Black Lion Audio Auteur Mk2 Mic Pre Test

Die erste Version des Black Lion Audio Auteur ist schon lange kein Geheimtipp mehr unter den bezahlbaren zweikanaligen Preamps mit Vintage-Charakter.

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Aufbauend auf der Erfahrung des ebenso schlichten wie erfolgreichen Geräts bringen Black Lion Audio mit dem MK2 nun eine überarbeitete Version auf den Markt. Da BLA als effektive Modding-Schmiede bekannt sind, dürfen wir gespannt sein, was die Neuauflage des Auteur auf dem Kasten hat.
Nicht weniger als die optimale Mischung aus Vintage-Charakter und modernem Preamp-Sound hat man sich für den Auteur MK2 auf die Fahne geschrieben. Schon die erste Version des Mic Pres konnte bei uns im Test überzeugen. Schauen wir doch mal, ob der Vorverstärker die letzten kleinen Bedenken des MK1-Reviews vergessen macht…

Details

Pimp my Preamp

Auch in der zweiten Version ist der Black Lion Audio Auteur in puncto Auftritt und Features ein Purist. Wie schon sein Vorgänger ist auch der Auteur MK2 ein 1 HE hohes Rackgerät mit 9,5″ Breite, das auf eine externe „Wandwarze“ als Netzteil setzt. Hier hat sich also nichts geändert. Mit dem 24V starken Netzteil möchte man Interferenzen mit Radiofrequenzen und Lichtdimmern verhindern. Preislich liegt die neue Auteur-Version 75,– Euro über dem UVP des MK1. Wir dürfen also gespannt sein, was diese leichte Teuerung rechtfertigt.
Der Mikrofonvorverstärker setzt im Eingangsbereich wieder auf einen cleanen Sound jenseits von Tranformatoren sowie ausgangsseitig auf Ausgangsübertrager von Edcor, die vor allem durch ihre Verwendung in der DIY-Szene schwer angesagt sind. Allerdings deckt sein erweiterter Frequenzgang nun 10 Hz bis 30 kHz ab, während der Arbeitsbereich zuvor nur von 20 Hz bis 20 kHz reichte. Aber schauen wir ersteinmal auf die Features des Auteur MK2, bevor wir uns weiter um die inneren Werte des schwarzen Löwen kümmern.

Die Front des Auteur MK2 ist gewohnt nüchtern.
Die Front des Auteur MK2 ist gewohnt nüchtern.

Die Front des Auteur wurde redesignt. Die Bedienelemente sind nun übersichtlicher und leichter zugänglich angeordnet. Auch die Beschriftung hat ein Facelift erfahren. Angefangen vom dezenteren Power-Kippschalter über die eindeutigere Zuordnung der Beschriftungselemente bis hin zu den nun griffigeren und verschraubten Poti-Köpfen macht der Auteur MK2 einen wertigeren ersten Eindruck als das alte Modell. Bei den Features wurde dagegen die Spur gehalten: Phantomspeisung samt Status-LED, ungerasterte Gain-Regelung sowie Phasen- und Pad-Schalter für eine 10 dBu Signalabsenkung sorgen nach wie vor in jedem Kanal für die Anpassung von Pegeln und Phasenlagen.
Wie bei seinem Vorgänger, so gelangt auch beim MK2 das Signal über zwei symmetrische XLR-Eingänge mit Rückhaltesicherung ins Gerät und wird nach der Verstärkung über zwei symmetrische Klinkenausgänge wieder ausgegeben. Bereits beim Test des MK1 hatte ich angemerkt, dass ausgangsseitig auch symmetrische XLR-Buchsen wünschenswert wären. Sicherlich wären diese in einem Gerät von halber Rackbreite platzbedingt schwierig zusätzlich unterzubringen. Mit der Wahl eines zwar vollsymmetrischen Aufbaus, aber lediglich auf symmetrische Klinkenbuchsen setzend, sprechen Black Lion Audio statt dem Profi-Publikum deutlich den Homerecording- und Projektstudio-Sektor an. Das ist im Hinblick auf Preisklasse und Leistung des Auteurs sicher ein klares Konzept, kann er hier doch in diesem Umfeld seine Stärken ausspielen. Eine echte Neuerung ist dagegen die rückseitige „Ground“-Schraube, über die das Chassis nun extern geerdet werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Anordnung und Beschriftung wirken bei der Neuauflage aufgeräumter und feiner.

