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Audix ADX-51 Test

Das Audix ADX-51 im bonedo-Test – Das Audix ADX-51 ist nicht das einzige und erste Kleinmembran-Kondensatormikrofon des amerikanischen Herstellers, das seinen Weg in die bonedo-Redaktion zu einem Review gefunden hat. Und auch außerhalb des Testmarathons zu den elektrostatischen Mikrofonen sind so einige Testberichte zu den Mikros entstanden, vor allem für die Abnahme von Drums.

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Das Kandidatenpärchen dieses Tests hört auf den Namen Audix ADX-51 und weckt durch die gewählte Zahl in der Produktbezeichnung natürlich Assoziationen mit der Area 51, dem geheimnisvollen militärischen Sperrgebiet im südlichen Nevada, in dem angeblich auch an und über Außerirdische geforscht wird. Aber vielleicht dient es auch “nur” dem amerikanischen Militär und der Entwicklung von Waffen. Ob das Kleinmembran-Mikro ADX-51 nun eine Allzweckwaffe ist oder außerirdisch gut, wird unser Test offenbaren.

Details

Keine Lebensgefahr

Wenn man sich nach den Vorgängen in der Area 51 erkundigt, haben Anwohner und Bedienstete angeblich einen immer gleichen Spruch parat: “Of course I could tell you. But then I‘d have to shoot you.” Beim Audix ADX-51 sieht es ein wenig anders aus. Ich kann euch die gewünschte Auskunft geben – samt technischen Daten – und euch trotzdem am Leben lassen. Nett von mir, oder?!

Keine UFOs

Wirklich außerirdisch sind die Fakten zu diesem Kleinmembran-Mikrofon nicht – schließlich sind Kondensatormikrofone mit kleiner Membran nicht gerade das Versuchsfeld Nummer Eins für neuartige Technologien. Aber sicher wäre man im Outer Space durchaus davon beeindruckt, was es so an Technik auf dem Blauen Planeten gibt. Die mit einer Halbzoll-Membran versehene Kapsel des Mikrofons ist vorpolarisiert, indem eine Elektret-Platte gemeinsam mit der dünnen Goldschicht auf der Membran einen permanent geladenen Kondensator bildet. Rückseitig auf das Häutchen treffender Schall wird ein wenig aufgehalten, sodass durch dieses Delay eine Nierencharakteristik entsteht, die aber, anders als sonst üblich bei Mikros dieser Richtcharakteristik, keine klassische Form aufweist.

Fotostrecke: 3 Bilder Blick auf den Gradientenempfänger mit der Richtcharakteristik Niere

Bässe? Brauchen wir nicht.

Natürlich braucht man tiefe Frequenzen. Und natürlich überträgt sie auch das ADX-51, allerdings etwas verhalten, wenn man dem Blick in das Frequenzdiagramm Vertrauen schenken kann. Dort ist zu sehen, dass die Übertragung von 1 kHz bis hinunter zu 100 Hz ungefähr 3 Dezibel verliert, darunter geht es sogar so rapide in den Keller, dass der numerische Frequenzgang bei 40 Hz beginnt. Dort sind es im Vergleich zum 0dB-Referenzpunkt ungefähr -9 (!) dB. Als Gradientenempfänger unterliegt auch das Audix ADX-51 dem Phänomen der Bassanhebung durch nahe Besprechung, man wird mit dem Kleinmembraner also nah ans Geschehen gehen können! Wird es dennoch zu viel, hilft ein zuschaltbarer Roll-Off, der die -3 dB bei 150 Hz durchläuft und meinen Beobachtungen zufolge ein Hochpassfilter mit gemütlichen 6dB/oct ist.

Höhenboost mit Warp-Antrieb

Der gesamte Frequenzgang des Mikrofons sieht von der Ferne betrachtet aus wie “gekippt”, also wie mit einem Tilt-EQ bearbeitet. Im Höhenbereich verblüfft zudem ein starker Boost um die 10 kHz bis fast an das Air-Band heran. Zwischen etwa 13, 14 und 20 kHz stürzt der Frequenzgang aber ab wie eine fliegende Untertasse, der der Sprit ausgegangen ist.
Das Stäbchenmikrofon aus Messing kann mit einer Phantomspeisung von 9-52 Volt betrieben werden, am XLR-Output hat man es mit einer Impedanz von 100 Ohm zu tun. Das ist wenig genug, um nichts mit Klangänderungen zu tun zu haben, verringert aber auch die Möglichkeit, mit der Impedanzumschaltung mancher moderner Preamps auf den Klang Einfluss zu nehmen. Mit 17 mV/Pa liegt die Sensitivity im üblichen Rahmen (andere Audix-Quellen sprechen von 18 mV/Pa, aber der Unterschied wäre nun wirklich marginal). Ein 10dB-Pad kann bei Bedarf zugeschaltet werden.

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Praxis

Es hat durchaus Vorteile, wenn ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon im Bassbereich schwach auf der Brust ist, denn auch bei äußerst großer Nähe zur Schallquelle lässt sich damit noch ohne zu starke Überbassung durch den Proximity-Effect arbeiten. Die leicht höhere Richtwirkung zeigt, wo es langgeht: Close-Miking! Allerdings wäre es für diesen Fall sinnvoller, die Vordämpfung mit höheren Werten auszustatten, warum also nicht 15 oder gleich 20 dB? Schließlich kann eine Hi-Hat (das wohl typischste Instrument im Drumset, das gerne mit einer größtmöglichen Kanaltrennung, vor allem zur benachbarten Snare, mikrofoniert wird) problemlos Pegel jenseits der 140 dB SPL generieren. Sicher, diese Schalldruckpegel haben meist nur eine Dauer im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Millisekundenbereich, doch für Verzerrungen während des Attacks (besonders bei einem ständig wiederkehrenden Signal) sind die Hörer sehr empfindlich. Mehr Auswahlmöglichkeiten beim HPF und eine noch höhere Pegelfestigkeit hätten das Mikrofon zum Spezialisten für nahe Besprechung machen können, doch dies ist nicht der Fall.

