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Audix Fireball Test

Der Name „Audix“ steht für Mikrofontechnik, die vor allem Drums und Percussion im Visier hat. Seit geraumer Zeit finden sich im Portfolio aber auch Handheld-Mikrofone, bei denen Bauweise, Frequenzgang und Richtcharakteristik speziell auf Gesangsstimmen und die Anforderungen von Bühnenperformances zugeschnitten sind. Zur Reihe dieser Mikrofon-Entwicklungen zählt auch das Fireball.Es wurde von Audix nicht nur für Vocals, sondern zusätzlich speziell für extremes Close-Miking konzipiert.  

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Rückansicht des Fireball


Egal, ob Mundharmonika, Rap, Beatboxing, Metalcore- oder Death Metal-Vocals – kürzeste Entfernungen zur Schallquelle und hoher Schalldruck sollen der verarbeiteten Signalqualität beim Einsatz dieses Mikrofons nichts anhaben können. Das schreit natürlich geradezu nach einem intensiven Praxistest. Bevor wir aber mit diesem loslegen, verschaffen wir uns noch einen Überblick über den Lieferumfang und die Technik des Testkandidaten.  

Details

Das Mikrofon wird in einer bedruckten Schachtel ausgeliefert, in der sich auch ein passendes Aufbewahrungsetui mit Reißverschluss befindet. Wobei „passend“ hier relativ ist, denn die laut Hersteller extrem belastbare Kunststoff-Mikrofonklemme und das wirklich vergleichsweise winzige Mikrofon sind keine allzu großen Hardwareelemente, die es in dem mit dem Herstellerlogo versehenen Stoffetui unterzubringen gilt. Zusätzlich lassen sich jedoch passende Accessoires, wie etwa ein äußerer Poppschutz erwerben. Als äußerst praktisch für Mundharmonika-Spieler dürfte sich auch die speziell auf das Fireball zugeschnittene Schwanenhals-Stativhalterung „Dclamp“ erweisen, die Audix im Programm hat.

Fotostrecke: 6 Bilder Nahezu übertrieben groß: Der Lieferkarton

Das Äußere des Mikrofons bietet trotz einer im Wesentlichen funktionellen Bauweise ein interessantes Design. Auf den ersten Blick wirkt das Fireball, als sei dem Hersteller das Material für einen herkömmlichen Mikrofonschaft ausgegangen. Auch einen An/Aus-Schalter oder andere Funktionselemente sucht man vergebens. Wie bei Handheld-Mikrofonen üblich, ist der Mikrofonkorb aus einem robusten Stahlgeflecht gefertigt. Das eloxierte Finish des Aluminium-Korpus besticht mit einem marmorierten Design, dass die Feuerball-Thematik aufgreift. Passend dazu leuchtet durch den schwarzen Mikrofonkorb ein feuerroter Schaumstoff-Poppschutz hindurch. Mikrofonmodell und Seriennummer wurden bei der Herstellung per Lasergravur am Ende des Mikrofonschafts verewigt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Begriff ‚Handheld’-Mikrofon trifft kaum zu.

Der Hersteller verspricht, dass im Fireball eine ganz besonders leichte Membran verbaut sei, die zu einer transientenreichen, aber sehr natürlichen Klangabbildung führen soll. Und überhaupt ist das Fireball mit seinen 128 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Dazu trägt auch der aus Aluminium gefertigte „Korpus“ bei, der aufgrund seiner Kürze diesen Namen kaum verdient. Denn mit seiner Länge – bzw. besser Kürze – von knapp 7,8 Zentimeter ist das Fireball weniger als halb so groß wie andere dynamische Mikrofone (bspw. das Shure SM58, das vom Mikrofonkorb-Scheitel bis zur XLR-Sohle ca. 16,6 Zentimeter misst).