New Guts, New Glory

Die neue Vorverstärkungsstufe des Auteur MK2 bietet neben dem schon angesprochenen erweiterten Frequenzumfang einen höheren Verstärkungsgrad und geringere Verzerrungen. Wurden beim MK1 für die maximale Verstärkung noch 60 dB angegeben, sind es beim MK2 stufenlos regelbare +14 bis +65 dB Gain. Da es hinsichtlich des maximalen Ausgangspegels und dem Noise Floor des Auteur MK2 Widersprüche zwischen dem Werbetext und den angegeben Spezifikationen der Versionen MK1 und MK2 gibt, habe ich es mir nicht nehmen lassen den Hersteller um Klärung zu bitten. Daraufhin haben Black Lion Audio den Auteur MK2 noch einmal neu für uns durchgemessen und ihre Angaben innerhalb kürzester Zeit revidiert. Das nenne ich Service und wahre Größe! (Ihr findet also zur Zeit nur hier in unserem Review die neuesten, korrigierten Tech Specs des Herstellers für dieses Gerät!) Demnach beträgt der maximale Ausgangspegel des MK2 für Line-Level-Signale selbst im Worst Case +29 dBu und somit nach Anagbe des Herstellers im Mittel 1dBu mehr als bei der Version MK1. Die „korrigierte“ Noise Floor-Messung weist für den MK2 mit  101 dB @ 1 kHz allerdings eine schlechtere Perfromance aus als noch beim Vorgänger.

Fotostrecke: 4 Bilder Chassis und Blende bilden noch immer gemeinsam die Rackohren.

Die übertragerlose Op-Amp-Eingangsstufe wurde überarbeitet. Dabei wurde die Eingangsimpedanz von zuvor 8 auf nun 6 kOhm verringert. Dadurch wird die Quelle (das Mikrofon) ausgangsseitig stärker belastet, das Signal am Preamp-Eingang stärker bedämpft und sollte nicht nur leiser sein, sondern durch den Einfluss auf den Frequenzgang auch weniger höhenreich. Zugleich sollte sich das Signal des Auteur MK2 weniger anfällig für Störeinflüsse zeigen als das seines Vorgängers. Das bedeutet, dass der Sound des verwendeten Mikrofons mehr zum „Star“ wird, weil die Abilldung von Sound-Details des Mikrofonsignals nun weitaus feiner gelingen dürfte. An dieser Stelle haben Black Lion Audio offensichtlich Erfahrungswerte aus der Entwicklung anderer Modelle ihres Programms einfließen lassen, wie dem BLA B173, der dieselbe Eingangsimpedanz aufweist.

Praxis

Fertigung und Usability

Die Verarbeitungsqualität ist, wie bei BLA-Geräten üblich, gewohnt solide. Alle relevanten Bauteile sind aus Metall gefertigt. Die Rackohren werden zugleich aus verschraubten Fortsätzen von Blende und Chassis gebildet. Statt auf Haltelaschen für Bauteile setzen Black Lion Audio ausschließlich auf Verschraubung. Nach wie vor ist aber der geringe Kontrast von Front und Bedienlementen nicht ganz glücklich für das Arbeiten in dunklen Umgebungen gewählt. Durch die neu angeordnete Beschriftung ist es dennoch (zumindest ein wenig) einfacher geworden die Bedienelemente auch ohne Festsaal-Beleuchtung zuverlässig zu treffen. Alle Schalter, Taster und Potis fassen sich wertig an, bieten fühl- und hörbare Einrastungen beziehungsweise feine Justierungsmöglichkeiten. Ein Gerät dieser Fertigungsqualität ist defintiv nicht nur im Projektstudio zuhause, sondern auch für den Live-Einsatz gewappnet. Das Gleiche gilt für die Ein- und Ausgangsbuchsen, die wie bei diesem Gerät zu erwarten am Chassis verschraubt sind. Schon beim MK1 hatte ich den Sprengring an der Konter-Verschraubung des Netzteil-Anschlusses positiv angemerkt. Auch dieses nette Detail wurde wieder übernommen.

