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Epiphone Les Paul Custom Chrome LTD Test

Schon wieder eine Les Paul … Auf den ersten Blick drängt sich der Gedanke auf, dass das Rad wohl nicht neu erfunden werden kann, denn bei dem vorliegenden Instrument handelt es sich offensichtlich mehr oder weniger um ein schwarzes Standardmodell. Zwar trägt die Gitarre das Logo der Gibson-Tochterfirma Epiphone, die preisgünstige Instrumente in erstaunlich guter Qualität in Fernost fertigen lässt, aber schaut man genauer hin, dann findet man einen Custom Shop-Aufkleber auf der Rückseite.

Jetzt hat also auch Epiphone seinen Custom Shop! Wer aber glaubt, Custom Shop bedeute automatisch auch teuer, der irrt gewaltig, denn das nette Instrument (bei dem es sich übrigens um eine limitierte Auflage für das Musikhaus Thomann handelt) geht für gerade einmal einen halben Tausender über den Ladentisch. Das macht natürlich neugierig darauf, was man für diesen Preis bekommt.

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KORPUS
Der Name Les Paul Custom verrät auf jeden Fall, wohin die Reise geht. Auffällig ist das silber spiegelnde Schlagbrett aus Kunststoff über der leicht gewölbten Decke, das vor allem auf der Bühne im Scheinwerferlicht äußerst cool aussieht. Den edlen Touch bekommt die schwarz (Ebony) lackierte Gitarre durch das weiße Binding, das den kompletten Korpus umrandet und sich weiter über den Hals bis zur Kopfplatte zieht. Die Les Paul ist mit Chrom-Hardware ausgestattet, bestehend aus Tune-O-Matic Bridge und Stop Tailpiece. Beide in sehr guter Qualität, wobei die Oktavreinheit über die sechs Saitenreiter der Brücke sehr genau eingestellt werden kann. Diese Maßnahme erweist sich allerdings im Moment als überflüssig, denn bereits ab Werk sind Oktavreinheit und Saitenlage ausgezeichnet justiert.

Die beiden Humbucker-Pickups werden über einen Dreiwege-Toggle-Switch angewählt, für Lautstärke- und Klang-Einstellung stehen wie gewohnt jedem Pickup ein Volume- und ein Tone-Regler zur Seite. Diese insgesamt vier schwarzen Regler mit silbernen Kappen sind etwas schmaler als die aktuellen Standard-Potiknöpfe und versprühen leichtes Vintage-Flair. An der Zarge finden wir dann noch die beiden Gurtknöpfe und die Klinkenbuchse. Die Verarbeitung ist tadellos und auch das farbliche Design in Schwarz und Silber-metallic ist sehr stimmig und gibt dem Instrument einen edlen, zeitgemäßen Look.

PICKUPS
Die Les Custom LTD ist mit zwei Alnico Classic Plus Humbuckern ausgestattet, die ohne Abdeckung im verchromten Rahmen sitzen und mit einer Kreuzschlitzschraube ausreichend in der Höhe verstellt werden können. Diese Pickups bieten ein ordentliches Pfund an Output und können in den Kombinationen Hals-, Hals- plus Steg- und Stegtonabnehmer mit dem schon erwähnten Dreiwegeschalter angewählt werden.

HALS
Der eingeleimte Hals ist ebenso wie der Korpus aus Mahagoni, das Griffbrett aus Palisander. Auch an dieser Stelle gibt es keinen Grund zu irgendwelchen Beanstandungen. Die 22 Medium-Bünde sind gut abgerichtet und poliert und sorgen für eine gute Intonation und saubere Bendings. Der Orientierung dienen zehn Block-Inlays, die ab dem ersten Bund beginnen. Die schlanke C-Form des Halses liegt sehr gut in der Hand und das Instrument lässt sich auch entsprechend gut spielen. Daran hat natürlich auch die hervorragende werkseitige Voreinstellung von Hals und Saitenlage einen gewichtigen Anteil. Die Gitarre ist auf eine mittlere Saitenhöhe justiert, also kein Flachbrett, bei dem nicht einmal mehr ein Stück Papier unter die Saiten passt. Es scheppert oder schnarrt nichts, auch wenn man einmal etwas kräftiger zur Sache geht. Die Saiten haben ausreichend Platz zum Schwingen, was dem Sustainverhalten natürlich stark entgegenkommt. Insgesamt muss ich zugeben, dass ich eine so gute Voreinstellung bei Gitarren in diesem Preissegment selten erlebt habe. Die Saiten laufen über einen Kunststoffsattel leicht abgewinkelt zu den Mechaniken, jeweils drei auf jeder Seite der Kopfplatte. Die sind sehr leichtgängig und weisen keinerlei tote Punkte auf. Auch die Sattelkerben sind optimal gefeilt, sodass die Saiten beim Stimmen oder extremen Bendings dort nicht hängen bleiben können. Das garantiert natürlich für eine optimale Stimmstabilität auch bei härterer Gangart. Die von einem Binding umschlossene Kopfplatte trägt oben den Epiphone-Schriftzug, in der Mitte die typische Perlmutteinlage und am Halsansatz die Abdeckung für den Halsstellstab.

