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JHS Morning Glory V4 Test

Der JHS Morning Glory V4 ist ein Overdrive-Pedal, das in der Werkstatt von Josh Scott in Kansas City per Handarbeit gefertigt wird und eine langjährige Tradition fortsetzt. Als 2007 der Startschuss für sein Unternehmen unter dem Kürzel JHS fiel, war nicht abzusehen, dass seine Produkte so gut ankommen würden. Innerhalb der letzten Jahre haben sich seine Pedalkreationen von einem Geheimtipp zu einem festen Bestandteil vieler Boards rund um den Planeten gemausert.

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Den Morning Glory Overdrive gibt es mit unserem Kandidaten bereits in der vierten Generation – ein Dauerbrenner der JHS Pedal-Kollektion und laut Prospekt der transparenteste Overdrive überhaupt.

Details

Konzept und Aufbau

In den Anfangsjahren des Rock’n Roll galten Verzerrer noch als gemeine Sägezahntiger, die ein eher giftiges Zerrbild lieferten. Seit dem Ende der Fuzz-Verzerrer-Ära entwickelten sich von Ende der 70er Jahre an eine Vielzahl unterschiedlichster Pedale, mit denen man seinen ganz individuellen Sound entwickeln kann. Neben kantigen High-Gain-Tretern und Medium-Verzerrern gelten die Pedale, die den weichen Übergang von clean zu angezerrt gut meistern, als etwas ganz besonderes. Genau hier kommt der JHS Morning Glory V4 ins Spiel. Bei diesem Pedal handelt es sich um einen sehr dynamischen Low/Medium-Overdrive-Verzerrer im klassischen Hammondgehäuse. Das Gerät basiert auf der Schaltung des Marshall-Bluesbreaker-Pedals, ist jedoch mit einem weitaus größeren Headroom ausgestattet. Für einen leichten Vintage-Touch trägt das Gehäuse ein goldenes Finish.

Fotostrecke: 3 Bilder Beim JHS Morning Glory V4 Overdrive ist noch Handarbeit angesagt und es wird an Traditionen festgehalten.

Auf dem Pedal finden sich drei Potis für Volume, Drive und Tone, wir befinden uns also in einem klassischen Kontext, den die meisten Verzerrer-Benutzer aus dem FF kennen. Neu sind aber zwei Dinge, die man so nicht auf jedem Verzerrer wiederfindet. Das Pedal hat zwei Gainstufen, zwischen denen mittels eines kleinen Kippschalters auf der Pedal-Oberseite gewählt werden kann. Alternativ lässt sich dieser Vorgang auch mit einem externen Fußschalter vornehmen, sodass unterschiedlich gesättigte Sounds auf Abruf zur Verfügung stehen. Beim Umschalten der beiden Modes verändert die LED ihre Farbe zwischen blau und rot.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienung erfolgt über drei Potis mit gut ablesbaren, weißen Potikappen.

Etwas, das ich so noch bei keinem Verzerrer gesehen habe, ist ein High-Cut-Schalter, der sich bei dem JHS Morning Glory V4 an der rechten Gehäuseseite in Form eines versenkt angebrachten Schiebeschalters befindet. Er schneidet die oberen Frequenzen in einem gewissen Maß ab, um den Ton mittiger zu gestalten. Hierbei läuft man übrigens nie Gefahr, die berüchtigte Tubescreamer-Mittennase zu erhalten, aber dazu später mehr.
Die beiden Ein- und Ausgänge sind ebenfalls seitlich angebracht. Lediglich der Anschluss für das Standard 9-Volt-DC-Netzteil befindet sich an der Stirnseite des Pedals. Man kann das Gerät aber auch mittels 9-Volt-Block betreiben. Dazu muss der Boden abgeschraubt werden, was gleichzeitig einen Blick auf die gute Verarbeitung im Inneren erlaubt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die rechte Gehäusseite beherbergt die Eingangsbuchse und den zusätzlichen Fußschalteranschluss für die Gain-Stufen.
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Praxis

