Resolume Avenue 6 & Arena 6 Test

Eine VJ-Software, deren Grenzen nur noch bei der Leistung der Rechner und der eigenen Kreativität liegen. Wer möchte das nicht? All das verspricht Resolume mit seiner neuen Software Avenue 6 und Arena 6. Im Praxistest ist zu überprüfen: Wie einfach ist der Workflow? Werden die Versprechen der eigenen Grenzen gehalten? Welches sind die prägnanten Features der Software? Für wen ist welche Version geeignet?

Eine übersichtliches User-Interface von Beginn an
Eine übersichtliches User-Interface von Beginn an

Details

Bevor man sich mit dem Interface beschäftigt und in die VJ-Software richtig einsteigt, erst einmal die Systemvoraussetzungen. Die Mindestanforderungen liegen für Windows-Nutzer bei Windows 7 mit 64 Bit und Servicepack 1 und für den Mac-Nutzer bei OSX 10.9. Die Grafikkarte sollte eine AMD- oder NVIDIA-Karte mit 256 MB VRAM sein. Mac-Nutzer, die eine Iris Pro als Grafikkarte haben, können Avenue ebenfalls verwenden. Der Arbeitsspeicher darf nicht weniger als 4 GB umfassen. Wenn man die Mindestanforderungen mit der Empfehlung vergleicht, dürfte der Spaß jedoch bald an seine Grenze stoßen. Empfohlen wird in der Tat ein Windows 10 bzw. MacOS High Sierra mit einem i7 2.5-GHz-Prozessor und einer NVIDIA 1080 für Windows bzw. eine Radeon Pro 450 für den Mac. Dazu kommen eine SSD-Festplatte für einen höheren Datendurchsatz und 16 GB Arbeitsspeicher. Die Software steht als gut 1 GB großer Download bereit, dabei muss man sich entweder für Avenue 6 oder Arena 6 entscheiden. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten ist, knapp gesagt, Arena 6 kann alles, was Avenue auch mitbringt, plus dem Media-Server, Projection-Mapping und Überblenden von Projektoren, sodass eine große Projektion mit bis zu 360-Grad-Rundum-Projektionen entsteht. Es kann über ein DMX-Pult gesteuert und via SMPTE mit dem DJ-Pult synchronisiert werden.
Die Bedienungsanleitung, die über das Menü direkt aufgerufen wird, liegt nur in Englisch vor. Über die Support-Seite von Resolume findet man alle Abschnitte aus der Anleitung nochmal in Englisch, Deutsch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch.

Footage

Welche Datei-Formate lassen sich mit Avenue / Arena abspielen? Abhängig von der Grafikkarte können jetzt Foto- und Videodateien bis 4K verarbeitet werden. Die Clips sind in ihrer Anzahl nicht beschränkt und man kann sowohl Quicktime- (MOV) als auch AVI-Video-Dateien verwenden. Vorzugsweise DXV, Photo JPEG, ProRes, und dazu gesellen sich PNG und sogar GIFs. Selbst der klassische Video-Jockey kann seine Musikvideos mit den Audiospuren des Videos abspielen.

Output

Der Output ist klar abhängig von der verwendeten Videokarte und den angegebenen Outputs. Diese können aber durch Splitter wie Matrox TripleHead oder Datapath x4, meist für Laptops notwendig, erweitert werden. Aber auch intern können durch das Recording der eigenen Kompositionen schnell neue Clips erstellt werden. Interessant ist auch der Output zu anderer Software und Rechnern. Dafür bedient sich Resolume der Software-Schnittstellen Syphon (Mac) und Spout (Win), es geht auch über das Netzwerkstreaming via NewTek NDI. NewTek NDI wird häufig bei größeren Projekten verwendet und ist oft bei Broadcast-Produktionen anzutreffen.

Input

Was beim Output funktioniert, geht auch beim Input. Es können diverse Videocapture-Karten benutzt werden wie zum Beispiel von Blackmagic, Datapath und AJA. Syphon, Spout und NewTek NDI funktionieren auch hier. Also in puncto Input und Output sind der Kreativität absolut keine Grenzen gesetzt. Sie gehören zu den Branchenstandards aus dem High-End-Bereich.

