Lewitt LCT 240 Authentica Test

Das Lewitt LCT 240 – hier bei bonedo im Test – ist das kleinste Kondensatormikrofon unter den großen Lewitts – zumindest unter denen, die danach aussehen. Anders als in den Modellen LCT 940, LCT 840, 640 und 540 ist das Herzstück dieses Mikros keine Großmembrankapsel, sondern eine mit kleinem Durchmesser. Dass das keine negative Eigenschaft sein muss, zeigt nicht zuletzt der deutsche Hersteller, der ausschließlich mit Membranen im Halbzollbereich arbeitet: Schoeps. Deren neuester Streich V4 beweist, dass es auch für Vocals nicht immer eine Großmembrankapsel sein muss. Zwischen diesem und dem Lewitt LCT 240 – um das es in diesem Review natürlich geht – gibt es weitere konstruktive Ähnlichkeiten, wie etwas weiter unten zu lesen ist. 

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Lewitt ist ein österreichischer Hersteller. So mancher hat, als er diese Information zum ersten Mal vernommen hat, gedacht: “Hab ich mir´s doch gedacht!”. So ging es zumindest mir, denn die Brikettform hat im österreichischen Mikrofonbau Tradition. Mit dem legendären C 12 ist das C 414 das bekannteste Kondensatormikrofon von AKG und weist eben eine Brikettform auf. Zwar hat es vom genialen C 414 EB bis zu den heutigen Vertretern mit diesem Kürzel eine enorme Evolution hinter sich, doch die Form ist noch vorhanden. Jetzt habe ich viel über Schoeps und AKG gesprochen, doch wird jetzt die Bühne für das Lewitt LCT 240 freigemacht.

Details

Der Ring
Im Korb des Lewitt LCT 240 verrichtet eine Backplate-Elektretkapsel mir 2/3” Membrandurchmesser ihren Dienst. Ob diese nun stumpf den Kleinmembranern zugerechnet wird oder man sich auf “Mittelmembran” einigen möchte, ist unerheblich. Wichtig ist hingegen, dass um die eigentliche Kapsel herum ein gelochter Metallring zu erkennen ist, welcher als Schallleithilfe fungiert (wie übrigens beim eingangs angesprochenen Schoeps auch). Dies hat Auswirkungen auf den frontalen wie auf den seitlich eintreffenden Schall. Ähnlich einer Großmembrankapsel wird das Spektrum des 240-Signals dadurch richtungsabhängig, wie das Polardiagramm zeigt. Während bei 1000 Hz eine ideale Nierenform vorhanden ist, ähnelt das Polar-Pattern ab etwa zweistelligen Kilohertzwerten eher einer Superniere – bei derart hohen Frequenzen sind die Wellenlängen so gering, dass die Kapsel (hier mit ihrem Ring) selbst abschattend wirkt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Bauform “Brikett”

Zwei unterschiedliche Hochpassfilter zuschaltbar

Der Druckgradientenempfänger ist schon ohne Vordämpfung für hohe Pegel ausgelegt, 0,5% THD entstehen bei 1 kHz erst bei 146 dB(SPL). Derart hohe Pegel entstehen vor allem im Nahbereich von Schallquellen, dort geben Gradientenempfänger tiefe Frequenzen verstärkt wieder. Um entgegenzuwirken, kann das 240er zwei verschiedene Tiefensperren zuschalten. Eine – als “Rumpelfilter” prädestinierte – greift zweipolig bei 40 Hz, die andere (für das eben beschriebene Vorhaben besser geeignete) geht mit 6 statt 12 dB/oct gemütlicher vor, allerdings schon mit einem -3dB-Punkt von 300 Hz.

Fotostrecke: 3 Bilder Zwei Taster am Fuß des Mikrofons schalten HPF und Pad, das lässt sich aber am besten erkennen…

Pad ist nicht einfach nur Pad

Wo notwendig, kann das Lewitt mit noch höheren Pegeln verzerrungsarm hantieren, dazu können Pads von wahlweise 10 oder 20 dB zugeschaltet werden. Mit nur 8 mV/Pa kann man das Kondensatormikrofon mit der 150-Ohm-Impedanz am Ausgang nicht als sonderlich empfindlich bezeichnen. Unter diesen Voraussetzungen erscheinen die 16 dB(A) Ersatzgeräuschpegel mehr als ausreichend gering und die nutzbare Dynamik so hoch, dass bei Bedarf auch ordentliche Kompressionshübe ihr Unwesen treiben dürfen, ohne dass Rauschfahnen auffällig werden  – einen halbwegs ruhigen Mikrofonvorverstärker einmal vorausgesetzt. Auf eine Vielzahl Features des Lewitt-Flaggschiffs LCT 940 verzichtet das 240, doch bezüglich der Pad-Funktionen zeigt es die gleiche Intelligenz. Ob man es nun benötigt, sei mal dahingestellt, aber das Lewitt LCT 240 ist in der Lage, anhand des anliegenden Pegels zu erkennen, ob ein Pad geschaltet werden muss (und wenn ja, welches). Diese Logik, aktiviert durch mehrsekündiges Drücken des linken Buttons, wird durch die zum Betrieb notwendige 48 V Phantomspeisung ermöglicht, welche auch gleich die eingebauten LEDs leuchten lässt.  Ihre Farbe kann die LED auch dann wechseln, wenn der Auto-Pad-Modus ausgeschaltet ist, in diesem Fall mit rotem Blinken, um einen registrierten Clip zu indizieren – genau so, wie man das von Meters in A/D-Convertern kennt. 

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