Fotostrecke: 4 Bilder Nach wie vor sollen Edcor-Trafos für einen warmen Sound sorgen.

Leider wurde aber auch bei der MK2-Version wieder auf Clip-LEDs verzichtet. Da konsequenterweise auch weiter gehende Level-Meter fehlen, ist es auch mit dem Auteur MK2 nach wie vor nicht ganz einfach, die beiden Kanäle mit dem ungerasterten Gain-Regler parallel exakt einzustellen. Denn das Einrichten der Sinalpegel geschieht wie gehabt per Gehör und mittels der Anzeigen nachfolgender Geräte, die für das Pegel-Management herangezogen werden müssen.

Signalqualität und Klang

Vorweg gesagt: Auch der Auteur MK2 klingt fantastisch. Die MK2-Version wirkt auf mich im Bass klanglich minimal voluminöser als sein Vorgänger. Stimmsignale profitieren von dem dennoch insgesamt eher mittenbetonten Fokus des Auteur-Gesamtklangs. Offene, nicht zu „kalte“ Höhen unterstreichen den Anspruch dieses Amps, einen modernen Vintage-Sound zu liefern. Diese Soundnuancen sind jedoch subtil und stören nicht den unaufgeregten und detailreichen Klang des kleinen Schwarzen. Den neuen Impedanzwerten sei dank, werden Feinheiten wie Atemgeräusche nun nochmals detaillierter wiedergegeben. Für die Artikulation von Sprechern und Sängern bedeutet das allerdings auch erhöhte Wachsamkeit und erfordert eine kontrollierte Vortragstechnik. Denn auch die Abbildung von Transienten ist beim MK2 ein kleines bisschen weniger „weich“ als das noch bei seinem Vorgänger der Fall war.

Audio Samples
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Vocals dynamisches Mikrofon Vocals Großmembran-Kondensatormikrofon Cajon stereo Cajon stereo (gegenphasig)

Im Test habe ich mit dem Brauner Phantom ein Kondensatormikrofon verwendet, das für einen detailreichen und mitunter eher „scharfen“ Klang bekannt ist. Der Auteur schafft es hier, gefährliche Zischlaute in geschmackvolle Details zu verwandeln. Die Detailzeichnung des Brauner-Mikrofons geht dagegen im Signalweg des BLA-Preamps nicht im Geringsten verloren. Das Signal wirkt zugleich voll und rund. Aufgrund der gesteigerten Offenheit des Auteur-Signals wirken Vocals mit dem MK2 nunmehr nicht nur voluminös, sondern auch fein gezeichnet. Beim Einsatz eines typischen Dynamikmikrofons (im Test ein Shure SM58) kommt zum Vorschein, wie druckvoll der Auteur MK2 agiert. Wie schon beim Test des Auteur MK1, so habe ich für Euch zum Vergleich auch beim MK2 wieder eine Stereo-Aufnahme von Cajon-Percussion mit zwei Shure PG81 durchgeführt. Die im XY-Verfahren durchgeführte Aufnahme mit den beiden Kleinmembran-Kondensatormikrofonen macht deutlich, wie sanft die Transientenabbildung des BLA Auteur MK2 ist, stellt aber auch nochmals dessen verbesserte Detailzeichnung heraus. Vergleicht doch beispielsweise einmal den Schnarr-Anteil der Cajon in den Aufnahmen beider Auteur-Versionen miteinander. Wie Ihr in den Audiofiles hören könnt, arbeitet die Phasenumkehr des Auteur erwartet präzise. Nebengeräusche oder Interferenzen treten zu keiner Zeit auf. Solange die Vorverstärkung des Auteur MK2 nicht ins letzte Fünftel seines Regelwegs gehievt wird, spielen auch Rauschanteile im Signal keine Rolle.

