Während das Cry Baby absolut simpel zu bedienen ist, hat es die weiterentwickelte Version faustdick hinter den Ohren. Das 95Q ist nämlich ein aufgemotztes Cry Baby. Dabei steht der Buchstabe Q für eine Modifikation, die es erlaubt, den Q-Faktor den persönlichen Vorlieben individuell anzupassen.
AUFBAU UND KONZEPT
Wie im Intro bereits erwähnt steht der Buchstabe Q für eine Modifikation, die es erlaubt, den Q-Faktor (die Flankensteilheit) per Regler individuell den persönlichen Vorlieben anzupassen. Aber das ist nicht alles, was das Q-Baby zu bieten hat. Ein per Fuß zuschaltbarer Booster verstärkt das Signal um bis zu 15 db. Den gewünschten Pegel bestimmt ein Poti.
Leider steht der Booster nur im Wah-Wah Modus zur Verfügung. Der Effekt wird automatisch aktiviert, wenn das Pedal nach vorne bewegt wird. Eine Rückholfeder zieht die Wippe beim Entfernen des Fußes sofort wieder in die komplett zurückgetretene Position zurück und schaltet den Wah Effekt aus. Das gleiche Prinzip wie beim Morley Mark Tremonti Modell, bei dem es ebenfalls zu einer leichten Verzögerung kommt, bevor das Pedal wieder in den Bypass Modus geht. Die Verzögerung ist minimal und keine wirkliche Einschränkung. Das Gute an der Einschaltautomatik ist, dass der Spieler den Effekt spontan für kleine Licks nutzen kann, wobei der lästige Einschaltvorgang entfällt. Öffnet man das Gerät, fällt die riesige Platine auf, die fast den gesamten Innenraum ausfüllt. Ein staubgekapseltes und langlebiges Poti, angetrieben über die klassische Zahnstange, garantiert reibungslose Frequenzverbiegungen.
PRAXIS UND SOUNDS
Offiziell angepriesen als ein Cry Baby, das mit einem integriertem Booster und einem Q-Faktor Kontrollpoti aufgemotzt ist, wird der Sound dem nicht ganz gerecht. Ausgehend vom Cry Baby Classic, das die fetteste und dreidimensionalste Umkippposition der mir vorliegenden Dunlop Pedale aufweist, ist hier der Grundsound eher statisch und geht mehr in Richtung Morley. Die Grundauslegung des Sounds ist als modern zu bezeichnen und eignet sich gut für High Gain Amps, womit nicht gesagt sein soll, dass das mit dem Classic Modell nicht möglich wäre. Hier aber zunächst einmal zwei Clean-Sounds.
Der Klang ist beim Cry Baby 95Q eher breit und im Mittenbereich nicht ganz so stark fokussiert. Fast alle Wah Wah Pedale in dieser Testreihe sind gut, aber man kann sie grob in klassische Pedale und moderne Quäker unterteilen, die auf das Zusammenspiel mit viel Verzerrung ausgerichtet sind. Ich würde dieses Pedal der modernen Fraktion zuordnen, wobei sich gerade der Rückholmechanismus mit der verbundenen Ausschaltautomatik sehr gut für den Lifebetrieb eignet. Schade, dass nicht auch das Classic Modell mit Rückholautomatik auf der Speisekarte des Hauses Dunlop steht. Aber weiter im Test und zwei verzerrten Audios.
Dank des Boosters und der Möglichkeit, den Q-Faktor zu verändern, kann man den Gitarrenamp bei Aktivierung des Effektes zusätzlich anblasen. Dazu muss ein kleiner Druckschalter auf der linken Gehäusehälfte mit dem Fuß aktiviert werden. 15 dB Boost eignen sich bestens, wenn man das Pedal als solistisches Effektgerät einsetzen möchte, bei dem es darum geht, den Wah Wah Klang in den Vordergrund zu stellen. Ein interessantes Teil für Rocker und Bratfische.
FAZIT
Das 95Q ist der Rocker unter den Dunlop Wah Wahs, bei dem man auch einmal über den puristischen Tellerrand geschaut hat. Obwohl der Mittenbereich nicht so stark ausgeprägt ist, eignet sich das Gerät sehr gut für Rock und Metall. Die Ausschaltautomatik orientiert sich am Morley Pedal und arbeitet ebenso simpel, wie wirkungsvoll. In punkto Sound und Bedienung hat man es bei diesem Pedal, genau wie bei der Automagic Silvermachine, mit einem sehr bühnentauglichen Gerät für professionell arbeitende Bühnenmusiker zu tun.
- Hersteller: Jim Dunlop
- Bedienelemente: Wippe, seitlicher Boosterschalter, Booster- und Q-Control Regler
- Besonderheiten: Auto-Off, Bypass Schaltung und Rückholfeder.
- 125,- Euro
