Mixing-Fehler 1-5

Fehler 2: Fehleinschätzungen bei der Soundabstimmung

Fotostrecke: 3 Bilder Einen Mix solltet ihr zur Klangbeurteilung immer in verschiedenen Lautstärken abhören. Also nutzt den Monitor-Level Knopf!

Wer seinen MP3-Player schon mal im Shuffle-Mode benutzt hat, weiß, dass es für professionelle Mischungen keine „standardisierte Menge“ an Bässen, Mitten oder Höhen gibt. Aber natürlich wäre es unsinnig, dem eigenen Mix einen Sound zu verpassen, der neben einem vergleichbaren kommerziellen Mix deplatziert wirkt. Deshalb ist es ratsam, das eigene Werk während des Mischens mit stilistisch ähnlicher Musik zu vergleichen. Das verhindert, dass man grobe klangliche Fehler macht.
Sogar wenn ihr den Luxus eines guten Mastering-Mannes habt, der sowas nach dem Mixdown retten könnte: Ihr wollt nicht, dass er drastische EQ-Maßnahmen ergreifen muss. Denn das würde mit ziemlicher Sicherheit die von euch sorgfältig hergestellte Balance der Instrumente zueinander beeinträchtigen. Ich glaube nicht, dass das hier Geschriebene wirklich umstritten ist. Aber es überrascht es mich doch immer wieder, wie häufig Home-Mixer es zulassen, ihre Versuche durch solche grundlegenden Fehler schachmatt zu setzen. Zu einem gewissen Grad wäre es sicher nachvollziehbar, da eine nicht optimale Low-Budget-Abhöre und die Echtzeitanpassung des menschlichen Gehörs an verzerrte Frequenzgänge Fehler verschleiern kann. In Anbetracht der vielen und preisgünstigen Abhilfen erscheint es mir dann aber doch als fadenscheinige Ausrede:
• Ladet verschiedene kommerzielle Mixe in ein neues Projekt, fügt einen Stereo-Bounce eures eigenen hinzu und schaltet dann per Solo-Button hin und her, so dass klangmäßige Unterschiede deutlich zutage treten können. Nutzt die Channel-Fader, um eventuelle Lautheitsunterschiede zwischen den Songs auszugleichen.
• Vergleicht die Mixe in unterschiedlichen Lautstärken und auf möglichst mehreren Abhörsystemen, so dass ihr so viele unterschiedliche klangliche Facetten wie möglich offen legt.
• Besorgt euch ein hochauflösendes Frequenzanalysetool. Das verschafft extra Informationen über das Frequenzspektrum. Voxengos SPAN bietet sogar ein geeignetes kostenloses Plug-In dafür an. Solltet ihr euch das leisten können, empfehle ich euch auf jeden Fall ausgefeiltere Tools in Erwägung zu ziehen, die es euch erlauben, einen gemittelten tonalen „Fingerabdruck“ des ganzen Tracks zu nehmen – wie z.B. die Melda MAutoEqualiser und Voxengo Curve EQ Plug‑Ins oder die Offline-Software Har-Bal. Doch egal was dir die Software sagen mag – sei argwöhnisch, wenn die Anzeige deinen Ohren widerspricht.
• Eine klangliche „Unwucht“ lässt sich manchmal einfach mit einem hochwertigen EQ im Masterbus in den Griff kriegen. Müsst ihr allerdings mehr als 3 oder 4 EQ-Bänder mit jeweils mehr als 3-4 dB Gain einsetzen oder sehr schmalbandig arbeiten (Q>1), solltet ihr besser auch die Einstellungen der EQs auf den Einzelkanälen überprüfen.
Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Bei den eingesandten Mischungen gibt es sehr große stilistische Unterschiede, obwohl die Band eine detaillierte Liste an kommerziellen Referenzmixen bereit gestellt hat. Vergleicht mal die Höhenlastigkeit von Mix 43 mit den unterdrückten Höhen von Mix 35 oder 58 – oder den übermächtigen Bassbereich von Mix 32 mit dem schmächtigen Unterleib der Mixe 23 und 29. Mischungen wie 19 oder 43 haben einen überrepräsentierten Mittenbereich, während andere wie Nummer 12 oder 48 mit einem ausgehöhlten Bereich aufwarten. Um die Vorgaben zu erfüllen, müssen trotzdem nicht alle Mixe identisch klingen. Es gibt mehr als genug Raum für persönliche Präferenzen und Variationen, wie meiner Meinung nach z.B. die Mischungen 04203161 und 63 zeigen.

