Die Elektron Machinedrum SPS-1 zählt zweifelsohne zu den innovativsten und begehrtesten Rhythmus-Computern der Neuzeit. Für manche ist sie sogar die ultimative Groovemachine! Und für ganz andere wiederum einfach nur ein verdammt guter Percussion-Sequencer.
Elektron Machinedrum SPS1-UW+ MK2 – Das Flaggschiff mit UserWave Sampling Feature und +Drive Speichererweiterung, erkennbar an der schwarz-weißen Display-Verzierung.
Wie viel verschiedene Beschreibungen wir ihr auch verpassen, wir sollten sie einmal genauer anschauen.
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DETAILS
Die Elektron Machinedrum SPS-1UW+ MKII ist eine 16-Spur Drummachine mit 64-Steps-Lauflichtprogrammierung und digitaler Klangerzeugung auf Dual-DSP-Basis. Sie versteht sich dabei nicht nur als ein gewöhnlicher Drum-Expander oder schnöder Synthesizer für das übliche „Bum-Bum“, sondern vor allem als Performance-Instrument.
1/7 Elektron Machinedrum SPS1-UW+ MK2 – Das Flaggschiff mit UserWave Sampling Feature und +Drive Speichererweiterung, erkennbar an der schwarz-weißen Display-Verzierung.
2/7 Lautstärkeregelung, Track-LEDs und Drehrad, sowie Function (alias “Shift”) …
3/7 Das Display mit den variablen acht Endlos-Encoder und dem dediziertem Level-Encoder für den momentan ausgewählten Sound.
4/7 Elektron Machinedrum SPS1-UW+ MK2 – Das Flaggschiff mit UserWave Sampling Feature und +Drive Speichererweiterung, erkennbar an der schwarz-weißen Display-Verzierung.
5/7 Elektron Machinedrum SPS1- MK2 – Das “Budgetmodel” ohne UserWave Feature, auch nicht nachrüstbar. Das +Drive lässt sich hingegen auch noch nachträglich einbauen.
Bei der uns zum Test vorliegenden Version SPS-1UW+ MKII handelt es sich nicht nur um die Neuauflage der bereits 2002 erschienenen Machinedrum SPS-1 (MKI), sondern auch um die mit dem UserWave (UW) Feature ausgestattete und mit der sogenannten „+Drive“ Speichererweiterung versehene Flaggschiff-Beatschleuder der Jungs aus Schweden. Daher auch das „+“ im vollen Namen.
Das erste Zusatzfeature ermöglicht es, eigene Wellenformen, sprich Samples, in den minimalistisch anmutenden 2,5 MB Speicher zu laden sowie Live-Audio zu manipulieren und zu „resampeln“. Das zweite Gimmick erlaubt das Speichern von Snapshots, wodurch das 128-fache an Pattern, Kits, Songs etc. gespeichert werden kann. Doch immer der Reihe nach und die Basics vorweg.
Die Machinedrum MK2 mit den Abmessungen 34 x 18 x 6,3 cm und einem Gewicht von 3 kg besteht aus einer Stahlwanne, auf die eine gebürstete Alu-Bedienoberfläche aufgeschraubt wurde. Diese ist übersät mit Schaltern aus Kunststoff und roten LEDs und bietet neben dem roten 128 x 64 Pixel großen Display neun Drehencoder sowie ein großes Drehrad. Die wichtigsten Knöpfe befinden sich dabei unten in einer Reihe: Es sind die 16 zur Lauflichtprogrammierung, Pattern-Umschaltung, Muting und Triggerung der Instrumente angedachten Mulitfunktionsbuttons. Ihre Haptik geht zwar in Ordnung, könnte bei Version MK3 aber gerne noch ein wenig verbessert werden. Außerdem befindet sich in der linken oberen Ecke ein Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang und die Summenausgänge.
Auf der Rückseite besitzt die Machinedrum sechs Mono-Ausgänge, die auch in Stereogruppen genutzt werden können, sowie zwei Audio-Eingänge und der Kopfhörerausgang. MK2 bieten sogar symmetrische Ausgänge. Das obligatorische MIDI-Trio findet sich hier ebenso, wie auch der Anschluss für das externe Netzteil, welches mit 100-240 Volt betrieben werden kann, aber zum Ärger vieler Live-Musiker immer noch ohne Zugentlastung ausgeführt ist. Der An/Aus-Schalter befindet sich auch auf der Rückseite.