Das Interface

Am aufgeräumten User-Interface hat sich seit der letzten Version nichts geändert. Es gehört schon seit längerem zu den Pluspunkten von Avenue / Arena. Es lässt sich intuitiv erfassen und erlaubt einen einfachen Einstieg in die komplexeren Programmfunktionen. Dennoch ein kurzer Einblick in die Bildschirmbereiche: Das obere Drittel ist die Ebenenkomposition. Links im sogenannten Layer bzw. der Ebene werden Einstellungen wie Transparenz, Ebenenmodi, Crossfader-Zuweisung, Luminanz, Addieren, Rotieren uvm. sowie Solo und Bypass vorgenommen. Es können beliebig viele Layer angelegt werden.
Auf der rechten Seite befindet sich die eigentliche Clip-Sammlung jedes Layers. Die Clips pro Layer lassen sich ebenfalls beliebig erhöhen, was bei einem größeren Projekt durchaus erwünscht ist. Unterhalb der Clips befinden sich die Reiter, mit denen bequem zwischen den Projekten gewechselt werden kann, ohne die Belegung der Layer zu löschen. Dann gibt es noch den BeatSync-Bereich, in dem sich einfache Tempoanpassungen, Ableton Link und Record händisch vornehmen lassen.
Die unteren zwei Drittel teilen sich in vier Spalten auf. Ganz rechts befindet sich der Output-Monitor, der selbsterklärend ist. Darunter befindet sich der Preview-Monitor für den laufenden Layer bzw. Clip. Die nächste Spalte dient der differenzierten Einstellung der Komposition und des ausgewählten Layers. Daneben folgt die Spalte für die Clipeinstellungen wie Setzen der Looppunkte, Transformation, Scale, Rotation, die ausgewählten Effekte etc. Ganz rechts befindet sich das Browser-Fenster für deine Files, Compositions, Effects und Sources.
Nachdem man die inneren Werte hinter sich gelassen hat und bevor es mit der Praxis losgeht, noch kurz zur Resolume-Webseite und geschaut, was es vielleicht an interessanten Rubriken dort gibt. Zum einen der Support: Hier gibt es viele kostenlose und hilfreiche Tipps und Anregungen zum Thema Input, Output-Workflow, Content, Best-Practises, Controlling mit MIDI, OSC und DMX. Bei einer so umfangreichen Software kann ein Training nicht schaden, und wie es beim Training halt so ist, kostet es 129 Euro. Wer das Budget hat, bitteschön. Gerade am Anfang oder vielleicht auch, weil man gerne so coole Visuals machen möchte wie die, die im Lieblingsclub laufen, oder einfach nur um etwas Material zu haben, womit man anfangen kann, gibt es auf der Webseite den Punkt Footage. Footage findet man hier in allen Geschmacksrichtungen und Auflösungen von 640×480 über 1080p bis hin zu 4K. Dementsprechend sind auch die Preise, die sich zwischen 39,- Euro und 99,- Euro bewegen und durch die Bank weg von namhaften Visual-Artists stammen.

Praxis

Puuuhh, so nun endlich mal zur Praxis. Vorab: Ich nutze Avenue selber auf meinem aktuellen Windows-Laptop mit den entsprechenden Systemempfehlungen und habe die Spaßgrenze noch nicht erreicht. Also habe ich für den Test meinen Audiorechner, ein älteres MacBook Pro Anfang 2013 mit einem i7 Prozessor, 8 GB RAM und einer NVIDIA 650M 1GB-Grafikkarte und SSD-Platte, präpariert.
Jetzt kann man sich fragen: “Warum macht er denn so etwas?” Weil ich die These aufgestellt habe, dass der Unterschied zwischen Mindestanforderung und Empfehlung zu Spaßverlust führen kann. Also zunächst die drei Ebenen mit einigen Clips aus dem Browser-Fenster gefüttert und die ersten Clips gestartet. Nach einigen Minuten in ruhiger Testumgebung fängt der Prozessorlüfter deutlich an zu arbeiten, was wohl an der verhältnismäßig kleinen Grafikkarte liegt. Dennoch ergeben sich keine Performance-Unterschiede. Auch nach dem Hinzufügen einiger Effekte auf die einzelnen Clips ist kein Ruckeln oder Haken bei dem Outputvideo festzustellen. Ich versuche, das System mit der Record-Funktion noch weiter zu strapazieren, aber das System bleibt weiterhin performant.

Die Record-Funktion finde ich persönlich sehr nützlich, da alle Kompositionen im DXV-Codec aufgenommen werden. Der DXV-Codec ermöglicht einem noch mehr Layer mit einer höheren Auflösung abzuspielen. In meinem Fall hilft es den Rechner weiter zu entlasten. Der Unterschied zu den bereits verwendeten MOV-Dateien im h.264-Codec macht sich bei gleicher Anzahl an Clips bemerkbar, und der Rechner wird deutlich ruhiger. Apropos Auflösung: Was mir sehr gut gefällt, ist, dass egal welche Auflösung für die Clips verwendet wird, es in der unteren Spalte für Composition und Layer unter Layer die Funktion “Auto Size” gibt. “Auto Size” ist gerade entscheidend bei Clips mit unterschiedlicher Auflösung. Die drei Optionen Fill, Fit und Stretch beziehen sich auf die Ausgabeauflösung und sind selbsterklärend nützlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Avenue in der Performance