Fotostrecke: 3 Bilder Einzig von oben …

Wie für dynamische Handhelds üblich, bietet auch das Fireball ausschließlich eine Richtcharakteristik und zwar in Nierenform. Diese ist jedoch nicht etwa – wie bei vielen anderen Vocal-Mics – als Super- oder gar Hyperniere ausgelegt. Vielmehr handelt es sich um eine extrem »flache« Niere, die gegenüber rückseitigen Signalen nahezu »taub« ist. Dadurch soll es möglich werden, das Mikrofon mit den Händen nahezu vollständig zu umschließen, ohne dass es zu allzu störenden Druckstaueffekten kommt.
In unserem Praxistest werden wir auch versuchen, die technischen Werte des Fireball einzuordnen. So soll das Mikrofon etwa bis zu einem Schalldruck von 140 dB(SPL) verzerrungsfrei arbeiten. Der von 50 Hz bis 16 kHz reichende Übertragungsbereich liegt im für dynamische Handhelds typischen Bereich, und die Empfindlichkeit von 1,5 mV/Pa macht gespannt auf den Praxistest. Über die Impedanz macht der Hersteller unterschiedliche Angaben. Während das Produktblatt von einer für dynamische Mikrofone vergleichsweise geringen Impedanz von 150 Ohm spricht, führt die Internet-Produktseite 280 Ohm an. In beiden Fällen sollte aber in den meisten typischen Live- und Studiosituationen eine problemlose Anpassung an Mixer- und Preamp-Eingänge möglich sein. Einzig für den Einsatz an Gitarrencombos empfiehlt der Hersteller das Zwischenschalten eines Mikrofonübertragers, der als Impedanzwandler fungiert (bspw. Shure A95UF oder Audix T50K). Der Frequenzgang des »Feuerballs« soll speziell für Vocals optimiert sein. Das wollen wir uns natürlich im Praxistest genauer anhören.

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Praxis

Nicht nur, dass das Fireball super-kurz ist. Dadurch, dass sein „Body“ aus Aluminium ist, fällt es definitiv in den Bereich „Fliegengewicht“ unter den Handhelds. Dabei schmeichelt die kompakte Formgebung sowohl dem typischen Shouter-Griff, bei dem das Mikrofon in der halbgeschlossenen Hand verschwindet, als auch einer lässigen Mikrofonhaltung zwischen den Fingern. Einzig im Stativ macht das Fireball eine seltsame Figur: wann sieht man sich schon einem Mikrofon gegenüber, dessen Korpus kürzer als ein XLR-Stecker und seine eigene Stativklemme ist?

Fotostrecke: 5 Bilder Kleines Mikrofon ganz groß

Aber hören wir mal, was der feurige kleine Kamerad an klanglichen Qualitäten zu bieten hat. Zu diesem Zweck habe ich für euch ein Audiosnippet vorbereitet, das dem Old School-Rap frönt. Das vom Fireball gelieferte Signal wurde mit einem Focusrite Liquid Channel verstärkt (Preset „FLAT e-BAL“) und mittels eines RME Fireface 800 gewandelt. Soviel zum Testaufbau. Beim Close Miking der Rap-Stimme fällt zunächst auf, dass das Stimmsignal recht »weich« ist. Die Beschreibung des Herstellers hatte mich hier etwas Anderes erwarten lassen. Wir erinnern uns: Es war von ausgeprägten Transienten die Rede. Dass die Vocal-Transienten in der Praxis definiert, aber keineswegs allzu »scharf« erscheinen, ist für mich ein echter Pluspunkt des Fireball. Auch Zischlaute werden vorbildlich abgebildet, und sogar bei der Off-Axis-Besprechung gibt sich das Fireball keine Blöße. Wie üblich fällt zwar der Pegel ab, aber das Mikrofon liefert im Bereich von bis zu 45° jenseits der Hauptachse frequenztechnisch noch immer ein ausreichend stimmiges Frequenzbild, das nicht allzu weit von dem der Hauptachse entfernt ist.
Und überhaupt macht das Frequenzbild einen guten Eindruck. Seine Optimierung für Vocals ist ihm deutlich anzuhören. Während die Bässe unterhalb von 100 Hz stark abfallen, wird den Vocals im Bereich um 200 Hz ein wenig zusätzliches Fundament verliehen. Am offensichtlichsten ist aber die graduelle Anhebung der oberen Mitten, die den Bereich zwischen 3 und 7 kHz deutlich hervorhebt. Dabei gelingt die klangliche Einbindung dieser 5 dB starken Anhebung in das gesamte Frequenzbild mühelos und wirkt hinsichtlich des Sounds keineswegs störend. Doch das ist nicht verwunderlich, schließlich ist sie in eine großflächigere Verstärkung eingebettet, die schon bei etwa 1 kHz einsetzt und sich bis 15 kHz erstreckt. Es fällt daher klanglich nicht negativ auf, dass das Mikrofon oberhalb von 16 kHz gar keine Information mehr liefert. (Und schließlich verarbeiten einige Konkurrenz-Handhelds gar nur Frequenzen bis 15 kHz.)

