Anzeige

Native Instruments iMaschine 2 Test

„Einmal Groove-Produktion zum Mitnehmen, bitte!“ – Mit der Einführung der computergestützten Groovebox „Maschine“ im Jahr 2009 prägte der Berliner Hersteller Native Instruments den Markt der Grooveboxen maßgeblich. Plötzlich war die Bedienung eines Hardware-Controllers mit den Vorteilen der computerbasierten Musikproduktion in einem Produkt vereint, leuchtete dazu auch noch schön und entwickelte sich über die Jahre zu einem vollwertigen Produktionswerkzeug für die Groove-Produktion.

Native_Instruments_iMaschine2_Bild_01_Aufmacher


Doch auch für iOS entwickelte Native Instruments recht früh eine App namens „iMaschine“, die das Maschine-Konzept ganz ohne den Hardware-Controller in vereinfachter Form auf iPhone und iPad portierte. Bislang fehlten der App jedoch einige Features, die zur Produktion ganzer Tracks vonnöten sind. Mit dem ersten Major-Update „iMaschine 2“ verspricht der Hersteller genau diese Features nachzurüsten. Wir haben für euch herausgefunden, ob die iOS-basierte Groove-Produktion in der Praxis nun zu einem vollwertigen Produktions-Werkzeug geworden ist.

Details

Das grundsätzliche Konzept der iMaschine 2 basiert auf derersten Version, die wir ebenfalls getestet haben. Kurz gesagt: Samples und Drum-Kits werden in den vier verfügbaren Gruppen (A – D) geladen oder selbst mit dem integrierten Recorder gesampelt und mit den virtuellen 4×4 Trigger-Pads beziehungsweise dem virtuellen Keyboard auf Metronom eingespielt.

Die 4x4 Trigger-Pads bilden das Herzstück der iMaschine.
Die 4×4 Trigger-Pads bilden das Herzstück der iMaschine.

Aus Loops werden Songs

Das wohl wichtigste Feature, um aus Patterns ganze Tracks zu produzieren, ist der Arranger, mit dem diese nun in Szenen zu ganzen Songs arrangiert werden. Bei der Hardware-Maschine schon von Beginn an mit an Bord, fehlte der Arranger in der ersten iMaschine, wodurch Patterns nicht weiter arrangiert werden konnten. Pro Gruppe ermöglicht der Arranger vier Patterns, die sich innerhalb der Szenen anwählen lassen, wodurch sich die Patterns zu ganzen Songs arrangieren lassen.

Mit dem Arranger werden Patterns in Szenen zu einem Song arrangiert.
Mit dem Arranger werden Patterns in Szenen zu einem Song arrangiert.

Beat-Programmierung leicht gemacht

Ebenfalls bekannt aus der Maschine ist der Step Mode, in dem die Pads zu einer Art Step-Sequenzer werden. Die Sounds werden somit nicht live eingespielt, sondern in 16 Steps in maximal 32 Bars programmiert. Dabei werden die Pads wie in einem Step-Sequenzer als Lauflicht visualisiert. Eine praktische Vorhör-Funktion, mit der die Sounds ausgewählt werden, darf dabei natürlich ebenso wenig fehlen wie eine Beschriftung der Pads, welche Bars und Beats zur Orientierung anzeigt.

Der Step Mode
Der Step Mode

Immer der richtige Ton

Mit dem verbesserten Keyboard lassen sich Noten praktischerweise in Skalen spielen und Akkorde mit dem „Harmonizer“ beziehungsweise den „Chord-Sets“ aus einzeln gespielten Noten erzeugen. Auch ohne Vorwissen von Harmonielehre sind die Sounds somit ganz einfach harmonisch spielbar. Diese beiden Funktionen können dann wiederum mit dem neuen Arpeggiator genutzt werden, der neben den Arpeggiator-Oktaven auch mit Play-Modus und Rate dienen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Arpeggiator des Smart Play-Keyboards

3D-Touch-Unterstützung

iMaschine nutzt die 3D-Touch-Technologie des iPhone 6s und iPhone 6s Plus und ermöglicht damit, ähnlich wie die Pads der Maschine-Hardware, eine Anschlagstärke bei der Nutzung von „Note-Repeat“. Zudem kann 3D Touch sogenannte „Quick Actions“ auslösen, die beim Betätigen des App-Symbols auf dem Home-Screen ein neues Projekt anlegen oder gleich ein Audio-Recording starten, das dann beispielsweise als Sample genutzt werden kann. Innerhalb der App werden Step Mode, Stummschalten der Pads und Löschen von Noten am schnellsten mit 3D Touch realisiert. Doch auch ohne die 3D-Touch-Technologie sind diese Features natürlich ausführbar. So wird weiterhin die Anschlagstärke mit der praktischen Funktion „Live Play“ realisiert und neue Projekte im entsprechenden Haupt-Menü angelegt.

