Nux Optima Air Test

Das Nux Optima Air Multifunktionspedal des chinesischen Herstellers Cherub Technology & Co vereint einen IR-Loader, einen Preamp, eine DI-Box und diverse weitere Funktionen unter einem Dach. Herzstück der originellen Konzeption ist der IR-Loader. Dieser soll dem Signal die charakteristischen Eigenschaften einer Akustikgitarre zurückgeben, die üblicherweise bei der Abnahme per Tonabnehmer verlorengehen.

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Das Anliegen ist jedenfalls begründet, denn am Anfang steht die Einsicht, dass weder piezokeramische Untersatteltonabnehmer noch magnetische Schalllochtonabnehmer den Natursound einer Akustikgitarre angemessen abbilden können. Wir sind neugierig geworden und haben dem Optima Air einmal unter die Haube geschaut.

Details

Der IR-Loader stellt deshalb 15 Impulse Response (IR) Files zur Auswahl, die den Klangcharakter bekannter Akustikgitarrenmodelle von Gibson, Martin oder Taylor nachzeichnen (simulieren) sollen. Die IR-Files können darüber hinaus mit dem zuschaltbaren Preamp und einem internen Reverb kosmetisch verschönert und als Preset in einer separaten Datenbank geparkt werden.
Darüber hinaus hat der Optima Air einen Einschleifweg (Send/Return) einen XLR-Ausgang, einen Aux-In und einen Kopfhörerausgang an Bord. Über die Micro-USB-Schnittstelle kann die neuste Firmware von der Nux-Webseite geladen werden. Schließlich können die IR-Files auch via Software konfiguriert sowie “eigene” IR-Files kreiert werden.
Nux präsentiert den Optima Air in einem quadratischen Metallgehäuse, das mit den Abmessungen 115 mm (B) x 105 mm (T) x 58 mm (H) schon nicht mehr in einen handelsüblichen Gitarrenkoffer für Akustikgitarren passt, aber mit einer strukturierten mattschwarz-glänzenden Oberfläche einen wertigen Eindruck macht. Mit vier Gummifüßen an der Unterseite bleibt unser Proband sicher aufgestellt. Die Einstellungen werden manuell oder per Fußschalter mit Reglern und Schaltern vorgenommen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Nux Optima Air ist ein Multifunktionspedal mit IR-Loader, Preamp, DI Box und weiteren Features.

Die Bedienelemente

Die Ein- und Ausgänge wurden an der Stirnseite implementiert. Die Gitarre wird mit dem Input verbunden. Ein Akustikverstärker, eine Aktivbox oder ein Mischpult mit dem Output. Über Send und Return kann man ein externes Effektgerät einschleifen. Lautstärke und Klangfarbe müssen allerdings am externen Gerät ausgesteuert werden, was aber kein Problem ist. Das Netzteil wird an die 9V-Netzteilbuchse angeschlossen, ist aber nicht im Lieferumfang enthalten.
Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Auf der linken Seite finden wir einen XLR-Ausgang (DI-Out), der mit einem Interface, einem Aufnahmegerät oder mit einer Mischeinheit (Saalmix) verbunden werden kann. Daneben befinden sich zwei Miniklinkenbuchsen, die als Aux-In und Kopfhöreranschluss dienen. Über den Aux-In kann via Music-Player ein Playback in den Signalweg einspeist werden. Den Kopfhörerausgang ist eigentlich nur sinnvoll, wenn eine Silent-Gitarre zum Einsatz kommt. Dann kann man natürlich auch in aller Stille zum Playback spielen.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der linken Seite sitzt der DI-Out in Form einer XLR-male Buchse, die aber leider keinen Ground-Lift besitzt.

Die Bedienelemente auf der Oberseite sind übersichtlich angeordnet und leserlich beschriftet. Sechs schwarze Potis und ein Drehwähler mit Push-Funktion werden manuell betätigt. Die beiden Fußschalter arbeiten beim Umschalten völlig geräuschfrei. Reverb wird mit einer Drehung des entsprechenden Potis ein- oder ausgeblendet, das gleichzeitig den Effektanteil im Mix und die Hallfahne bzw. den Nachhall (Decay) verändert. Bei Linksanschlag wird der Effektanteil ganz aus dem Signalweg genommen. Der Effekt steht aber auch bereit, wenn der Preamp abgeschaltet ist.
Die Impulse Response Files werden abgerufen, indem man den linken IR-Fußschalter aktiviert. Eine LED davor zeigt grün den aktiven Betriebszustand an. Mit dem Select-Drehwähler oder mit den Fußschaltern scrollt man durch das Menü und hört prompt auch den Sound des neuen Files, der mit einer Preset-Bezeichnung im Display angekündigt wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Oberseite warten sieben schwarze Potis mit Strichmarkierung und zwei Fußschalter auf ihren Einsatz.