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Profilbild von Luke

Luke sagt:

#1 - 13.09.2011 um 19:01 Uhr

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OH Mannich hatte mir während dem Urlaub in Britannien die aktuelle Sound on Sound gekauft und jetzt gibts das Hauptthema hier für umme!!!Abgesehen davon ein echt guter Artikel, so ne art Checkliste die man durchgehen kann wenns mal nicht so gut klingt. Auch das Magazin ist genial und hat z.B. gute Berichte und Analysen über aktuelle Titel, die auch mal im Radio zu höhren sind (Adele, Aloe Blacc...). Eine echte Empfehlung.viel Spaß beim Lesen

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Benno sagt:

#2 - 13.09.2011 um 23:15 Uhr

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Tolle Tips! Essentielles wissen auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Freue mich auf Part 2

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Arne Ziemann sagt:

#3 - 03.04.2015 um 14:58 Uhr

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naja, die tipps sing ungefähr so hilfreich wie klopapier zum essen ist. ich finde es immer wieder lustig das man überall anfängern empfiehlt ihre mix mit mastern zu vergleichen. was soll das eigentlich werden? will man sie unbedingt demotivieren? der richtige ansatz wäre eher erstmal eine eigene balance seiner eigenen mixe zu finden. stimmt das, kommt der rest step by step...

Profilbild von Tom

Tom sagt:

#4 - 04.11.2017 um 15:24 Uhr

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Bei den Tipps geht es schon ganz schön ans Eingemachte, aus Sicht proffessioneller Studiomixer ist das sicher alles richtig und auch hilfreich...aber...ich möchte das Thema trotzdem nochmal ansprechen, auch wenn die Einwände im Text schon einmal angesprochen wurden, der perfekte Mix birgt immer ganz schnell die Gefahr, dass alles sehr glattgebügelt klingt: Autotuning, Quantisierung, Midi Loops und ordentlich Kompressor und schon gehe ich in Gefahr einen radiogerechten "Mainstreamer" zu produzieren, der aus meiner Sicht eher langweilig klinkt, da es ihm an Authentizität, Ausdruck und Dynamik fehlt. Mal ein Beispiel aus der Vergangenheit: Das "Album Never Mind the Bollocks" von den Sex Pistols. Aus heutiger Sicht sicher eine Katastrophe, was Abmischnung und Soundqualität angeht. Trotzdem ein Album, was nur so strotzt vor Lebendigkeit und Ausdruck. O.K. ist jetzt ein extremes Beispiel, mein Appell ist nur, es nicht zu übertreiben und maßgeblich Wert auf Ausdruck und Dymaik zu legen. Das heißt nicht, dass man offensichtlich hörbare Fehler nicht korrigieren sollte. Anderes Beispiel: automatische Schlagzeugbegleitung am Arranger-Keyboard, hier werden heute schon bei den hochwertigeren Modellen kleine Ungenauigkeiten hineinprogrammiert oder gar echte audio-recordings von Schlagzeugern verwendet, damit es lebendiger (menschlicher ?) klingt. Der Aufsatz hier ist sicher sehr professionell, aber der Autor sucht schon ein bischen das Haar in der Suppe und für Einsteiger ist das sicher nicht immer sonderlich hilfreich. Labels, die professionelle Alben bekannter Künstler produzieren, müssen das sicher heutzutage so machen, aber klingt deswegen die Musik wirklich immer besser ?? Nächstes Beispiel: Neil Young: bekannt für sein eher etwas unsauberes Gitarrenspiel, das er aber genauso in den Studiomix bringt und gerade deswegen an Ausdruck und Kreativität kaum zu übertreffen ist oder mit anderen Worten, gerade die kleinen Ungenauigkeiten an der richtigen Stelle können der Musik auch sowas wie Seele einverleiben... Sicher ist das ganze auch vom Musikstiel abhängig. Im Dance und HipHiop Bereich müssen drums, bass und synths im Zusammenspiel sicher auf die Millisekunde den Beat treffen, deswegen werden diese Songs ja auch fast ausschließlich am Computer mit Plug Ins, unendlich vielen automatischen Routinen etc. produziert.

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