Mixing-Fehler 1-5

mixingfehler1

Fehler 1: Ungenaues Timing und Stimmung

Fotostrecke: 2 Bilder Hier seht ihr die Wellenform einer Live Kick-Drum. Obwohl zu einem “Klick” aufgenommen, weicht sie leicht vom Raster ab.

Wahrscheinlich die größte Schwäche hausgebrauter Mischungen: Heutzutage sind Hörer nun mal an unnatürlich „tightes“ Timing und perfekte Stimmung gewöhnt, egal ob man es mag oder nicht. Ein entspannntes Laid-Back Feel ist eine Sache, aber Schlampigkeit in dieser Abteilung ist einer der schnellsten Wege, euren Mix nach Demo klingen zu lassen. Über 90 Prozent der Amateur-Mixe, die ich zu hören bekomme, nehmen diese Hürde leider nicht. Während der Proben, der Aufnahme, beim Overdubben und Bearbeiten wird hier nicht sorgfältig genug gearbeitet.
Da man die verfügbaren Tools zur Bearbeitung sehr leicht falsch einsetzen kann, bleibt auch von den verbleibenden Home-Recordern, die hier erheblichen Aufwand betreiben, nur ein kleiner Teil mit wirklich guten Ergebnissen über. Na klar weiß ich, dass einige Leute solche Korrektivmaßnahmen vehement ablehnen, da sie die Emotion in der Musik „killen“ können. Meine Antwort darauf ist, dass eine gute Bearbeitung nur die der Musik im Weg stehenden Ungenauigkeiten beseitigt, aber nicht die, die ihr dienen. Oder anders gesagt: Nur weil ein paar Verrückte rumlaufen und Menschen niederstechen, bedeutet das nicht, dass Messer komplett verboten werden müssen! Selbstverständlich müsst ihr aufpassen, dass ihr eure Maßnahmen nicht zu weit treibt, aber meiner Erfahrung nach läuft der allergrößte Teil der hausgemachten Produktionen nicht Gefahr, hier über das Ziel hinaus zu schießen. Hier ein paar Tipps und Tricks die euch beim Aufräumen helfen:  
• Timing-Korrektur bedeutet nicht, alles ins Taktraster eures Sequenzers zu pressen und quantisieren. Es geht vielmehr darum, Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Instrumenten eures Arrangements zu beseitigen. Die Drum-Wellenform ist deshalb in der Regel eine bessere Referenz als das Taktraster eurer Software.
• Vollautomatische Tonhöhenkorrektur wird Genauigkeit und Musikalität fast nie akzeptabel kombinieren. Seid also darauf vorbereitet, Zeit dafür aufzuwenden, die Pitch-Correction-Werkzeuge manuell nachzujustieren.
• Für das Timing ist der Endpunkt einer Note fast so wichtig wie der Anfang, besonders bei Basslinien.
• Egal, ob ihr Timing oder Tonhöhe bearbeitet: Vermeidet die Versuchung, mehr auf die Augen als auf die Ohren zu vertrauen. Der Blick auf Wellenformen und Pitch-Displays beschleunigt natürlich die Bearbeitung, aber es kommt vor, dass das Display „korrekt“ anzeigt, es sich aber immer noch struppelig anhört (oder anders herum).
• Man verliert sehr leicht die Objektivität bei der Bearbeitung von Timing und Stimmung. Macht also regelmäßig Pausen und hört euch vor Abschluss eurer Arbeiten mindestens einmal den ganzen Track an (möglichst ohne auf den Bildschirm zu starren).
Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Obwohl ein Großteil der Einsendungen die Tonhöhe ziemlich unbearbeitet lässt, gibt es einige Mixe (17, 20 und 39 zum Beispiel), die hier einen guten Job machen. Keiner der Mixe macht das Timing tight genug für meinen Geschmack, was deutlich macht, wie wenig man sich über die Wichtigkeit bewusst ist – besonders für Rockproduktionen.