Praxis und Sound

Eines vorweg: Die Vorschusslorbeeren waren absolut berechtigt. Das Pedal lässt sich nicht nur kinderleicht bedienen, es ist fast unmöglich, einen schlechten Sound aus dem Teil herauszukitzeln. Man kann den Sound sehr nah an den Grundsound angleichen, indem man den Drive-Regler weit zurückdreht. Allerdings sollte man ihn nicht komplett zudrehen, weil der Ton sonst zu dumpf wird. Was sich aber auch hier schon ändert, ist die Dynamik des Signals. Wie bei einem leicht köchelnden Gitarrenamp werden auch hier die Signalspitzen geglättet und der Ton mit Obertönen angereichert. Deshalb setzt sich das Signal auch mit sehr wenig Gain im Mix viel besser durch.

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Das erste Soundbeispiel besteht aus drei Teilen. Im ersten Drittel ist das Pedal ausgeschaltet, um euch einen Eindruck davon zu vermitteln, wie der Amp klingt. Er ist nur leicht gesättigt, aber noch weit von einer hörbaren Anzerrung entfernt. Auch wenn man den Zerrer als zusätzliche Bratstufe verwenden kann, braucht man hier keinen angezerrten Amp für einen authentischen Sound. Im zweiten Drittel hört ihr folgende Einstellung des Pedals: Volume 12 Uhr, Drive 9 Uhr, Tone Maximum, High Cut Off. Im letzten Drittel habe ich den High Cut dann zusätzlich aktiviert, was mit wenig Gain zwar keinen Sinn macht, aber es verdeutlicht die Arbeitsweise des Pedals.

Audio Samples
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Zuerst Ohne Pedal -> mit Pedal, Volume 12, Drive 9, Tone Max, High Cut Off/On

Mit etwas mehr Gain auf der Glocke wird nicht nur der Obertonbereich lebendiger, auch die angenehme Kompression nimmt Fahrt auf. Nur wenige Pedale reagieren so feinfühlig auf den Anschlag und die Spielweise wie der JHS Morning Glory V4. Klasse! Auch hier hört ihr das Lick zuerst einmal ohne Pedal. Im zweiten Drittel spiele ich dann mit aktiviertem Pedal, aber ohne High Cut, und im letzten Drittel mit aktiviertem High Cut.

Audio Samples
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Zuerst Ohne Pedal -> mit Pedal, Volume 12, Drive 11, Tone 13/15, High Cut Off/On

In der 13-Uhr-Position hat das Pedal mit der ersten Gainstufe für meinen Geschmack seinen Sweetspot. Der Ton klingt hier unglaublich offen und obertonreich und bringt je nach Anschlagsstärke einen cleanen bis angezerrten Sound, den man sonst nur mit einem sehr gut abgehangenen Röhrenamp hinbekommt. Je weiter man den Drive-Regler aufdreht, um so mehr Höhen generiert das Pedal, sodass man den Tone-Regler gleichzeitig tunlichst zurücknehmen sollte, damit es nicht zu glasig klingt.

Audio Samples
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Soundbeispiel 3: Ohne Pedal solistisch Soundbeispiel 4: Vol 13:00 Uhr, Drive 14: 00 Uhr, Tone 12: Uhr High Gut Off Soundbeispiel 5: Vol 13:00 Uhr, Drive 14 00 Uhr, Tone 14 Uhr, High Cut On
Das Pedal hält was der Prospekt verspricht: dynamische und transparente Zerrsounds mit einem weichen Übergang von clean zu angezerrt.
Das Pedal hält was der Prospekt verspricht: dynamische und transparente Zerrsounds mit einem weichen Übergang von clean zu angezerrt.

Auch in der Vollgasstellung macht das Pedal keine Anstalten, in eine Metallrichtung abzudriften. Man hat es hier eher mit einer guten Plexi/AC30-Mischung zu tun, die sehr geschmackvoll daherkommt. In der maximalen Einstellung musste ich den Tone-Regler allerdings noch weiter zurücknehmen. Deshalb steht der Regler hier “nur” noch in der 10-Uhr-Position. Übrigens bleibt der für meinen Geschmack perfekt abgestimmte Bassbereich vom Tone-Poti so gut wie unbeeinflusst.

