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Gibson Les Paul Special Tribute P-90 Test

Mit der Gibson Les Paul Special Tribute P-90 hat sich für den heutigen Test durch und durch schnörkellose Gitarre eingefunden, die auf der Les Paul Junior basiert und bereits Mitte der 50er Jahre das Licht der Welt erblickte. Ausgestattet mit zwei P-90 Singlecoils und einem Ahornhals unterscheidet sie sich deutlich von den Specs ihrer größeren Schwestern.

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Bei der Tribute P-90 ist Purismus angesagt und das wird auch augenblicklich klar, sobald die schmucke Gitarre aus ihrem Gig Bag geschält wird. Nur mit dem Nötigsten ausgestattet präsentiert sich unsere Single-Cut-Testkandidatin im Natural Walnut Satin Finish ausgesprochen traditionell und spartanisch und ich bin gespannt, wieviel Fünfziger-Flair noch in ihr steckt.

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Details

Als die Stratocaster des Mitbewerbers Fender in den 50ern des letzten Jahrtausends den Markt flutete, musste Gibson nachlegen und konnte mit der Junior einen großen Erfolg verbuchen. Darauf basierend entwickelte Gibson die vergleichbar günstige Les Paul Special, die ein Erfolg des US-Gitarrenbauers war, und die nun mit der Special Tribute eine weitere Renaissance erfahren darf.
Bretteben präsentiert sich unsere Les Paul Special, weil auch das Fünfzigerjahre-Original kein Carved-Top besaß – schließlich ebnete es auch der SG den Weg. Auf dem 44 Millimeter starken, massiven Mahagonikorpus ist ein kleines, dreilagiges Schlagbrett mit vier Schrauben direkt mit dem Korpus verbunden. Wem die Natur-Optik nicht zusagt, kann die Gitarre auch in Worn White Satin, Vintage Cherry Satin oder Ebony Satin bekommen.

Fotostrecke: 5 Bilder Unsere heutige Kandidatin, die Gibson Les Paul Special Tribute P-90, präsentiert sich in einem schlichten Natural Walnut Satin Finish.

Die Saitenschwingungen werden von P-90 Singlecoils abgenommen, die ebenfalls direkt in den Korpus geschraubt sind und von Gibson schon seit Mitte der 40er Jahre (!) gefertigt werden. Aufgrund ihrer Optik werden sie übrigens auch Soapbars genannt. Diese Einspuler bieten etwas mehr Output als klassische Singlecoils und sind auch heute noch wegen ihres eigenständigen Sounds ausgesprochen beliebt. Jeder Pickup besitzt einen eigenen Volume- und Tone-Regler, die mit schwarzen Top-Hat-Knöpfen bestückt sind und sich gegen einen leichten Widerstand regeln lassen. Ein Dreiwegschalter an altbekannter Stelle wählt die Pickups an, besitzt aber keine Treble-Rhythm-Scheibe, die Auskunft darüber gibt, welcher der beiden Pickups gerade aktiv ist. Aber das dürfte leicht zu verschmerzen sein, denn nach oben geschaltet ist bekanntlich der Hals-Tonabnehmer und nach unten der Steg-Pickup aktiv. Die Mittelstellung aktiviert beide Einspuler.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Elektronik besteht aus zwei Tonabnehmern, vier Potis, einem Schalter und der Klinkenbuchse.

Gibson hat eine klassische Wraparound Bridge montiert, bei der zwar die Saitenauflagen individuell kompensiert wurden, die aber ein Justieren der einzelnen Saiten nicht erlaubt. Diesen Nachteilen steht entgegen, dass dieser Konstruktionsweise ein verbessertes und direkteres Ansprechverhalten beim Anschlagen der Saiten nachgesagt wird, was beispielsweise PRS und viele andere Hersteller dazu veranlasst, ebenfalls auf solche Brücken zu setzen. Zwei kleine Madenschrauben an der Rückseite des Tailpiece erlauben aber ein Einstellen der gesamten Brücke, die Gibson bereits seit 1952 und somit auch auf dem Original unserer Special Tribute verbaut hatte.
Die Ausgangsbuchse befindet sich wie gewohnt in der unteren Zarge und die beiden Gurtpins ebenfalls an altbekannter Stelle. Allerdings wurden diese zum Schutz des Lacks nicht unterlegt. Apropos Lack: Gibson hat einen Satin Nitrolack verwendet, der hauchdünn aufgetragen noch die Holzmaserung erfühlen lässt.
Die Rückseite der Special Tribute weist die beiden Fräsungen für den Dreiwegschalter und die Elektrik unter den Potis auf, beide mit versenkt eingelassenen schwarzen Kunststoffdeckeln verschlossen.

