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AKG Perception Wireless 45 Vocal Set ISM Test

Der Kampf um Frequenzbereiche hat den Markt für Funkmikrofone hart getroffen. Der gefräßige Funkdatenverkehr um DVB-T, kabelloses Breitbandinternet & Co. vertilgt seit geraumer Zeit immer größere »Frequenz-Brocken«. Der Aktionsraum für Funkmikrofone schrumpfte dabei merklich zusammen. Nichtsdestotrotz wurden mittlerweile einige Frequenzbereiche für den Betrieb von Drahtlossystemen reserviert, sodass nun Klarheit darüber herrscht, wer ab 2016 kostenlos auf welcher Welle funken darf.

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AKG hat mit dem Vocal-Set PW45 ein Einsteiger-Drahtlossystem im Programm, dass diesen Entwicklungen Rechnung trägt und zukunftsorientiert nach vorne blickt. So soll dem Anwender mit der vorliegenden Frequenzversion ISM auch über 2015 hinaus noch ein störungsfreier Betrieb ermöglicht werden. Doch das ist nicht das einzige Ziel, das die PW-Reihe verfolgt.

Details

Vielmehr hat es sich der österreichische Hersteller AKG mit seiner „Perception Wireless“-Reihe zur Aufgabe gemacht, Soundqualität und Usability unter einen zu Hut bringen. Dabei hat man insbesondere Club-Gigs und kleinere Veranstaltungsräume im Visier und verspricht einfaches „Plug & Play“ mittels „Auto Setup“-Modus. Da macht auch das vorliegende Vocal-Set keine Ausnahme. Wir haben die wesentlichen Merkmale des Sets getestet, das sich aus dem Funkhandmikrofon AKG HT45 und der stationären Sendeeinheit AKG SR 45 zusammensetzt.  
Geliefert wird das Wireless-System von AKG in einem Karton mit praktischem Tragegriff. Das ist natürlich nicht unbedingt die nachhaltigste Transportlösung für Sänger, die etliche Auftritte absolvieren. Dennoch schön zu sehen, dass der Hersteller hier mitgedacht hat und sozusagen praktischen Mehrwert bietet. Im Karton selbst befindet sich dann vor allem jede Menge Schutzmaterial. An vorgestanzten Aussparungen ist abzulesen, dass in diesem Karton zusätzlich auch ein Headset, ein Taschensender sowie ein Lavaliermikrofon untergebracht werden können. Wer sein Wireless-System also später um weitere Elemente ergänzen möchte, kann seine »Funken« allesamt in einem einzigen Karton transportieren. Nicht schlecht. Das Infomaterial ist überschaubar, aber hilfreich. „Quick Start Guide“, Garantiekarte sowie Blätter zur Frequenzübersicht von Funkmikrofonen vermitteln einen schnellen, guten Einstieg in die Materie.

Fotostrecke: 6 Bilder Schicke Kartonage..

AKG HT45

Beim HT45 handelt es sich um ein Handmikrofon, das für Stimmsignale ausgelegt ist und dessen dynamisch arbeitende Kapsel von einem robusten Stahlgeflechtkorb geschützt wird. Das HT45 bietet – wie zu erwarten – eine Nierencharakteristik, um Rückkopplungen zu vermeiden, und sorgt laut Hersteller für eine hohe Signalverstärkung und durchsetzungsstarke Gesangssignale. Neben einer digitalen Kanalwahlanzeige und einer Statusanzeige für die interne Batterie (grün = geladen / rot = entladen) wartet das formschöne schwarze Arbeitsgerät für Sänger und Sprecher auch mit einem An/Aus-Schalter auf, der zusätzlich eine „Mute“-Funktion besitzt. Außerdem ist eine zweistufige Vorverstärkung des Eingangssignals möglich. Sein Übertragungsbereich von 70 Hz bis 20 kHz ist für das Einsatzgebiet Gesang/Sprache absolut ausreichend und ein Signal-Rausch-Abstand von 105 dB-A für ein Bühnenmikrofon gut. Mit seinen 214 g ist das Mikrofon vergleichsweise leicht. Das dürfte nicht zuletzt auch an seinem schwarzen Plastikschaft liegen.

Fotostrecke: 4 Bilder Text: Ergonomisches Design: Handsender AKG HT45

AKG SR45

Das Gegenstück zum Handsender bildet der 9,5 Zoll breite Funkempfänger SR45. Er ist auch für den Empfang von Instrumentensignalen gedacht und verfügt deshalb gegenüber dem HT45 über einen größeren Übertragungsbereich, der bis 40 Hz herunterreicht. Auch der SR45 kommt im mattschwarzen Kunststoffgehäuse daher. Seine Front ziert eine geschwungene Rauchglasscheibe aus Plastik, hinter der das Kanal-Display sowie die LED-Anzeigen untergebracht sind. Weiterhin gibt es einen frontseitigen An/Aus-Schalter. Dass der Taster für die Kanalwahl gummiert ist, nehmen wir hier mal zur Kenntnis. Ob das notwendig ist, sei dahingestellt.
Mit seiner „Diversity“-Arbeitsweise greift der SR45 über seine zwei integrierten Antennen jeweils das stärkere Funksignal auf und ist somit durchaus »hallentauglich«. Der SR45 wartet unter anderem mit Presets für die Kanalwahl sowie einigen nützlichen Standards auf, wir zählen eine Übersteuerungsanzeige, eine LED zur Visualisierung der Signalqualität oder auch einen Regler zur Anpassung des Ausgangspegels.

