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MasterSounds Radius 4 Test

Kennt ihr auch die Film-Plakate, wo „Von den Machern von …“ oder „Vom Produzententeam von …“ draufsteht, um einem eher uninteressanten Film mit unbekannten Schauspieler dem unentschlossenen Kinopublikum näherzubringen. Das geht auch mit Mixern. Und zwar so: Master Sounds Radius 4 – vom Vater der legendären Allen & Heath Xone-Serie. Vom Co-Designer des Richie Hawtin-Mixers PLAYdifferently Model 1. Na, habe ich euer Interesse? Zu Recht, also bitte weiterlesen!

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Master Sounds Radius 4, Rotary DJ-Mixer

Details

Die Familie der edlen Rotary-Boutique-Mixer bekommt weiteren Zuwachs: Master Sounds Radius 4 ist die vierkanalige Version des im November 2016 vorgestellten zweikanaligen DJ-Mixer Radius 2, der viel Lob einheimste. Wie schon die kleine Vorhut ist der große Bruder in schwarzem und silbernem Finish erhältlich, verfügt über einen analogen Signalweg für minimale Verzerrungen, niedriges Grundrauschen und hohen Headroom und wird in England komplett in Handarbeit gefertigt.
Sämtliche vier Kanäle warten mit Phono- und Line-Eingängen auf. Die beiden ersten verfügen zusätzlich über Mikrofoneingänge, sodass man beispielsweise auch zwei Turntables und zwei Kondensatormikrofone anschließen könnte. Der Mikrofonbetrieb wird durch Druck auf einen dünnen rückseitigen Schalter aktiviert. Gleichzeitig muss als Eingang auf der Mixeroberfläche „RIAA“ für Phono geschaltet sein.
Die vier Kanäle sind stilecht spartanisch bestückt: Die extragroßen und schön linearen Rotary-Lautstärkeregler fühlen sich super an – „smooth mixing“. Sie erreichen 0 dB Unity Gain bei vollem Rechtsanschlag. Man darf und soll also, anders als bei manchem Rotary-Kollegen, den kompletten Regelweg nutzen. Zur Anpassung werden die Gain-Regler genutzt. Darüber befindet sich jeweils ein kreisrunder Cue-Button zum Vorhören des Kanals, der mit einem rot illuminierten Ring Status meldet.
Die nächste Besonderheit ist das 12-dB-Hochpassfilter, mit dem sich die Bässe und Mitten schön organisch von 15 Hz bis 2 kHz herausdrehen lassen, sodass bei voller Rechtsdrehung ein silbrig klingender Höhenanteil erhalten bleibt. Das Filter ist sehr resonanzarm, fiese Frequenzen bleiben aus. Man kann das Filter zwar nicht aus dem Signalweg herausnehmen, aber es klingt einfach toll und immer sehr angenehm.

Fotostrecke: 3 Bilder Aufgeräumt und dennoch flexibel: der Master Sounds Radius 4.

Über dem HPF findet sich ein kleiner Metallkippschalter, der zwischen Phono- („RIAA“) und Line-Input auswählt. Transformen kann man damit nicht, aber der Radius 4 ist ja auch kein Scratch-Mixer. Der Gain-Regler (hier „Trim“ genannt) hebt das Signal nach rechts gedreht bis um 10 dB an, ganz nach links gedreht wird das Signal komplett gekillt.
Auf der Mixeroberfläche befindet sich zudem ein Poti für den Aux-Send, der sich via Taste pre oder post Rotary-Regler schalten lässt. Die kreisrunden VU-Meter sind ein weiterer Hingucker des Radius 4. Sie sehen nicht nur schön klassisch aus, sie erlauben auch eine intuitive Pegelkontrolle.
Ist kein Cue-Schalter aktiv, zeigen sie den linken und rechten Pegel der Pre-Master-Summe an. Mit eingeschaltetem Vorhörsignal dient das linke VU-Meter als Cue-Indikator, das rechte zeigt nach wie vor das Pre-Master Mix-Signal an. Im Split-Modus sind beide VU-Meter den entsprechenden Signalen im Kopfhörer zugeordnet.  Auch schön: Wenn Cue oder Master mit +6 dB übersteuern, leuchten die VU-Meter blutrot. Schaut toll aus!

Fotostrecke: 5 Bilder Phono/Line-Switch, Gain und Pre/Post-Schalter.

Unter dem linken VU-Meter befindet sich der dreibändige Master-EQ/Isolator. Nach rechts gedreht wird um 12 dB geboostet und nach links gedreht das jeweilige Frequenzband vollständig isoliert. Sind alle drei EQ-Potis nach links gedreht, ist das Ausgangssignal gekillt. Die Crossover-Frequenzen sind mit 350 Hz und 3,5 kHz musikalisch sinnvoll gewählt. Leider lässt sich auch der Dreiband-EQ nicht aus dem Signalweg herausschalten.
Ganz rechts dann die Regler für den Masterausgang, die Monitorlautstärke und den Kopfhörerausgang, der mittels rot hintergrundbeleuchtetem Taster gesplittet werden kann: Das Livesignal liegt dann rechts und das Cue-Signal links an. Achtung: Der Kopfhörerausgang ist der mit Abstand lauteste, den ich seit langem an den Ohren hatte. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der dreibändige EQ/Isolator befindet sich im Masterkanal.

