Radial Engineering Firefly Test

Einen kleinen Trend erleben im Moment DI-Boxen, bei denen eine Röhre mithelfen soll, dem Ton in Sachen Fülle und Wärme etwas unter die Arme zu greifen. Folgt man der Philosophie von Denis Rozon, dass seine Firma Radial Engineering schlicht und einfach die besten und innovativsten Produkte der Welt bauen möchte, sollte man auch von seiner Firefly einiges erwarten können. Dass das nicht allzu abwegig ist, zeigen viele andere Produkte der Kanadier, die sich in den letzten Jahren äußerst respektabel im Markt etabliert haben.


Röhren-DI-Boxen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, sowohl für die Standardanwendung Akustikgitarre als auch speziell für den Bass. Die übliche Aufgabe einer DI-Box besteht bekanntlich darin, das ankommende unsymmetrische Signal symmetrisch an Mischpult und Co weiterzugeben. Ist eine Röhre mit im Spiel, soll die bei der Direktabnahme im Studio oder auf der Bühne für einen obertonreichen vollen Ton sorgen, der sehr gerne mit dem Attribut “Wärme” versehen wird. Aber wenn man einigen bereits etablierten Röhren DI-Boxen das Wasser reichen will, dann ist es nicht genug, einfach nur ein weiteres Produkt dieser Gattung auf den Markt zu werfen, in dem ein Glaskolben glimmt. Innovation ist also gefragt, und tatsächlich kann die Firefly mit einigen erstaunlichen Überraschungen aufwarten. Obwohl unsere Kandidatin nicht speziell für den Einsatz mit dem Bass gedacht ist, wollen wir in erster Linie wissen, wie sie sich in dieser Disziplin schlägt.

Details

Design, Design, Design. Zunächst brüllt einem ein schwarz-gelbes Metallgehäuse entgegen, das auch auf der dunkelsten Bühne ganz bestimmt noch sichtbar bleibt. Auf der Gehäuseoberseite befinden sich Schlitze zur Belüftung der Röhre, die galant von einem breiten, schwarzen, brückenartigen Metalltragebügel überspannt werden. Gehäuseober- und Unterseite sind nach vorne hin verlängert, sodass sie überlappen und die vorstehenden Regler auf der Frontseite schützen. An der Rückseite steht nichts über, alle Bedienelemente und Anschlüsse sind bündig oder versenkt. Und last, but not least, sorgen vier Gummifüße für einen festen Stand.

Für eine Röhren-DI-Box ist nicht nur das Format mit 146 x 210 x 45 mm (BxTxH) sehr handlich, auch das Gewicht zeigt sich mit lediglich 1,8 kg ungewöhnlich transportfreundlich. Das wird dadurch erreicht, dass man die Stromversorgung über ein externes Schaltnetzteil bewerkstelligt. Diese Variante ist zwar nicht neu, aber im Tube-DI-Bereich selten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der Vermeidung von Brummgeräuschen und der Gewichteinsparung ist das externe Schaltnetzteil, so wie man es von Laptopnetzteilen kennt, nahezu überall kompatibel. Von 110 bis 240 Volt kommt man mit der Firefly rund um die Welt, ohne irgendwelche manuellen Anpassungen am Gerät vornehmen zu müssen. Auch exotische Anschlüsse fernab der Heimat sind kein Problem, denn ein Netzkabel mit landesspezifischem Stecker versorgt den Adapter, der die benötigte Energie aufbereitet und per solidem 5-Pol-Stecker dann an die Firefly DI weitergibt. Der wird dort an der Rückseite angeschlossen und ist mit einer Steckraste gegen ungewolltes Abziehen gesichert.
Vorderseite
Auf der Vorderseite befinden sich drei optisch voneinander abgesetzte Sektionen, die man als Eingangslautstärke/Kanalauswahl, Filtersektion und Ausgangslautstärkenkontrolle bezeichnen kann. Die beiden Regler Trim A und Trim B auf der linken Seite beziehen sich auf die Eingangskanäle A und B, die auch schon die erste Besonderheit der Firefly darstellen. Sie kann nämlich mit zwei getrennten Instrumenteneingängen aufwarten, die darüber hinaus unabhängig voneinander in ihrer Lautstärke geregelt werden können. Ein echtes Schmankerl, denn normalerweise erhält man diese Option nur durch die Verwendung von zwei einzelnen DI-Boxen oder einem mindestens doppelt so teuren Stereo Tube-Preamp, muss dann aber den Bass auch auf zwei getrennte Pult-Kanäle routen. Ein Problem, wenn Mischpultkanäle knapp werden oder man nach der DI-Box in den einzigen Verstärkereingang seiner Bassanlage gehen muss. Mit der Firefly hat man also gezielt versucht, diesem Dilemma auf den Leib zu rücken und DI-Box und Router zu kombinieren.

