Lewitt LCT 240 Pro Test

Lewitt ist ein österreichisches Unternehmen, welches in kurzer Zeit ein bunte Tüte Produkte über dem Mikrofonmarkt ausgekippt hat.

Lewitt_LCT_240_Pro_3 Bild

Darunter sind verschiedenste Mikros mit zum Teil vielversprechenden, interessanten Eigenschaften (Stereokapsel im USB-MikrofonDGT 650, FET-/Tube-Überblendung beim LCT 940), aber auch einfache Produkte für verhältnismäßig wenig Geld. So konnte das LCT 440 Pure im Test sehr begeistern, auch das LCT 240 „ohne Pro“, mit anderem Kapselkonzept, Hochpassfilter und Pad. Das LCT 240 Pro, schick und modern in Weiß gehalten (aber auch in Schwarz erhältlich) ist mit 149 Euro UVP das bislang preiswerteste Mikrofon aus Lewitts LCT-Serie.  

Details

„Kleine große“ Membran

Mit 17 mm (3/4“) Durchmesser ist das LCT 240 mit einer eher kleinen Membranfläche ausgestattet, zudem ist die schwingende Folie nicht rand-, sondern mittenkontaktiert. Damit hat es konzeptionelle Ähnlichkeiten mit dem Neumann U 89, das als der neuralere Vertreter des 87 und eher als „Instrumentenmikrofon“ gilt, oder manchen Audio-Technica-Mikrofonen der unteren Preisklasse, mit denen es die Elektret-Polarisierung der Gegenelektrode teilt. Dennoch ist die Membran größer als beim LCT 240, welches mit kleiner Membran plus Ring aufwartet. Das Lewitt allerdings ist nicht umschaltbar, sondern eine feste Niere. Die Richtcharakteristik wird außerdem nicht durch eine rückseitige Passivmembran bewerkstelligt, sondern durch ein Schalllabyrinth, wie man beim rückseitigen Blick durch den Korb erkennen kann.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Mikrofon gibt es auch in Schwarz.

Wahrscheinlich höhenreich

Das Eigenrauschen ist, typisch für die nicht sonderlich große Membranfläche, mit 19 dBA nicht gerade verschwindend gering, allerdings kann das Mikro bei nur 100 Ohm Impedanz mit einem maximalen Schalldruckpegel von 142 dB SPL (0,5 % THD+N) glänzen und dadurch auf ein Pad verzichten. Auch eine Hochpassfilterung findet man nicht. Das kann bei Trittschall potenziell schwierig werden, denn eine Spinne befindet sich nicht im Lieferumfang, nur ein Schaumstoff-Windschutz, die Klammer und eine Kunstledertasche. Allerdings ist die Tiefenwiedergabe laut Diagramm nicht zu dominant, dafür zeigt die axiale Messung einen deutlichen Boost (mehr als 6 dB) bei 8 und einen etwas kleineren bei 15 kHz. 20 kHz werden tatsächlich mit einem höheren Pegel als bei 1 kHz durchlaufen! Die Zeichen stehen also auf Höhenreichtum.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Frequenzdiagramm weist das LCT 240 als nicht gerade höhenarm aus.

Praxis

Reibt etwas

Je größer die Membran eines Mikrofons ist, desto größer ist bei gleichbleibender Elektronik der Ausgangspegel. Insofern verwundert es nicht, dass das Lewitt LCT 240 Pro etwas weniger ausgibt als manche meiner Vergleichsmikrofone – ein Problem mit dem Rauschspannungsabstand sehe ich jedoch nicht. Typisch für eher kleine Membranflächen ist, dass das Lewitt schön schnell und spritzig-frisch reagiert, für Instrumente wie Akustikgitarren ist das eine gute Nachricht. Und auch Stimmen wie die von Chul-Min in den Audiobeispielen können profitieren. Ich will aber nicht verschweigen, dass ich auch Dinge am Lewitt nicht so sehr mag. Es ist beispielsweise so, dass trotz alle Frische ein wenig Offenheit fehlt und das Signal ein bisschen reibt. Dadurch ist eine gleichförmige Komponente im Signal. Das ist etwas, das die wenigsten Mikrofonen wohlklingend hinbekommen (und die liegen preislich im Regelfall sehr, sehr deutlich über dem Lewitt).  

Schnell und spritzig, aber wie beim sehr geringen Preis nicht anders zu erwarten auch nicht perfekt.
Schnell und spritzig, aber wie beim sehr geringen Preis nicht anders zu erwarten auch nicht perfekt.

