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Antelope Audio MP8d Test

 Antelope Audio schickten uns den ersten weltweit verfügbaren MP8d für einen Testbericht. Mit der Mikrofon-Vorverstärker/AD-Wandler-Kombi haben ich in der Praxis einige Erfahrungen gesammelt, von denen ich hier berichten möchte.

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Das noch recht junge Unternehmen Antelope Audio ist in Tonstudio- und HiFi-Kreisen vor allem für seine Digitalwandler und ultragenauen Clocks bekannt. Eines der wichtigsten Merkmale der Firma und ihrer Produkte ist sicherlich, dass man sich nicht wie etwa Dan Lavry gegen den Trend zu höheren Samplerates stemmt, sondern fleißig mitmacht. Wie bei DAD sind Converter bis hinauf zu 384 kHz Abtastrate erhältlich, das ist der höchste Standard, der derzeit im Multibit-Verfahren verwendet wird.
Ebenfalls nennenswert ist, dass man sich bei Antelope offenbar sehr viele Gedanken um die Spannungsversorgung macht. Besonders bei Verstärkern und Digitalwandlern ist das auch ein enorm wichtiges Thema. So gibt es den „Voltikus“ als externes Netzteil für Antelope-Wandler, wie auch beispielsweise die englische High-End-HiFi-Firma Naim externe Power-Supplys verschiedenster Dimensionen für den Großteil ihrer Geräte anbietet. Der MP8d, der achtkanalige Mic-Pre mit A/D-Wandlereinheit, muss jedoch mit einem in das 19“ /1HE-Gehäuse integrierten Netzteil auskommen.

Details

Schlichtes Äußeres

Im Vergleich zu Hi-Fi-Protzereien wie dem Rubicon kommt der neueste Zögling der Antilopen-Gang geradezu grazil daher – und ist damit ein Gerät des Herstellers, das dem namensgebenden Hornträger in Sachen Leichtfüßigkeit zumindest optisch gerecht wird. Die Frontplatte ist kein Standardbauteil aus dem Katalog eines Zulieferers, sondern durch ihr Relief und die asymmetrischen Einzelbohrungen für die Rackschrauben (wie dereinst bei Focusrites ultracooler Green-Serie) eine kleine Besonderheit. Insgesamt präsentiert sich der MP8d äußerlich sehr zurückhaltend. Wirklich: Gut schaut sie aus, die Kiste. Acht simple, schwarze Potikappen mit umlaufendem Chromring, darüber eine LED im Gehäuse: Mehr Bedienelemente werden einem Standard-Kanal nicht zugestanden. Eine Ausnahme bilden die beiden ersten Input-Channels, denn diese verfügen auf der Frontplatte über je einen (Auto-Switch-)Instrumenteneingang in Gestalt von 6,3mm-Klinkenbuchsen. Bis auf den Power-Schalter, den einzelnen Headphone-Out mit Level-Regler und drei weitere LEDs gibt es von der dem Bediener zugewandten Seite des Antelope MP8d nichts zu berichten. Dass nicht zumindest ein XLR-Input den Weg auf die Vorderseite finden konnte, finde ich schade: Wie oft möchte man „mal eben“ im Regieraum ein Mikro aufbauen und verkabeln, ohne sich auf Rack-Rückseiten durch einen Wust an Kabeln kämpfen müssen. Nicht immer ist heutzutage alles klassisch über Patchbays verkabelt, nicht immer gibt es die althergebrachte Trennung von Regie- und Aufnahmeraum.

Fotostrecke: 6 Bilder Der MP8d spricht eine klare Designsprache.

Viele Buchsen auf der Rückseite

Auf der Rückseite hingegen ist Buchsen-Volksfest: Neben den acht XLR/TRS-Combo-Buchsen für die bis zu 68 dB verstärkenden Class-A-Preamps sind zwei unsymmetrische Insertpunkte für die ersten beiden Kanäle vorhanden. Positiv: Man muss nicht zwangsweise mit dem MP8d wandeln, nachdem man mit ihm vorverstärkt hat, denn es gibt analoge Outputs auf Line-Level. XLR und TRS würden mehr Platz benötigen, als zur Verfügung steht, daher kommt ein Sub-D-25 zum Einsatz, für den es mittlerweile ja viele vorkonfektionierte Kabel im Angebot gibt, sodass man sich das lästige Crimpen oder Löten sparen kann. Digital hinein geht es ausschließlich per optischem MADI, ausgangsseitig ist die Antilope vielseitiger: Mehrkanalig verschickt die Pre-/AD-Kombi per MADI über einen Lichtwellenleiter oder elektrisch über eine DB9-Buchse, die vier AES/EBU-Signale trägt. Zwei ADAT-Outs versprechen Kompatibilität, ein TOSLINK- und ein koaxialer S/PDIF-Out runden das digitale Schnittstellenangebot ab. Eine USB-B-Buchse sorgt für die Verbindung zu Mac oder PC, um die Control-Software des MP8d nutzen zu können. Antelope geben die THD+N des A/D-Wandlers mit -110 dB an. 

