Initial Audio Sektor Test

Nachdem sich „Ignite VST“ in „Initial Audio“ umbenannt hat, liefert die Düsseldorfer Soundschmiede nach dem Bassmodul 808-Studio und der Sampler-Workstation Heat Up 2 nun einen umfangreicheren Klangerzeuger. Der Wavetable-Synth hört auf den Namen „Sektor“ und kommt mit einem intuitiven Interface, das sich leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt.

Initial-Audio_Sektor_Bild_01_Aufmacher


Die Wavetable-Oszillatoren werden mit einem Sample-Oszillator kombiniert, was komplexe Sounds ermöglichen soll. Die bisherigen Klangerzeuger des Herstellers haben es voll und ganz auf Trap und Co. abgesehen. Ob es bei Sektor auch so ist, und was der Synth noch so auf Lager hat, werden wir diesem Review herausfinden.

Details

Klangerzeugung

Sektor ist ein polyphoner Software-Synthesizer mit vier Oszillatoren: zwei Wavetable OSCs, ein Sub- und ein Sampleoszillator. Letzterer ist bereits mit einem Großteil an Samples der Heat Up 2 Library ausgestattet und ermöglicht darüber hinaus den Import eigener Samples. Dadurch lassen sich die Wavetables individuell mit eigenen Sounds kombinieren. Pro Wavetable-Oszillator sind acht Voices möglich. Für jede dieser Voices können wiederum Wellenform, Phase, Tonhöhe, Stereo-Spread, Level und Detune in einer zusätzlichen Sektion namens „OSC+“ einzeln verändert werden. OSC-B verfügt zudem über einen FM-From-A-Poti, um ihn durch A zu modulieren. Die Tables können zudem invertiert werden und sie lassen sich morphen – dazu mehr im Praxisteil.

Wavetable-Synth mit aufgeräumter Bedienoberfläche
Wavetable-Synth mit aufgeräumter Bedienoberfläche

Übersichtlicher Browser

Sektor kommt in der Standard-Edition mit über 500 Presets, 200 Wavetables, 100 Multisample-Instrumenten und mehr als 250 Einzelsamples. In der Signature-Edition kommen 200 Presets hinzu. Weitere Presets lassen sich mittels Expansion Packs bei Initial Audio hinzukaufen. Die Presets befinden sich in einem übersichtlichen Kategorie-Browser, der eine schnelle Soundsuche ermöglicht. Um eigene Klänge zu designen, können Wavetables und Samples direkt in den entsprechenden Oszillatoren geladen werden. Die selbst erstellten Klänge lassen sich in eigenen Expansions organisieren und mit weiteren Sektor-Usern austauschen.

Übersichtlicher Browser
Übersichtlicher Browser

Umfangreicher Sequencer

Sektors Sequencer ermöglicht die umfangreiche Programmierung polyphoner Sequenzen. Die Steps lassen sich in Halbtonschritten einzeichnen, die Anschlagstärke ist leider nicht programmierbar. Das Ganze lässt sich „as Played“ und über die typischen Up/Down-Muster triggern. Die Geschwindigkeit der Sequenzen sowie die Anzahl der Steps sind beliebig justierbar. Dadurch lädt er zum Experimentieren ein. Die Sequenzen lassen sich als Preset abspeichern, von denen der Synth auch bereits einige auf Lager hat.
 

Der Sequencer verfügt über viele Presets.
Der Sequencer verfügt über viele Presets.

Effekte und Filtersektion

Sektor kommt mit zwei Effekt-Racks einschließlich Effekten wie Reverb, Delay, Distortion, Chorus, Phaser, Trance Gate, Kompressor, Stereo Shaper und einem 4-Band-Equalizer. Die Reihenfolge der Effekte kann durch Ziehen und Ablegen neu angeordnet werden. Zwei Filter stehen dem Synth zur Verfügung, die sich wahlweise LP, HP, BP und NT sowie in 12 oder 24 dB schalten lassen. Hinzu kommt eine ADSR-Hüllkurve sowie Drive, Cutoff und Resonanz pro Filter. Das Besondere: Sowohl in den Effekt-Racks als auch in den Oszillatoren sind die Filter als Input auswählbar. Somit lassen sich die Klänge und Effekte sehr gut zum Sound-Layering verwenden und unerwünschte Frequenzen herausfiltern.
 