Die Eingangskanäle lassen sich mittels eines kleinen Druckschalters auswählen. Welcher der Kanäle gerade aktiv ist, wird sehr deutlich durch eine grüne LED unter dem jeweiligen Lautstärkeregler angezeigt. Die Kanäle können nur alternativ (A oder B) und nicht simultan (A und B) betrieben werden. Das ist auch sinnvoll und erspart zusätzliches Stummschalten eines Kanals beim Instrumentenwechsel. Das Umschalten kann auch mit dem optional erhältlichen Fußschalter (JR-2) erfolgen. Zusätzlich bietet dieser noch die Option, alle Ausgänge der Firefly mit Ausnahme des „Tuner Out“ stummzuschalten. Auch dieses Feature kennt man normalerweise ausschließlich von aufwändigen Vorstufen oder speziell dafür konzipierten Bodengeräten. Ein Manko zeigt sich darin, dass diese Möglichkeit tatsächlich nur per Fuß abrufbar ist und nicht am Gerät selbst. Dieser Kritikpunkt wird allerdings dadurch relativiert, dass die Firefly meines Wissens die einzige Röhren DI-Box auf dem Markt ist, die das überhaupt ermöglicht! Um den Kanalwechsel komfortabel und praktikabel zu gestalten, ist die Anschaffung des Fußschalters absolut zu empfehlen. Ganz rechts befindet sich der Master-Lautstärkeregler, der den Pegel des Ausgangsignals bestimmt.
Die Mitte des Frontpanels wird von einer ganz besonderen Sektion besetzt, die grau unterlegt ist und unter anderem einen Regler mit der Bezeichnung Low Cut beheimatet. Dabei handelt es sich um ein regelbares Hochpass-Filter (von 25 Hz bis 500 Hz), mit dessen Hilfe man sehr schnell wummernde Bassfrequenzen entfernen kann. Hilfreich ist das insbesondere bei der Verwendung der Firefly mit Akustikgitarre oder anderen akustischen Instrumenten, die mit Magnet- oder Piezotonabnehmer arbeiten und besonders live sehr anfällig für Bassfeedbacks sind.
Neben der stufenlos regelbaren Low Cut-Funktion bietet die Firefly noch eine weitere Besonderheit, nämlich ein Feature mit der Bezeichnung “DRAG”. Laut Radial verändern passive Tonabnehmer ihr Soundverhalten je nach Impedanz des Verstärkereinganges, an den sie angeschlossen sind. Sie werden sozusagen ein Teil des elektrischen Stromkreises und reagieren entsprechend. Diese Eigenschaft führt oft dazu, dass sie anders klingen, wenn man Sendersysteme oder Effektgeräte mit integrierten Buffern verwendet. In diesem Fall herrschen andere Impedanz- und Kapazitätsverhältnisse, als wenn ein Instrument mit passiven Magnettonabnehmern per Kabel direkt an einen Röhrenverstärker angeschlossen ist. Bei aktiven Tonabnehmern/Klangregelungen ist dieser Effekt weniger bis gar nicht spürbar, weil das Signal dort das Instrument in der Regel bereits vorverstärkt verlässt.
Mit der DRAG Control der Firefly DI kann man dem passiven Tonabnehmer quasi vorgaukeln, an einen Röhrenamp angeschlossen zu sein und so seinen Klangcharakter beeinflussen. Mittels Druckschalter wird die DRAG-Funktion eingeschaltet. Rechts neben diesem Schalter befindet sich eine kleine eingelassene Schraube in dem Frontpanel, die mit einem handelsüblichen Schraubendreher oder aber auch zur Not mit dem Fingernagel verstellt werden kann. Hier muss man einfach das Ohr entscheiden lassen, es gibt keine Skalierung oder Soundempfehlung. Dazu mehr im Praxistest.
Rückseite
Auf der Rückseite, links beginnend, befinden sich der Anschluss für das externe Schaltnetzteil und der XLR-Ausgang zum Mischpult. Während der XLR-Anschluss, wie üblich, dreipolig ausgelegt ist, benötigt der Netzanschluss einen fünfpoligen Stecker. Das hat man bewusst so gemacht, um fatalen Fehl-Steckversuchen auf dunklen Bühnen von vornherein einen Riegel vorzuschieben. Das Netzteil selbst sollte man so sorgsam wie das vom eigenen Laptop behandeln, denn ohne geht nichts!

