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DW Performance Series Test

Hat das DW Performance Drumset irgend etwas mit Erfüllung zu tun? Ihr wisst sicher: Heutzutage ist der englische Begriff „Performance“ auch in Germany allgegenwärtig. Besonders in den mittlerweile kaum voneinander unterscheidbaren Bereichen Dienstleistung und Kunst kann es nie genug „Päafoamäntz“ geben! Doch lassen sich diese drei Silben auch wörtlich in unsere Muttersprache übersetzen? Eindeutig Jein! Ein Blick ins schlaue Buch verrät, dass „Performance“ sowohl Aufführung, Effizienz, Leistung als auch schlichtweg „die Erfüllung“ bedeuten kann. Ein „erfüllendes“ Gefühl muss wohl auch bei all denjenigen aufkommen, die es sich leisten können, ein Drumset der renommierten Trommelfirma Drum Workshop zu erstehen. Bekanntermaßen sprechen John Good und seine kalifornischen Compagnons mit ihrem Sortiment nicht unbedingt den gemeinen Pfennigfuchser an, werden ihre schmucken Edelhölzer doch als absolute „High-Class“-Sets gehandelt – was sich natürlich auch im Preis niederschlägt.

DW_Performance_Set_1


Diejenigen, die nicht ganz so tief ins Portemonnaie greifen wollen, waren bisher mit der Unterfirma PDP gut bedient. Nun hält das Mutterschiff DW, das just sein 40-jähriges Jubiläum feierte, eine hauseigene Alternative für den Bereich der oberen Mittelklasse bereit. Diese hört auf den Namen „Performance Series“ und trägt wie ihre exquisiten Gesellen das Gütezeichen „DW“, mit dem Unterschied, dass sie in einer externen Produktionsstätte in den USA gefertigt wird. Wie viel „DW“ nun wirklich in diesem Teil steckt, wollen wir in diesem Test herausfinden! Auf geht’s!

Details

Das Testset kommt mit insgesamt fünf Trommeln daher: 22×18“ Bassdrum, 16×14“ Floortom, 12×9“ und 10×8“ Racktoms sowie einer 14×6,5“ Snaredrum. Die Holzkessel der Performance Series werden allesamt nach DWs neuester Rezeptur namens „HVX“ gebaut. Die HVX-Kessel bestehen aus mehreren Schichten nordamerikanischen Ahorns (Hard Rock Maple) und werden im Herstellungsprozess jeweils unter Druck erhitzt sowie anschließend gekühlt. Laut Hersteller führt dies zu einer besseren Trocknungs-Performance des Holzleims und demnach zu einer höheren Klangqualität. Alle Trommeln verfügen über eine sehr sauber geschliffene, 45° steile Gratung. Das Prinzip der HVX-Konstruktion basiert auf der speziellen Anordnung von vertikal (daher das “V”) und horizontal (“H”) verlaufenden Maserungen der einzelnen Holzschichten. Das „X“ verweist in diesem Zuge die innere Schicht, die wiederum eine diagonale Maserung vorweist, was die HVX-Kessel neuartig macht und nicht zuletzt auch einen optischen Effekt mit sich bringt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Qualitätssiegel unterstreicht die gute Verarbeitung der DW-Tom

Neben der Kesselkonstruktion besitzt die Performance-Series noch weitere neue Features. Zunächst fallen die gewohnt runden Spannböckchen bei den Toms und der Bassdrum im Vergleich zu anderen DW-Serien kleiner aus. Die Snare kommt hierbei mit einer ganz eigenen Variante, den durchgehenden „propeller lugs“ daher. Das schwarze DW-Badge stellt in diesem Zuge eine weitere Veränderung dar, was dem unverkennbaren Antlitz dieses kalifornischen Jünglings den letzten Schliff verpasst. Das Testset glitzert in einem schmucken „Titanium Sparkle“, das zu den insgesamt acht möglichen Finishes der Serie gehört. Ein kleines optisches Manko bildet für meinen Geschmack allerdings die doch sehr grobschlächtig überlappende Klebenaht der Folie, was mit Sicherheit etwas ästhetischer hätte gelöst werden können.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Badge ist mit dem Kessel verschraubt

Die Floortom hat elendig lange Beine

Die Toms bestehen aus einem achtschichtigen Kessel ohne Verstärkungsringe, was man landläufig wohl als mitteldick bezeichnen würde. Die Racktoms werden mittels des bewährten STM-Systems an einem entsprechenden Tomstativ montiert, welches allerdings nicht zum Lieferumfang des Testsets gehört. Das Kürzel STM steht für „Suspension Tom Mounts“, was wiederum eine Aufhängevorrichtung ist, die ohne eine direkte  Verbindung mit dem Kessel auskommt. Die schlanken Beine der Floortom fallen mit einer Länge von 21 Zoll relativ lang aus, was sogar ein Spielen in Bela B.-Manier – also im Stehen! – sehr rückenschonend gestalten würde.