Fotostrecke: 5 Bilder Als Brücke kommt eine klassische verchromte Wraparound Bridge zum Einsatz.

Hals:

Der mit dem Korpus verleimte Ahornhals besitzt ein Rounded-Profil, ist ebenfalls dünn mit Nitrolack versehen und wird von einem Palisandergriffbrett gekrönt. Letzteres könnte jedoch eine kleine Ölung gebrauchen, was sich aber beim nächsten Saitenwechsel leicht nachholen lässt. Weiße Acryl Hot Inlays zwischen den 22 Medium-Jumbo-Bünden unterstützen die Orientierung, passend dazu wurden auch weiße Punkte in die Halskante eingelassen. Die Kanten der Bundstäbchen könnten durchweg sorgfältiger bearbeitet sein, auch wenn ich schon weitaus teurere Instrumente in der Hand hatte, die in dieser Disziplin massivere Schwächen zeigten.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 ist ein typischer Vertreter der Single-Cut E-Gitarren, kommt also mit einem Cutaway aus.

Bevor der aufgezogene .010- .046 Saitensatz auf die abgewinkelte Kopfplatte trifft, muss er zunächst einen 43 mm breiten, weißen Graph Tech-Sattel überqueren, der die Drähte spielfrei über die Abdeckplatte in Glockenform, die den Zugang zum Halsspannstab verschliesst, weiterleitet.
Das passende Werkzeug ist natürlich Teil des Lieferumfangs, ebenso ein Inbusschlüssel zum Feinjustieren der Brücke. Die auf der Vorderseite schwarz lackierte Kopfplatte mit goldenem Schriftzug ist auch Heimat der sechs Kluson-Mechaniken mit weißen Stimmflügeln.
Viel mehr gibt es von der in den USA gebauten und 3596 Gramm schweren Gitarre nicht zu sagen, sodass wir uns auf direktem Weg in den Praxisteil begeben.

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Praxis

Schon trocken angespielt zeigt die Special Tribute P-90, was sie drauf hat. Sie liefert einen offenen, knackigen Sound, wobei die Saiten lang und gleichmäßig ausschwingen. Allerdings vibriert dabei der Hals-Pickup mit, und das ist recht deutlich vernehmbar. Ob sich das im Spiel am Amp bemerkbar macht, wage ich zu bezweifeln, aber störend ist es schon. Mit ein wenig Schaumstoff zwischen Pickup und Korpus ist das Problem aus der Welt geschafft, was allerdings eine typische Aufgabe der Endkontrolle ist, bevor eine Gitarre die Werkbank verlässt.
Der Hals liegt satt in meiner Greifhand und lässt ein komfortables Bespielen über das gesamte Griffbrett zu. Dabei wirkt er keinesfalls klobig, ganz im Gegenteil. Ich hatte anfangs einige Intonationsprobleme, die sich aber mit einem neuen Satz Saiten im Nu erledigt hatten. Ein Saitenwechsel ist bei neuen Gitarren generell ratsam, denn wer weiß schon, wie lange die Gitarre unterwegs war oder wer sie bereits in der Hand hatte?
In den folgenden Beispielen schalte ich immer durch alle drei Pickup-Positionen des Wahlschalters, beginnend mit dem Hals-Tonabnehmer.
Beim Amp handelt es sich um einen Marshall JVM 410, dessen Lautsprecherausgang ich mit einerUA OX-Box verbunden und eine 4×12″ Box mit V30 Speakern ausgewählt habe.
Weitere klangliche Bearbeitungen finden nicht statt!
Los geht es mit dem cleanen Kanal des Marshalls.

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Clean 1 Clean 2

Schon hier am cleanen Amp wird klar, warum viele Gitarristen auf den Sound von P-90 Pickups schwören, denn sie besitzen die klassischen klanglichen Gene von Einspulern, aber wesentlich mehr Dampf, was für einen dickeren Ton sorgt. Alle drei Positionen des Wahlschalters liefern überzeugende Resultate und können mit einem schnellen Wandeln der Attacks gefallen.
Weiter geht es im Crunch-Kanal des Amps. Auch hier werden alle drei Stellungen des Wahlschalters angespielt.