Fazit

Ein erfolgreiches Produkt weiter zu verbessern, ist keine leichte Aufgabe. Auch lauert hinter der ein oder anderen Ecke die Gefahr der „Verschlimmbesserung“. Beim Auteur MK2 ist davon jedoch nichts zu spüren. Stattdessen haben Black Lion Audio ihre Hausaufgaben gemacht (bis auf das leicht höhere Eigenrauschen des MK2 gegenüber dem MK1) und werden ihrem guten Ruf als Modding-Spezialisten auch beim schwarzen Preamp-Eigengewächs gerecht. Gegenüber seinem Vorgänger besticht der BLA Auteur mit einer detailreicheren Signalaufbereitung und einem dennoch leicht warmen Klang. Seiner selbstgestellten Aufgabe „moderner Vintagesound“ kommt der MK2 damit im doppelten Sinne nach, weil er zugleich moderner (klanglich offener und feiner) als die MK1-Version, aber immer noch mit leichter Oldschool-Note (Wärme) daher kommt. Akustische Instrumente mit deutlichem Attack, wie etwa Percussion, können mit seiner Hilfe an Wärme gewinnen, ohne in einen „muffige“ Vintage-Gefilde abzudriften. Der Sound des schwarzen Kraftpakets steht aber vor allem Rock- und Pop-Vocals gut zu Gesicht. Verwunderlicherweise wurden bei der Überarbeitung des Vorverstärkers aber wieder sowohl das Einbringen von XLR-Ausgängen als auch das Einbauen von Clip-Anzeigen zur Pegelkontrolle außen vor Gelassen. Damit bleiben auch bei der Neuauflage des Auteur die beiden einzigen Kritikpunkte erhalten, die mir schon bei der Version MK1 aufgefallen sind. Und so komme ich nicht umhin, auch der soundtechnisch verbesserten Auflage des BLA-Preamps bei der Gesamtnote schweren Herzens zwei halbe Sternchen abzuziehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • voluminöser und zugleich transparenter Klang
  • feinere Abbildung von Klangdetails gegenüber MK1
  • schwächt Transienten leicht ab
  • 65 dB Signalverstärkung
  • tolle Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keine XLR-Ausgänge
  • keine Clip-LEDs vorhanden
Artikelbild
Black Lion Audio Auteur Mk2 Mic Pre Test
Für 489,00€ bei
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Features & Spezifikationen

  • Phantomspeisung, Phasenumkehrung (schaltbar)
  • Inputs: 2 x XLR (symmetrisch)
  • Output: 2 x Klinke (symmetrisch)
  • Arbeitsbereich: 10 Hz bis 30 kHz
  • Pad: -10 dB (schaltbar)
  • max. 65 dB Gain
  • max. Ausgangspegel: +29 dBu
  • Eingangsimpedanz: 6 kOhm
  • Ausgangsimpedanz: 600 Ohm
  • Eigenrauschen: -101dB @ 1 kHz
  • 9,5″/1 HE, externes 24V-Netzteil
  • Preis: € 640,– (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 18.12.2019 um 15:28 Uhr

0

Ich möchte nicht schon wieder maulen, aber lieber Carsten Kaiser, das ist grundweg komplett falsch!! Erstmal ist die Ausgangsimpedanz eines Mikrofons in Verbindung mit dem Black Lion wichtig, von dem her ist es schon schwierig zu behaupten ein Mikrofon würde stärker belastet. Von 8kOhm auf 6kOhm ist kein Quantensprung!! Ein Mikrofon mit 50-200 Ohm ausgangseitig wird denselben Frequenzgang an 6kOhm aufweisen UND ebenfalls wird auch diesselbe Spannung anliegen.Und warum sollte ein Preamp mit einer Eingangsimpedanz von 6kOhm weniger anfällig für Störeinflüsse sein?? Das stimmt doch nicht.
...der Klassiker wieder!!

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