Der IGS Rubber Bands 500 bietet sich als Mono-Modul für das 500er- System für Einzelsignale an. Er ist zwar nach dem Prinzip eines Pultec EQP-1A aufgebaut, kommt aber im Unterschied zu seinem 19″-Bruder ohne Röhren aus.
Aus dem Pultec-Design ergeben sich limitierte, aber sehr praxisnahe Möglichkeiten der Klangveränderung von Präsenzanhebung über Beschneidung bis zu kreativere Lösungen wie gleichzeitiges Anheben und Absenken des selben Bandes, was wegen der Phasenverschiebung ein Mittenloch erzeugt, das in etwa so wirkt wie die Loudness-Taste bei HiFi-Verstärkern.
Details
Passiver EQ – was ist das eigentlich?
Die Klangformung wird beim Rubber Bands 500 mit passiven Bauteilen (Spulen) realisiert und der daraus entstehende Pegelabfall mit einem nachgeschalteten Verstärker kompensiert. Diese Bauweise führt zu typischen Merkmalen, die einen passiven EQ normalerweise auszeichnen. Anhebungen, gerade im Höhenbereich, sind auch bei drastischen Einstellungen noch angenehm und wirken in der Regel nicht aufdringlich. Der Klang bleibt offen und wird nicht verdichtet. Und da bei den klassischen Geräten dieser Bauart Röhrenstufen als Aufholverstärker verbaut wurden, kommen die Nebeneffekte von Röhren und Übertragern dazu, die mit ihrer Sättigung oft erst für den typischen Sound sorgen..
Die Firma Pulse Techniques, kurz Pultec, baute ihre passiven EQs zunächst ganz ohne Verstärker, dann mit Röhrenverstärker, später mit einer API-Transistorstufe. Der bekannteste Pultec, der EQP-1A, dient als Vorlage für den Rubber Bands. Die Zugriffsmöglichkeiten entsprechen dann auch, wie oben schon erwähnt, denen des Klassikers, mit einer etwas erweiterten Frequenzpalette. Der RB500 ist zwar passiv, aber mit Transistoren aufgebaut. Quasi als Ausgleich dafür sitzen zwei hochwertige Übertrager im Signalweg.
1/7 Trotz seines recht geringen Preises ist der RB aus hochwertigen Bauteilen aufgebaut u2013u00a0und das sind nicht nur die u00dcbertrager!
2/7 Carnhill-u00dcbertrager u2013u00a0einer der beiden!
3/7 Unten in Blau: Das ist der zweite u00dcbertrager des Geru00e4ts.
4/7 Thru-the-hole mit teuren Bauteilen
5/7 IGS ist ein immer hu00e4ufiger zu lesender Markenname in der Studiowelt.
6/7 Schru00e4gansicht
7/7 Linke Modulseite
Auf der Oberfläche drängeln sich die selben Bedienelemente wie beim klassischen Pultec: High Cut und High Boost mit getrennt regelbarem Zugriffspunkt, Filtergüte des High Boost, darunter Low Boost und Low Cut, die sich einen Frequenzwahlregler teilen. Insgesamt macht der Equalizer einen soliden Eindruck und wirkt so wertig, wie das in einem 500er-Gehäuse eben möglich ist. Zu diesem Eindruck trägt auch das relativ hohe Gewicht sicher etwas bei.
Zunächst einmal möchte ich den neuen Mitarbeiter namens IGS Rubber Bands 500 mal ein bisschen kennenlernen. Ich mache also ein Projekt auf und stecke das Ding nach Lust und Laune auf den einen oder anderen Kanal. Außerdem habe ich mir ein kleines Testfeld zurecht gelegt und fange an, den Kollegen mit verschiedenen anderen passiven EQs zu vergleichen. Da wäre zum Beispiel ein Vintage Pultec, ein paar passive Neumann-EQs aus den 60ern und ein Warm Audio. Mit Plugins vergleiche ich den RB 500 nicht.
Kaum angeschlossen, hat der IGS Überraschungen parat.
Sofort erlebe ich die zentrale Überraschung: Der IGS Rubber Bands 500 klingt ganz und gar nicht wie ein Pultec-Style EQ, geschweige denn wie andere passive EQs! Mag sein, dass es an der Farbgebung der Potis liegt, das Auge hört ja schließlich mit, aber der Klang der Filter erinnert mich schon beim ersten Herumdrehen ein bisschen an den George Massenburg 8200. Das ist ja keine schlechte Referenz, denke ich, suche gleich mal nach Unterschieden und die zweite Überraschung folgt sogleich: Tatsächlich ergibt sich, dass der IGS, wenn auch nicht ganz so neutral, dem George Massemburg Labs ML 8200 recht nahe kommt. Das wundert mich ein bisschen, weil ich ja weiß, wie unterschiedlich die Bauweise beider Geräte ist, aber ich habe erst einmal Respekt.
In den Höhen klingt der Rubber Bands 500 klar und sauber, wenn auch nicht gerade unaufdringlich. Ihm fehlt der von Pultec-Geräten bekannte seidige Charakter, sondern er packt als – guter Transistor – das Signal beim Schopf. Dabei ergibt sich eine Art Scharfzeichner-Effekt: so eine spezifische Frische, die an einen Maag-EQ, frühe Focusrite-Modelle oder eben den GML 8200 erinnert. Wegen dieser Eigenschaft würde ich ihn persönlich für E-Gitarre, Snaredrum und ähnliches verwenden.