2/3 Die Rückseite mit den Anschlüssen: Powerschalter, Netzteilanschluss, MIDI-Thru, MIDI-Out, MIDI-In, Input B/A, Output F, E, D, C, B, A, Headphones-Out.
3/3 Das 100- 240 V Netzteil.
Außerdem im Lieferumfang der großen Version enthalten: Das Turbo-MIDI TM-1 genannte USB-MIDI-Interface im Elektron Alu-Design, welches einen besonderen „High-Speed“ Modus besitzt, um Samples in einem halbwegs erträglichen Zeitmaß per MIDI in die Machinedrum schieben zu können, denn über einen eigenen USB-Anschluss oder gar einen Card-Reader verfügt die Machinedrum nicht.
Das TM-1 Turbomidi USB-MIDI-Interface.
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PRAXIS
Die Machinedrum bietet grundlegend drei Funktionen: Sequencer, Synthesizer und Effekt-Sektion. Da der Sequencer meiner Einschätzung nach das genialste Feature ist, möchte ich mit diesem auch gleich anfangen. SEQUENCER-SEKTION Der Sequencer bietet 16 Tracks mit bis zu 64 Steps. Er lässt sich entweder traditionell im Lauflicht-Modus programmieren oder aber in Echtzeit mit den 16 unteren, leider nicht anschlagempfindlichen Vielzweck-Buttons „triggern“. Deshalb bietet die Machinedrum auch zwei verschiedene Aufnahmemodi, wie wir im Video noch sehen werden.
Zwischen den Slots bzw. Tracks kann mit dem großen Drehrad gewechselt werden, welches haptisch ein Genuss ist und den Wechsel zwischen den vielen einzelnen Tracks im Nu zulässt.
In jedem Track kann ein monophoner Sound geladen werden, sei es nun ein RAM/ROM-Sample (UW-Version), eine der vielfältigen Synth-Engines oder aber einfach nur eine MIDI-Note. Das Programmieren von Melodien mit verschiedenen Notenhöhen ist indessen nicht direkt vorgesehen, deswegen spricht man auch vom Synthetic-Percussion-Sequencer (SPS). Wer Noten eingeben möchte, der sollte sich einmal die Elektron Monomachine anschauen.
Die so erstellten Pattern in acht Bank Groups (A-F) mit jeweils 16 Speicherplätzen organisiert. Macht 128 Pattern à 64 Steps. Nicht schlecht, zumal diese 128 Pattern (und noch viel mehr) mit dem +Drive in einem Snapshot organisiert werden können, wovon sich wiederum 128 verwalten lassen. Alle Achtung!
Selbstredend verfügt die Drummachine, pardon Machinedrum, natürlich auch über einen Mute-Mode, in dem mit den unteren 16 Vielzweck-Tastern, die korrespondierenden 16 Tracks höchst unkompliziert an- und ausgeschaltet werden können.
Natürlich lassen sich einzelne Pattern auch verknüpfen, wodurch diese in einer Endlosschleife alternierend wiederholt werden. Dies ist zwar nur innerhalb einer Bank Group möglich, dafür aber mit bis zu 16 Pattern in Folge.
Der Sequencer bietet natürlich auch die üblichen Verdächtigen wie Song-Mode, Swing, Accent und Slide. So, fürs Erste haben wir uns genug über den Sequencer unterhalten. Springen wir jetzt mal in die Synthesizer-Sektion.
SYNTHESIZER-SEKTION In jeden der 16 Tracks bzw. Slots können unterschiedlichste Engines geladen und gleichzeitig wiedergegeben werden. Eine Engine ist ein Algorithmus mit jeweils acht Parametern („Synthesis“). Je nach Engine-Gruppe unterscheiden sich diese Parameter teilweise drastisch voneinander, da unterschiedlichste Synthese- bzw. Sample-Philosophien verfolgt werden bzw. manchmal auch einfach nur MIDI-Daten Verwendung finden. Innerhalb einer Engine-Gruppe gibt es aber auch vielerlei Specials, wobei man sich hier aber eher an der ästhetischen Unterscheidung orientiert.
