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Danelectro 64XT Test

Die Danelectro 64XT des US-amerikanischen Kult-Herstellers macht schon optisch einiges daher, mit einem Reverse-Korpus mit zwei Cutaways, einem Lipstick-Humbucker am Steg und einem P90 am Hals. Ein ausgesprochen interessantes und eigenständiges Instrument, das in seiner Konstruktion und Machart aber durchweg der Danelectro-Tradition folgt.

Danelectro_64XT_TEST


Die bereits 1947 von Nathan Daniel in New Jersey gegründete Firma ist außer für das eigenwillige Design ihrer Gitarren auch wegen der verwendeten Materialien bekannt, die bei der Herstellung der Instrumente zum Einsatz kommen. Obwohl eher im unteren Preissegment angesiedelt, wurden die Gitarren aufgrund ihres eigenständigen Klangs von Größen wie Jimmy Page, Glenn Campbell, Joe Perry, Ry Cooder, George Harrison, Josh Homme und vielen anderen gespielt.

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Details

Korpus:

Im Grunde sind Danelectro-Instrumente mehr oder weniger identisch aufgebaut. Auf einen Rahmen, der die Zargen bildet, und einen Mittelblock aus Pappel werden Decke und Boden geleimt. Diese bestehen aus Masonite, einer Holzfaserplatte, die beispielsweise auch bei der Herstellung von Türen verwendet wird und bereits 1924 entwickelt wurde. Und was die Korpusformen anbelangt, haben sich Danelectro-Gitarren schon immer von den Mitbewerbern abgesetzt, und auch die 64XT macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Optisch lehnt sie sich an die legendären Instrumente des kalifornischen Gitarrenbauers Semie Moseley an, der mit seiner Firma Mosrite of California in den Sechzigerjahren zu den angesagten Lieferanten der damaligen Szene gehörte. Typisch beim unsymmetrischen Design des Korpus war damals wie bei unserem Testinstrument, dass das untere Horn deutlich länger ausfällt als das Obere.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Danelectro 64XT steht ganz in der Firmentradition und ist ein ausgesprochen interessantes und eigenständiges Instrument.

Unsere 64XT kommt im schwarzen Gewand mit einem Schlagbrett in brauner Schildpatt-Optik, auf dem unterhalb des Halstonabnehmers ein Dreiwegschalter für die Pickupwahl wartet. Bei diesem Tonabnehmer handelt es sich um einen P90 Singlecoil, der in ein schräg montiertes Rähmchen geschraubt ist. Der Steg-Doppelspuler besteht aus zwei kombinierten Lipstick-Pickups, für die Danelectro schon in den Fünfzigern bekannt war.
Lipstick-Pickups sind recht simpel aufgebaute Tonabnehmer, die Dan Armstrong damals für Danelectro konstruierte. Dabei wurde ein Draht auf einen Stabmagneten gewickelt, mit Isolierband umwickelt, in eine Lippenstifthülse gesteckt und fertig war ein eigenständig klingender Tonabnehmer, der fortan in Danelectro Gitarren verwendet wurde und maßgeblich für den charakteristischen Ton der Instrumente verantwortlich ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Steg-Doppelspuler besteht aus zwei kombinierten Lipstick-Pickups.

Bei unserer Probandin dürfen natürlich auch Volume- und Tone-Regler nicht fehlen, die beide unterhalb des Steg-Pickups Platz gefunden haben. Beide Potis lassen sich zwar komfortabel erreichen, laufen aber unterschiedlich stramm über den gesamten Regelweg, was einen etwas minderwertigen Eindruck hinterlässt. Schade, denn das ist bis jetzt das Einzige, was ich zu bemängeln habe. Die Klinkenbuchse befindet sich ebenfalls auf dem Schlagbrett hinter dem Tone-Poti. Letzteres ist übrigens als Push-Pull-Regler ausgeführt und splittet bei Betätigung den Stegtonabnehmer.

So weit, so bekannt. Neu hinzugekommen ist jedoch ein Wilkinson-Vibrato mit steckbaren Tremoloarm anstelle des von Danelectro gern verwendeten Bigsbys. Es sieht natürlich nicht ganz so imposant aus, wer jedoch schon einmal die Saiten bei einem Bigsby-Tremolo ausgetauscht hat, nimmt das gern in Kauf. Das Tremolo ist ab Werk schwebend eingestellt und erlaubt ein Hochziehen der G-Saite um einen ganzen Ton.

Fotostrecke: 5 Bilder Neu hinzugekommen ist ein Wilkinson-Vibrato mit steckbarem Tremoloarm.

Die Gurtpins befinden sich, wie von Danelectro gewohnt, in der unteren Zarge sowie am Halsfuß. Das macht insofern Sinn, da sich dort schlicht und ergreifend die höchste Holzdichte befindet und so für ausreichende Festigkeit gesorgt ist. Die Rückseite zeigt lediglich die Abdeckung der Tremoloausfräsung und den Übergang von Korpus zum Ahornhals, der mit vier Schrauben befestigt ist.
Sonstige ergonomische Ausfräsungen sucht man bei der 64XT vergeblich, die Gitarre ist durchgängig plan wie ein Küchentisch.

