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Pearl Session Studio Select Drumset & Snare Test

Wer Ahorn sagt, muss auch Birke sagen, oder zumindest Birke-Mischkessel. So ist es seit längerer Zeit Tradition im Portfolio der japanischen Trommelschmiede Pearl. Die neuen Session Studio Select Drums sind im mittleren Preissegment angesiedelt und bilden mit ähnlicher Ausstattung und Kesselkonfigurationen quasi die Geschwister zur hauseigenen Masters Maple Complete Serie

Pearl_Session_Select_Drumset
Pearl_Session_Select_Drumset


In den späten 90er Jahren war mein erstes „amtliches“ Set ein gebrauchtes Pearl Session Schlagzeug in Sunburst-Lackierung, mit einer 22“ x 16“ Bass Drum und langen, allesamt hängenden Tom-Kesseln. Damals bestand die Mixtur aus Birkenholz und philippinischem Mahagoni, und ich erinnere mich noch an den gut handhabbaren, druckvoll-kompakten Sound. So bin ich jetzt sehr gespannt, wie ein Session Set 20 Jahre später klingt.

Details

Zum Test haben wir von Pearl Europe ein vierteiliges Shellset bekommen, bestehend aus einer 22“ x 16“ Bass Drum (ungebohrt), zwei Toms in den Größen 10“ x 7“ und 12“ x 8“, sowie einem 16“ x 16“ großen Floor Tom. Dazu bekamen wir eine optional erhältliche Session Studio Select Snare in 14“ x 5,5“ geschickt. Die Kessel sind sechslagig und 5,4 Millimeter stark und bestehen, wie eingangs beschrieben, aus einer Mischung aus Birkenholz und afrikanischem Mahagoni. Letzteres findet sich in vielen Vintage Drums, zum Beispiel bei den 60er Jahre Ludwig 3-ply Kesseln, und passt somit gut zum warm klingenden “Vintage-Anstrich“, den Pearl dem neuen Session Set im Marketing anheftet. Fakt ist aber auch, dass in den letzten Jahren durch das Cites Abkommen eine breite Diskussion unter Instrumentenherstellern und  Konsumenten über Tropenhölzer entstanden ist. Holzarten wie Bubinga, das lange Zeit das neue Trendholz im Schlagzeubau war, verschwinden zunehmend aus den Produktkatalogen. Pearl’s in Westafrika beheimatete Khaya Mahagoni-Quelle ist davon nicht betroffen. Dass hier Tropenholz verbaut wird, sollte man vor dem Kauf trotzdem im Hinterkopf haben.

Hier seht ihr den Lieferumfang des vierteiligen Trommelsatzes.
Hier seht ihr den Lieferumfang des vierteiligen Trommelsatzes.

Unser Testset ist mit einer Delmar USA Folie beklebt, einer etwas vergilbt aussehenden Marine Pearl Folie, die passend auf den Namen „Nicotine Pearl“ (Gesundheit!) getauft ist. Neben drei Folien stehen für die Session Select Trommeln auch drei lackierte Finishes zur Auswahl. Die Folie ist rundherum sauber verklebt, nur an einem Tom ist die Überlappung von Folie und Kesselnaht etwas nachlässig ausgeführt. Das ist aber vor allem ein kleines optisches Manko, was einem zudem nur beim Fellwechsel ins Auge sticht. Die Fellauflagekante verläuft nach einem rundlichen Gegenschnitt zwischen erster und zweiter Lage und fällt dann im 60-Grad Winkel nach innen ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Das rotbraune Mahagoniholz befindet sich im Inneren, …