Die Audix ADX-51 im Einsatz im XY-Stereoverbund.
Die Audix ADX-51 im Einsatz im XY-Stereoverbund.

Die im XY mit großem Öffnungswinkel aufgezeichnete Akustikgitarre aus den Audiobeispielen zeigt – auch ohne die Notwendigkeit, die Referenzmikrofone gegenzuhören – was die negativen Auswirkungen der höhenreichen Auslegung des ADX-51 sind: Es klingt wirklich sehr dünn. Außer für manche Anwendungen wird man sicher einen Equalizer bemühen wollen. Das ist auch kein großer Schaden, denn man hat den starken Eindruck, auch beim puren Signal aus dem Mikrofon ein EQtes Instrument zu hören. Achtet mal darauf: Es klingt konstant und signalunabhängig etwas schepperig, und das gefällt mir nicht. Zudem hat die vom Mikrofon propagierte Höhenausrichtung ein abruptes Ende, wenn es in den zweistelligen Kilohertzbereich geht.
Auch dynamisch kann das eigentlich auf Brillanz ausgerichtete Audix nicht brillieren: Die Auflösung und die Schnelligkeit lassen durchaus zu wünschen übrig, das Signal ist matt und nicht forsch genug. Man kann zwar berücksichtigen, dass die Richtwirkung etwas stärker ist als bei den meisten anderen im Testmarathon verwendeten Nierenmikrofonen, doch das alleine erklärt nie und nimmer die verwaschene Ortung. Ein sehr interessanter Vergleich ist jener zwischen dem Audix ADX-51 und dem wesentlich preiswerteren Audix F9, das im Test sehr überzeugt hat. Ich finde es auch unabhängig vom Preis deutlich besser und war während des Tests mit meiner Meinung nicht alleine. Dass das ADX-51 derart höhenreich ist, halte ich für übertrieben, mehr noch für Augenwischerei, weil bei vielen Kunden im Direktvergleich zunächst “höhenreich = besser” gelten mag.

Audio Samples
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Audix ADX51 Referenz Schoeps CMC-64

Selbst für die Overhead-Anwendung, bei der man je nach Vorliebe durchaus froh ist, tieffrequente Signale fernhalten zu können, begeistert das Audix ADX-51 nicht gerade. Einmal gibt es für genau solche Gelegenheiten einen Equalizer, außerdem sind es auch dafür meist zu viele Höhen, außer ganz, ganz oben. Oftmals würden Becken durch die ADX zu spitz und zu scharf klingen, denn nicht umsonst schmeichelt ein sanfter Roll-Off der Höhen den Cymbals eher als ein Mikrofon mit einem Frequenzgang wie das Audix. Und für die feinen Texturierungen im Obertonverhalten von Crashes, besonders aber für die Aufnahme der oft sehr interessanten, vielsagenden Struktur des “Atmens” von dünneren Ride-Becken würde ich viele andere Mikrofone dem ADX-51 vorziehen. Damit ich es nicht unterschlage: Volle Punktzahl kann das 51 bei der “Built Quality” einheimsen, denn bei Materialien und Verarbeitung ist das Instrumentenmikrofon ganz weit vorne.

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Fazit

Das Kleinmembranmikrofon Audix ADX-51 kann für sich gesehen und besonders im Vergleich mit dem deutlich preiswerteren F9 aus gleichem Hause nicht richtig überzeugen. Es will durch eine stark höhenlastige Ausrichtung eine besondere Eignung für nahe Mikrofonierung zeigen, doch das gelingt nicht sonderlich: Das Klangbild klingt etwas schnarrend, blechern und nach EQ, außerdem wären vor allem flexiblere Filterungen und weiterreichende Vordämpfungen sinnvoll. Um die eingangs gestellte These zu entkräften: Nein, das Audix ADX-51 ist bestimmt nicht überirdisch. So ganz “unterirdisch” sind seine Leistungen dann aber auch nicht: Das Mikrofon mit dem etwas freakigen Sound kann für manche Anwendungen absolut richtig sein und als “Different Animal” neben anderen Kleinmembranern im Mikrofonschrank bestehen. Am Rockschlagzeug oder der bewusst schrammeligen Schlaggitarre kann das ADX-51 dennoch das Mikro der Wahl sein.

Pro
  • kompensiert auch sehr nahe Besprechung durch starke Bassarmut
  • Herstellungsqualität
Contra
  • unnatürlicher Klang
  • Höhenreichtum im Normalbetrieb übertrieben
Konnten nicht so begeistern wie die preiswerteren f9 aus gleichem Hause: Audix ADX-51
Konnten nicht so begeistern wie die preiswerteren f9 aus gleichem Hause: Audix ADX-51
Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 9-52 V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz
  • Übertragungsfaktor: 17 mV/Pa
  • THD+N: 13 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 146 dB SPL (1 % THD)
  • Hochpassfilter: 150 Hz
  • Vordämpfung: 10 dB
  • Preis (Stück): 284,- € (UVP)
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • kompensiert auch sehr nahe Besprechung durch starke Bassarmut
  • Herstellungsqualität
Contra
  • unnatürlicher Klang
  • Höhenreichtum im Normalbetrieb übertrieben
Artikelbild
Audix ADX-51 Test
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