Hals:

Der rückseitig in Korpusfarbe lackierte Ahornhals besitzt ein Pau-Ferro-Griffbrett mit 21 Bünden, tadellos eingesetzt und entgratet. Große weiße Punkte im Griffbrett sowie kleine in der Halskante sorgen für Orientierung. Auf dem Weg in Richtung Kopfplatte laufen die Drähte über einen 42 mm breiten Graphitsattel und von dort weiter über die Abdeckung des Halsspannstabs, eines Double Action Trussrods – das passende Werkzeug zum Einstellen befindet sich im Lieferkarton. Die ebenfalls in Korpusfarbe lackierte Kopfplatte beherbergt die Kluson-Style-Mechaniken, die in der klassischen 3 + 3 Anordnung angebracht sind und den Stimmvorgang leicht von der Hand gehen lassen. Mit einer Mensur von 635 mm bewegt sie sich zwischen den beiden bekannten Lagern und sollte für beide, Fender- wie auch Gibson-Spieler kein Problem darstellen. Für diese Mensur hat sich nebenbei erwähnt auch ein gewisser Paul Reed Smith für seine Instrumente entschieden.

Fotostrecke: 5 Bilder Typisch beim unsymmetrischen Design des Korpus ist, dass das untere Horn deutlich länger ausfällt als das Obere.

Danelectro bietet insgesamt fünf Farbvarianten für dieses Modell. Neben der schwarzen Lackierung stehen außerdem ein 3-Tone Sunburst, Vintage Cream, Vintage Aqua und Dark Red zur Wahl. 
Die 64XT wird in Korea gefertigt und seitens der Verarbeitung kann ich bis auf die Potis keinerlei Kritikpunkte entdecken. Mit ihren 3249 Gramm bewegt sie sich in puncto Gewicht im unteren Mittelfeld. Geliefert wird sie lediglich in einem Karton, wer sie außerhalb der eigenen vier Wände transportieren möchte, muss sich selbst um eine entsprechende Verhüllung kümmern.

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Praxis

Die Gitarre pendelt sich im Stehen wie im Sitzen in der Waagerechten ein und lässt sich aufgrund der sehr guten Werkseinstellung komfortabel bespielen. Danelectro gibt das Halsprofil als “C” an, ich würde es jedoch eher als “D” bezeichnen. Gepaart mit der flachen Saitenlage gehen sämtliche Spieltechniken locker von der Hand. Schon trocken angespielt kommt ein lauter, ausgewogener Klang zustande, wobei die Saiten lang und gleichmäßig ausschwingen. Auch die Wilkinson-Tremoloeinheit macht einen guten Eindruck und lässt, moderat bedient, einen weitgehend verstimmungsfreien Einsatz zu.
Ich verbinde die Gitarre mit meinem Marshall JVM 410 und nehme die angeschlossene 2×12″ Box mit einem SM57 aus dem Hause Shure ab. Natürlich wurden alle Audiofiles nicht weiter im Klang bearbeitet.
Los geht es mit dem cleanen Kanal des Marshalls, den ich auf einen leicht angeschmutzten Cleansound eingestellt habe. Hier schalte ich durch alle drei Positionen des Dreiwegschalters und beginne mit dem P90 am Hals.

Audio Samples
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Clean Switch Pick Clean Switch Strum

Die 64XT liefert durch die Bank charakterstarke, durchsetzungsfähige Cleansounds, wobei der Steg-Humbucker naturgemäß ein wesentlich mittigeres Klangbild abgibt als die Hals- und Zwischenposition des Dreiwegschalters. Die Attacks kommen klar und deutlich und auch in Sachen Dynamik gibt es hier nur Positives zu berichten.
Wie der Humbucker im Split-Mode agiert, zeigt das nächste Beispiel. Hier schalte ich erst in die Zwischenposition, dann auf den Humbucker, der natürlich in beiden Beispielen nur auf einer Spule läuft.

Audio Samples
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Clean Switch Split

Die Zwischenposition liefert einen glasigen Klang, der als Singlecoil betriebene Doppelspul-Lipstick gefällt mir dank seiner ausgeprägten Mitten sehr gut.
Ich wiederhole das Durchschalten des Dreiwegschalters, jetzt aber am zerrenden Amp. Im Beispiel danach ziehe ich wieder am Tone-Poti und aktiviere den Coil-Split des Humbuckers.

Audio Samples
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Crunch Switch Crunch Switch Split
Die Danelectro 64XT liefert durch den Lipstick-Pickup einen charakteristischen, eigenständigen Sound.
Die Danelectro 64XT liefert durch den Lipstick-Pickup einen charakteristischen, eigenständigen Sound.