Bei den Beschlagteilen schöpft Pearl aus dem Vollen

Die montierte Hardware des Session Sets macht schon beim Aufbau Freude, alles wirkt solide und durchdacht. An dem wenig experimentellen Hardware-Baukasten, aus dem die Firma mehr oder weniger für alle ihre Serien ab der Mittelklasse aufwärts schöpft, merkt man einfach, wie lange Pearl schon am Ball ist. Die beiden Toms sind mit der Optimount Tomhalterungen bestückt, die seit einiger Zeit auch in der Mittelklasse verbaut werden. Alle Spannböckchen sind aus Messing gefertigt und sehr gut verchromt. Als Spannreifen kommen Pearl’s 2,3 Millimeter starke, geflanschte Super Hoop II Ausführungen zum Einsatz, und alle Anbauteile sind natürlich gummiunterlegt. Das Floor Tom hat drei ausreichend lang dimensionierte Beine, die mit Pearls bekannten Air Suspension Feet bestückt sind. Die Bass Drum ist mit den ebenfalls lange etablierten, massiven Teleskopbeinen ausgestattet, mit etwas Zug am den Gummiaufsätzen lassen sich mit einer Drehung Dornen aus- und wieder einklappen. Sehr praktisch! Statt Edelstahl-Stimmschrauben, die es beispielsweise in der hochpreisigen Masters Reserve Serie gibt, kommen normale Stahlausführungen zum Einsatz. Das ist aber auch die einzige Sparmaßnahme, die mir in diesem Punkt auffällt. Wesentlich gravierender ist die Einsparung beim Hardware-Zubehör, leider zu Lasten des Endverbrauchers. Es gibt nämlich keine Tomarme für die kleinen Toms mehr im Lieferumfang. Da die Bass Drum ungebohrt ist, muss man, je nachdem wie penibel man den Look beurteilt, eventuell auch noch die passenden Becken-Kombi-Stative mit einplanen, diese liegen aktuell bei 169 Euro pro Stück. Die Tomhalter zur Anbringung an bereits vorhandene Multiklammern und Stative kosten einzeln ab 45 Euro aufwärts. Das relativiert den recht attraktiven Anschaffungspreis von aktuell 1299 Euro für das vierteilige Shellset dann ein klein wenig. 

Fotostrecke: 5 Bilder Mit Super Hoops II auf den Toms, …

Gig-taugliche Befellung und Ausstattung inklusive

Wirklich positiv empfinde ich die Tatsache, dass man bei Pearl in der Ausstattung des reinen Shellsets etwas weiter denkt, als man es von vielen anderen Herstellern gewohnt ist. Die Bass Drum hat bereits ein gelochtes Resonanzfell, ebenso ist ein Dämpfungskissen dabei, welches mit Klett befestigt wird, und ein amtlicher Kratzschutz vor Fußmaschinenspuren am Spannreifen ist ebenfalls installiert.
Bei den Fellen handelt es sich zwar um „günstigere“ Remo UT Varianten anstelle der US-Pendants, allerdings hat man sich beim Session Set für haltbare Pinstripe-Versionen auf den Toms entschieden, und die robusten, vorgedämpften Schlag- und Resonanzfelle an der Bass Drum können den Markenausführungen ebenfalls das Wasser reichen. So ist das Set, vorausgesetzt man hat das passende Gestänge parat – welches uns in diesem Fall von Pearl Europe zum Test zur Verfügung gestellt wird -, bereit für die Bühne.

Fotostrecke: 5 Bilder Einmal ziehen und drehen, …

Die Snare passt nicht nur optisch ins Konzept

Die passende 14“ x 5,5“ Session Select Snare hat einen identisch aufgebauten Kessel. Mit zehn Bridge Type Doppelspannböckchen, dem einfachen, aber leichtgängig laufenden SR-017 Strainer und dem 20-spiraligen Bronzeteppich entspricht sie dem Standard von Pearl Snares in dieser Preisklasse. Auffällig ist sind die relativ breiten und flachen Snarebeds auf der Resonanzfellseite. Die Trommel gibt es auch in den Größen 14“x 6,5“ und 14“ x 8“ zu erwerben. Die Fellbestückung der Snare stammt ebenfalls von Remo UT, auf der Snare ist ein einlagiges, beschichtetes Schlagfell und ein klares Resonanzfell installiert.