Backpanel

Auf der Rückseite findet man alle Anschlüsse, die ein Clubmixer so braucht: Phono- und Line-Eingänge pro Kanal, zwei XLR-Mikrofonanschlüsse, zwei gut bedienbare Masseschräubchen, Booth-Out in Klinkenausführung, Record-Out in Cinch-Ausführung und den Master-Out in XLR. Zusätzlich gibt es zwei Aux-Outs und zwei Return-Eingänge, die alternativ als Inserts schaltbar sind, um beispielsweise Kompressoren und andere Effekte in den Masterweg einzuschleifen. Der Powerschalter befindet sich ebenfalls auf der Rückseite, etwas ungewohnt mittig jedoch, aber das ist reine Gewöhnungssache.
Die Stromzufuhr erfolgt über das mitgelieferte externe Netzteil, das mit dem landestypischen mitgelieferten Kaltgerätekabel angeschlossen wird. Übermäßige Wärmeentwicklung ist übrigens kein Thema: Der Radius 4 bleibt auch bei stundenlanger Dauernutzung cool.

Fotostrecke: 3 Bilder Vorn ist der Kopfhöreranschluss zu finden.
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Praxis

Der Master Sounds Radius 4 fühlt sich beim Mixen sofort richtig gut an. Die angenehm großen Regler laufen samtig und verbreiten einen hohen Wohlfühlfaktor. Die Trim-Regler arbeiten sehr effektiv. Beim Auflegen von 80s Boogie-Funk fiel mir auf, dass ich Maxi-Singles und auch deutlich leisere LP-Pressungen sehr gut in der Lautstärke angleichen konnte. Leider sind 10 dB Verstärkung für den Mikrofoneingang etwas knapp bemessen. Läuft eine Platte mit normalem Pegel, fällt es schwer, mit einem Shure SM58 drüberzuquatschen. Das dürfte aber wahrscheinlich nur die wenigsten DJs stören, die sich für den Radius 4 interessieren.
Die Crossover-Frequenzen des Dreiband-EQ/Isolator sind sehr musikalisch gewählt. Mit dem Höhenregler lassen sich zum Beispiel 808 Hi-Hats aus Tracks komplett ausblenden, ohne dass der Rest zuviel an Präsenz verliert. Das Killen der Bassfrequenzen schafft einen anderen Sound als der Einsatz des Hochpassfilters. Und der Mittenregler gibt matten Tracks bei moderatem Einsatz den fehlenden Biss. Alles in allem ist der Dreiband-EQ zwar eher zur Anpassung des Summensignals geeignet, aber moderates Tweaking ist schon möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Gleiche Höhe wie die Zwölfzehner …

Die Sends haben ebenfalls ordentlich Dampf. Bei meinem kleinen Alesis Nanoverb-Effektgerät, das ich testweise in den Aux-Weg gehängt habe, musste ich den Input unter der 9-Uhr-Stellung halten, um Verzerrungen zu vermeiden, wenn ich den Aux-Send voll aufdrehe. Einen Regler zum Justieren der Aux-Return-Lautstärke gibt es nicht. Auch ist es von Vorteil, wenn der Effekt per Aux-Send „wet“ angefahren werden kann, damit das Originalsignal nicht über den Aux-Weg gedoppelt wird.
Eine weitere interessante Nutzung des Aux-Ausspielweges wäre, das Signal nicht mehr in den Mixer zurückzuführen, sondern im Studio zum Beispiel in die DAW, zum Aufnehmen von Vinyl-Samples. Im Betrieb als Installationsmixer könnte via Aux-Send ein weiterer Verstärker in einem anderen Raum angefahren werden. Gerade durch die Aux-Sends wird der Radius 4 sehr flexibel für verschiedenste Aufgaben im Club oder im Studio und bietet dadurch einen gewissen Mehrwert gegenüber manch anderem Rotary-Mixer.
In den folgenden Audiobeispielen stelle ich jeweils das Hochpassfilter und die drei Bänder des Master EQ/Isolator vor. Der Kanal befindet sich dabei auf Unity Gain, ebenso die EQ-Regler zu Anfang jeder Aufnahme.  