Als Nächstes folgen drei kleine, versenkte Druckschalter:
1) Polarität 180 Grad: Ein Phasenumkehrschalter, der Auslöschungen korrigiert, die durch gegenläufige Phasen beispielsweise zwischen PA und Bassanlage oder im Studio bei gleichzeitiger Verwendung von DI- und Mikrofonsignal auftreten können.
2) Groundlift: Trennt die Masseverbindung des XLR-Ausgangs und vermindert so die Gefahr von Brummschleifen.
3) Thru/Pre: Hier kann man wählen, ob der Signalverlauf an der weiter rechts sitzenden Klinken-/Thru-Buchse vor oder hinter dem Röhrenschaltkreis abgegriffen wird. Auch dieses Feature ist neu, denn normalerweise wird bei Tube DI-Boxen das Signal am Thru-Ausgang vor der Röhre abgegriffen, was zur Folge hat, dass ein durchgeschleiftes trockenes Signal im Bassverstärker anders klingt als das Röhrensignal, das vom XLR-Out an das Mischpult geht. Eine sehr lobenswerte Einrichtung, denn so kommt man auf der Bühne selbst dann in den Genuss des Röhrensounds, wenn man beispielsweise einen Transistoramp verwendet. Da es mitunter durch die Verbindung des Thru-Out mit einem Verstärker zu Brummschleifen kommen kann, hat man in den neueren Versionen der Firefly zusätzlich einen Schalter eingebaut, der diesen Ausgang bei Bedarf galvanisch trennt – sozusagen einen zusätzlichen Groundlift-Schalter an der Seite des Gerätes mit der Bezeichnung “Aux Thru direct/isolate”. Näheres weiter unten bei der Beschreibung des Thru-Ausgangs.
Zuletzt folgen sechs Klinkenbuchsen, die in drei Zweierreihen angeordnet sind:
1) Tuner-Out: Hier liegt ein Ausgang für den Anschluss eines Stimmgerätes, der immer aktiv ist, auch wenn die Firefly über den optionalen Fußschalter stummgeschaltet wird. Der Tuner-Out ist gebuffered und elektronisch isoliert, damit Stimmgeräte nicht unliebsame Nebengeräusche übertragen können. Dieser Ausgang lässt sich auch im Studio als zusätzlicher zweiter Parallelausgang neben dem Thru-Out nutzen, um ein trockenes Signal an einen weiteren Verstärker zu senden.
2) Remote JR-2: An diese Buchse wird der optional erhältliche Fußschalter JR-2 angeschlossen. Mit seiner Hilfe kann man zwischen den Kanälen A und B hin- und herschalten und die Ausgänge der Firefly muten, mit Ausnahme des Tuner-Out. Verbunden wird der Fußschalter mit der Firefly über ein dreiadriges Kabel mit normalem Stereo-Klinkenstecker, über das auch die Schalter-LEDs mit Strom versorgt werden. Da er sowohl über eine Klinken- wie über eine XLR-Buchse verfügt, kann dort am Ende des Kabels statt eines Stereo-Klinkensteckers auch ein XLR-Stecker verwendet werden.
3) Thru: Von hier kann das Bass-Signal über ein Standard-Instrumentenkabel abgenommen und beispielsweise zum Verstärker geleitet werden. Wie bereits erwähnt, bietet die Firefly die Möglichkeit, das Signal an diesem Ausgang vor oder hinter der Röhre abzugreifen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass dieser Ausgang über einen versenkten “Isolation”-Schalter an der Seite des Gehäuses zusätzlich galvanisch getrennt werden kann. Dieses Feature wurde erst nach der Markteinführung der Firefly geschaffen, ältere Modelle besitzen diese Möglichkeit also noch nicht. Auch in den Bedienungsanleitungen taucht dieser Schalter noch nicht auf (Oktober 2012). Man sollte beim Kauf also darauf achten, dass beim ausgewählten Modell diese außerordentliche sinnvolle Einrichtung mit an Bord ist.
4) Insert: Eine weiteres außergewöhnliches Ausstattungsmerkmal ist der serielle Effekt-Einschleifweg. Zwar könnte man beim ersten Hinschauen annehmen, dass ein solcher bei einer DI-Box nicht unbedingt etwas verloren hat, aber das stellt sich spätestens auf den zweiten Blick völlig anders dar: Weil wir es nämlich mit einer zweikanaligen Konstruktion zu tun haben, kann man auf diese Weise mit beiden an den Eingängen A und B angeschlossenen Instrumenten auf die gleiche Effektkette zugreifen. Hierfür benötigt man lediglich ein Y-Kabel. Das kann zwar im Livebetrieb auf größeren Bühnen unter Umständen ein wenig unhandlich werden, ist aber durchaus ein Kompromiss, mit dem man leben kann. Zwei getrennte Anschlüsse statt der Insertbuchse hätten das Gehäuse der Firefly wachsen lassen, etwas, das man aber unter allen Umständen vermeiden wollte.
5&6) Input A/Input B: Hier werden die beiden Instrumente angeschlossen. Die Lautstärkeunterschiede können über die Trim-Regler an der Vorderseite angeglichen werden, die Gesamtausgangslautstärke am Levelregler.

