PreSonus StudioLive 16.0.2 und 24.4.2 Test

Fotostrecke: 3 Bilder Harmonisch vereint, die beiden PreSonus StudioLive-Pulte

Erst seit 1995 gibt es ihn, aber die Karriere des amerikanischen Herstellers mit dem Namen PreSonus aus Baton Rouge in Louisiana ist durchaus beeindruckend. Hinter dem Unternehmen steht Jim Odom, Musiker, Produzent, Ton- und graduierter Elektro-Ingenieur, der die kleine Garagenfirma über die Jahre zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelte, das sich inzwischen im neuen Technologiepark vor Ort ansiedelte. Waren es Anfang der 2000er mit dem Aufkommen der schnellen FireWire-Computerschnittstelle entsprechende Produktions- und Recordingtools, so sind es in den letzten Jahren digitale Mischpulte mit stattlicher und vor allem praxisgerechter Ausstattung zu extrem attraktiven Preisen, die Furore machen. Mit diesen Produkten jedenfalls gelang es PreSonus, das einschlägige Standardangebot, das bis dato den Markt beherrschte, gewaltig aufzumischen.
Einer dieser Unruhestifter ist das StudioLive 16.0.2, ein voll ausgestattetes digitales 16-Kanal Mischpult, dem wir uns hier etwas näher widmen wollen. Der große Bruder, das StudioLive 24.4.2, kann zwar mit einige zusätzlichen Ein- und Ausgängen sowie Subgruppen aufwarten, ist vom technischen Aufbau her aber nahezu identisch. Wo die Unterschiede zum größeren Verwandten liegen, werden wir am Schluss des Tests untersuchen.

DETAILS
Die aktuelle Produktreihe trägt die Bezeichnung PreSonus Live, und zu ihr gehört auch unser Testobjekt, das Presonus Live 16.0.2. Bei ihm handelt sich um das kleinste voll programmierbare digitale Mischpult der Serie, das übrigens auch 19“-fähig ist. Es besitzt 12 Mikrofoneingänge mit einzeln schaltbarer Phantomspeisung und Phasenumkehrschalter sowie vier zusätzliche Line-Wege. Weil die 12 Mic-Kanäle in der Lage sind, auch Line-Signale zu verarbeiten, können bis zu 16 Line-Wege auf eine Stereosumme geroutet werden. Letztere lässt sich dann mithilfe von XLR und Klinke nach draußen leiten, bei Bedarf auch per Stereoklinke über insgesamt vier Aux-Wege. Die maximale Kanalanzahl beträgt dabei immer 16.