Sounds – Für Nachschub ist gesorgt 

Neben den neun iMaschine-2-Projekten und den zehn Projekten aus der ersten Version hält die Library 38 Drum-Kits und über 750 Samples bereit. Beim ersten Start bietet iMaschine gleich den kostenlosen Download der „Quantum Collection“ mit weiteren 10 Projekten und 20 Drum-Kits und 15 Instrumenten an – ein Angebot, das man nicht ablehnen sollte. 

Anzeige

Praxis

Installation

Ganz im Sinne von iOS wird auch die iMaschine 2 über den App Store von Apple heruntergeladen, wobei der Einführungspreis 4,99 EUR beträgt und ab dem 01.12.2015 auf 9,99 EUR angehoben wird. Wer im Besitz eines iPads und eines iPhones ist, erhält iMaschine 2 durch den einmaligen Kauf gleich als sogenannte Universal-App, also für beide Geräte, jeweils als 472 MB großen Download. Nach der darauf folgenden, automatischen Installation kann ohne weitere Konfiguration gleich mit der Groove-Produktion begonnen werden.
Hinweis: Falls vorhanden, sollte iMaschine 1 nicht vorher gelöscht werden, da die alten Projekte in iMaschine 2 erst importiert werden müssen, was nur möglich ist, wenn die App noch installiert ist.

Bedienung

Wie auch in der Vorgänger-Version bietet die Bedienoberfläche ein intuitives Arbeiten, das durch eine übersichtliche Menüführung gegeben ist. Sowohl auf dem iPad als auch auf dem iPhone ist alles übersichtlich strukturiert, wobei auf dem iPad alles leichter „von der Hand“ geht. Das hängt ganz einfach mit der Größe des Displays und den dadurch weniger verschachtelten Menüs zusammen. Aber auch für das iPhone wurde die Menüführung gut gelöst.

Fotostrecke: 2 Bilder iMaschine auf dem iPad

Patterns

Das Prinzip des Arrangers ist einfach: In jeder der vier Gruppen A bis D lassen sich jeweils vier Patterns erstellen, die dann in den Szenen angewählt werden können. Befindet sich in Gruppe A beispielsweise ein Drum-Kit, können damit vier Patterns, etwa für Intro, Vers, Chorus und Outro, aufgenommen werden. Mit der Aufnahme des ersten Patterns wird automatisch die erste Szene erstellt. Wählt man innerhalb der ersten Szene ein neues Pattern, ist dieses gleich mit dem Groove des ersten Patterns befüllt. Das neue Pattern kann dann mit „Clear“ gelöscht und daraufhin neu eingespielt werden oder man erweitert den vorhandenen Groove – das ist Workflow vom Feinsten. 

Szenen

Um nun die Patterns zu einem Song zu arrangieren, kommen die Szenen ins Spiel. Tippt man das kleine Plus-Symbol neben der ersten Szene, wird eine weitere erstellt. Welches Pattern diese Szene beinhalten soll und wie viele Takte lang diese Szene gespielt wird, wird dann ganz einfach bei den Patterns ausgewählt. Ein „Umarrangieren“ der kompletten Szenen wird durch ein simples Verschieben möglich – einfacher geht es wirklich nicht. Was an denen Szenen stört ist allerdings die Tatsache, dass Szenen nicht gelöscht werden können. Hat man aus versehen eine Szene erstellt kann man diese zur Zeit (Version 2.0.0) nur durch „No Pattern in Scene“ leeren, was für jede der vier Gruppen einzeln gemacht werden muss. Eine „Delete Scene“-Funktion wäre hier sehr dringend angebracht.  
Zur mobilen Produktion reichen vier Patterns pro Gruppe in den meisten Fällen sicherlich aus, dennoch ist diese Beschränkung in meinen Augen fehl am Platz, da man gerade beim Arrangieren eines ganzen Songs durchaus mehr Patterns gebrauchen könnte. Wer im Besitz einer Hardware-Maschine ist, kann mit den vier Patterns in iMaschine eine „Skizze“ entwerfen und sie im Studio ausarbeiten.