Eine üppige Effektsektion bietet zwei Effekt-Racks.
Eine üppige Effektsektion bietet zwei Effekt-Racks.

Umfangreiche Modulationssektion

Die Modulationsmatrix bietet Funktionen mit Zugriff auf Velocity, Aftertouch und vieles mehr. Hinzu kommen zwei ADSR-Hüllkurven, drei Modulation Envelopes, vier LFOs, vier Expression-Modulatoren und eine Matrix, in der all diese Quellen jeden beliebigen Parameter steuern können.
 

Praxis

Benutzerfreundliches Interface

Die Bedienung geht locker von der Hand, was nicht zuletzt daran liegt, dass die wichtigsten Sektionen immer griffbereit sind. Alle vier Oszillatoren befinden sich auf der linken Seite, die beiden Filter inklusive der Lautstärkenhüllkurve auf der rechten Seite. Neben einem Mastervolume kommt noch ein globaler Drive-Regler hinzu, der den gesamten Sound nochmals sättigen kann. Auch die Polyphonie, Pitchbend-Range sowie Glide und Velocity-Settings sind direkt vom Main-View aus zu erreichen. Hinzu kommen drei Macro-Regler. Jedem Macro können mehrere Parameter zugewiesen werden. 
Um tiefer in die Materie einzutauchen, findet man alle weiteren Sektionen in Untermenüs, die auf dem mittig und großzügig platzierten Display dargestellt werden. Bei Initial Audio hat man offensichtlich auch daran gedacht, dass nicht alle Parameter für jedermann selbsterklärend sind, weshalb kurze englische Hilfetexte erscheinen, sobald man mit der Maus darüberfährt. Das Plug-in ist in der Größe frei skalierbar, wodurch bei jeder Bildschirmauflösung alles gut erkennbar ist. Einige Bereiche der Benutzeroberfläche lassen sich zudem farblich an die eigenen Bedürfnisse anpassen und mit den drei Hauptskins in blau und grau kombinieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Eigene Farbanpassung der Bedienoberfläche …

Intuitives Modulationskonzept

Alle Modulations-Tools, die sich im unteren Drittel des Synths befinden, können individuell mit jedem Parameter gekoppelt werden. Dies lässt sich zum einen mit einem rechten Mausklick auf den entsprechenden Parameter durchführen. Zum anderen lassen sich die Destinations einfach per Drag and Drop mit einem Parameter verknüpfen. Insgesamt also sehr vereinfacht gelöst. Auch praktisch: In der Expression-Sektion stehen acht Slots bereit, um mittels Velocity, Aftertouch, Mod Wheel und Keyboard Tracking jegliche Parameter des Synths expressiv zu spielen, was sehr lebhafte Klänge ermöglicht.

Verknüpfung der Modulationen via Drag and Drop
Verknüpfung der Modulationen via Drag and Drop