Die Eingangskanäle 1 bis 8 verfügen jeweils über einen Trimmregler am oberen Ende des Kanalzugs. Er arbeitet im Bereich von –16dB bis +67dB und führt die Einstellung in 1dB-Schritten aus. Die Kanäle 9/10, 11/12, 13/14 und 15/16 werden jeweils mit einem Stereoregler in der Eingangsempfindlichkeit bedient. Über rauscharme „XMAX“ Class-A-Mikrofon-Preamps wird das Eingangssignal verstärkt, der Dynamikumfang beträgt 118 dB, und über 32 Bit Fließkommawandler wird es digitalisiert. Die Sample-Rate des digitalen Mixers ist zwischen 44,1 und 48 kHz mit 24 Bit Auflösung wählbar.
Alle gewandelten Eingangssignale liegen hinter dem Vorverstärker digital an einer FireWire-Schnittstelle an und können separat mit einem externen Rechner direkt aufgezeichnet werden. Für jeden analogen Ein- und Ausgang stehen in der digitalen Ebene ein Phasendreher, ein Hochpassfilter, ein Gate, ein Kompressor, ein Limiter und ein parametrischer 3-Band EQ  zur Verfügung. Den digitalen Ausgangspegel für jeden Kanal kann man pre oder post eingestelltem EQ und Dynamikprozessor abgreifen und in der „post“-Stellung per Endlosregler im Pegel auf der digitalen Ebene variieren.
Alle eingestellten Parameter werden auf einem vom Hersteller sogenannten „Fat Channel“ per 12-bandiger LED-Anzeige dargestellt. Jede LED-Kette ist dabei in 16 Stufen unterteilt. Über große und beleuchtete Umschalter lassen sich auf der „Fat Channel“-Anzeige auch die Eingangs- und Ausgangspegel sowie alle aktuellen Parameter eines Presets ablesen und kontrolliert einstellen. Auch die gewählten Gainreduzierungen bei den Kompressoren sind so ablesbar, die Meteranzeige muss dazu auf GR (Gain Reduktion) eingestellt sein. Alle Panoramastellungen der Eingangskanäle werden mit einem Endlosregler bestimmt und auf einer weiteren, quer liegenden 15-stufigen LED-Anzeige dargestellt. Wenn zwei Eingangskanäle gelinkt sind, stellt der Panoramaregler die Basisbreite des Stereosignals ein.
60mm-Kanalfader bestimmen die Pegel der Audiosignale. Zum Selektieren eines Kanals sind große blaugefärbte Taster über den Fadern angeordnet, eine numerische Anzeige in der Mitte rechts zeigt zusätzlich die gewählte Kanalnummer. Ein- und Ausschalten der Wege erfolgt über einen rotgefärbten Taster oberhalb der Kanal-Select-Taste.
Den richtigen Eingangspegel justiert man mithilfe des Input-Tasters im Fat Channel. Dort findet man auch die Output-Taste, die dafür sorgt, dass auf den letzten sechs LED-Ketten die Ausgangspegel des Mischpultes dargestellt werden. Der Abgriff dieser Information erfolgt hinter den Dynamikprozessoren und hinter den Fadern.
Mittels Copy-, Load- und Save-Funktion können alle Einstellungen eines Kanals auf einen anderen Kanal kopiert und bei Bedarf in 50 wählbaren Speicherplätzen im Mischpult ablegt werden. Eine Namensgebung im Speicher für diese Einstellungen ist ebenfalls möglich. Über einen großen Link-Taster ganz links lassen sich die ersten acht Eingänge wahlweise mit dem jeweiligen Nachbarkanal koppeln. Nach Betätigung einer blauen Select-Taste wird diese Linkfunktion optisch auch dargestellt. Die Auxwege 1/2 und 3/4 können ebenfalls über diese Funktion bedient werden. So lassen sich zum Beispiel zwei Monitorwege in Stereo erzeugen.

Pro Eingangskanal gibt es vier Aux-Ausspielwege, die per Softwarebefehl zusammen pre oder post Fader gelegt werden können. Zwei interne Effektwege mit editierbaren Hall- und Echo-Presets stehen dem Anwender ebenfalls zur Verfügung. Sie werden allerdings physisch nicht aus dem Mixer geführt und lassen sich nur auf die Summen routen. Für die analogen Summenausgänge steht zusätzlich ein grafischer 31-Band-Equalizer zur Verfügung. Seine Bänder werden ebenfalls am Fat Channel dargestellt und mit den Drehreglern unter den LED-Anzeigen nach Bedarf variiert. Um alle 31 Bänder darzustellen, ist der Fat Channel in drei Anzeigebereiche unterteilt und muss im gewünschten Frequenzbereich mit den Cursortasten im kleinen Display oben rechts umgeschaltet werden. Elektrisch liegt dieser EQ aber fest an den Masterausgängen und kommt so nur bei deren Benutzung zum Einsatz, also z.B. bei einer Beschallung.
Besagter Stereo-Masterausgang verfügt über einen Stereoregler und ist Teil des Summenmoduls, das außerdem vier Aux-Masterfader beherbergt. Mute- und Select-Schalter sind in der gleichen Höhe wie bei den Eingangskanälen angeordnet. Darüber liegen zwei Effektrückwege, die wahlweise auf den Master und oder auch auf die Auxwege 1- 4 geroutet werden können. So ist z.B. ein Verhallen des Kopfhörerweges bei Aufnahmen ganz einfach möglich, ohne dass dieser eingestellte Effektanteil mit aufgezeichnet wird.
Für die Kommunikation verfügt das Summenmodul über eine schaltbare Talkback-Möglichkeit, für deren Pegel ein Drehregler zuständig ist. Über beleuchtete und sehr leichtgängige Taster kann man das Kommandosignal auch auf die verschiedenen Auxwege routen. Der Hersteller hat für diesen Mikrofonweg ebenfalls seine XMAX-Vorverstärker verwendet. Mit einen Solomaster neben dem Kommandoweg kann man die Abhörlautstärke für den Solo-Bus bestimmen, ein zusätzlicher SIP-Schalter (Solo in Place) macht auf Wunsch auch ein korrektes Abhören des eingestellten Signals im Panoramabild möglich. Der Abgriffspunkt dieses Signals ist vor oder hinter dem Regler über einen weiteren Schalter bestimmbar, der unmittelbar daneben liegt.
Ganz rechts außen über dem Masterfader liegt ein Abhörmodul, das Kopfhörer oder Monitorboxen wahlweise vom Master, dem Solo-Bus oder der eingebauten FireWire-Schnittstelle speist. Die gewünschten Signale sind per Schalter anwählbar, beim Master liegt das Abhörsignal im Monitorbus aber immer vor dem Masterfader.