Mini-Features

Sind die Hände mal wieder zu flink, bietet iMaschine 2 im Gegensatz zur Vorgänger-Version nun eine Undo/Redo-Funktion mit Verlauf, die auf den Namen „History“ hört. Diese zeigt alle durchgeführten Schritte namentlich auf. Klingt unspektakulär, im Workflow auf dem iPhone / iPad ist es jedoch wesentlich übersichtlicher als einfache Undo/Redo-Buttons.
Genau wie die zweite Version der Maschine-Hardware (MK2) wird auch iMaschine farbenfroher. Gruppen und auch einzelne Pads können eigene Farben erhalten, was gut ist, da so für mehr Überblick gesorgt ist und dadurch wiederum der Workflow optimiert wird.
Unter dem Tap „New Features“ hält iMaschine einige Tutorials mit Step-by-Step-Anleitungen bereit, die alle neuen Features leicht verständlich mit Bildern erklären. Gleiches gilt für den Tab „Help“, der als generelle Hilfe dient und Anfängern ganz sicher einen guten Einstieg in die iMaschine bietet. 

Was fehlt immer noch?

Die automatische Quantisierung während der Aufnahme ist weiterhin auf Sechzehntel fest eingestellt, ebenso wie die Note-Repeat-Funktion immer noch den festen Werten zugewiesen ist  (1/4, 1/8, 1/16, 1/16T und 1/32). Schön wäre hier eine Funktion für frei wählbare Werte, die sicher leicht durch Tippen und Halten realisiert werden könnte.
Das Erstellen der Patterns geht in iMaschine zwar schneller und vor allem umfangreicher von der Hand, dennoch vermisse ich eine Art Key-Editor zur nachträglichen Bearbeitung der Patterns. Hat man sich mal verspielt, bleibt im Grunde nur die Undo-Funktion mit nachfolgendem Neueinspielen.   
Wünschenswert wäre es, die Funktion „Auto Write“ der Hardware in die App zu übertragen, um die Parameter wie beispielsweise die X-Y-Pads der Effekte zu automatisieren. Für eine App bieten die zwei Effekt-Slots nämlich schon recht viele Möglichkeiten, doch Filterfahrten beispielsweise werden durch fehlende Automations-Funktion nicht aufgezeichnet und somit auch nicht exportiert bei der Fertigstellung des Songs auf dem iDevice. In der Maschine schon von Beginn an Standard, fehlen in iMaschine 2 ebenso die Pad-Gruppen, mit denen sich Pads verbinden lassen (Link). Mir scheint es, als würden manche simplen Funktionen von Native Instruments bewusst ausgelassen, um Hunger auf mehr zu machen, nämlich die Maschine-Hardware …
Inter-App Audio wird mit Version zwei immer noch nicht unterstützt, dabei ist diese Technologie für iOS Musik-Apps seit iOS 7 verfügbar und nicht uninteressant, da sie den Austausch von Audio- und MIDI-Daten innerhalb von iOS-Apps ermöglicht. Die iMaschine könnte so von iOS-Sequenzern wie Cubasis oder Garageband als Klangerzeuger genutzt werden oder andersherum stünden Effekt-Apps, ähnlich wie Plug-Ins, iMaschine zur Verfügung.
Den Export zu Cloud-Diensten wie Dropbox, iCloud Drive und Google Drive, der in vielen anderen Musik-Apps schon lange angeboten wird, ist in iMaschine 2 vergebens zu suchen. Somit ist die Übertragung der Projekte ausschließlich über iTunes möglich, um sie am Computer weiterzubearbeiten.

Klang

Die im Standard-Content enthaltenen iMaschine 1 und 2 Librarys statten die App gleich mit 750 Samples aus, wodurch durchaus gleich mit dem Beatschrauben begonnen werden kann. Leider werden Pegelverhältnisse beim Import in Maschine am Computer nicht übernommen. Bei maximal vier möglichen Gruppen ist das allerdings schnell nachzubessern, widerspricht aber trotzdem leicht der von Native Instruments suggerierten Werbespot-Theorie mit dem „am iPhone Aufhören, am Computer Weiterschrauben“. Wäre einfach für den Workflow schöner, wenn der „Mix“ in der Maschine-Software am Computer direkt genauso klingen würde wie auf dem iDevice. Den Unterschied hört ihr in den ersten beiden Klangbeispielen.
Hören wir doch mal rein, was bei der Groove-Produktion mit der Standard-Library von iMaschine 2 so herauskommen kann.