Audio Samples
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Hochpassfilter LowQ Cut/Boost MidQ Cut/Boost HiQ Cut/Boost Mix-Action

£1.450,- ruft der Hersteller für den Radius 4 auf, das ist eine Menge Holz, aktuell rund 1.650,- Euro. Verglichen mit der zweikanaligen Version Radius 2, für den Master Sounds immerhin auch schon stolze £1.200,- aufruft, kostet die zwei Extrakanäle mit zusätzlichen Mikrofoneingängen dann allerdings nur rund 300,- Euro mehr, rund 80,- Euro weniger als noch bei der Ankündigung. Also fast schon ein Schnäppchen.
Ein ausgewachsener Pioneer-Mixer kostet mehr als ein Radius 4, bietet jedoch auch viel mehr Features, aber auf digitale Effekte und eingebaute USB-Soundkarte kann der Analog-Rotary-Enthusiast getrost verzichten. Für ihn oder sie zählen die überlegene Soundqualität, das edle Mixgefühl und der gediegene Oldschool-Flair mehr. Insofern erscheint der Preis für den analogen, in Handarbeit hergestellten Radius 4 nicht überzogen teuer, auch nicht im Vergleich zur noblen „Rotary-Club“-Konkurrenz. Wer etwas mehr ausgeben will: Es gibt auch eine Premium-Version für £1.600 (ca. 1.850,- Euro) mit besseren OP-Amps für einen noch transparenteren Sound.
Im nachstehenden Video demonstriere ich die Funktionen des Master Sounds Radius 4: Hochpassfilter, Dreiband-EQ, Aux-Send und in the mix.
Genutzte Titel: Brighton – Tesla (Leaves Remix) – mit freundlicher Genehmigung von 777 Recordings und IRRUPT Audio Loop – mit freundlicher Genehmigung von IRRUPT Audio.

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Fazit

Der Master Sounds Radius 4 ist ein gut ausbalancierter, ziemlich flexibler vollanaloger vierkanaliger DJ-Mixer. Er klingt warm, fett und analog und wartet mit einigen frischen Ideen auf. So gefällt mir das sanfte Highpass-Filter als Kanalklangreglung besser als die sonst oft verwendeten Dreiband-EQs, weil es kreativeres Mixing ermöglicht. Auch die Aux-Sends tragen zur Flexibilität des Mixers bei und ermöglichen den Einsatz von Lieblingseffekten. Der äußerst laute Kopfhörerausgang dürfte selbst mit schlappen Kopfhörern keine Vorhörprobleme bereiten. Ich mag auch die Gain-Kontrolle, weil ich sie bei Mixern mit Fadern einfach immer im Einsatz habe. Puristen, die möglichst wenig Manipulation im Signalweg haben wollen, werden die Trim-Regler weniger mögen und sich vielleicht auch am nicht-diskreten Aufbau des Radius 4 stören. Anhören sollten auch sie sich den neuen Master Sounds Radius 4, denn er klingt einfach toll und macht sehr viel Spaß.

PRO
  • vollanaloger Hi-End Rotary-Mixer
  • guter, transparenter, warmer Klang
  • attraktiver Preis
  • konsequent spartanische Ausstattung mit interessanten Features
  • VU-Meter leuchten bei Übersteuerung rot
  • sehr lauter Kopfhörerausgang
CONTRA
  • kein diskreter Aufbau
  • etwas schwache Mikrofonverstärkung
Master Sounds Radius 4, Rotary DJ-Mixer
Master Sounds Radius 4, Rotary DJ-Mixer
Technische Spezifikationen:
  • Farben: schwarz und silberfarben
  • Abmessungen: 35 cm x 19 cm x 8 cm (Länge x Tiefe x Höhe)
  • Gewicht: 3,3 kg
  • Externes Netzteil: Universal 90V – Z65V AC 50/60H2 18- 1B-19V 30W Max
  • Interne Stromversorgung: +/-18V DC
  • Eigenrauschen: -98 dBu 20 Hz – 20 kHz
  • Mixrauschen bei 0 dB Eingang am Mix Out:
  • Klirrfaktor (THD+N) Standard Version: 0,0025% Line IN to Mix OUT 0 dBu
  • Klirrfaktor (THD+N) Premium Version: 0,002% Line IN to Mix OUT 0 dBu
  • Dynamikumfang: > 118 dB
  • Maximaler Signalpegel: +27 dBu
  • Frequenzgang: 25 Hz – 50 kHz +0/-0,5 dB, 15 Hz – 100 kHz +0/-3 dB
  • Kopfhörerausgang: 800 mW RMS an 32 Ohm
  • Filterbereich des Kanalhochpassfilters: 15 Hz – 2 kHz
  • Master EQ/Isolator Cut/Boost: off bis +12 dB
  • Master EQ/Isolator Crossover Frequenzen: 350 Hz und 3,5 kHz
  • RIAA Präzision: innerhalb von 0,25 dB bei 40 Hz – 20 kHz
  • Rückkopplungsreduzierung: sub 30 Hz
  • Preis: ca. 1.650,- Euro
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