Über dem Summenmodul ist ein kleines LC-Display platziert. Es zeigt die Parameter, die man mit den darunter liegenden Cursortastern angewählt hat. Ein Zugriff auf die Effektbibliothek, die 50 Szenenspeicher, pultinterne Systemeinstellungen und die Speichermöglichkeit von kompletten Mischpulteinstellungen sind hier möglich. Auch eine Namensgebung für die selbsterstellten Presets ist von PreSonus vorgesehen. Zum schnellen Aufrufen oder Speichern von Szenenpresets des Pultes gibt es zusätzlich eine Recall- und eine Store-Taste. Bei der Recall-Funktion eines Presets lassen sich verschiedene Parameter gegen eine Veränderung beim Aufrufen schützen, sodass sie beim Ausführen nicht überschrieben werden. Mit einem Drehregler, vier Cursor- und einer TAP-Taste navigiert man durch das jeweils aufgerufene Menü. Die erwähnte TAP-Taste kann auch zur manuellen Einstellung der Delayzeiten für die internen Echo-Effekte genutzt werden.
Ganz oben rechts auf der Pultoberfläche befindet sich ein BNC-Anschluss für eine handelsübliche Pultleuchte mit 12 V Spannung und 0,5 A Strombedarf.  Sie reicht aus, um die gesamte Oberfläche des Mischpultes zu beleuchten, muss aber als Zubehör erworben werden. Alle Ein- und Ausgänge des ProSonus Live 16.0.2 sind auf der Pultrückseite zu finden.
In der obersten Reihe liegen 13 XLR-Buchsen für den Mikrofonanschluss und direkt darunter jeweils die Linewege des Eingangs als symmetrische Klinkenbuchsen. Bei den Eingangskanälen 9/10, 11/12, 13/14 und 15/16 sind es jeweils zwei Buchsen für den Stereobetrieb. Die Eingänge 13 bis 16 verfügen auch zusätzlich über Cinch-Anschlüsse.
Die vier Auxwege des Live 16.0.2 und der Monitorausgang für eine Studioabhöre findet man als Klinkenausgänge darunter. In der untersten Reihe liegen die Masterausgänge und ein zusätzlicher Monoweg des Mastermoduls, alle als XLR ausgeführt, die Main Outputs auch als Klinkenbuchse. Hier könnte man zum Beispiel den Bassweg oder eine mittig angeordnete Lautsprecherampel (Front-Fill, etc.) in der PA getrennt ansteuern. Für eventuelle Studioarbeit gibt es zusätzlich zwei Monitor-Klinkenausgänge. Auch MIDI-In- und MIDI-Out dürfen nicht fehlen, genau so wenig wie die beiden FireWire 400 Anschlüsse für ein eventuelles Recording. Alle notwendigen Kabel dafür werden vom Hersteller in der Pultverpackung mitgeliefert. Der Kopfhöreranschluss liegt praktischerweise vorne rechts unterhalb des Summenmoduls. Das Netzteil des Mischpultes ist im Gerät integriert und wird über ein mitgeliefertes Stromkabel versorgt.
Zur Grundausstattung des Mixers gehören ein gedrucktes deutsches Handbuch und eine große Softwarebeigabe. Zu Letzterer gehören eine Editor-Software (Universal Control), die beim Einstellen der vielen Parameter im Mischpult hilft, eine sehr einfach gehaltene Recordingsoftware (PreSonus Capture) für den Mac oder den PC zur direkten Aufnahme und Wiedergabe von 16 getrennten Spuren über FireWire 400, und eine eigene Audiosoftware (Studio One), die dann die Mischarbeit, das Editieren und das Hinzufügen von weiteren Spuren ermöglicht. Eine große Anzahl von Loops, Effektgeräten und Dynamikprozessoren gehören ebenfalls zu diesem umfangreichen Audiowerkzeug.
Eine kostenlose Fernsteuermöglichkeit über WLAN mit z.B. einem iPad ist ebenfalls möglich. Die notwendige App kann man im iTunes-Store kostenfrei runterladen.