Die Mischung macht’s

Die mitgelieferten Wavetables bieten haufenweise Wellenformen, die sich mit dem Morph-Regler durchfahren lassen. Mit den Wavetables alleine ist der Gesamtsound des Synths allerdings eher als metallisch und gläsern einzuordnen. Einen satten Sound liefert Sektor zumeist nur dann, wenn man die Heat Up 2 Samples hinzuschaltet. Das merkt man auch beim Durchforsten der Presets: Es gibt kaum einen Sound, der ohne den Sample-Oszillator und einem Sample aus der Heat Up 2 Library auskommt. Die wenigen Presets, denen kein Sample zugemischt wurde, klingen ein wenig schwach auf der Brust. Darüber hinaus hat die Effekt-Sektion keinen hochwertigen Eindruck hinterlassen. Typische Zumischeffekte à la Reverb und Delay sollte man bei jedem ernst gemeinten Projekt ohnehin deaktivieren. Aber auch die weiteren Effekte bieten keinen klanglichen Mehrwert und lassen die meisten Presets überladen erscheinen, daher sollten sie durch Effekte des Vertrauens ersetzt werden. Die Filter greifen sehr harsch und verzerren das Signal teilweise mit unerwünschten Anteilen – die Verwendung des Resonanz-Potis sollte man mit Vorsicht genießen.
Die Kombination aus Wavetables und Heat Up Samples funktioniert aber durchaus gut. Natürlich liefert auch Sektor einiges an Klangmaterial, das man in der Art schon mal gehört hat (besonders dann, wenn man Heat Up kennt). Insgesamt liefert die Factory Library aber einen überwiegend modernen Sound, der sich ganz sicher in den Musikstilen Trap und Co. wiederfindet. Mancher Klang könnte sicher noch in einer Dubstep-Produktion eingesetzt werden. Als genreübergreifender Allrounder ist Sektor jedoch nicht anzusehen. Das war von Initial Audio nach den Trap-lastigen Klangerzeugern 808 Studio und Heat Up jedoch auch nicht anders zu erwarten. Was mich jedoch verwundert, ist, dass sich im Kategorie-Browser keine sonderlich durchsetzungsfähigen 808-Subs und leider gar keine Drums befinden. Glücklicherweise findet man im Sample-Oszillator alles, was man braucht: nämlich die Heat up Samples.

Audio Samples
0:00
01. Drums
 02. BangBang 808
 03. 808: 01
 04. 808: Distorted 1 
05. Bass: Cemetary 
06. Bells: Moogz Bell 
07. Synths: Space Junky
 08. Brass: Over Me 
09. FX: Infection
 10. Lead: 10-ten Trap a Thon2
 11. Song

Fazit

Sektor hinterlässt gemischte Gefühle. Das Kernkonzept überzeugt mit einer ausgiebigen Modulationssektion, die sich via Drag and Drop intuitiv mit jedem Parameter des Klangerzeugers koppeln lässt, und mit einem Interface, dessen Layout individuell anpassbar ist. Klanglich sind dem Synth nur dann satte Sounds zu entlocken, wenn die Presets ein Sample aus der Sample-Library enthalten. Wer also auf die Wavetables verzichten kann und Sounds zum Sofort-loslegen sucht, ist auch mit Initial Audios Heat Up 2 bestens beraten. Wer allerdings Samples mit Wavetables layern und mit einem ausgeklügelten Modulationskonzept eigene Klänge erschaffen möchte, erhält mit Sektor einen Wavetable-Synth mit Samples des Heat-Up-ROMplers in gewohnter Initial Audio Qualität.

Initial-Audio_Sektor_Bild_01_Aufmacher
Features
  • Wavetable-Synthesizer
über 500 Factory Presets
  • über 200 Wavetables
  • 100 Multisamples
  • über 250 Einzelsamples
  • viele Modulationsquellen, darunter Xpression, 2 ADSR, 3 Modulation Envelopes und 4 LFOs
  • Modulationsquellen können via Drag and Drop mit Parametern verknüpft werden
  • 2 Effekt Racks mit Reverb, Kompressor, Phaser, Chorus, Delay, Panner, Trance Gate, EQ und Distortion
  • 3 Macro-Regler
  • polyphoner Sequenzer
  • anpassbares GUI
  • 64- und 32-Bit-VST, AU-Support und Standalone-Version
  • 3 Rechner pro Lizenz
  • Systemvoraussetzungen: VST- oder AU-fähige DAW, Windows, macOS
Preise
  • Standard Edition 139 Dollar
  • Signature Edition 189 Dollar
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • intuitives Modulationskonzept via Drag and Drop

  • große Auswahl an Wavetables
  • Import eigener Samples
  • Heat Up 2 Library an Bord
Contra
  • Sound der Effekt-Sektion
  • Filter klingen harsch
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Initial Audio Sektor Test
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