Hier eine kleine Übersicht:
HAUPTGRUPPE – Prinzip: UNTERGRUPPEN bzw. Hinweise
GND – Grundschwingungsformen Sinus, Noise, Impulse: –, SN, NS, IM
TRX – Old School orientierte Parameter à la Roland: BD, SD, XT, CP, RS, CB, CH, OH, CY, MA, CL, XC, B2
E12 – Sample-orientierte Synthese: BD, SD, HT, LT, CP, RS, CB, CH, OH, RC, CC, BR, TA, TR, SH, BC
P-I – Physical-Modeling für pseudo-akustische Drums: BD, SD, MT, ML, HA, RS, RC, CC, HH
INP – Die physikalischen Inputs un ihre Effekte : Gate, Filter Follower, Envevolpe
MID – MIDI-Noten zur Steuerung anderer Synthesizer und Co.: 16 MIDI Kanäle = 16 MIDI Machines
CTR – Ctr-All: Ermöglicht die Steuerung aller 16 Tracks mit einem Track
ROM – 48 Speicher Plätze für 48 mögliche Samples pro Snapshot – UW only!
RAM – 4 Slots – UW only!
Zusätzlich zu den acht individuellen Parametern einer Engine kommen in jedem Track nochmals acht Parameter zur Steuerung der „Effects“-Sektion sowie weitere acht Parameter zur Steuerung der „Routing“-Sektion hinzu, die streng genommen eigentlich auch nur eine weitere Effekt-Seite ist. Umgeschaltet wird zwischen allen Dreien mit dem unter den acht Push-Encodern liegenden und mit LFO beschrifteten Umschalter.
1/4 Die acht Push-Encoder von A bis H mit Synthesis Parametern
2/4 Die Synthesis Parameter
3/4 Die Effects Parameter
4/4 Die Routing Parameter
Je nach LED-Ampel dienen die acht physischen Push-Encoder dann der Steuerung der entsprechend im Display angezeigten acht Parameter. Die Beschriftung ist dabei eher kryptisch, aber ausreichend.
Effects besteht aus einem Amplitude-Modulator, einem 1-Band-EQ, einem Filter (Filterfrequenz, Filterbandweite, Filtergüte) und einer Samplerate-Reduction. Routing hingegen beherbergt die Sendanteile für das Master-Reverb und das Master-Delay sowie die Panorama-, Lautstärke- und Distortion-Regelung. Die wichtigsten LFO-Einstellungen finden sich auch hier.
Besonders lässig: Dreht man die Multifunktions-Encoder und stellt man die Werte sehr langsam und fein ein, so braucht man für einen vollen 128-Steps „Rundumschlag“ fünf Umdrehungen. Dreht man die Encoder jedoch, während man „reindrückt“, vollführt man den vollen Sprung über nur eine Umdrehung.
Und da diese Funktion für ein Video allein viel zu langweilig gewesen wäre, möchte ich an dieser Stelle schon den schönsten Verschmelzungspunkt zwischen Sequencer und Synthesizer zeigen: Parameter-Lock: Das bedeutet, dass pro Step unterschiedlichste Parameterstände aufgezeichnet werden können – entweder wieder live oder aber pro Step, kleinlichst genau. So lassen sich mit einigen Engines bei vorhandenem Pitch-Parameter bedingt auch Melodien programmieren oder aber eben auch nur mal ein “Noise-Burst”.
Eine Besonderheit der UW-Version sind die ROM- und RAM-Engines, welche die Resynthese und das Abfeuern von Samples ermöglichen. Hierzu können mittels eines kleinen Extraprogramms auch eigene Samples auf die Machinedrum kopiert werden, das allerdings nur via MIDI. Das mitgelieferte Turbo-MIDI-Interface beschleunigt den Vorgang zwar enorm, der Speicherplatz ist aber mit gerade einmal 2,5 MB dennoch gering, also mehr für Wavetables anstatt für ellenlange Loops geeignet.
Mittels +Drive werden über eine Snapshot-Load-Funktion jedoch auch die 48 ROM Plätze der ROM-Engine neu geladen, sodass hier nochmals neue Samples in den kleine Speicher geschubst werden können. Allerdings nur mit Ladezeiten. Für die Kits innerhalb eines Snapshots gilt das natürlich nicht. Hier kann auf Tastendruck ein ganzes Soundset latenzfrei geladen werden: Total Recall mit 64 Kit-Speicherplätzen! Die Classic/Extended-Mode Umschaltung ermöglicht die Entkoppelung der Kit-Sounds von der Pattern-Umschaltung. Will heißen: Bei Extended wird jedem Pattern ein Kit zugeordnet, und somit kann sich beim Patternwechsel der komplette Sound ändern. Im Classic Mode ändert sich der Sound beim Patternwechsel indes nicht. Best of both worlds, sozusagen.