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Profilbild von Luke

Luke sagt:

#1 - 13.09.2011 um 19:01 Uhr

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OH Mannich hatte mir während dem Urlaub in Britannien die aktuelle Sound on Sound gekauft und jetzt gibts das Hauptthema hier für umme!!!Abgesehen davon ein echt guter Artikel, so ne art Checkliste die man durchgehen kann wenns mal nicht so gut klingt. Auch das Magazin ist genial und hat z.B. gute Berichte und Analysen über aktuelle Titel, die auch mal im Radio zu höhren sind (Adele, Aloe Blacc...). Eine echte Empfehlung.viel Spaß beim Lesen

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Benno sagt:

#2 - 13.09.2011 um 23:15 Uhr

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Tolle Tips! Essentielles wissen auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Freue mich auf Part 2

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Arne Ziemann sagt:

#3 - 03.04.2015 um 14:58 Uhr

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naja, die tipps sing ungefähr so hilfreich wie klopapier zum essen ist. ich finde es immer wieder lustig das man überall anfängern empfiehlt ihre mix mit mastern zu vergleichen. was soll das eigentlich werden? will man sie unbedingt demotivieren? der richtige ansatz wäre eher erstmal eine eigene balance seiner eigenen mixe zu finden. stimmt das, kommt der rest step by step...

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Tom sagt:

#4 - 04.11.2017 um 15:24 Uhr

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Bei den Tipps geht es schon ganz schön ans Eingemachte, aus Sicht proffessioneller Studiomixer ist das sicher alles richtig und auch hilfreich...aber...ich möchte das Thema trotzdem nochmal ansprechen, auch wenn die Einwände im Text schon einmal angesprochen wurden, der perfekte Mix birgt immer ganz schnell die Gefahr, dass alles sehr glattgebügelt klingt: Autotuning, Quantisierung, Midi Loops und ordentlich Kompressor und schon gehe ich in Gefahr einen radiogerechten "Mainstreamer" zu produzieren, der aus meiner Sicht eher langweilig klinkt, da es ihm an Authentizität, Ausdruck und Dynamik fehlt. Mal ein Beispiel aus der Vergangenheit: Das "Album Never Mind the Bollocks" von den Sex Pistols. Aus heutiger Sicht sicher eine Katastrophe, was Abmischnung und Soundqualität angeht. Trotzdem ein Album, was nur so strotzt vor Lebendigkeit und Ausdruck. O.K. ist jetzt ein extremes Beispiel, mein Appell ist nur, es nicht zu übertreiben und maßgeblich Wert auf Ausdruck und Dymaik zu legen. Das heißt nicht, dass man offensichtlich hörbare Fehler nicht korrigieren sollte. Anderes Beispiel: automatische Schlagzeugbegleitung am Arranger-Keyboard, hier werden heute schon bei den hochwertigeren Modellen kleine Ungenauigkeiten hineinprogrammiert oder gar echte audio-recordings von Schlagzeugern verwendet, damit es lebendiger (menschlicher ?) klingt. Der Aufsatz hier ist sicher sehr professionell, aber der Autor sucht schon ein bischen das Haar in der Suppe und für Einsteiger ist das sicher nicht immer sonderlich hilfreich. Labels, die professionelle Alben bekannter Künstler produzieren, müssen das sicher heutzutage so machen, aber klingt deswegen die Musik wirklich immer besser ?? Nächstes Beispiel: Neil Young: bekannt für sein eher etwas unsauberes Gitarrenspiel, das er aber genauso in den Studiomix bringt und gerade deswegen an Ausdruck und Kreativität kaum zu übertreffen ist oder mit anderen Worten, gerade die kleinen Ungenauigkeiten an der richtigen Stelle können der Musik auch sowas wie Seele einverleiben... Sicher ist das ganze auch vom Musikstiel abhängig. Im Dance und HipHiop Bereich müssen drums, bass und synths im Zusammenspiel sicher auf die Millisekunde den Beat treffen, deswegen werden diese Songs ja auch fast ausschließlich am Computer mit Plug Ins, unendlich vielen automatischen Routinen etc. produziert.

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