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PRAXIS/SOUND
An Zubehör bringt die Gitarre das obligatorische Werkzeug zum Einstellen des Halses mit, und das war’s auch schon. Tasche oder Koffer müssen separat gekauft werden.

Jetzt aber ans Eingemachte! Ich will wissen, wie sich das Instrument in Bezug auf Bespielbarkeit und Sound verhält. Trocken angespielt, also ohne Amp, vermittelt die Gitarre einen ausgewogenen Klangeindruck und verrät schon einige ihrer Charakterzüge, denn der Mahagonikorpus schwingt bereits gut mit. Am Verstärker machen sich die Alnico-Humbucker recht lautstark bemerkbar. Verglichen mit einer Standard Les Paul hat die Epiphone Custom LTD auf jeden Fall einen etwas höheren Output, der einen Hiwatt Amp schon bei niedrig eingestelltem Preamp-Volumen leicht zum Schwitzen bringt. Und so klingt der Hals-Pickup.

Audio Samples
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Clean Neck

Nun zum Vergleich der Steg-Tonabnehmer, der selbstverständlich wesentlich brillanter daherkommt, aber keine bissigen Frequenzen hat. Absolut Cleansound-tauglich.

Audio Samples
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Clean Bridge

Die Kombination der beiden Pickups bringt klanglich die goldene Mitte. Gute Bässe und klare Höhen, so wie man es auch vom Original gewohnt ist.

Audio Samples
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Clean Neck u0026 Bridge

Der Hals-Pickup klingt bei voll aufgedrehtem Tonregler brillant genug für cleane, satte Funk-Grooves. Die Gitarre hat einen erstaunlich guten Attack, den man eher von Strats und Teles gewohnt ist. Hier ist natürlich die mittelhohe Saitenlage sehr hilfreich, denn die Saite kann frei schwingen und lässt auch bei härterem Vorgehen den Ton nicht gleich absterben.

Audio Samples
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Clean Funk

In Verbindung mit angezerrten Amps, hier ein Marshall Plexi, entlockt man dem Instrument rotzige Stones-Style-Riffs. Diesmal ist die Mittelposition des Toggle Switchs, also beide Pickups, angewählt. Die Gitarre hat guten Biss und kommt mit guter Dynamik in der Verzerrung und direkter Ansprache im Anschlag. Im Vergleich zu einer Standard Les Paul fördert die Epiphone eher einen „modernen“, helleren Klangcharakter und eine knackigere Ansprache zutage. Dadurch lassen sich mit ihr Sounds mit dem gewissen „Twang“ sehr gut erzeugen.

Audio Samples
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Plexi Crunch

Die Übertragung der Klangnuancen über die Pickups wird im nächsten Beispiel sehr deutlich. Beim Plexi ist ein höherer Verzerrungsgrad eingestellt und die Gitarre wird zuerst leicht und dann hart mit dem Pick angeschlagen. Der Ton wird eins zu eins wiedergegeben, die Pickups komprimieren auch nicht in der Form, dass leise angeschlagene Töne laut wiedergegeben werden.

Jetzt wird der Regelbereich des Volume-Potis an der Les Paul getestet. Der Amp ist auf relativ hohen Verzerrungsgrad eingestellt und zuerst wird der Halspickup mit Volume auf 3, dann auf 10 gespielt. Danach der Steg Pickup auf 10.