Schmaler Sweet Spot

Als Instrumentenmikrofon für ein Signal, das einen großen Winkel vor dem Mikrofon besitzt (wie etwa akustische Gitarre) oder aber bei Reflexionen oder Bleeding anderer Instrumente (beispielsweise im Drumkit) sollte man den Klang des nicht frontal im eher engen Sweet Spot eintreffenden Schalls genau beobachten. Schon deutlich vor 90 Grad beginnen Klangfarbenänderungen in den Hochmitten und Höhen deutlich zu werden, weiter Richtung Off Axis zeigten sich durchaus sprunghafte Einbrüche. Das ist nicht per se „schlimm“, doch deswegen ist das LCT 240 Pro kein „No Brainer“, den man einfach mit dem Wissen um Problemlosigkeit hinstellt. Und nochmal deutlicher: Mit diesen Eigenschaften kann man auch hervorragend arbeiten, wenn man gut hinhört. Auch viele teure Klassiker sind diesbezüglich alles andere als pflegeleicht…

Audio Samples
0:00
Lewitt LCT 240 Pro, 10 cm Lewitt LCT 240 Pro, 30 cm Lewitt LCT 240 Pro, 30 cm, 45 Grad Lewitt LCT 240 Pro, 70 cm Lewitt LCT 440 Pure, 30 cm CAD Equitec E200, 30 cm Aston Origin, 30 cm Audio-Technica AT5045, 10 cm Audio-Technica AT5045, 30 cm

Toll bei nicht zu kleinem Abstand

Generell empfiehlt sich ein etwas höherer Abstand zur Schallquelle und eine kontrollierte akustische Umgebung. Der Nahbesprechungseffekt, eine Eigenschaft, die viele Mikros mit mittelgroßer und kleiner Membran teilen, klingt nicht so satt und und lässt das stabile Fundament vermissen, das man an vielen anderen Mikrofonen so schätzt. Entfernt klingt es besser, wenn man keine zu dünn klingende Schallquelle ihr Signal gegen gegen die Membran schmeißt. Allerdings, und hier kommt ein positiver Aspekt des Lewitt LCT 240 Pro ins Spiel, lässt sich das Mikrofonsignal hervorragend mit dem Equalizer bearbeiten. Wo andere Mikros ihre Schwächen offenbaren, weil die Auflösung nicht ausreichend ist, der Rauschteppich zu nah oder dergleichen, kann man sogar mal mit hohen einstelligen dB-Werten boosten. Sicher, der etwas reibende Klangaspekt wird mitverstärkt, wenn man dort boostet, aber auch dem kann man positive Aspekte abgewinnen. Das 240 Pro wird wohl in kaum einem Mikrofonschrank die Rolle des Standardmikrofons übernehmen, aber mit seinem Eigenschaftsprofil kann es andere Mikrofone gut ergänzen, wenn das Budget eher begrenzt ist.  

Fazit

Das Lewitt LCT 440 Pure habe ich in den Himmel gelobt (naja, nicht ganz, aber zumindest deutlich in diese Richtung). Das 220 Pro hingegen sehe ich etwas kritischer. Das hat klangästhetische wie technische Gründe. Trotzdem kann dem Mikrofon eine ordentliche Eignung als Condenser für eine Reihe von Aufgaben – aber eben längst nicht für alle – attestiert werden, wenn Geld eine besondere Rolle spielt, man aber auch nicht „ganz unten“ ins Regalfach greifen will.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • frisches Klangbild
  • hohe Verarbeitungsqualität
  • gut mit dem EQ zu bearbeiten
  • sehr preiswert
Contra
  • Polar Pattern dürfte stabiler sein
  • Sound im Nahbereich
Artikelbild
Lewitt LCT 240 Pro Test
Für 115,00€ bei
Lewitt_LCT_240_Pro_2 Bild
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Wandlerprinzip: Echtkondensator
  • Empfängerprinzip: Druckgradient
  • Membrangröße: mittelgroß (2/3“)
  • Frequenzgang: 50 Hz – 20 kHz
  • Empfindlichkeit: 16,7 mV/Pa
  • maximaler Schalldruckpegel: 142 dB(SPL) (0,5% THD)
  • Preis: € 149,– (UVP auf www.lewitt-audio.com am 20.07.2017)
Hot or Not
?
Lewitt_LCT_240_Pro_3 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1