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Praxis

Es ließe sich sicherlich einige Abende lang mit Drummern über ihre unterschiedlichen Aufbau-Präferenzen diskutieren. So mancher pragmatisch veranlagte Schlagzeuger nimmt zum Beispiel aus Schleppfaulheit oder Mangel an Bühnenplatz in kleinen Locations von vornherein nur ein Hängetom mit, das dann entweder auf der Bass Drum oder auf einem Snare-Stativ positioniert wird. Fakt ist aber auch, dass einige Hersteller die Option „Tomhalterung auf der Bass Drum“ ab einem gewissen Preisniveau nicht mehr anbieten, weil es scheinbar dem ästhetischen Empfinden vieler Kunden widerspricht. Bei Pearl ist das ab der Decade Maple Serie aufwärts der Fall. Dennoch geben andere Hersteller (Mapex, Tama, Yamaha) wenigstens noch einen Satz Tomhalterungen mit dazu, und das ist beim Pearl Session Select leider nicht der Fall.

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Ansonsten ist dem Set absolut nichts anzukreiden, alle Schrauben laufen weich, und ich habe das Kit sehr schnell hingestimmt. Viel Spaß macht es in der mitteltiefen Stimmung, wo es druckvoll klingt, aber immer angenehm kompakt bleibt. Die Bass Drum spielt sich direkt und satt, die Kesseltiefe von 16 Zoll erweist sich als gelungener Kompromiss zwischen ultralangem Rohr und der kurzen 14 Zoll Vintage-Variante. Das Floor Tom mit „quadratischen“ Kesseldimensionen lässt sich richtig weit in den Keller stimmen, wie ihr in den Soundfiles hören könnt, bleibt aber dabei trotzdem sehr schön artikuliert. Die beiden kleinen Toms haben den Pearl-typischen, attackreichen Sound, der in tiefen Stimmungen ohne Nebengeräusche, aber auch ohne überbordendes Sustain erklingt. Das wird vielen Tontechnikern zupass kommen. Eine zusätzliche Dämpfung ist, eine saubere Stimmung vorausgesetzt, mit den Pinstripe-Fellen ohnehin nicht notwendig. In der tiefen Stimmung wäre es für mich das ideale Live-Set für viele Arten von Rock-/Popmusik.

Audio Samples
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Tiefe Stimmung – Einzelsounds Tiefe Stimmung – Slow Tom Groove Tiefe Stimmung – Tom Shuffle

Im zweiten Durchlauf stimme ich die Toms wesentlich höher, auch die Bass Drum bekommt an beiden Fellen ein paar Umdrehungen mehr verpasst. Beim Floor Tom kommt jetzt deutlich mehr Leben in die Bude, hier würde ich im Außeneinsatz aufgrund des langen Kessels im Ausklangverhalten für „etwas Ruhe sorgen“, zum Beispiel mit einem Stückchen Tape auf dem Resonanzfell. Auch die beiden kleinen Toms klingen jetzt deutlich lebendiger und etwas frischer, während die Bass Drum mit etwas mittigerem Punch ertönt. 

Audio Samples
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Mittlere Stimmung – Einzelsounds Mittlere Stimmung – Tom Groove Mittlere Stimmung – Baion Ostinato Groove
Bis es so steht, ist unter Umständen ein weiterer tiefer Griff in den Geldbeutel nötig, denn passende Tomhalter (und Stative) müssen separat erworben werden.
Bis es so steht, ist unter Umständen ein weiterer tiefer Griff in den Geldbeutel nötig, denn passende Tomhalter (und Stative) müssen separat erworben werden.

Die Session Select Snare im Check

Auch eine durchaus passable Figur gibt die Session Select Snare ab. Für einen überschaubaren Anschaffungspreis gibt es hier eine variable Trommel mit guter Teppichansprache und einer ordentlichen Portion Attack im Gesamtklang. Besonders gut gefällt sie mir ab der mittleren Lage aufwärts sowie ganz tief gestimmt und dabei stark gedämpft. Im folgenden Video könnt ihr euch selbst ein Bild von der Snare machen.

