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Axel Ritt Ironfinger Test

Axel Ritt Ironfinger nennt sich das Distortionpedal, das sich der Gitarrist der Band Grave Digger von Roland Schmidt aka Pushking Pedals auf den Leib hat schneidern lassen. Die Initialzündung für das waghalsige Unternehmen, ein weiteres Verzerrerpedal auf den mittlerweile fast schon übersättigten Pedalmarkt zu bringen, war eine Marktlücke.

Pushking_Pedals_Axel_Ironfinger_Ritt_Signature_Distortion_TEST


Für größtmöglicher Flexibilität wurde dem Pedal nämlich nicht etwa eine simple Klangregelung mit auf den Weg gegeben, sondern der Zerreinheit zusätzlich ein Dreiband-Equalizer mit vollparametrischen Mitten nachgestellt, der tiefe Eingriffe in den Klang erlaubt. Im folgenden Test werden wir herausfinden, was dieses Signature-Zerrpedal so besonders macht.

Details

Konzept und Besonderheiten

Verzerrer klingen nicht vor jedem Amp gleich, weil sowohl der Amp als auch die Gitarrenbox den Klang färben. Da wäre zuerst einmal die Eingangsstufe des Amps. Je weiter man sie anzerrt, umso mehr Einfluss nimmt sie auf das Endergebnis des Sounds. Jeder, der sich mit unterschiedlichen Gitarrenamps beschäftigt, weiß, dass ein Fender Amp eine ganz andere Verzerrung bringt als ein Marshall, Hiwatt oder Vox.

Fotostrecke: 3 Bilder Der 92 mm x 51 mm x 118 mm große Axel Ritt Ironfinger kommt im auffälligen “Zebra-Look”…

Um die Beeinflussung und die Interaktion durch die Vorstufe des verwendeten Amps weitestgehend zu umgehen, wurde der Ironfinger so konstruiert, dass der Amp möglichst clean eingestellt werden sollte, um weitgehend gleichbleibende Soundergebnisse zu liefern. Das gibt es auch von anderen Herstellern, aber beim Ironfinger kommt noch besagter Dreiband-Equalizer hinzu, der dem Pedal mit vollparametrischen Mitten eine unglaubliche Flexibilität verleiht. Der ausgefuchste EQ sitzt übrigens hinter der Bratstufe, sodass er die Zerrstruktur nicht beeinflusst. Im Grunde hat man es hier also mit zwei Pedalen in einem zu tun, einem Distortion und einem nachgeschalteten Studio-EQ.

Aber was ist mit “vollparametrisch” überhaupt gemeint? Während der Frequenzgang von Treble- und Bassregler beim Ironfinger festgelegt sind, lassen sich die Mitten völlig flexibel einstellen. Man kann nicht nur bestimmen, welche Mittenfrequenz man anheben bzw. absenken möchte, sondern auch, wie viele benachbarte Frequenzen daran beteiligt sein sollen.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein- und Ausgangsbuchse sind auf die Gehäuseseiten verteilt.

Wer sich etwas ausführlicher mit dem Thema Equalizer auseinandersetzen möchte, sollte sich zehn Minuten nehmen und sich den Workshop von Andreas Ederhof zu Gemüte führen. Keine Sorge, der Bericht ist verständlich und nachvollziehbar geschrieben und eignet sich auch bestens für Einsteiger.

Bedienelemente

Wie bereits erwähnt, hat man es hier mit zwei Schaltungen in einem Pedal zu tun. Das Gitarrensignal durchläuft auf seiner Reise durch das Pedal zuerst die Verzerrerschaltung, auf die man als User nur mit dem Gainregler Einfluss nehmen kann. Ganz clean geht es hier übrigens auch in der Minimalstellung nicht, aber wer will bei das bei einem Hard & Heavy Distortion-Pedal schon?

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseite ist mit vier schwarzen und drei weißen Potis bestückt, die sich aber wegen der Lackierung schlecht ablesen lassen.

Kommen wir zur EQ Schaltung. Sie besteht zunächst einmal aus den drei Reglern Bass, Mid und Treble, die nur in der 12-Uhr-Position den Sound unbeeinflusst passieren lassen. Dreht man einen der Regler nach rechts, wird die entsprechende Frequenz geboostet, dreht man in die umgekehrte Richtung, wird sie abgesenkt. Während die Frequenzen von Bass- und Treble-Regler vom Hersteller festgelegt sind, lassen sie sich für den Mittenregler in einem Bereich zwischen 350 Hz und 4 kHz frei anwählen. Dies geschieht mit dem sogenannten Freq-Poti. Es arbeitet Hand in Hand mit dem “Q”-Poti, das für Flankensteilheit und Filterbandbreite und damit auch für die Filtergüte (Q von Quality) zuständig ist, wobei eine geringe Filtergüte einer großen Bandbreite entspricht.