Fotostrecke: 4 Bilder Große und kleine Hängetom des DW Performance Drumsets

Viele kleine Löcher

Die Bassdrum besticht in erster Linie durch zwei Features: Wer die Wuchtbrumme gern geschlossen spielt, beim „Reinlangen“ aber Schwierigkeiten durch den eventuell entstehenden Luftstau im Kesselinneren hat, der wird sich über die kleinen Luftausgleichslöcher freuen, die ab Werk am Rand des Resonanzfells eingestanzt wurden. Diese können die Luft natürlich nicht in der Form entweichen lassen wie es ein herkömmliches Resonanzloch täte, jedoch ist ein deutlicher Unterschied zu komplett geschlossenen Bassdrums im Spielgefühl zu verzeichnen. Desweiteren kuschelt sich im Inneren der Bassdrum ab Werk jeweils ein schwarzes Dämpfungskissen an Schlag- und Resonanzfell. Da die beiden Dämpfer mittels Klettstreifen am Kessel fixiert sind, lassen sie sich ohne Abnutzung nach Belieben herausnehmen und wieder einsetzen – ihr kennt das Spielchen! Der Kessel der Bassdrum ist in seiner Konstruktion den Kesseln der Toms absolut identisch (achtschichtig) und besitzt wohlgemerkt keine Rosette zum Anbringen einer Tomhalterung.

Fotostrecke: 4 Bilder Diese Wumme hat ja Lüftungslöcher!

“Mag” kommt von “Magnet”

Die Snaredrum frönt ihrem von Haus aus eigenbrötlerischen Dasein nicht nur aufgrund der oben erwähnten „propeller lugs“, sondern auch durch einen zehn Lagen starken Kessel. Um noch eine Schippe drauf zu legen, hat dieser 14×6,5“ große Holzzylinder obendrein eine ganz individuelle Anordnung der verschieden gemaserten Holzschichten vorzuweisen. Die „MAG“ genannte Snareabhebung ist eine so schlichte wie intelligente Konstruktion aus dem Hause DW, die ein sehr geschmeidiges Umschalten des Snareteppichs ermöglicht. Der 180° bewegliche „Schaltknüppel“ wird hierbei vom Kessel weggeklappt und baumelt bei entspanntem Snareteppich durch sein stufenloses Scharnier lässig herunter. Spannt man den Snareteppich an, so bleibt dieser auch bei heftigen Rimshots da wo er ist, wofür ein in der Abhebung eingebauter Magnet (daher auch „MAG“) sorgt. Die Feinjustierung des Teppichs geschieht über eine seitlich angebrachte Schraube, die sich bei „Snares off“ sehr leicht, bei „Snares on“ leider nur sehr schwergängig ohne Stimmschlüssel verstellen lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Funktioniert nur gut, wenn der Teppich entspannt ist: Der Strainer

Sogar ein Putztuch ist dabei

Das Testset ist mit ausschließlich für Drum Workshop hergestellten Fellen der Firma Remo ausgestattet. Hier liegt die Besonderheit bei den clear/coated Schlagfellen: Klare Felle, die einen weiß aufgerauten Ring am Rand besitzen. Dieser ist natürlich weniger für das Spiel mit Miniatur-Brushes, als vielmehr für ein gewisses Maß an Dämpfung gedacht. Die Snaredrum kommt ab Werk mit einem Dot auf der Unterseite des Schlagfells ins Haus. Die Felle werden durch die speziellen „True-Pitch Tuning Rods“ auf Spannung gebracht, die sich durch ein engeres Gewinde zur feineren Stimmung von konventionellen Stimmschrauben abgrenzen. Ein wirklich nettes Gimmick stellt das kleine Zubehör-Päckchen dar, das wohl jedem Performance Set beiliegt. Neben einem Stimmschlüssel, Ersatzschrauben und einem Putztuch beinhaltet es eine DVD, auf der man von John Good höchstpersönlich durch alle Details der Performance Series geführt wird. Und was das von Herrn Good in den höchsten Tönen gelobte Gerät so wirklich drauf hat, erfahren wir im folgenden Praxisteil…

Klare Felle mit weiß gerautem Rand
Klare Felle mit weiß gerautem Rand
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Praxis

Hat man das komplette Set nun einmal aus seiner äußerst wohlwollenden Verpackung gepellt (das Prozedere hatte auch was von „Performance“), macht sich beim Anblick der glitzernden Trommelarmada natürlich erst mal Zufriedenheit breit. Die Firma DW genießt in der gesamten Drummer-Community einen sehr guten Ruf und hat für mich, nicht zuletzt aufgrund der hierzulande ausbleibenden Omnipräsenz, immer etwas Besonderes. Zunächst fällt sehr positiv auf, dass jede einzelne Trommel direkt aus dem Karton geholt schon eine sehr brauchbare Stimmung vorweist, was auf eine hohe Stimmfestigkeit schließen lässt. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, diesbezüglich noch einmal selbst ans Werk zu gehen und denke mir: „Da geht noch mehr!“. Schnell merke ich, dass ich richtig lag, wobei sich in diesem Zuge bemerkbar macht, dass das 12×9“ Racktom deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, bis sich ein klanglich zufriedenstellendes Resultat einstellt.