Radial hat bei der Entwicklung der Firefly auch sehr viel in die Forschung investiert. So begab man sich zum Beispiel extra nach Nashville, um Soundingenieuren in Tonstudios auf die Finger zu schauen. Dabei stellte sich heraus, dass man zugunsten einer besseren Instrumententrennung häufig sehr gezielt und auch sehr drastisch Hochpass-Filter einsetzt – einer der Gründe, warum gerade Nashville-Produktionen so sauber und differenziert klingen. Je nachdem, welches Instrument also an die Firefly angeschlossen wird, kann man sehr einfach bestimmen, ab welcher Frequenz der Bassanteil des Signals begrenzt werden soll. Eine Mandoline wird beispielsweise sehr hoch angesetzt, ein Kontrabass im Klangspektrum sehr niedrig. Perfekt  wäre es natürlich, wenn man beide Kanäle getrennt regeln könnte, aber ich kenne sonst keine DI-Box, die überhaupt solche Möglichkeiten anbietet.
Eine weitere sehr wichtige Überlegung war die Wahl der Röhre. Man hat sehr viele unterschiedliche Röhren getestet, darunter auch hervorragende und seltene Exemplare aus den 50er und 60er Jahren. Aufgrund der allgemeinen Problematik der Verfügbarkeit, auch unter Berücksichtigung von Wartung und Austausch, hat man sich für die populäre 12AX7 entschieden. Bei dieser Röhre geht man davon aus, dass sie auch in ferner Zukunft noch verfügbar sein wird.

Praxis

Unser Firefly-Test konzentriert sich auf die Verwendung mit dem E-Bass. Das dürfte auch der häufigste Einsatzbereich sein. Allerdings eignet sich diese Röhren DI-Box generell für die Abnahme sehr unterschiedlicher Instrumente wie zum Beispiel Kontrabass, E-Bass, Akustikgitarre, Dobro, Cello, Violine, Mandoline, etc.Für die Verwendung mit Piezotonabnehmern hat man darauf geachtet, den Eingang der Firefly sehr hochohmig auszulegen, um solchen Tonabnehmern gleichfalls eine optimale Anpassung zu bieten.
Um die Klangunterschiede in den folgenden Audiobeispielen tatsächlich im Detail wahrzunehmen, sollte man über gute Lautsprecherboxen oder Kopfhörer abhören.
Beginnen wir mit einem passiven, reinen Jazzbass-Signal ohne Kompressor, Klangregelung oder sonstige Soundveränderungen. Wir hören ein angenehmes und obertonreiches Signal mit hoher Dynamik und klarer Trennung. Nichts klingt verschwommen, die einzelnen Akkordtöne sind deutlich getrennt.