Auch am zerrenden Amp liefert die 64XT den im cleanen Kanal des Amps gehörten knackigen Grundsound, wobei natürlich der Humbucker am Steg seine Muskeln spielen lässt.
Sobald der Coil-Split aktiv ist, wird das Klangbild drahtiger und die Attacks dominieren.
Weiter geht es im selben Kanal des Amps, jetzt aber mit einem Single-Note-Riff. Das zweite Beispiel ist nur mit dem gesplitteten Steg-Humbucker gespielt.

Audio Samples
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Crunch Switch Single Notes Crunch Switch Split Steg Single Notes

Dank der klar hervortretenden Attacks ist die Danelectro ein wahres Riff-Monster, solange klar akzentuierte, knackige Töne gesucht sind. Sie liefert für meinen Geschmack in sämtlichen Positionen überzeugende Resultate.
Es wird Zeit für mehr Gain am Amp. Ich wiederhole die Vorgehensweise aus den vorherigen Beispielen und spiele erst alle drei Positionen, beginnend am Hals-PU, im zweiten Beispiel splitte ich den Steg-Humbucker.

Audio Samples
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More Crunch Switch More Crunch Switch Split Steg

Auch hier liefert die Danelectro ab. Alle drei Schalterstellungen können überzeugen, wobei sich in dieser Situation der Steg-Humbucker pudelwohl fühlt und wie der Kollege am Hals auch mit genügend Attacks aufwarten kann. Dabei verschafft er dem Sound genügend Kontur, was wiederum ein klarer Vorteil beim Spielen von knackigen Riffs ist.
Bevor ich die Gitarre auf ihre Lead-Qualitäten hin teste, schnell noch ein Beispiel im Heavy-Kanal des Marshalls. Wieder erst in der Standardschaltung, dann den Steg-Humbucker gesplittet.

Audio Samples
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Heavy Switch Heavy Switch Split Steg

Der gesplittete Steg-Humbucker liefert erwartungsgemäß mehr Biss als im Doppelspulbetrieb und erweitert das Spektrum der Gitarre um eine weitere klangliche Option. Die drei Standardschaltungen können auch hier überzeugen und lassen die 64XT auch in moderneren Rock- und Metal-Gefilden strahlen.
Fehlt nur noch ein kleines Solo-Beispiel. Hier ist erst der Hals P90, dann der Lipstick-Doppelspuler am Steg zu hören.

Audio Samples
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Lead Neck/ Steg

Die Danelectro lässt nichts anbrennen und liefert einen drahtigen, schmatzenden Grundsound mit langem Sustain. Dank der hervorragenden Werkseinstellung macht das Bespielen der 64XT wirklich Spaß und geht sehr leicht von der Hand.

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Fazit

Die Danelectro 64XT kombiniert den charakteristischen, eigenständigen Sound der Marke mit moderner Hardware und erweitert so deutlich die Funktionalität. Das verbaute Wilkinson-Vibrato macht einen sehr guten Job und erzeugt bei moderatem Bedienen keine nennenswerten Verstimmungen. Dazu kommt eine saubere Werkseinstellung, die aus dem Karton für bequeme Bespielbarkeit sorgt. Und nicht zuletzt sollte das attraktive Äußere der Gitarre nicht vergessen werden, das sie auf jeder Bühne zum Hingucker macht. Alles in allem hinterlässt die 64XT einen sehr guten Eindruck und kann bis auf die unterschiedlich agierenden Potis auf ganzer Linie überzeugen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung bis auf siehe Contra
  • typischer Danelectro-Sound (Lipstick-PU)
  • angenehme Bespielbarkeit
  • stimmstabiles Tremolo
Contra
  • unterschiedlich laufende Potis
Artikelbild
Danelectro 64XT Test
Für 549,00€ bei
Die Danelectro 64XT punktet mit eigenständigem Sound, hervorragender Werkseinstellung und einer attraktiven Optik.
Die Danelectro 64XT punktet mit eigenständigem Sound, hervorragender Werkseinstellung und einer attraktiven Optik.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Danelectro
  • Bezeichnung: 64XT
  • Typ: E-Gitarre, 6-str.
  • Herstellungsland: Korea
  • Korpus: Pappel (Rahmen und Mittelblock), Masonite (Decke und Boden)
  • Korpusform: Reversed Double Cutaway Offset Horn Shape
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Pau Ferro
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Halsprofil: (C) D
  • Bünde: 21
  • Mensur: 635 mm (25“)
  • Tonabnehmer: Dual Humbucking Lipstick (Steg), P90 Singlecoil (Hals)
  • Regler: Volume, Tone (Push-Pull zum Splitten des Humbuckers)
  • Schalter: Dreiweg-Kippschalter
  • Tremolo: Wilkinson mit steckbarem Arm
  • Mechaniken: Kluson Style
  • Gewicht: 3249 Gramm
  • Besonderheiten: Double Action Halsstab
  • Ladenpreis: 599,00 Euro (August 2019)
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