Fotostrecke: 3 Bilder Text: Stationärer Empfänger im 9 ½“-Format – SR45

Auf der Geräterückseite erfolgt dann schließlich die Stromzufuhr, wobei auch an eine Möglichkeit zur Zugentlastung des Stromkabels gedacht wurde. Als Ausgänge stehen eine unsymmetrische Klinkenbuchse und eine symmetrisch ausgelegte XLR-Buchse bereit. Mittig befindet sich noch ein „Squelch“-Regler. Dieser kann mittels Kreuzschlitz-Schraubendreher justiert werden.

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Praxis

Fertigung und Usability

Der Handsender HT45 hat einen leicht ergonomischen Plastikschaft, dadurch liegt das in satiniertem Schwarz gehaltene Gerät gut und sicher in der Hand. Dazu trägt auch die ganz leicht angeraute Oberfläche bei. Der Drahtgeflechtkorb des Mikrofons macht aufgrund seines kantigen Abschlusses einen sehr stabilen Eindruck. Das ist für ein Live-Mikrofon natürlich nicht unerheblich. Falls Sänger/innen auf der Bühne versehentlich mit dem »Kopf« des Handsenders an Schlagzeug- oder Mikrofonstativen anecken, sind hier sicher nicht zwangsläufig Dellen zu erwarten. AKG hat Design und Funktionalität an dieser Stelle wirklich toll verbunden. Dafür gibt es schon mal einen Pluspunkt.
Weniger gut gelöst ist die Umsetzung des Kanal-Displays. Es ist lediglich 0,5 x 0,5 cm klein und recht tiefliegend. Außerdem verfügt es über keine Hintergrundbeleuchtung. Unter Live-Bedingungen könnte das Ablesen deshalb schwierig werden. Noch dazu, da es von einer stark spiegelnden, konvexen Plastikscheibe verdeckt wird. Die Unterbringung des Kanalwahlschalters ist aus meiner Sicht leider nicht ganz optimal gelöst: Wer sich regelmäßig die Fingernägel schneidet, dürfte es schwer haben, den filigranen Grat der Gummilasche ohne Probleme anheben zu können. Ich brauchte jedenfalls mehrere Anläufe, um zum Kanalwahlschalter und dem sich darunter befindenden Gain-Schalter zu gelangen.
Die Batterie-LED ist dagegen mittig angebracht und deshalb jederzeit gut im Blick. Der „On/Mute/Off“-Schalter ist recht tief angebracht. Das verhindert ein versehentliches Betätigen des Schiebereglers für die Signalunterbrechung. Das leichtgängige Batteriefach des HT45 befindet sich im unteren Bereich der Mikrofonrückseite. Erwähnenswert ist hier, dass der AKG-Handsender nur wenig »gefräßig« ist und mit einer einzigen AA-Batterie auskommt. Die mitgelieferte Mikrofonklammer macht einen bühnentauglichen Eindruck, erlaubt jedoch ausschließlich das Einschieben, nicht aber das Einstecken des Mikrofons.      

Funk- und Signalqualität

Um auf Arbeitspegel zu gelangen, erfordert die Ausgangsleistung des SR45 in unserem Test (weibliche Vocals auf Speech-Level) am nachfolgenden Preamp eine Anpassung von etwa +17 bis +19 dB. Mit Griffgeräuschen hat das HT45 in unserem Test zu vernachlässigende, aber vorhandene Probleme. Hand- oder Armbewegungen quittiert das Mikrofon mit einer dezenten Geräuschkulisse. In unserem Test »groovt« die Sängerin nur leicht im Takt mit. Dennoch sind die Griff- und Bewegungsgeräusche in allen Audiobeispielen mehr oder weniger deutlich zu hören.
Das Herstellen der Verbindung zwischen Handsender und stationärem Empfänger funktioniert kinderleicht und zuverlässig. Die Dauer des Verbindungsaufbaus überzeugt mich dagegen nicht so recht. Eine Verzögerung von fünf bis sechs Sekunden vom Einschalten des Senders bis zur erfolgreichen Signalübertragung kann unter Live-Bedingungen schon eine Herausforderung darstellen. Zudem ist nicht nur beim Einschalten der Mute-Funktion ein leichter Knackser zu vernehmen, sondern auch beim Weiterschalten von der „Mute“- in die „Off“-Funktion des Schiebereglers(!).