Ein Blick in die Liste im Manual verrät, welche Akustikgitarren als IR-Files zur Verfügung stehen und welche für die unterschiedlichen Gitarrentypen und Tonabnehmer empfohlen werden. Wie die Files hinsichtlich Abständen, Mikrofonen usw. zustande kamen, wird aber nicht verraten. Offenbar sollen auch E-Gitarren mit magnetischen Tonabnehmern von der Akustikgitarrensimulation profitieren.
Optional stehen folgende 15 Files bereit:

HerstellerModelloptimiert für Typoptimiert für Pickup
1. GibsonHummingbirdAcousticMagnetic
2. GibsonHummingbirdElectricMagnetic
3. GibsonHummingbirdAcoustic or ElectricPiezo
4. GibsonJ-15AcousticMagnetic
5. GibsonJ-15ElectricMagnetic
6. GibsonJ-15Acoustic or ElectricPiezo
7. MartinD-45AcousticMagnetic
8. MartinD-45ElectricMagnetic
9. MartinD-45Acoustic or ElectricPiezo
10. MartinHD-28Acoustic or ElectricPiezo
11. Taylor814Acoustic or ElectricPiezo
12. GibsonJ-200ElectricMagnetic
13. GibsonJ-45ElectricMagnetic
14. MartinHD-28ElectricMagnetic
15. Taylor314ElectricMagnetic

Mit dem Überblender IR-Level kann das Impulse-Response-Signal komfortabel mit dem originären Tonabnehmersignal gemischt werden. In der 12-Uhr-Position wird ein gemischtes Signal im Verhältnis 50:50 ausgegeben. Ist der IR-Regler bis zum Anschlag aufgedreht, hört man nur noch das Signal des IR-Files. Dreht man den Überblender komplett nach links, hört man nur noch das originäre Tonabnehmersignal.
Mit dem Preamp kann das IR-File sich noch einer kosmetischen Korrektur unterziehen, z.B. mit Gain, Bass, Middle und Treble. Der Preamp springt an, wenn man den rechten Fußschalter AMP niederdrückt. Eine Rückmeldung gibt eine rotleuchtende LED vor dem Fußschalter. Der Sound wird manuell mit drei Reglern für Bass, Middle und Treble eingestellt. Mit Gain wird das Eingangssignal gepegelt, das schließlich über den Klinken- und gleichzeitig über den XLR-Ausgang ausgegeben wird. Regler für die beiden Ausgänge gibt es aber nicht, was aber kein Problem ist.
Das bearbeitete File kann mit allen Einstellungen (Reverb, IR-Modul, Gain, Bass, Middle, Treble) abgespeichert werden. Mit dem Drücken des Select-Drehwählers gelangt man in das Preset-Menü. Der zu überschreibende Speicherplatz (insgesamt 9 Slots) wird ausgewählt und die werkseitig vorgegebene Preset-Bezeichnung bei Bedarf geändert. Ein weiteres Drücken des Select-Reglers speichert das Preset. Mit den beiden Fußschaltern IR (down) und Amp (up) wählt man nun die einzelnen Presets. Vom Preset-Menü ins Manual-Menü und wieder zurück gelangt man mit dem gleichzeitigen Drücken beider Fußschalter.

Software

Über die Micro-USB-Schnittstelle wird der Optima Air mit dem Rechner verbunden und kann von dort aus editiert werden. Die dazu notwendige Software NAI-5 steht auf der Webseite www.nuxefx.com zum Download bereit.
Parameter wie Reverb, IR-Level, Gain, Bass, Middle, High sowie Eingangs- und Ausgangspegel der einzelnen Presets lassen sich so modifizieren und schließlich im Preset-Speicher parken. Dort steht auch noch ein weiterer zehnter und unbenannter Speicherplatz zur Verfügung.
Die IR-Files substantiell zu verändern ist nicht möglich, was verständlich ist, da man den charakteristischen Klang einer Akustikgitarre ja auch nicht modifizieren kann. Allerdings stehen ein Hi-Cut- und ein Low-Cut Filter zum Einbauen in den Frequenzverlauf bereit und natürlich lässt sich das Gain anpassen. Der Optima Air kann auch als Audio-Interface für Mac und PC verwendet werden. Das Routing erfolgt dann mit der Software und den Optionen Normal, Dry-Out und Re-Amp.

Produktion eigener IR-Files

Die Akustikgitarre wird mit dem Input an der Front verbunden und ein Kondensatormikrofon mit dem Eingang eines Interfaces. Über dessen Output gelangt das Signal dann in den Return des Optima Air. Die Produktion eines IR-Files erfolgt, indem man den IR-Fußschalter gedrückt hält. Für eigene Kreationen stellt der Optima Air noch weitere Speicherplätze zur Verfügung.

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