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PRS S2 Custom 22 Test

Die PRS S2 Custom 22 im bonedo-Test – Betrachtet man die Produktpalette des amerikanischen Herstellers Paul Reed Smith, dann gehört die PRS S2 Custom 22 eigentlich zu den Ausnahmen. Bekanntlich finden sich die Gitarren der Edelschmiede nicht unbedingt unter den günstigsten auf dem Markt, sondern sind im Gegenteil in der Regel ziemlich weit oben in der Preisskala angesiedelt. Auf entsprechend hohem Niveau werden sie allerdings auch gefertigt und gelten daher nicht wenigen Gitarristen als Anschaffung für’s Leben. Um auch weniger betuchten Spielern den Zugang zu einer der begehrten Gitarren mit dem PRS-Logo zu ermöglichen, werden seit einiger Zeit auch Instrumente in Korea gefertigt. Das erlaubte Paul Reed Smith, die Preise im Vergleich zu den in den USA hergestellten Gitarren vehement zu senken. Auch hier überzeugen Verarbeitung und Sound, es fehlt allerdings ein wenig der Hauch des Exklusiven. 

PRS_S2_Custom_22_04


Mit der S2-Linie versucht man nun, die doch nicht unerhebliche preisliche Lücke zwischen den beiden Herstellungsvarianten zu schließen. Die neue Serie vereint acht verschiedene Modelle unter ihrem Dach, die allesamt in denselben Werkstätten hergestellt werden, wie alle anderen original US-Instrumente. Für unseren Test hat sich aus diesem Reigen die S2 Custom 22 angesagt.

Details

Unsere Kandidatin hat ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten, und das wiederum wirft die spannende Frage auf, was sie von ihren durchschnittlich mindestens doppelt so teuren Schwestern unterscheidet. PRS begründet den günstigen Preis mit unterschiedlichen Arbeits- und Fertigungsprozessen. So besteht beispielsweise der Hals einer herkömmlichen PRS aus einem Stück, bei der S2 sind es zwei Teile, wobei die Kopfplatte angeleimt wird. Das Binding am Mahagoni-Korpus fehlt genauso wie die gewölbte Decke, und die beiden Deckenhälften aus Ahorn sind in der Regel verschieden gemasert und nicht unbedingt spiegelnd aufgeleimt. Aber warum auch nicht. Ein Binding sucht man ebenfalls vergebens, aber ansonsten zeigt sich unsere Kandidatin im tadellosen Dark Cherry Burst Outfit, perfekt lackiert und hochglanzpoliert. Auf dem Korpus befinden sich zwei Humbucker in schwarzen Rähmchen und mit verchromten Kappen, ein PRS S2 #7 Treble am Steg und ein PRS S2 #7 Bass am Hals. Geschaltet werden sie mit einem Dreiwegschalter, der perfekt positioniert zwischen Volume- und Tone-Poti wartet. Das Tone-Poti besitzt eine Push/Pull-Funktion und splittet die beiden Humbucker, ergo sind damit sechs verschiedene Pickup-Konfigurationen abrufbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Neben Dark Cherry Burst gibt es die PRS auch in anderen Finishes.

Die Bridge kommt von PRS selbst und nennt sich PRS S2 Tremolo. Der Tremoloarm lässt sich einstecken und ohne Spiel bedienen. Sämtliche Hardware ist vernickelt und passt sehr gut zum restlichen Erscheinungsbild der Gitarre. Die beiden extra breiten Gurtpins an den üblichen Positionen halten den Gitarrengurt sicher, sind aber leider ohne Unterlegfilz direkt an den Korpus geschraubt. Ein Blick auf die Rückseite der wirklich perfekt lackierten Gitarre zeigt zwei Kunststoffdeckel, die die Fräsung des Tremolos und des Elektronikfachs verschließen. Die Verarbeitung in den Taschen ist sauber, Rückstände von Holzspänen oder Sägemehl sucht man vergebens.