Kommentieren
Profilbild von Wolf Klein

Wolf Klein sagt:

#1 - 15.06.2023 um 11:03 Uhr

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Eigentlich sind Berichte und Tests völlig uninteressant, wenn nicht das Datum klar ersichtlich ist von wann der Beitrag stammt. Bei Geräten die es viele Jahre auf dem Markt gibt und Veränderungen stattgefunden haben ist ein Beitrag ohne Datumsangabe nicht sinnvoll.

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 15.06.2023 um 15:40 Uhr

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    Hallo Wolf, das Datum steht in der Zeile unter der Überschrift. Zumindest ist das bei Safari auf aktuellem mac OS und iOS der Fall. Sollte das bei Deiner Konfiguration nicht angezeigt werden, melde uns das bitte, dann geben wir das an die Technik weiter. Beste Grüße Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #1 von Wolf Klein

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Profilbild von Peter Sohr

Peter Sohr sagt:

#2 - 26.09.2023 um 12:38 Uhr

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Aktuell wird ja die Presonus StudioLive 16.0.2 USB-Variante vertrieben. Es machen sich bei mir so einige Fragen auf: Worin besteht der Unterschied zwischen der Firewire- und der USB-Variante? Sind die Geräte bis auf die Schnittstelle identisch? Was haben bisherige Firmware-Updates bewirkt? Kann ich an den XLR-Eingängen auch Line-Signale einspeisen? Wie sind die XLR-Eingänge symmetriert? Gibt es eine Galvanische Trennung oder ist diese komplett konventionell Bestückt? einen OV- scheint es ja dank eigener Schaltungsgestaltung nicht zu geben. Weshalb sind die Hi-Passfilter zwar vorbildlich durchstimmbar, aber "nur" mit -6dB pro Oktave Flankensteilheit versehen. Reicht etwa in Verbindung mit dem jeweiligem Kanalzug-EQ eine eventuelle akustische Rückkopplung im Tieftonbereich aus? Oder muss man hier letztlich mit dem 32-Band Master EQ im unteren Frequenzbereich rigoros das Gesamtsignal "kastrieren"? Wie erfolgt das Routen eines Signales auf die jeweiligen AUX-Kanäle? Wie kann ich wahlweise entscheiden, welches Signal Pre und welches Signal Post ausgekoppelt werden kann. Sind die AUX-Ausgänge symmetrisch? Für eine Beantwortung wäre ich sehr dankbar. Leider kann man nirgends ein ausführliches deutsches Handbuch downloaden.

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