Audio Samples
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Vol 12:00 Uhr, Drive Max, Tone 10:00 Uhr, High Cut Off

Kommen wir zur zweiten Gainstufe des Pedals. Auch hier bleibt der Ton trotz mehr Verzerrung stabil und driftet nie in fuzzige Gefilde ab. Spätestens jetzt kommen nicht nur Blueser und Countryrocker auf ihre Kosten, sondern auch Classicrocker.

Audio Samples
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Vol 12:00 Uhr, Drive Max, Tone 11:00 Uhr, Gainstufe 2, High Cut Off

Hier noch einmal das gleiche Setting, allerdings mit aktiviertem High Cut. Irgendwie habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu diesem Schalter, denn ich persönlich mag es, wenn der Obertonbereich offen und fluffig daherkommt. Deshalb würde ich es vorziehen, den Tone-Regler etwas zurückzunehmen, anstatt den High Cut zu aktivieren. Sinn macht die Aktivierung des High Cut allerdings dann, wenn der Amp insgesamt zu hart klingt oder zu viele Eierschneiderhöhen bringt, so wie es bei einigen Fenderamps der Fall sein kann.

Audio Samples
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Vol 12:00 Uhr, Drive Max, Tone 11:00 Uhr, Gainstufe 2 High Cut On

Wie einige vielleicht gemerkt haben, wurden alle Soundbeispiele mit einer Strat eingespielt. Wie aber klingt das Pedal mit einer Les Paul? Hier kann ich absolute Entwarnung geben. Der JHS Morning Glory V4 kommt mit Humbuckern ebenso gut klar wie mit Singlecoils. Auch hier gibt es keinen verwaschenen Fuzzbrei, sondern exzellente Saitentrennung und eine erstaunliche Dynamik. Nicht vergessen: Der Amp ist dabei immer noch in der cleanen Einstellung.

Audio Samples
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Vol 12:00 Uhr, Drive Max, Tone 10:00 Uhr, Gainstufe 2 High Cut Off
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Fazit

Was für eine Wonne. Das Glory V4 von JHS ist ein derart ausgeschlafenes Pedal, dass es so manchen Boutique-Amp das Fürchten lehren könnte. Das Gerät eignet sich nicht nur für Soundgourmets und diejenigen, die wissen, wie man den Klang mit den Fingern formen kann. Auch Blueser, Country- und Classikrocker kommen hier voll auf ihre Kosten. Es ist zwar nicht ganz billig, aber jeden Cent wert. Kurz: Große Klasse, alles richtig gemacht!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • großer Dynamikumfang
  • tadellose Verarbeitung
  • kommt mit Singlecoils und Humbuckern klar
  • Genre-übergreifend tolle Sounds
Contra
  • keins
Artikelbild
JHS Morning Glory V4 Test
Für 229,00€ bei
Morning Glory, Hallelujah! Das Pedal klingt hammermäßig und ist nicht nur für Soundgourmets eine Empfehlung - Antestpflicht!
Morning Glory, Hallelujah! Das Pedal klingt hammermäßig und ist nicht nur für Soundgourmets eine Empfehlung – Antestpflicht!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: JHS Pedals
  • Modell: Morning Glory V4
  • Effekt-Typ: Overdrive
  • Herkunftsland: USA
  • Bauart: analog
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilbuchse, Remote Gain
  • Regler: Volume, Drive, Tone
  • Schalter: Ein/Aus, Gain1/2, HighCut
  • Bypass Modus: True Bypass
  • Stromversorgung: 9V DC, Center negative
  • Stromaufnahme:
  • Batteriebetrieb: 9V-Blockbatterie
  • Abmessungen B x H x T (cm): 5,6 x 3,8 x 11
  • Ladenpreis: 229,00 Euro (17.05.2017)
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