Klang

Überzeugender ist das Pegelverhalten des Mikrofons. Dieses habe ich in einem Testaufbau geprüft, in dem das Audiosignal von AKG HT45 und AKG SR45 von einem Focusrite Platinum Voicemaster Pro vorverstärkt und mittels eines RME Fireface 800 gewandelt und in die DAW geführt wurde. Dabei zeigt sich, dass schon ein Abstand der Sängerin von 30 cm zur Mikrofonkapsel für einen deutlichen Pegelabfall sorgt. Wird das Mikrofon in einem Winkel von 45° jenseits der Hauptachse besungen, ist ein verhältnismäßig geringer »Abfall des Pegels« festzustellen. Das gilt vor allem für die Nahbesprechung. Das deutet auf eine relativ »breite« Nierencharakteristik hin. Für ein Bühnen-Mikrofon ist das naturgemäß nicht ganz unproblematisch, stellen doch Übersprechungen durch andere Instrumentensignale für den FOH-Mixer eine echte Gefahr dar. Andererseits sollte dies dem Tonverantwortlichen in einer Livesituation aufgrund des schon beschriebenen »Pegelabfalls« bei entfernteren Schallquellen nicht allzu viele Übersprechungs-Sorgen bereiten.
Bei naher Mikrofonierung wirkt der Klang des HT45 recht basslastig. Während im Bereich der tiefen Frequenzen und unteren Mitten ein satter Nahbesprechungseffekt festzustellen ist und auch der für Gesangssignale so wichtige Bereich zwischen 1 und 3 kHz prägnant herübergebracht wird, erscheint das »Top End« klanglich ein wenig verwaist. Zwar dringen Zischlaute einigermaßen brillant hervor, wirklich »offen« oder gar »luftig« klingt das HT45 beim Close-Miking jedoch nicht. Ausgewogener wird der Sound bei einem mittleren Abstand von ca. 15 cm. Ohne Nahbesprechungseffekt überzeugt mich das HT45 mit einem im schönsten Sinne mittenbetonten Frequenzbild, das viele Gesangsstimmen zweifellos gut aussehen bzw. klingen lassen sollte.

Audio Samples
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Vocals (weiblich, 5 cm Abstand, On-Axis) Vocals (weiblich, 15 cm Abstand, On-Axis) Vocals (weiblich, 5 cm Abstand, 45° Off-Axis) Vocals (weiblich, 15 cm Abstand, 45° Off-Axis) Betätigen des „Mute“-/„Off“-Schiebereglers Bedämpfung der Griffgeräusche beim AKG HT45

Die Testaufnahmen entstanden mit einem Sender/Empfänger-Abstand von etwa 5,50 m. Jenseits eines wahrnehmbaren geringen Grund-»Brizzelns« waren während dieses Tests keine Signal-Aussetzer oder ‑Beeinträchtigungen festzustellen. Für einen »Härtetest« wurde eine weitere Sender-Empfänger-Einheit eines anderen Herstellers parallel betrieben. Dabei zeigte das AKG Wireless-System keine auffällige Anfälligkeit für Intermodulations-Störungen.

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Fazit

Wireless-Systeme für den Einsteigermarkt sind für Mikrofonhersteller keine ganz einfache Angelegenheit. Zuverlässig sollen sie sein, einfach zu bedienen und dabei auch noch im bezahlbaren Rahmen. Und nicht zu vergessen, soll der Sound etwas hermachen. AKG wird diesen Anforderungen mit dem AKG Performance Wireless 45 weitgehend gerecht. Hätte ich für dieses Vocal-Set zwei Wünsche frei, so würde ich mir in erster Linie eine schnellere Herstellung der Signalübertragung beim Einschalten des Handsenders sowie eine bessere Bedämpfung der Handgeräusche wünschen. Insgesamt macht das Vocal-Set einen guten Eindruck. Jenseits der Nahbesprechung klingt das Mikrofon des formschönen Handsenders offen und frisch. Die Bedienung des Vocal-Sets – insbesondere das Herstellen der Funkverbindung – stellt Einsteiger vor keinerlei Probleme. Das „Plug & Play“ des Systems funktioniert dank „Auto Setup“ reibungslos. In Verbindung mit seinem attraktiven Verkaufspreis ist das AKG Perception Wireless 45 Vocal Set ISM deshalb ein zukunftssicheres Einsteigermodell für preisbewusste Vokalisten. Die Verbindung von Soundqualität und Usability wirkt insgesamt gut gelöst. Club-Gigs und Auftritte in kleineren Veranstaltungsräumen sollten mit diesem Set ohne Probleme bestritten werden können.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einfache Bedienbarkeit
  • Für Gesang/Stimme optimiertes, ausgewogen mittenbetontes Frequenzbild
  • Sender benötigt nur eine AA-Batterie
  • Hohe Lebensdauer der Sender-Batterie
  • Quick Scan-Funktion des Empfängers
  • Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Handsender-Display schlecht ablesbar
  • Relativ lange Dauer bis zur Signalübertragung nach Einschalten des Handsenders
  • Bewegungs- und Handgeräusche werden wahrnehmbar übertragen
  • „On/Mute/Off“-Schalter des Handsenders nicht geräuschfrei
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AKG Perception Wireless 45 Vocal Set ISM Test
Für 219,00€ bei
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