Composition und Layer

Erforscht man den Bereich Composition und Layer etwas näher, springen einem die Punkte Dashboard und Autopilot ins Auge. Das Dashboard ist eine coole Verlinkung. Fährt man zum Beispiel neben der Bezeichnung Opacity mit der Maus darüber, erscheint ein Pfeil, der beim Anklicken ein Dropdown-Menü öffnet. Darunter gibt es die Menüpunkte Basic, Timeline, BPM Sync, Dashboard, External FFT und Composition FFT. Wenn man Dashboard wählt, wird der erste Link im Dashboard in Opacity umbenannt. Klingt erstmal nicht so spektakulär, aber man kann den 8 Links nicht nur einen Wert zuordnen, sondern x-beliebig viele Werte, wodurch sich ganz neue Effekte mit einem Regler ergeben. Das Dashboard findet man auch nochmal separat für jeden Clip. Da sind der Kreativität dann wirklich keine Grenzen mehr gesetzt. Der Punkt BPM Sync ist eindeutig. Aber was ist der External und Composition FFT? Mit dem FFT kann ein Audiosignal, entweder das des Clips oder ein extern anliegendes Signal, zur Effektsteuerung genutzt werden. Damit sind blitzschnell audiogenerative Effekte erstellt. Der Autopilot fliegt durch die Clips eines Layers entweder von Anfang bis Ende, umgekehrt oder halt Random.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Killer-Funktion Dashboard

Clips

Im Vergleich zum Composition- und Layer-Bereich springen einem noch zwei neue Optionen ins Auge: Transport und Cue Point. Transport lässt sich entweder an der Timeline des Clips orientieren oder aber mit BPM Sync steuern. Sofern man Transport auf BPM Sync stellt, erscheint der “BeatLooper” und auch der tut, was der Name verspricht: Er loopt einen Teil des Clips passend zum eingestellten Tempo. Die Funktion “Cue Points” ist schnell erklärt: Bis zu sechs Cue-Punkte können im Clip definiert werden, auf deren Position man per Tastendruck springen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Video-Timeline

Effects

Die Effekte sind aufgeteilt in Video- und Audioeffekte. Die Videoeffekte lassen sich flexibel aus dem Browser-Bereich auf die Composition, Layer und Clips ziehen. Sie bieten alles, was man an visuellen Effekten kennt. Die Grenze sind der eigene Anspruch und die Rechnerleistung bzw. die der Grafikkarte. Die sogenannten FFGL-Effekte erlauben nicht nur das Programmieren eigener Effekte, also für den, der es kann, sondern es lassen sich auch im Internet einige neue brauchbare finden. Die Audioeffekte sind im VST-Standard integriert und lassen sich, wie soll es anders sein, auf Clips mit Audiospur anwenden.

MIDI

Das MIDI-Mapping ist unkompliziert, da ist es schon schwieriger, den richtigen Controller zum eigenen Workflow zu finden.

Arena

Wer die Features von Arena wie Blend Projection, Steuerung über das DMX-Pult, SMPTE und Sync Color für DMX-Geräte benötigt, kommt nicht darum herum sich Arena zu holen. Für ein reines Mapping bietet Avenue bereits die Software-Schnittstellen Syphon bzw. Spout an, mit der sich das Mapping mit einer günstigeren Software realisieren lässt.

Fazit

Resolume Avenue 6 ist für den Preis das Nonplusultra für jeden VJ. Die Software ist eine Einladung zum kreativen Umgang mit Video- und Audio-Material. Die Einarbeitungszeit hält sich trotz komplexer Struktur dank seines intuitiven Interfaces im überschaubaren Rahmen. Die Möglichkeiten von Input und Output sind gemessen am heutigen Eventstandard sehr hoch und lassen kaum Wünsche offen. Das klingt nach gekaufter Meinung, ist aber tatsächlich Realität, und alles andere wäre Meckern auf ganz hohen Niveau. Ob sich Arena bei dem Preis für den gewöhnlichen VJ lohnt, bleibt außen vor, aber wer es kauft, spielt in einer anderen Liga.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • übersichtliche Oberfläche
  • zahlreiche Input- und Outputanbindungen
  • hohe Flexibilität
  • sehr einfaches Handling
  • ressourcenschonend
Contra
  • keins
Artikelbild
Resolume Avenue 6 & Arena 6 Test
01Resolume_Avenue_Arena_6
Eine übersichtliches User-Interface von Beginn an
Technische Spezifikationen
    Features Avenue
    • Live-Video-Mixing
    • intuitives Interface
    • vom lokalen Club zur großen Bühne
    • Live-Komposition und Effekte
    • Real-Time-Rendering von Kompositionen mit Effekten, Mix uvm.
    • Audio- und Visuelle Plug-ins inkl. Drittanbieter und selbst programmierten
    • Schnittstellen Syphon (Mac) und Spout (Win) zu anderen Apps auf demselben Computer
    • Plug & Play von Webcams und Video-Capture-Karten
    • Video over IP mit NewTek NDI
    • Audio-Visual-Playback mit Audio-Analyse
    • Steuerung per MIDI-Controller oder iPhone-App mit OSC
    Features Arena
    • Steuerung mit einem DMX-Pult
    • Projection-Mapping
    • Blend-Projection
    • Sync-Color für DMX-Geräte
    • SMPTE zur Synchronisation von externem Audio mit den Videoclips
    UVP: 299,– Euro bzw. 799,– Euro
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