Fotostrecke: 6 Bilder Unverkennbare PRS-Headstockform

Der Hals ist sauber mit dem Korpus verleimt und für das Griffbrett kommt Palisander zum Einsatz, wobei die berühmten Bird Inlays für Übersicht beim Spiel sorgen, auch alle diese Arbeiten sind perfekt und ohne Fehl und Tadel ausgeführt. Übrigens ist die Halsrückseite ebenfalls lackiert. Die Halsform nennt sich Pattern Regular und kommt meiner Meinung dem bekannten Wide Fat-Hals von PRS sehr, sehr nahe. 22 Medium Jumbo Bünde, allesamt vorbildlich eingesetzt und bearbeitet, lassen ein unfallfreies Gleiten an der Halskante zu. Der Zugang zum Halsstab befindet sich am Übergang zur Kopfplatte und ist mit einer schwarzen Plastikabdeckung versehen. Die Stimmmechaniken drehen sehr angenehm und feinfühlig und sind wie bei den „großen“ PRS-Schwestern als Locking-Variante ausgeführt. Die Mensur liegt bei PRS-typischen 25“ (63,5 cm) und damit auf halber Höhe zwischen Fender und Gibson. Zwischen den beiden Mechanikreihen prangt auf der Kopfplatte gut ertastbar Paul Reed Smiths goldene Signatur. Insgesamt ist die Gitarre dem Preis angemessen hochwertig verarbeitet. Geliefert wird das Instrument in einem Gigbag, aber warum eigentlich? Für runde 1500 Euro könnte man ruhig ein adäquates Transportbehältnis erwarten – andere Hersteller legen für weniger Geld einen Koffer dazu. Apropos Transport: Das gute Stück wiegt übrigens 3,6 Kilo.

Ein Gigbag wird mitgeliefert, auch wenn man bei dem Preis eher einen Koffer erwarten würde.
Ein Gigbag wird mitgeliefert, auch wenn man bei dem Preis eher einen Koffer erwarten würde.
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Praxis

Dass der Hals ziemlich fett in der Hand liegt und stark an einen alten Vintage-Shape erinnert, ist kein Wunder, denn nicht nur die Bezeichnung „Regular“ bezieht sich auf die Machart und Form der Hälse, die PRS in den späten Achtzigern produzierte. Da ich recht große Hände habe, fiel mir die Umgewöhnung nicht sonderlich schwer, Kollegen mit kleineren Händen könnten jedoch ins Schwitzen kommen. Was bei Gitarren grundsätzlich wünschenswert ist, gilt auch in diesem Fall: am besten selbst ausprobieren!

Das Halsprofil ist nicht unbedingt etwas für Menschen mit kleinen Händen – ausprobieren!
Das Halsprofil ist nicht unbedingt etwas für Menschen mit kleinen Händen – ausprobieren!

Die S2 Custom liegt gut ausbalanciert auf dem Bein und lässt sich im Sitzen äußerst komfortabel bespielen, genau wie im Stehen, wo sich die Gitarre automatisch in die richtige Position einpendelt. In beiden Spielsituationen sind dank des unteren Cutaways auch die höchsten Lagen sehr gut zu erreichen. Trocken angespielt zeigt sich die Custom 22 ausgewogen mit nicht zu viel Draht im Sound, wobei die Holzauswahl ziemlich klar macht, wohin die Reise klanglich geht. Trotz des fetten Halses lässt sie sich sehr angenehm bespielen und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit zeigt sich relativ schnell, worin seine Vorteile liegen. Bendings gehen beispielsweise sehr leicht von der Hand und Töne schwingen einfach länger aus.
Los geht es mit einigen cleanen Audiobeispielen an einem Fender Deluxe Amp. Ich schalte durch alle drei Pickup-Konstellationen, beginnend mit dem Hals-Humbucker.

Audio Samples
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Clean Deluxe Switch

Alle drei Positionen funktionieren clean sehr gut und klingen dank der Holzauswahl schön dick und holzig. Jeder Pickup transportiert dabei seine eigene Klangcharakteristik, der Hals-PU schön fett mit einem schönen Attack bei jedem Anschlag. Die Mittelposition, also beide Tonabnehmer zusammen, erzeugt einen etwas glasigeren Klang, der Humbucker am Steg präsentiert sich mittiger und insgesamt erinnert der Sound sehr an eine Les Paul. Kein Wunder, sie trägt ja auch viele Gene von ihr in sich.
Da die Pickups sich splitten lassen, habe ich ein weiteres Beispiel aufgenommen.

Audio Samples
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Clean Deluxe Split Switch

Und schon geht es in Richtung Strat. Sehr gekonnt schafft die S2 Custom den Spagat zwischen Humbucker- und Singlecoil-Sounds. PRS-Gitarren werden nicht umsonst gerne im Studio verwendet, wenn es darum geht, möglichst viele Sounds auf Abruf parat zu haben. Die Split-Option klingt nicht, wie sonst so oft, nach einem Kompromiss, ganz im Gegenteil wirken die Sounds allesamt authentisch. 
Zurück im Humbucker-Modus spiele ich eine Funky-Linie mit jeweils einer Position, auch hier geht es mit dem Hals-PU los.