Schade übrigens, dass man die Schrift auf dem Pedal so schlecht lesen kann, denn bei so einem komplexen Pedal ist es wichtig zu wissen, welche Funktion die einzelnen Potis haben. Die beiden Ein- und Ausgänge befinden sich seitlich, während der Anschluss für das 9-Volt-DC-Netzteil an der Stirnseite angebracht ist. Batteriebetrieb ist hier wegen des recht hohen Stromverbrauchs übrigens nicht vorgesehen.

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Praxis

Einen Verzerrer mit nachgeschaltetem EQ auszustatten, halte ich für eine hervorragende Idee. So ist man nicht mehr auf Gedeih und Verderb auf die klangliche Färbung des verwendeten Gitarrenamps angewiesen. Leute wie David Gilmour benutzen aus diesem Grunde schon seit langem kaskadierte Pedale, um der Verzerrung eine spezielle Färbung mit auf den Weg zu geben. Allerdings ist ein nachgeschalteter EQ nicht alles, denn er beeinflusst weder die Zerrstruktur noch den Sättigungsgrad der Verzerrung. So lässt sich auch beim Ironfinger die Art der Verzerrung und das damit verbundene Spielgefühl nicht verändern. Aber das ist auch garnicht gewollt, denn hier geht es nicht um die eierlegende Wollmilchsau, sondern um beinharten Rock. Bevor wir zu den eigentlichen Audiobeispielen kommen, gibt es zuerst einmal ein Referenz-File. Der verwendete Amp ist mein alter 100 Watt Marshall JMP in der cleanen Einstellung.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 (Referenz ohne Pedal)

Im Folgenden hört ihr das Pedal in seiner “cleansten” Einstellung, die im Gegensatz zu vielen anderen Verzerrern bereits eine beachtliche Verzerrung hervorbringt. Der EQ steht hier in der 12-Uhr-Position, wobei er den Sound unbeeinflusst passieren lässt.

Audio Samples
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Soundbeispiel 2 (Gain 9:00 EQ MITTE)

Was beim Einschalten des Pedals sofort auffällt, ist der nasale geprägte Grundsound, der an ein vorgeschaltetes Wah-Wah erinnert. Das Ganze macht durchaus Sinn, denn die Befeuerung der Bratstufe prägt schließlich den gesamten Sound der Verzerrung. Auch wenn der Sound nicht jedermanns Geschmack ist, so hat er doch etwas ganz Eigenes, das besonders für Freunde von 80er Heavy/Metal im Stil von Iron Maiden und Judas Priest interessant sein könnte. Hier das Pedal mit dem Gainregler auf 12 Uhr.

Audio Samples
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Soundbeispiel 3 (Gain 12:00 Uhr EQ MITTE)
Die vollparametrische Mittenschaltung erlaubt vielfältige Klangvariationen, die eigentliche Zerrstruktur bleibt dabei aber immer gleich.
Die vollparametrische Mittenschaltung erlaubt vielfältige Klangvariationen, die eigentliche Zerrstruktur bleibt dabei aber immer gleich.

Mit dem Gainregler auf 16 Uhr bringt das Pedal eine massive Verzerrung, die dank der schlank gehaltenen Eingangsstufe nie mulmig klingt. Auch wenn der Zerrgrad für meinen Geschmack zu hoch ist, setzt sich der Sound immer noch sehr gut durch. Die Dynamik ist in dieser hohen Einstellung zwar etwas eingeschränkter als bei Mediumgain, was aber in der Natur der Sache liegt. Schließich bedeutet ein Mehr an Verzerrung auch immer eine höhere Kompression.

Audio Samples
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Soundbeispiel 4 (Gain 16:00 Uhr EQ MITTE)

Kommen wir zur Wirkungsweise des Equalizers, mit dem man den Sound des Pedals gut an jeden Amp anpassen kann. Im folgenden Beispiel demonstriere ich euch zuerst einmal die Wirkungsweise des Bassreglers. Zu hören sind insgesamt fünf Einstellungen, beginnend bei 9 Uhr bis hin zur Maximalstellung. Hier gefällt mir besonders gut, dass der Sound in keiner Einstellung unbrauchbar klingt. Selbst auf Rechtsanschlag wummert nichts. Stattdessen erhält man einen angenehm fetten Ton.