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Crunch
Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 besitzt ein agiles Attack-Verhalten und generiert einen variablen, authentischen P-90 Sound.
Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 besitzt ein agiles Attack-Verhalten und generiert einen variablen, authentischen P-90 Sound.

Die Special Tribute zeigt sich ausgesprochen offen, ohne dass das Höhenbild dabei zu sehr in den Vordergrund gerät und am Amp nachgeregelt werden muss. Auffallend ist auch hier das schnelle Wandeln der Plektrumanschläge, was für ein perkussives Spiel natürlich unabdingbar ist.
Ich erhöhe den Zerrgrad am Amp und schalte in den nächsthöheren Kanal.

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More Gain

Hier wird der Hals-Pickup etwas undifferenziert in den tieferen Lagen, dafür kann die Mittel- und Stegposition umso mehr gefallen. Heraus kommt ein dreckiger Crunch-Sound, der insgesamt mehr “Fleisch” besitzt als herkömmliche Einspuler. Der Stegtonabnehmer spielt dabei voll auf und zeigt sich frech und wendig.
Mit mehr Gain am Amp geht es im nächsten Beispiel weiter. Zuerst spiele ich eine Single-Note-Linie, im Beispiel danach ein Riff bei unveränderter Einstellung am Verstärker.

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High Gain Single Notes High Gain Riff

Gerade hier scheint sich die Special Tribute mit ihren P-90 Pickups pudelwohl zu fühlen. Jeder Ton wird mit einem kräftigen Schmatzer beim Anschlagen auf die Reise geschickt und besitzt ordentlich Durchsetzungskraft, um sich auch im Bandgefüge Gehör zu verschaffen. Natürlich erhöht sich bauartbedingt das Nebengeräuschverhalten bei höheren Gain-Settings, daher sollte ein Finger immer in der Nähe des Volume-Reglers sein, um die Gitarre in Spielpausen stummzuschalten.
Dass die Gitarre nicht unbedingt für High-Gain-Metal gebaut wurde, dürfte sicherlich jedem einleuchten, daher spiele ich abschließend ein paar Single-Note-Licks in allen drei Positionen des Wahlschalters.

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Single Notes, alle 3 PU-Positionen

Und auch hier kann die schlichte Gitarre durchaus punkten, denn die Töne bleiben lange stehen und setzen sich aufgrund ihrer prominenten Mitten und spritzigen Höhen sehr gut durch. Alle Attacks werden flink gewandelt und verleihen den gespielten Noten Kontur.
Das Mitschwingen des Hals-Pickup-Gehäuses beim trockenen Anspielen hat sich, wie erwartet, nicht beim Spiel am Amp bemerkbar gemacht.

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Fazit

Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 kann bis auf einige kleinere Mängel gefallen, denn die Kombination aus Mahagonikorpus, gepaart mit Ahorn/Palisander-Hals und P-90-Pickups, liefert einen knackigen, antrittsschnellen Ton, der genügend Fundament besitzt, um auch beim Solieren zu überzeugen. Die Gitarre lässt sich sehr gut bespielen und kann mit ihrer schlichten, traditionellen Optik durchaus gefallen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgeglichen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Bespielbarkeit
  • variabler, authentischer P-90-Sound
  • agiles Attack-Verhalten
  • gute Verarbeitung bis auf siehe Contra
Contra
  • Bundstäbchen-Kanten nicht optimal abgerichtet
  • Hals-Pickupgehäuse schwingt trocken angespielt hörbar mit
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Gibson Les Paul Special Tribute P-90 Test
Für 998,00€ bei
Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 liefert einen knackigen, antrittsschnellen Ton, lässt sich sehr gut bespielen und kann mit ihrer schlichten, traditionellen Optik durchaus gefallen.
Die Gibson Les Paul Special Tribute P-90 liefert einen knackigen, antrittsschnellen Ton, lässt sich sehr gut bespielen und kann mit ihrer schlichten, traditionellen Optik durchaus gefallen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gibson
  • Bezeichnung: Les Paul Special Tribute P-90
  • Typ: E-Gitarre, 6-saitig
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 12“
  • Bünde: 22 Medium-Jumbo
  • Sattel: Graph Tech
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Inlays: Acryl-Punkte
  • Steg: kompensierte Wraparound Bridge
  • Pickups: P-90 (Hals & Steg)
  • Gewicht: 3596 Gramm
  • Saiten ab Werk: .010- .046
  • Besonderheiten: inkl. Gigbag
  • Ladenpreis: 998,00 Euro (Mai 2020)
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