Audio Samples
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Dyna-Pick Dyna-Poti

Alle Achtung, auch das kann sich hören lassen. Normalerweise erzielen „heiße“ Pickups mit hoher Ausgangslautstärke in dieser Disziplin immer etwas schlechtere Noten, weil sich der Verzerrungsgrad nicht so weit mit dem Volume-Poti an der Gitarre herunterregeln lässt. Das ist aber bei der Epiphone Les Paul nicht der Fall. Hier lässt sich einiges an Sound mit der Gitarre steuern. Kommen wir jetzt zur nächsten Kontrollmöglichkeit, dem Tone-Regler. Der Steg-Pickup ist angewählt und ihr hört das Ganze zuerst mit heruntergeregeltem und dann mit voll aufgedrehtem Tone-Poti.

Audio Samples
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Tone

Der Sound wird mit dem Tone-Poti ab 2 kHz weit abgesenkt. Dadurch lassen sich bei komplett abgedrehtem Tone wunderbare Fuzz-Overdrive Sounds erzeugen, die Sixties lassen grüßen! Aber es geht natürlich auch ganz anders. Mit hohem Gain am Amp und herausgedrehten Mitten kann man mit einer Drop D Stimmung fette Metal-Riffs erzeugen.

Audio Samples
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Metal Drop D

Aber auch bei mittenbetonten Ampsounds macht die Les Paul eine gute Figur. Das Instrument setzt sich über den Steg Pickup hervorragend durch.
Mit dem Hals-Pickup können bei einer solchen Verstärkereinstellung weiche Leadsounds á la Slash erzeugt werden, die sich aber immer noch klar im Bandgefüge behaupten.

Audio Samples
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80s Rock

Auch bei Punk und alternativen Zerrsounds zeigt sich unsere Les Paul von einer vorteilhaften Seite. Hier noch ein Beispiel mit etwas höherem Amp-Gain und leicht abgesenkten Mitten. Die Gitarre zeigt sich am Verstärker in jeder Lage völlig problemlos. Man kann drehen, wie man will, sie klingt immer frisch und rotzig.

Audio Samples
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Punk
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FAZIT
Sie sieht gut aus, ist sehr gut verarbeitet und auch ab Werk schon bestens eingestellt. So soll das sein! Für eine Les Paul klingt die Epiphone Custom Chrome LTD etwas „moderner“, das heißt, sie hat mehr Output und einen brillanteren und schlankeren Ton als die etwas wärmer und „fetter“ klingenden Vorbilder. Auch im Attack und der Ansprache ist sie weitaus knackiger. Dadurch kann man das Instrument in allen möglichen Musikrichtungen einsetzen, egal ob bei funky Cleansounds oder dem vollen Metal Brett; die Les Paul macht überall eine gute Figur. Wer eine vielseitige Humbuckergitarre in ansprechender Optik sucht, die sich auch noch bestens spielen lässt, der ist hier richtig. Zumal auch der Preis bei dieser Qualität keine Wünsche offen lässt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Optik/Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Pickup-Output
  • Dynamische Ansprache
  • Verzerrung am Amp lässt sich gut mit dem Volume-Regler der Gitarre regulieren
  • Preis
Contra
Artikelbild
Epiphone Les Paul Custom Chrome LTD Test
Für 498,00€ bei
Technische Daten Epiphone Les Paul Custom Chrome LTD.
  • Hersteller: Epiphone
  • Model: Les Paul Custom Chrome LTD
  • Finish: Ebony (schwarz)
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Profil: C
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 Jumbobünde
  • Mechaniken: Grover
  • Pickups: 2 Alnico Classic Plus Humbucker
  • Regler: 2 x Volume, 2 x Tone
  • Brücke: Tune-O-Matic Bridge mit Stop Tailpiece
  • Preis: 498,- Euro
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Profilbild von Oskar Wingelmayr

Oskar Wingelmayr sagt:

#1 - 03.12.2016 um 10:25 Uhr

0

Welcher Riff ist es der bei Dyna-Pick/Dyna-Poti gespielt wird?

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 03.12.2016 um 14:14 Uhr

0

Hallo Oskar,
bei den Test-Audios spiele ich eigentlich immer spontane Riffs und Licks, nichts bekanntes. So ist das auch bei diesem Beispiel.

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