Man kann sich die Organisation auch folgendermaßen vorstellen: Ein Snapshot ist ein komplettes Speicherabbild, das alle Kits (Soundeinstellungen), Samples (Wavedateien), Pattern und Songs (Rhythmusstrukturen) beinhaltet und sie über das +Drive Feature etwas umständlich in die Machinedrum zur Nutzung lädt. Es geht auch ohne Speichererweiterung, sprich Snapshot-Speicher. Prinzipiell ist das +Drive aber schon eine feine Sache, sodass man sich dieses kleine Extra ruhig gönnen sollte, wenn der Taler etwas lockerer sitzt.
Elektron liefert auch einige Genre-typische Snapshots mit, allerdings darf man nicht mehr als vier gefüllte Pattern und entsprechende Sample-Sätze erwarten. Es bleibt also genug Platz für eigene Ideen. Anhand der Demosongs sieht man zwar, dass es prinzipiell möglich ist, dichtere Arrangements zu fahren, allerdings wäre mir das in der Praxis bei dem begrenzten Speicherplatz und dem Flaschenhals “MIDI-Datasync” doch ein wenig zu nervig. Die Auswahl an mitgelieferten Samples ist zwar nicht mit Giganten wie NI Battery vergleichbar, aber als Rohmaterial für eigene Kreationen sicherlich dienlich.
Wenn man sich jedoch einmal die Mühe macht und liebevoll ein paar eigene Sample-Highlights zusammen sucht, wird man sich an diesem Feature sicherlich zu erfreuen wissen, ein wenig Vorarbeit vorausgesetzt. Einen Ersatz für den MPC-Chop-Shop darf man aber nicht erwarten.
Ansonsten kann man aber auch mit dem RAM-Engines Spaß haben, die flüchtigen Sample-Speicher bieten und die Machinedrum so dank ihrer Audioeingänge auch zum Effektgerät werden lassen! Bitte einmal den Turntable anschliessen und die LFOs bemühen!
Die Machinedrum bietet auch interne Effekte wie Compressor, EQ, Delay und Reverb. Man darf diese Effekte gern als Kreativspielereien betrachten, richtig edel wird es m.E. nach wie vor nur mit edlem Outboard und reichlich Subgruppen! Frei zuweisbare Ausgänge gibt es an der Machinedrum ja nun wahrlich genug!
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FAZIT
Die Machindrum ist ein hervorragender Percussion-Kreativ-Synth, der dank UW-Feature auch eigene Samples laden kann. Mit dem +Drive erhält er etwas mehr Sample-Speicher und natürlich 128 mal mehr Pattern-, Song- und Kit-Speicherplätze. Diese Möglichkeiten sind für echte Hardcore-User sicherlich eine echte Bereicherung, bestimmt aber auch nicht jedem Anwender 500 Euro mehr wert. Der Klang ist allgemein sehr gut, allerdings fehlt mir persönlich die gewisse „Mojo-Kick“ à la Jomox, 808 und Co., wenn Sie verstehen, was ich meine. In der MK2 Version konnte außer SNR und Größe auch das Netzteil optimiert werden. Das beste Feature ist jedoch nach wie vor der 64-Step lange Sequencer, der mit seiner unvergleichbaren Intuitivität, gepaart mit hoher Komplexität, seinesgleichen sucht.
Pro:
Performance Orientierung
Intuitiver 16 Track 64-Step Sequencer
Umfangreiche Synth/Sample Algorithmen
Robuste Verarbeitung
Contra:
keine Zugentlastung am Netzteil
Elektron Machinedrum SPS1-UW+ MK2 – Das Flaggschiff mit UserWave Sampling Feature und +Drive Speichererweiterung, erkennbar an der schwarz-weißen Display-Verzierung. Features:
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Alex sagt:
#1 - 11.07.2011 um 15:07 Uhr
Ein wirklich klasse Teil, was auch ohne UW Feature mehr als Freude macht!
Lex sagt:
#2 - 26.08.2011 um 15:42 Uhr
guter Bericht.. bin im Bilde