Im Bassbereich sind sehr viel drastischere Ergebnisse möglich als mit allen anderen passiven EQs in meinem Testfeld. Der “Pultec-Trick”, bei dem man Bässe gleichzeitig anhebt und absenkt, ist zwar möglich, klingt aber verwaschen und missfällt mir sofort. Das können andere besser. Allerdings sind die Tiefen klarer gezeichnet als beim Pultec. Hier geht es muskulös zu, das Wort Boost ist Programm. Eine Bassdrum oder ein Drumloop kann ungeahnten Bums entfalten, höher angesetzt lässt sich eine Anhebung der unteren Mitten realisieren, die auch Gitarre oder Klavier gut steht.
Insgesamt macht der Rubber Bands eine sehr gute Figur, wenn es darum geht, Signale im Mix herauszustellen und ist ein Spezialist für Präsenz. Die Transienten scheinen klarer, darüber hinaus ist ein ordentlicher, aber sehr angenehmer Klirrfaktor über den ganzen Frequenzgang wahrnehmbar.
Mastering-EQ?
Ein paar Versuche, ihn als Mastering-Tool zu verwenden bestätigen meinen ursprünglichen Impuls, das Gerät eher als Einzelsignal-Waffe zu sehen. Gezielte Korrekturen sind schon aufgrund des Designs nicht naheliegend, und für eine grundlegende Veredelung des Signals ist der Sound mir persönlich etwas zu herrisch. Im oberen Frequenzbereich kann allerdings sicher der eine oder andere Mix davon profitieren, wie der EQ alles nach vorne holt. Auf komplexen Signalen fehlt mir recht schnell die Entspanntheit und Größe, die einen passiven EQ normalerweise auszeichnet. So wird ein Master mit dem Rubber Bands 500 zwar mühelos sehr präsent, verliert aber ein bisschen an Offenheit.
Vom IGS Rubber Bands gibt es auch eine spezielle Mastering-Version.
Zupackend im Bassbereich
Der Regelbereich ist ungewöhnlich: Sowohl im High Boost als auch im Low Boost kann man die aufgedruckten Zahlen getrost mal zwei denken, sodass eine Einstellung von +5 in etwa 10 dB gemessener Anhebung entspricht. Die maximale Anhebung ist dann bei beiden Bändern gemessen bei fast 25 dB, wobei der Bass subjektiv wesentlich lauter wirkt. Und das ist durchaus kein esoterischer Unterschied: Während Höhenanhebungen beispielsweise bei Gesang erst ab etwa 10 dB überhaupt zu greifen scheinen, ist beim Bass schon eine Anhebung von 4 dB subjektiv ein veritables Gewitter. Da kommt man sich bei der Bedienung des Low Boost etwas grobmotorisch vor. Durchaus bemerkenswert ist allerdings, dass auch das noch sehr natürlich klingt.
Knackgeräusche bei der Frequenzwahl
Ein technisches Detail fällt mir auf: Wenn ich mit angehobenen Bässen das entsprechende Frequenzwahlpoti drehe, reagiert dieses mit sehr lauten Knackgeräuschen. Es ist laut Hersteller bei diesem nicht vermeidbar und tritt bei manchen Geräten auf – in der Masteringversion des Rubber Bands existiert dieses Problemchen aber nicht.
Im Bass muss man sehr behutsam dosieren – insgesamt ist es aber eine Freude, den “EQ In”-Schalter zu drücken.
Achtung: Wer einen Pultec-Style-EQ sucht, liegt hier falsch. Das mag sich eventuell bei dem 19-Zoll-Röhrenmodell anders verhalten, der IGS RB500 klingt jedoch ganz und gar nicht wie ein klassischer Passive EQ. Liebhaber hochwertiger Transistor-Equalizer finden im RB500 jedoch schnell einen guten Freund, der so Einiges bietet, was mit Plug-ins nicht zu erreichen ist. Ich persönlich sehe den EQ als perfektes Mittel für Snare, Gitarre oder Keys im Mix. Auf der Summe klingt er zwar sehr gut, aber für meine Begriffe etwas dominant.
Ich finde, dass der IGS Rubber Bands 500 sich mit viel teureren Geräten messen kann. Dabei sehe ich ihn eher in einer Liga mit klassischen Transistor-EQs und habe durchaus den Eindruck, dass er von allem, was ich an passiven EQs bisher gehört habe, charakterlich um Lichtjahre entfernt ist. Alles in allem ist er aber dennoch eine Kaufempfehlung für alle, die ein hochwertiges Werkzeug zur Aufwertung von Einzelsignalen im Mix suchen.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
präsenter und klarer Klang
gute Preis-Leistungsverhältnis
Contra
im Bassbereich schwer zu dosieren
IGS Audio Rubber Bands 500 Test
Features und Spezifikationen
Passiver Mono-Equalizer für das API 500er Rack. mit Transistor-Verstärkerstufe und Carnhill Eingangs- und Ausgangsübertrager
High Cut bis ca. -25 dB bei 6/10/20 kHz
High Boost bis ca. +25 dB bei 5/6/10/12/16 kHz
Low Boost und Low Cut bis ca. 25 dB bei 20/40/60/100/180/240 dB
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