Audio Samples
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Audix Fireball mit Close Miking 10 cm on axis Audix Fireball mit Close Miking 10 cm off axis Audix Fireball mit Close Miking 10 cm on axis Mikrofonkorb umfasst

Beim Umfassen des Mikrofonkorbs während der Performance wird deutlich, dass dabei die Bassanteile des Vocalsignals verloren gehen. Die Anhebung der Mitten wirkt deshalb weniger gut in den Gesamtsound eingebunden. Nichtsdestotrotz ist das vom Fireball gelieferte Signal aber absolut brauchbar. Das zeigen auch unsere Audiobeispiele, bei denen ich beide Varianten (Mikrofonkorb jeweils nicht umfasst und umfasst) mit einem Beat unterlegt habe. Mittels des EZmix-Presets „Vocal Slap“ habe ich die Vocals zusätzlich mit Kompression und Reverb versehen. Beide Varianten lassen sich gut in einen Mix einbinden. Die »offene« Variante ohne Umfassen des Mikrofonkorbs wirkt »voller« und ausgewogener, die Variante mit Umfassen des Mikrofonkorbs dagegen nasaler, aber gerade dadurch ebenfalls durchsetzungsstark.

Audio Samples
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Audix Fireball mit Close Miking 10 cm on axis im Mix Audix Fireball mit Close Miking 10 cm on axis Mikrofonkorb umfasst im Mix

Selbstverständlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, auch den vom Hersteller beworbenen Einsatz des Audix Fireball bei sehr naher Mikrofonierung zu testen. Um es vorwegzunehmen, das Fireball hat mich ausgerechnet in diesem Bereich nicht überzeugen können. Beim Ultra Close Miking (Lippen direkt am Mikrofonkorb) sorgt der Nahbesprechungseffekt des Mikrofons für ein Signal, das aus meiner Sicht einfach nicht mehr schön klingt. OK, im Werbevideo liefert eine angesagte Beatbox-Künstlerin die Performance für das entsprechende Vocal-Demo. Sie hat sicher die nötige Erfahrung, um das Mikro optimal einzusetzen. Bei unseren Testaufnahmen gelang es jedoch nicht, ein halbwegs brauchbares Beatboxing-Audiosignal aufzuzeichnen.
Wenn ein hoher maximaler Schalldruck für das Fireball tatsächlich kein Problem darstellt und eine nahe Mikrofonierung bei nahezu umschlossenem Mikrofonkorb möglich sein soll, dann wären das natürlich optimale Bedingungen, um mit dem Mikrofon den Klang einer Cross Harp aufzugreifen. Und auch wenn mein Spiel auf einer Blues-Mundharmonika stark zu wünschen übrig lässt, so lässt sich an den Audiobeispielen dennoch erkennen, wie gut sich das Fireball für Cross Harp-Performances eignet. Mit einem etwas flacheren Besprechungswinkel ließen sich zweifellos auch die in den Audiobeispielen zu hörenden Luftgeräusche noch verringern.

Audio Samples
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Audix Fireball mit Ultra Close Miking einer Crossharp
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Fazit

Auch wenn das Design des kleinen roten Feuerballs es auf den ersten Blick vermuten lässt, so erfindet auch das Audix Fireball das Handheld-Rad keineswegs neu. Sicher hat es optisch durch seine Bauart und die marmorierte Eloxierung einen gewissen Coolness-Faktor, und sein Handling ist durch Formgebung und geringes Gewicht angenehm, doch glänzt es klanglich vor allem beim Close Miking und damit in dem Bereich, in dem auch andere Handhelds dieser Preisklasse und auch darunter mühelos gute Ergebnisse erzielen. Der Frequenzgang des Fireball arbeitet jedoch die für Gesangsstimmen entscheidenden Frequenzanteile heraus, ohne dabei einen ausgewogenen Gesamtklang aus den Augen zu verlieren. Diese frequenztechnische Optimierung für Vocals ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, schränkt sie doch den Einsatzbereich des Mikrofons recht weit ein. Das Audix Fireball ist deshalb definitiv kein Allrounder. Vielmehr eignet es sich vor allem für Vocalisten und Crossharp-Spieler, die von vornherein ein Signal liefern möchten, das ihnen eine gewisse Durchsetzungsstärke garantiert. Das gilt sowohl für die Bühne als auch fürs Studio.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Kompakte Bauweise
  • Frequenzbild für Vocals optimiert
  • Angenehme Transienten-Abbildung
Contra
  • Preis-/Leistungsverhältnis
  • Stark eingeschränktes Einsatzgebiet
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Audix Fireball Test
Für 127,00€ bei
Fotostrecke: 2 Bilder Zwar steht die Mikrofonwelt nicht Kopf, …
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