Audio Samples
0:00
Trap Mix – iMaschine Trap Mix Maschine – Software Urban Exclusive – iMaschine Minimal – iMaschine Drum and Bass – iMaschine

Die zahlreichen Drum-Kits sind Maschine-typisch in sich stimmig und bieten einen druckvollen Sound. Die vielen neu hinzugekommenen Sounds sind durchweg hochwertig und liefern zeitgemäße Samples, die sich hauptsächlich für EDM und Hip-Hop eignen. Weiterhin sind die iMaschine 1 Sounds mit an Bord, wodurch die alten Projekte geöffnet werden können. 

Anzeige

Fazit

In Version 2 wächst die iMaschine weiter mit der Hardware-Maschine zusammen. Features der „großen“ Maschine, wie Smart Play-Keyboard mit Skalen, dem Arpeggiator und Step Mode, erweisen sich auf dem iDevice als nützliche Erweiterungen zur mobilen Groove-Produktion. Durch den Arranger und die damit verbundene Möglichkeit, Patterns in Szenen zu Songs zu arrangieren, wird die iMaschine so langsam, aber sicher zu einem ernst zu nehmenden Groove-Produktionswerkzeug für iOS. Wären da nicht die Schwächen der App, wie die nicht  nachvollziehbare Beschränkung auf vier Patterns. Wenn schon Arrangieren, dann richtig. Trotz der noch fehlenden Funktionen, wie etwa Key-Editor, Inter-App Audio, Pad-Gruppen und Automation, die die App zu einer vollwertigen Tablet-Groovebox machen würden, ist iMaschine dennoch ganz klar eine der Top-Groove-Production-Apps für iOS.

Pro:
  • Schnelles Erstellen von Songs mit Arranger
  • Step Mode zur Programmierung der Patterns
  • Akkorde und Skalen per Smart Keyboard spielbar
  • Velocity per 3D Touch (ab iPhone 6s)
  • bessere Übersicht durch farbliche Gestaltung von Pads und Groups
Contra:
  • maximal 4 Gruppen
  • maximal 4 Patterns pro Gruppe
  • Projekt-Export nur über iTunes
  • keine Inter-App Audio Unterstützung
  • kein Auto Write
Native_Instruments_iMaschine2_Bild_01_Aufmacher
Features:
  • 16 Pads für Drums und Samples
  • Smart Play-Keyboard (chromatisch, in Skalen und Akkorden)
  • Audio-Recorder und Pad-Sampling-Modus zur Aufnahme mit dem iPhone-/iPad-Mikrofon
  • Arpeggiator mit Oktaven, Play-Modus und Rate
  • Note-Repeat-Funktion
  • 3D-Touch-Unterstützung (Note-Repeat Velocity und Quick Actions)
  • 4 frei zuweisbare Gruppen (Pads, Keyboard oder Audio-Recorder)
  • 2 Effekt-Slots pro Spur
  • Sequenzer mit Live-Modus und automatischer Erkennung der Loop-Länge
  • Export als Audiofile und direkter Soundcloud Upload möglich
  • Projekte können exportiert und in Maschine/Maschine Mikro weiterbearbeitet werden
  • Import eigener Samples über iTunes
  • Step Mode zur Programmierung von Patterns
  • Arranger mit Szenen und 4 Patterns pro Gruppe
  • Library mit 19 Projekten, 38 Drum-Kits und über 750 Samples
  • kostenlose Quantum Collection mit 10 Projekten und 20 Drum Kits und 15 Instrumenten
  • History-Funktion der Undo/Redo-Schritte
  • Group-Color und Pad-Color
Preis:
  • EUR 9,99 (UVP)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Schnelles Erstellen von Songs mit Arranger
  • Step Mode zur Programmierung der Patterns
  • Akkorde und Skalen per Smart Keyboard spielbar
  • Velocity per 3D Touch (ab iPhone 6s)
  • bessere Übersicht durch farbliche Gestaltung von Pads und Groups
Contra
  • maximal 4 Gruppen
  • maximal 4 Patterns pro Gruppe
  • Projekt-Export nur über iTunes
  • keine Inter-App Audio Unterstützung
  • kein Auto Write
Artikelbild
Native Instruments iMaschine 2 Test
Hot or Not
?
Native_Instruments_iMaschine2_Bild_01_Aufmacher Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!