Audio Samples
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Jazzbass

In den nächsten beiden Beispielen kommt ein passiver 5-Saiter ins Spiel. Auch hier kann man deutlich eine warme Tonfärbung erkennen, die tiefe H-Saite kommt klar zu Geltung. Der Sound klingt lebendig, ohne hörbar zu verzerren oder an Definition einzubüßen.

Audio Samples
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Fünfsaiter

Hier derselbe Bass mit Bridge-Pickup. Die extrem knochigen Mitten werden voluminös zur Geltung gebracht und mit dem Einsatz der tiefen, knurrenden Achtel entfaltet der Bass seine Durchsetzungskraft.

Audio Samples
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Fünfsaiter Bridge-PU

Um die Wirkungsweise des Lowcut-Filters zu demonstrieren, hören wir im nächsten Beispiel einen Achtel-Bass, während der Filterregler von der Nullstellung bis zur höchsten Trennfrequenz (500 Hz) und wieder zurückgedreht wird. Auch für den E-Bass kann manchmal eine Tiefbassbegrenzung sinnvoll sein. Vor allem aber ist sie für akustische Instrumente gedacht.

Audio Samples
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HPF-Sweep

Wie verhält sich die Radial Firefly DI beim gleichen Riff, aber unterschiedlich gespielt? Hier folgen drei Beispiele, die diesen Faktor beleuchten:
Beim ersten Beispiel ist ein Fender Precision an der Reihe, gespielt mit Plektrum, die Saiten mit dem Handballen abgedämpft. Durch den Obertonreichtum der Röhre hört man sehr schön den Attack und das “Schmatzen” des Anschlags mit dem Pick.

Audio Samples
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Preci Plectrum

Das gleiche Riff, ebenfalls auf einem Fender Precision, aber mit den Fingern gespielt. Der Ton klingt vollkommen anders, behält aber Wärme, Fülle und Klarheit.

Audio Samples
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Preci Finger

Und hier noch einmal das Riff mit einem passiven Humbucker in Bridgeposition und Höhenabsenkung. Obwohl dem Ton jegliche Höhen fehlen, klingt er nicht tot. Die Röhre sorgt dafür, dass das Signal dennoch “reich” klingt und nicht verschwimmt.

Audio Samples
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Malindi

Wie verhält sich die Radial Firefly mit aktiven Bässen mit hohem Output? Ich habe verschiedene von ihnen angeschlossen und festgestellt, dass sich der Firefly-Eingang zwar tolerant verhält, man aber dennoch etwas vorsichtiger agieren muss.
Bei dem hier zu hörenden MusicMan StingRay musste ich den Trim-Regler des Eingangs sehr weit zurückdrehen, um verschwommene Verzerrungen zu vermeiden. Hat man an den anderen Kanal einen passiven Bass angeschlossen, wird man den zwangsläufig an die Lautstärke des aktiven Basses angleichen müssen. Muss der aktive Bass sehr weit zurückgeregelt werden, um die Röhre nicht in die Verzerrung zu fahren, ist das auch beim passiven Instrument angesagt, damit die Lautstärkeverhältnisse stimmen. Dabei kann es passieren, dass man den „Sweet-Spot“, bei dem der passive Bass mit der Röhre am besten klingt, verlassen muss. Kein Drama, aber erwähnenswert und eine Folge des hochohmig ausgelegten Eingangs. Im Vergleich zu einer anderen DI-Box mit Röhre, der Valvotronics D19, die mit niederohmigerem Eingang ohne Regelmöglichkeit und einer anderen Röhrenbestückung auugestattet ist, scheint die Firefly in diesem Fall ein wenig an Dynamik und Frequenzweite einzubüßen. Hörbar sicher nur auf adäquaten Boxensystemen, aber wahrnehmbar.

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Sting Ray Firefly Sting Ray Valvotronics

Spannend ist natürlich die DRAG Control, der Regler also, der mit variabler Ladung auf den (passiven) Tonabnehmer des angeschlossenen Instrumentes und somit dessen Sound wirkt. Der Effekt wirkt nur bei passiven Tonabnehmern. Auf aktive Bässe, bei denen die Tonabnehmer durch aktive Elemente im Bass bereits gebuffert sind, hat der DRAG Control Regler keinen nennenswerten Einfluss. Tatsächlich verändert sich der Sound noch mehr in Richtung Röhren-Amp, vor allem, wenn man die Schraube des Reglers nach links dreht. Hier bekommt der Sound einen Vintage-Charakter.

