silk

Blue Silk voll aufgedreht lässt den Bass noch mal ordentlich rollen. Red Silk ist bei halber Kraft aber auch ganz geil und macht die Snare knackiger. Für einen zukünftigen Mix würde ich wahrscheinlich von Anfang eines der beiden Silks aktivieren und dezent hinein mixen.

Limits

Ähnliches gilt für den Limiter des Rupert Neve Designs MBC. Dezent eingesetzt überzeugt er besonders und kann somit grundsätzlich immer aktiviert bleiben. Auch ist es schön im Hardwarezugriff eine Kiste zu haben, mit der man unkompliziert „krank laut“ machen kann.

Audio Samples
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#ELEKTRO – Clean MBC A/D Neve MBC – 0,5 dB GR, Slow Release Neve MBC – 4-6 dB GR, Medium Release Neve MBC – Hard Limit Softube Weiss MM-1 – Wide #ACOUSTIC – DRY Neve MBC – 0,5 dB GR, Slow Release Neve MBC – 4-6 dB GR, Medium Release

Im Vergleich zum Weiss Maximizer MM-1 von Softube zwar kein echter Vergleich, weil er einfach mehr Details bei noch lauteren Mixen erhält, aber der hier kann bei Bedarf laut. Ich würde ihn aber eher mehr beim klassischen Tracking einsetzten als dem Stem-Mastering. Die Acoustic Gitarre beispielsweise profitiert enorm, das Medium Release macht sie knackiger, der Slow Release agiert als Leveler. 

Flexibler Sound mit dem MBC

Im folgenden Video kann man unterschiedliche Charakteristiken aus dem Wechselspiel Threshold/Release gut hören, wobei der Limiter viele Sweetspots offenbart. Zum Schluss drehe ich auch mal überambitioniert rein, wobei es beachtlich ist, dass der Crane Song HEDD, der hier ausschließlich für das Monitoring zur Verwendung kommt, keinerlei Peaks erkennt.

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Randnotizen

Im Video hab ich hin und wieder mal Taster nicht so gedrückt bekommen, wie ich das vorhatte. Ich hab zwar keine besonders großen Finger, trotzdem dürften die Taster für mich größer sein. Und dann wäre da noch folgende Stolperstelle am Gerät: der Link. 

Normalerweise gehe ich davon aus, dass nach aktiviertem Link an einem Dual-Mono-Gerät mit einer der beiden Seiten beide gleichzeitig gesteuert werden können. Doch dem ist hier nicht ganz so. Das Handbuch sagt: „Der Kanal, der das Eingangssignal am aktivsten begrenzt, steuert den anderen Kanal.“

Wenn man den Neve mit nur einer Seite via Link bedienen möchte, sollte die Regler der anderen Seite folgendermaßen eingestellt sein.
Wenn man den Neve mit nur einer Seite via Link bedienen möchte, sollte die Regler der anderen Seite folgendermaßen eingestellt sein.

Für mich stellt es sich folgendermaßen dar, wenn man einseitig bedienen möchte: Ich stelle eine Seite auf Null, um anschließend beide mit der anderen Seite gemeinsam bedienen zu können. Und um alles auf Null zu drehen muss man nun „nur“ alle Regler im Uhrzeigersinn voll aufdrehen – außer des Gains, denn das wiederum muss man gegen den Uhrzeigersinn zudrehen. Alles klar?

Es hat schon eine Weile gedauert und ich musste es mir selber zusammenreimen. Das Handbuch ist recht mager. Um es an dieser Stelle also noch einmal kurz „idiotensicher“ zu machen: So wie oben muss die Slave-Seite eingestellt sein, damit man Master-Kontrolle mit der anderen Seite hat. to link or not to linkOder man verzichtet gleich auf Stereo-Link und stellt beide Seiten gleich ein, was in vielen Fällen sogar besser ist, da das Stereobild kohärenter bleibt, wenn der Trigger nur von einer Seite kommt. Der feinen und präzisen Rasterung der Neve-Potis vertraue ich dahingehend auch einen Recall an.

Audio Samples
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#SONG – DRY Neve MBC – Linked Neve MBC – Un-Linked

Burl oder Neve

Zum Schluss noch ein kleiner Vergleich mit dem ebenfalls beliebten Burl Audio B2 Bomber ADC, der auch Class A ist und Übertrager hat. Ich habe einmal mit mehr Dampf und einmal etwas dezenter (-4dB) aufgenommen, wobei ich am Ende alle vier digital auf gleiche Lautstärker gehoben habe.

Mir gefällt der -4dB Neve am besten, da er am natürlichsten und detailreichsten spielt, sowie untenrum ordentlich Pfund hat. Sein 0dB Pendant ist hingegen knackiger und lauter, aber auch gepresster, ergo war der Trafo wohl zu heiß. Der “heiße Burl” ist ein alternativer Favorit, da er schön im Drive ist, mehr ballert, aber auch etwas zu komprimiert wirkt. Wer die Wahl hat, hat die Qual …

Audio Samples
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Neve -4 dB Neve 0 dB Burl 0 dB Burl -4 dB

Fazit

Präzise, musikalisch und nicht steril – so und nicht anders sollte ein High-End-A/D-Wandler 2021 klingen. Rupert Neve hat ganze Arbeit geleistet und mit dem MBC Master Buss Converter ein tolles Produkt designt, das besonders durch den A/D-Wandler und die Trafo-/Silk-Schaltung punktet. Der Limiter spielt ebenfalls sehr neutral und ist beim Tracking durchaus eine gute Hilfe. Das Gesamtpaket ist demnach sehr stimmig. Mit Vibe oder einfach neutral, beides geht mit ein paar Handgriffen! Über den Preis könnte man echt noch mal diskutieren, aber „It is what it is, man“ – würde wohl der Texaner sagen.

Pro


  • erstklassiger, musikalischer Klang

  • analoge Farbe gut dosierbar

  • transparenter Limiter


Contra


  • Dokumentation etwas unzureichend
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Features

  • A/D-Wandler mit analogem VCA-Limiter und Drive

  • Dual-Mono-/Stereobetrieb

  • Class-A-Verstärkerstufe mit bis zu 20 dB Gain
  • 
zuschaltbarer Übertrager sowie Red & Blue Silk Drive
f
  • ixed Attack, Release von 50 ms bis 1 s, Threshold und Gain regelbar
zuschaltbarer Sidechain mit Hochpassfilter von 20 bis 250 Hz
Analogeingänge: 2 x XLR
D
  • igitalausgänge: AES, S/PDIF, TOSLINK
  • 
Wordclock In/Out

  • 2 x 22-Segment-Level-LED-Meter, 2 x 8-Segment-Gain-Reduction-LED-Meter, Peak-Hold-Option

  • Format: 19″/1 HE

  • Gewicht: 4 kg

Preis

  • € 4111,– (Straßenpreis am 12.1.2021)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • erstklassiger, musikalischer Klang

  • analoge Farbe gut dosierbar

  • transparenter Limiter

Contra
  • Dokumentation etwas unzureichend
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Rupert Neve Designs Master Bus Converter "RND MBC" Test
Für 3.999,00€ bei
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