Fotostrecke: 5 Bilder Combobuchsen auf der Rückseite

Master und Slave

Antelopes MP8d kann externen Taktgebern gehorchen, aber auch selbst zur Peitsche greifen und Master spielen. Im letztgenannten Fall kann eine Clock-Distribution über zwei Word-Clock-Outs erfolgen, also über BNC-Buchsen. Eingangsseitig kann sich das Gerät einer externen Word-Clock unterordnen oder über einen speziellen BNC-Eingang der mit 10 MHz arbeitenden Atomic-Clock der Antelope Isochrone 10M. Die eingebaute Clock kann aber ebenfalls mit guten Werten auftrumpfen, so liegt beispielsweise ihre Abweichung bei weniger als 0,02 ppm – das sind zwei Hundertmillionstel!

Die Software zeigt die wahren Fähigkeiten

Erst wenn die Kontrollsoftware auf Mac oder PC im Einsatz ist, erkennt man, welche wahren Fähigkeiten im MP8d stecken. So lassen sich dann neben Quellenauswahl und Pegel in 1dB-Steps (also den einzigen über das Gerät selbst in den Inputs einstellbaren Parametern!) die Hochpassfilter aktivieren, ihre Grenzfrequenz auswählen und die Phasenlagen invertieren. Außerdem gibt es dann ein umfangreiches Metering sowie einen Mixer mit Routing-Matrix. Das virtuelle Mischpult ist mit Fader, Pan, Channel Link, Mute, Solo, Master-Volume und -Mute ausgestattet. Außerdem ist dem Antelope-System eine Effektsektion beschert, welche für die acht Inputs je einen fünfbandigen EQ und einen einfachen Peak-/RMS-Kompressor bereithält. Natürlich lassen sich gewählte Settings der Software auch per Preset speichern und aufrufen.

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Praxis

Combo-Buchsen ohne Combo-Stecker

Wenn ich die Rückseite des Antelope MP8d betrachte, bin ich voll des Lobes: Die digitale Connectivity und die Clocking-Möglichkeiten sind grandios und in höchstem Maße professionell. Heimstudio, Recording-Studio, Broadcasting, überall kann Antelopes Pre/ADC eingesetzt werden. Die Combo-Buchsen sind bei einem 1HE-Gerät die logischste Entscheidung, wenngleich man sich natürlich bei Rack-Einbau die gemütliche Software-Umschaltbarkeit von Mikrofon- auf Line-Input wünschen würde. Dadurch ließen sich Recording- und Mixing-Modi einfacher bewerkstelligen, also „to-tape“ die Mikrosignale, im Mix dann Rückspielungen der externen Effektgeräte oder dergleichen. Außer, ein Hersteller erfindet passend zur Combobuchse noch einen Combostecker. Neutrik? Amphenol? Anybody?

Rackblende mit Mehrwert

Die – ich nenne das Kind ruhig mal beim Namen – mangelhafte Ausstattung des MP8d mit Bedienelementen hat natürlich auch ihre Vorteile, darunter einen insgesamt durchaus günstigen Preis und ein kleiner Footprint im Rack. Allerdings finde ich es immer nachteilig, nicht mit einem Gerät autark alle Einstellungen vornehmen zu können. An/Aus, Quelle, Gain, Headphone-Level: Damit liegt der Hardware-Funktionsumfang nur einen Schritt über einer Rackblende. Die eigentlichen Möglichkeiten bedürfen der Bedienung eines Computerprogramms. Ich persönlich würde lieber ein paar hundert Euro mehr ausgeben und die zukunftssicherere Möglichkeit haben, die ganzen feinen Möglichkeiten auch mit dem autark betriebenen Gerät auszuschöpfen. Und noch etwas: Steht der MP8d nah bei den Mikros im Aufnahmeraum, macht einem schnell die maximale Länge der USB-Verbindung einen Strich durch die Rechnung (oder erweitert diese Rechnung um Repeaterlösungen). Da wäre dann doch WiFi mit einer Steuerungs-App ganz praktisch…

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Riesenlob: Control Panel

Doch bevor ich mich hier ins Kritteln und Fabulieren versteige: Die Möglichkeiten des kleinen Geräts sind insgesamt grandios, die Software ist nichts, was man nur wiederwillig benutzt: Das gesamte Panel ist aufgeräumt, logisch und schlau durchdacht. Das kann nicht jede Kontrollsoftware von sich behaupten. Wirklich: Ich habe mich selten direkt nach dem Öffnen eines Control-Panels so wohl gefühlt. Prädikat: „Instant Living Room“.