Audio Samples
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Soundbeispiel 5 (fünf Einstellungen des Bassreglers)

Der Treble-Regler ist ebenfalls gut auf die Bratabteilung des Pedals abgestimmt. Nur in der maximalen Einstellung wird der Ton etwas zu harsch, was aber völlig in Ordnung ist, denn schließlich muss man den Regler ja nicht komplett aufreißen. Das Audiobeispiel besteht auch wieder aus fünf Teilen und beginnt bei 9 Uhr, es folgen 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und Maximalstellung.

Audio Samples
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Soundbeispiel 6 (fünf Einstellungen des Treble-Reglers)

Während bei Treble- und Bassregler die Frequenzen festgelegt sind, lässt sich der Mittenbereich individuell einstellen. Man ist hier also völlig frei und kann den Sound individuell gestalten. Dabei sollte man sich anfangs jedoch etwas Zeit nehmen, denn vor lauter Möglichkeiten ist es gar nicht so einfach, seinen persönlichen Sweetspot zu finden.
Aus diesem Grunde habe ich die Wirkungsweise des Mittenreglers grob in zwei Soundbeispiele verpackt. Im ersten Soundbeispiel steht der Mid-Regler auf Rechtsanschlag und im zweiten Audiofile auf Linksanschlag. Was dann jeweils folgt, ist ein einfaches Herumprobieren mit Freq. und Q-Faktor, wobei die Ergebnisse teilweise drastisch ausfallen. Dabei klingt es aber nie künstlich aufgeblasen, sondern warm und organisch. Bei den Soundfiles stehen die Bass-, Treble- und Gainregler in der 12-Uhr-Position.

Audio Samples
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Soundbeispiel 7 (Mid-Regler Rechtsanschlag – mehrere Einstellungen von Freq. und Q Faktor) Soundbeispiel 8 (Mid-Regler Linksanschlag – mehrere Einstellungen von Freq. und Q Faktor)
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Fazit

Beim Axel Ritt Ironfinger von Pushking Pedals hat man es mit einem reinrassigen Heavy/Metal-Pedal zu tun. Belässt man den EQ in der neutralen Position, erhält man problemlos Sounds im Stil von Judas Priest und Iron Maiden. Dazu benötigt man nur einen völlig clean eingestellten, aber gut abgehangenen Röhrenamp, den man dank der ausgefuchsten Equalizerschaltung sehr gut an den Sound des Pedals anpassen kann. Auch wenn sich der Ton dank der vollparametrischen Mittenschaltung gewaltig verbiegen lässt, bleibt die eigentliche Zerrstruktur gleich, wodurch die stilistische Marschrichtung in Richtung Heavy/Metal immer klar zu erkennen ist. Aber das ist auch völlig in Ordnung, denn genau dafür wurde das Pedal konstruiert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Heavy/Metal/Sound
  • gut klingender Dreiband-EQ mit vollparametrischer Mittenregelung
  • vielseitig
  • tadellose Verarbeitung
  • eigenständiger Sound
Contra
  • unleserliche Beschriftung am Gerät
Artikelbild
Axel Ritt Ironfinger Test
Für 165,00€ bei
Der Axel Ritt Ironfinger besitzt einen eigenständigen Sound und ist vor einem clean eingestellten Amp prädestiniert für Heavy/Metal-Sounds.
Der Axel Ritt Ironfinger besitzt einen eigenständigen Sound und ist vor einem clean eingestellten Amp prädestiniert für Heavy/Metal-Sounds.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pushking Pedals
  • Modell: Axel Ritt Ironfinger
  • Art: Distortion (analog)
  • Herkunft: China
  • Regler: Output, Gain, Treble, Mids, Bass, Freq und Q
  • Klangregelung: vollparametrische Mitten
  • Anschlüsse: In/Out, 9 Volt DC Netzteilbuchse
  • Schalter: On/Off
  • True Bypass: Ja
  • Stromaufnahme: 120 mA
  • Abmessungen (B x H x T): 92 mm x 51 mm x 118 mm
  • Gewicht: 400 g
  • Ladenpreis: 169,00 Euro (August 2019)
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Profilbild von Jens Jungmichel

Jens Jungmichel sagt:

#1 - 13.08.2019 um 17:31 Uhr

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Für mich das zur Zeit vielseitigste und beste Distortionpedal auf dem Markt, ich liebe es ??????

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