Audio Samples
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Funky Neck Funky Mid-Position Funky Steg

Im Grunde gilt genau dasselbe wie im oberen Beispiel: Alle drei Positionen sind ohne Wenn und Aber sehr gut zu gebrauchen, es hängt nur von dem jeweiligen Musikstil ab, wohin die Reise gehen soll. Die erwähnten Attacks sind auch hier gut herauszuhören, gerade in der Mittelposition schmatzen sie wunderbar!
Ich erhöhe jetzt langsam den Zerrgrad und spiele alle drei Splitsounds noch einmal an.

Audio Samples
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Neck Humbucker Split Mid Humbucker Split Steg Humbucker Split

Das Problem bei dieser Einstellung ist oft das Klirren, das Singlecoils erzeugen, und damit unschöne Sounds generieren. Das ist hier nicht der Fall, die S2 liefert jetzt charaktervolle Klänge, die wie von einer anderen Gitarre zu stammen scheinen. Sehr beeindruckend, muss ich gestehen.
Neuer Amp, neues Glück. Ein JTM Marshall mit moderater Zerrung steht in den Startlöchern. Ich aktiviere jetzt den Steg-Humbucker.

Audio Samples
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JTM Crunch Switch

Rocken kann sie also auch, wobei das Klangbild recht ausladend ist. Sie klingt nicht unbedingt trocken und punchy, dafür aber raumfüllend und breit. Perfekt für flächige, fette Riffs – ich hätte ehrlich gesagt etwas mehr Frechheit und Wendigkeit im Sound erwartet. Zwar für das Rockriff zwischendurch gut einsetzbar, ihre große Stärke scheint dieser Modus aber nicht unbedingt zu sein.
Abschließend noch ein kleines Solo.

Audio Samples
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Lead

In diesem Beispiel zeigt sie recht gut, was eigentlich ihre Spezialität ist. Sie singt. Sie klingt fett und der Ton trägt außergewöhnlich lang. Gerade der Hals-Humbucker ist extrem cremig und liefert sofort den Gary Moore “Still got the Blues“ Leadsound. Töne wachsen einfach ineinander und stehen scheinbar endlos. Beeindruckend!

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Fazit

Nicht schlecht, Herr Smith! Die S2 ist eine hervorragend verarbeitete, sehr gut klingende E-Gitarre, die sich in den meisten Musikstilen zu Hause fühlt, vor allem aber dort, wo Clean- und Crunchsounds verlangt werden. Eine gute Wahl also für Musiker, die in verschiedenen Stilen unterwegs sind. Lediglich für die Ultrahart- und Heavy-Abteilung wäre sie nicht unbedingt meine erste Wahl. Beim Blick auf’s Preisschild war ich ehrlich gesagt doch ziemlich überrascht – ich hatte eine locker doppelt so teure Gitarre erwartet. Schön, wenn man dermaßen danebenliegt 🙂 Trotzdem hätte man ihr gerne einen Koffer statt eines Gigbags spendieren können.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Sound
Contra
  • kein Koffer
  • keine Filzunterlagen unter den Gurtpins
Artikelbild
PRS S2 Custom 22 Test
Für 1.499,00€ bei
Die S2 Custom ist eine klasse Gitarre!
Die S2 Custom ist eine klasse Gitarre!
Hersteller: PRS
  • Herstellungsland: USA
  • Bezeichnung: S2 Custom 22
  • Farbe: Dark Cherry Burst
  • Korpus: Mahagoni, Ahorn Decke
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Neck Shape: Pattern Regular
  • Mensur: 25“ (63,5 cm)
  • Bünde: 22
  • Inlays: PRS S2 Birds
  • Bridge: PRS S2 Tremolo
  • Mechaniken: PRS S2 locking Tuner
  • Pickups: PRS S2 #7 (Steg), PRS S2#7 (Hals)
  • Gewicht: 3,6 kg
  • Besonderheiten: 3 Way Switch, Push/Pull, PRS Gig Bag
  • Preis: € 1799,– (UVP)
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Die S2 Custom ist eine klasse Gitarre!

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