Fotostrecke: 3 Bilder “Logischst”: Control-Panel, hier mit Channel-Strip-Ansicht

Und jetzt: Sound

Jetzt habe ich aber lange hinter dem Berg gehalten, denn bei einem Mikrofonvorverstärker mit Wandler wie dem MP8d zählt vor allem natürlich der Sound. Und der ist… na, wer errät’s…? Hervorragend! Wie schon bei anderen Antelope-Geräten erwartet das analoge Input-Signal eine äußerst feine Vorverstärkung, die als Basis für jegliche Arbeit mehr als geeignet ist: Details werden absolut sauber dargestellt, Transienten unbehelligt in die digitale Domäne übersetzt – und alle acht Channels sind absolut identisch. Super: Der Preamp verfügt selbst bei Maximalverstärkung über ein sehr geringes Rauschen und klingt über den ganzen Regelbereich absolut konstant. Das gilt genauso für DI- und Line-Signale. Über den Frequenzgang lässt sich kaum eine charakterliche Aussage treffen, außer, dass der reine Mic-Pre schon vor der Wandlung eine Nuance dicker erscheint als der True Systems P-Solo Ribbon und, mit Phantomspeisung betrieben, eine kleinste Spur kratzbürstiger als etwa der DPA HMA-5000 mit P48-Converterbarrels. Bezüglich Auflösung, Stereobühne und Mikrodynamik kann sich der MP8d im Test leicht über dem MotU 896 mkIII positionieren, muss sich aber erwartungsgemäß wie so viele Wandler dem Lavry Black AD-11 unterordnen, selbst wenn dieser „nur“ mit seiner maximalen Samplerate von 96 kHz antritt. Hier kommt aber wieder der Preis ins Spiel, denn der Vergleich mit einem zweikanaligen Pre/AD für weit über tausend Euro (Lavry) und einem Mono-Preamp für viele hundert (True) ist dann doch etwas ungerecht. Das ist insgesamt ein sehr gutes Ergebnis, denn bedenkt man zusätzlich zur Kanalzahl noch die Anschlussvielfalt des Antelope, steht er äußerst gut da. Die hochwertigen Achtfach-Preamps/ADCs beispielsweise von Grace Design (m801), Millennia (HV3D) oder RME (Micstacy) sind auch hervorragend clean und detailliert, kosten aber gerne mal das Doppelte. 

Audio Samples
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Coles 4038 in MP8d (Pre und AD) Coles 4038 in MP8d (Pre) und Lavry AD11 (AD) Coles 4038 in True Solo (Pre) und MP8d (Line, AD) Equitek E200 in MP8d Equitek E200 in DPA HMA5000 (Pre) und MP8d (Line, AD) Shure SM7B in MP8d Shure SM7B in MP8d (max. Gain)
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Fazit

Antelope Audio haben mit dem MP8d ein interessantes Recording-Frontend vorgestellt, welches in erster Linie das leistet, was von ihm verlangt wird: Es klingt sehr gut, was sowohl auf hochwertige Mic-Pres als auch die notorisch detaillierte und rauscharme Analog-Digitalwandlung zurückzuführen ist. Ob es konzeptionell die Notwendigkeiten der eigenen Aufnahmesituation erfüllt, unterscheidet sich natürlich von Fall zu Fall. Passt alles, erhält man mit 250 Euro pro Kanal eine beinahe schon preiswert zu nennende Recording-Lösung auf hohem Niveau.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • umfangreiche Connectivity
  • feiner, detaillierter Klang
  • aufgeräumtes, logisches Control-Panel
Contra
  • nur rudimentäre Parameter direkt über das Gerät erreichbar
Artikelbild
Antelope Audio MP8d Test
Für 1.889,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Achtfach-Mikrofonvorverstärker mit A/D-Wandler
  • Inputs: 8 x XLR-/TRS-Combobuchsen, 2 x Instrument-In, MADI opt.
  • Outputs: Kopfhörerausgang, 8 x analog Out (Sub-D25), 8 x AES Out (DB9), S/PDIF coax., MADI opt., 2 x ADAT Out, TOS-Link
  • Clocking: WC In, 10M In, 2 x WC Out
  • Inserts: 2 x unsymm.
  • Host: USB 2.0
  • Preamps: Class-A, HPF, 68 dB max.
  • max. 24 Bit / 192 kHz
  • 19″ / 1HE
  • Control-Software im Lieferumfang
  • Preis: € 2195,– (UVP)
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