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ohne DRAG

Sound mit DRAG Control, Regler entgegen dem Uhrzeigersinn

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DRAG ganz links

Sound mit DRAG Control, Regler im Uhrzeigersinn

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DRAG ganz rechts

Zum besseren Vergleich hier noch einmal kurz hintereinander geschnitten:1) ohne DRAG, 2) DRAG voll nach links gedreht, Richtung Vintage-Ton und 3) DRAG voll nach rechts gedreht, mehr Klarheit/Obertöne

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DRAG durchgeschaltet

Zuletzt noch ein Härtetest zu den Themen Nebengeräusche, Impulsverhalten, Dynamik und Frequenzweite. Hier muss die Firefly DI gegen einen der besten (und teuersten) Transistor Class-A Preamps antreten, eine Glockenklang Bugatti Vorstufe, unbestritten in der Königsklasse anzusiedeln. Man kann durchaus feststellen, dass es minimale Unterschiede gibt. Speziell im Impulsverhalten und der konkreten Basswiedergabe im Grundtonbereich attestiere ich der Bugatti einen leichten Vorteil. In der Praxis entspricht das allerdings Erbsenzählen. Nebengeräuschunterschiede sind ebenfalls sehr minimal und daher nicht negativ in die Bewertung zu ziehen. Urteilt selbst:

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Firefly Bugatti

Die Unterschiede sind also marginal und unterliegen überdies dem Geschmack und nicht schlichten Fakten. Die Firefly ist eindeutig ein klarer Gewinn für die Bassistenwelt und darüber hinaus für Tontechniker live und im Studio.

Fazit

Noch nie konnte mich eine Röhren-DI-Box vom Gesamtkonzept her so sehr überzeugen wie die Radial Firefly. Neben dem absolut überzeugenden Sound, der allen Vergleichen zu ähnlichen DI-Boxen und weitaus teureren Preamps standhalten kann, begeistert mich die Auswahl der praktischen Features: Zwei getrennt regelbare Eingänge ersparen auf der Bühne Router zwischen DI-Box und Amp, der parallele Thru-Ausgang zum Amp kann wahlweise vor oder hinter der Röhre abgegriffen und bei Bedarf galvanisch isoliert werden. Dazu kommen die Fernsteuerung per optionalem Fußschalter für Kanalumschaltung und Stummschalten, ein separater Tuner-Ausgang, ein stufenlos regelbares Lowcut-Filter, Phasenumkehrschalter, DRAG-Control zur besseren Anpassung von passiven Tonabnehmern an den Röhrensound, ein serieller Einschleifweg, ein externes Schaltnetzteil und schließlich die kleine Abmessung und das niedrige Gewicht. Nur wer die Firefly ausschließlich im Studio einsetzt, wird unter Umständen den Mute-Schalter direkt am Gerät vermissen. Der Fußschalter JR-2 gehört zwar nicht unbedingt in die Schnäppchenkategorie, ist aber für die volle Ausschöpfung der Optionen empfehlenswert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hohe Klanggüte
  • sehr gute Verarbeitung, stabiles Metallgehäuse
  • gute Handlichkeit, leicht zu transportieren
  • zwei getrennt regelbare Eingangskanäle
  • stufenlos regelbares Lowcut-Filter
  • DRAG Control, variable Anpassung passiver Tonabnehmer
  • Parallelausgang wahlweise vor und hinter Röhrenschaltkreis abgreifbar
  • Phasenumkehrschalter zur Eliminierung von Phasenauslöschungen
  • separat gepufferter Tunerausgang
  • Kanalumschaltung und Stummschaltung (außer Tuner-Out) per optionalem Fußschalter
  • serieller Effekteinschleifweg
Contra
  • Mute-Funktion nicht ohne Fußschalter aktivierbar
Artikelbild
Radial Engineering Firefly Test
Für 698,00€ bei
Technische Daten
  • Maximaler Pegel Klinkeneingang an XLR Ausgang: + 22 dB
  • Frequenzansprache: 20 – 20.000 Hz
  • Rauschen: -98 dBu
  • Dynamikumfang: 100 dB
  • Equivalentes Eingangsrauschen: -100 dBu
  • Eingangswiderstand (DRAG Control off): 4 MOhm
  • Eingangswiderstand (DRAG Control on): variabel von 22k – 500 kOhm
  • Ausgangswiderstand: 200 Ohm (nominal)
  • Low-Cut-Filter: variabel von 25Hz bis 500Hz (-3dB)
  • Stromversorgung: +/- 16V (1600 mA) 5-Pin-XLR, externes Schaltnetzteil
  • Maße (mm) B x T x H: 146 x 210 x 45 mm (70mm mit Griff)
  • Gewicht: 1,8 kg
  • Preis: € 633,- (UVP)
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Profilbild von Pat