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Fazit

Insgesamt hinterlässt das Pearl Session Select Set einen guten Eindruck. Als Pluspunkte sind die praxistaugliche Befellung und die amtlichen Hardware-Details an den Kesseln selbst zu nennen. Aufbauen und losrocken ist hier die Devise. Besonders die tiefer gestimmten Regionen lassen das Set auch akustisch glänzen, wo es einen unkomplizierten, fokussierten und kompakt-druckvollen Sound liefert. Ein ideales Set für Live-Situationen für viele Arten von Rock-/Popmusik. Etwas schade ist, dass Pearl den reizvollen Anschaffungspreis mit einer gehörigen Portion Hardware-Einsparung erkauft, denn Tomhalterungen für die Hängetoms müssen separat erworben werden. Als einziges kleines Manko ist unserem Testset eine nicht ganz saubere Überlappung der Holzlagen an einem Tom anzukreiden, dieser Aspekt hat aber keinen Einfluss auf den Klang. 
Pearl’s neue Mittelklasse kann sich trotzdem ohne Frage sehen und hören lassen, die Konkurrenz (auch im eigenen Hause mit dem Masters Maple Complete) ist allerdings stark. Wer auf der Suche nach einer bezahlbaren Holz-Snare ist, könnte mit der Session Select Snare fündig werden. Im Testlauf erwies sie sich die 5,5er Ausführung als überraschend variabel, besonders die mittelhohen bis sehr hohen Stimmungen klangen überzeugend.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • insgesamt gute Verarbeitung
  • sehr gute Hardware-Ausstattung der Kessel
  • praxistaugliche Befellung
  • kompakt-rockige Sounds
  • Preis-Leistungs-Verhältnis der Snare
Contra
  • keine Tomhalter im Lieferumfang
  • Holzlagenübergang an einem Tom nicht perfekt ausgeführt
Artikelbild
Pearl Session Studio Select Drumset & Snare Test
Für 2.169,00€ bei
Satte Sounds und stimmige Optik überwiegen, das Pearl Session Select bietet nur in Details Anlass zur Kritik.
Satte Sounds und stimmige Optik überwiegen, das Pearl Session Select bietet nur in Details Anlass zur Kritik.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pearl
  • Herkunftsland: Taiwan
  • Bezeichnung: Session Studio Select 22
  • Kessel: Birke / afrik. Mahagoni – sechslagig, 5,4 Millimeter stark
  • Kesselgrößen: 22“ x 16“ Bass Drum (ungebohrt)
  • 10“ x 07“ , 12“ x 08“ Toms
  • 16“ x 16“ Floor Tom
  • Finish: Nicotine Marine Pearl (Delmar USA Folie)
  • Felle: Remo UT, Pinstripe auf den Toms, Powerstroke 3 auf der Bass Drum
  • Zubehör: drei Floortom-Beine, Dämpfungskissen für BD
  • Preis (Verkaufspreis Februar 2019) EUR 1299,-
  • Bezeichnung: Session Studio Select Snare
  • Kessel: Birke / afrik. Mahagoni – sechslagig, 5,4 Millimeter stark
  • Kesselgröße: 14“ x 5,5“
  • Finish: Nicotine Marine Pearl (Delmar USA Folie)
  • Felle: Remo UT
  • Snare-Teppich: 20 Spiralen, Bronze
  • Zubehör: Stimmschlüssel

Seite des Herstellers: https://pearldrum.com

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Profilbild von sdfsdf sdfsdfsdf

sdfsdf sdfsdfsdf sagt:

#1 - 28.04.2019 um 23:26 Uhr

0

was ist denn das für ein cooler dämpfer an der snare ? Eigenkonstruktion ?

    Profilbild von bonedo Chris

    bonedo Chris sagt:

    #1.1 - 29.04.2019 um 06:51 Uhr

    0

    Hi sdfsdf sdfsdfsdf, das ist ein magnetischer MiniMuff Dämpfer vom deutschen Hersteller Mr. Muff. Schöne Grüße Chris

    Antwort auf #1 von sdfsdf sdfsdfsdf

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Andreas Duesener

Andreas Duesener sagt:

#2 - 16.04.2021 um 09:11 Uhr

0

Hallo Christoph.
Hier ist Andreas aus Herne.
Könntest du mir bitte sagen, wi

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