Pat sagt:

#1 - 11.10.2012 um 23:02 Uhr

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Ein Vergleich mit der REDDI wäre sehr interessant :-)

Profilbild von Oliver (Bonedo)

Oliver (Bonedo) sagt:

#2 - 12.10.2012 um 03:35 Uhr

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Der klangliche Unterschied zur REDDI ist nicht gross. Die Reddi liefert etwas mehr Tiefbass, das war es dann auch schon. Ich bin ein bekennender REDDI Fan, die Firefly hat mich dennoch ebenso überzeugen können.

Profilbild von Kaeptn Hirni

Kaeptn Hirni sagt:

#3 - 14.10.2012 um 13:36 Uhr

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Vielen Dank für den Testbericht, sehr interessant!Allerdings finde ich persönlich Klangbeispiele, die mit einem Beat hinterlegt sind tendenziell immer eher absolut unbrauchbar. Wär cool, da noch die reine Bassspur mitzugeben :)

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#4 - 17.10.2012 um 12:32 Uhr

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Hallo Käptn Hirni! Freut uns, dass dir der Testbericht gefällt! Und danke für deinen Input!

Profilbild von Oliver (Bonedo)

Oliver (Bonedo) sagt:

#5 - 26.10.2012 um 16:38 Uhr

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@ Kätn Hirni: Danke für Deinen Kommentar. Die Kritik kann ich nachvollziehen. Ein einsames, isoliertes Bass-Signal klingt in den meisten Fällen allerdings relativ unspektakulär, manchmal sogar "eklig", gewinnt aber im Playback plötzlich an Wirkung and Charakter. Bestes Beispiel sind "Precision" Bässe, die als isolierte Spur oft dünn vor sich hin scheppern, aber sobald das Playback (oder auch nur ein Drumbeat) hinzukommt so klingen, als wären plötzlich EQs, Kompressoren und Preamps dabei, ihre Magie zu entfalten. In einem Test mit Solospuren müsste man dann die Bewertung abgeben: "klingt dünn und neigt zum Scheppern". Das wäre zwar faktisch korrekt, würde aber nicht den wahren Wert des Soundcharakters abbilden.Ich präsentiere in den Tests oft ein bis zwei isolierte Spuren, wo es sinnvoll erscheint. Eine Bewertung ausschliesslich nach dem Klangverhalten in einer isolierten Spur auszurichten, wäre natürlich möglich. Wäre das aber auch repräsentativ? Der Bass findet ja zu 95% innerhalb von Musik statt und nur sehr selten als Soloinstrument. Es ist mindestens genau so interessant zu hören, wie sich ein Instrument im musikalischen Kontext verhält.Ich werde Deine Anregung aufgreifen und bei künftigen Tests auch isolierte Signale zusätzlich zu den Playbackversionen anzubieten.

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SteveFromBerlin sagt:

#6 - 02.11.2012 um 20:23 Uhr

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Ich finde die Beispiele mitsamt Groove schön, allerdings muss ich zugeben, dass mich diese merkwürdig antik angehauchten "Beats" eher weniger ansprechen.

Profilbild von Paul Tietze

Paul Tietze sagt:

#7 - 18.11.2012 um 15:46 Uhr

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Hallo,wollte nur mal anmerken, das Oliver Poschmann die besten Testberichte schreibt. Absolut kompetent.
Und spielen kann der Mann auch! Weiter so!

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