Fotostrecke: 2 Bilder Das DW Performance geriert sich als Disco-Tiger

Es blendet und es ist laut!

Nachdem alle fünf Kessel zunächst auf eine tiefere Stimmung gebracht sind, fällt mir in erster Linie ein eigenständiger Sound auf, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Die Toms harmonieren ohne jegliche Dämpfung mit einem jeweils klaren Ton und (sehr) viel Sustain – der Amerikaner würde sagen „they blend in very well!“. Wäre ich nun Synästhetiker, würde sich jetzt sicherlich ein irres Farbenspiel vor meinem inneren Auge ereignen! Der allgemeine Klangcharakter der HVX-Kessel ist eindeutig mittiger Natur, was eine hohe Prägnanz und Projektion zur Folge hat. Es entsteht dadurch nahezu der Eindruck, dass sich das Set insgesamt lauter als manch andere Schießbude verhält. Während sich die Toms in der tieferen Stimmung scheinbar sehr wohl fühlen, schlägt die Snaredrum in diesem Zuge bei ausbleibender Dämpfung etwas über die Stränge, was Obertöne betrifft. Zudem fehlt es ihr dabei auch etwas an Bauch, was sie im Vergleich zu den Toms ziemlich unbeholfen dastehen lässt.

Audio Samples
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tiefe Stimmung Set 1 tiefe Stimmung Set 2 tiefe Stimmung einzel tiefe Stimmung Tomgroove tiefe Stimmung Snare tiefe Stimmung Mallets

Hohes Tuning ist gut für die Snare

Im Falle einer höheren Stimmung wendet sich das Blatt jedoch! Besonders den Racktoms fehlt es nun gänzlich an Wärme, was eine plötzlich fehlende Fülle hinterm Set zur Folge hat. Der Snaredrum scheint die erhöhte Fellspannung allerdings sehr zu gefallen. Auf einmal entfaltet sie einen eigenen Charakter mit viel Präsenz und einem ordentlichen Maß an „Knack“. Dem geneigten Rimshot-Akrobaten sei hier auf jeden Fall Gehörschutz ans Herz gelegt!

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hohe Stimmung Set 1 hohe Stimmung Set 2 hohe Stimmung Set 3 hohe Stimmung einzel hohe Stimmung Tomgroove hohe Stimmung Snare hohe Stimmung Mallets

Daumen hoch für die Hardware

Die zahlreichen Hardware-Features der Performance Series sehen nicht nur elegant aus und eignen sich ob ihrer monströsen Bezeichnungen hervorragend zum Fachsimpeln, sondern funktionieren auch noch tadellos und machen einen durchweg robusten und langlebigen Eindruck.
Was jedoch nicht unerwähnt bleiben sollte, ist eine im Vergleich zu anderen Sets weitaus deutlichere Diskrepanz zwischen dem Natursound des Testsets im Aufnahme- oder Proberaum gegenüber dem aufgenommenen Sound. Durch Mikros und Kabel gejagt, kommt dieses Set doch mit etwas mehr Fülle und Ausgewogenheit daher als es zunächst beim Spielen vermuten lässt. Der mittige, projizierende Klangcharakter der HVX-Kessel kommt in Form der kurzen Racktoms gut zur Geltung, lässt jedoch vor allem bei der Standtom ein gewisses Maß an Wärme vermissen.

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Fazit

Was DW bei der Namensgebung ihrer neuen Performance-Series im Sinn hatten, liegt wohl auf der Hand. Besonders für den Einsatz auf der Pop/Rock-Bühne ist der sehr mittig-prägnante Sound, neben der hohen Stimmfestigkeit und dem allgemein robusten Auftreten der Trommeln wohl ideal. Genau an dieser Stelle setzt jedoch zugleich die Schwäche der HVX-Kessel an, lassen diese eben ein gewisses Maß an Flexibilität im Klangverhalten und damit ein potentielles Abdecken einer großen Stilbandbreite vermissen. Dies braucht man bei den nobleren „High-Class“-Sets aus dem Hause DW allein in Anbetracht ihres saftigen Preises wohl nicht zu befürchten. Trotzdem scheint meiner Ansicht nach das runde Badge mit den zwei berühmten Initialen auf den Kesseln der Performance Series nicht zu hoch gepokert zu sein. Kommt diese doch trotz des gesenkten Preises mit vielen Hardware-Features ihrer großen Brüder ausgestattet, sowie mit einer wie erwartet sehr guten Verarbeitung daher. Wer nach einem in der oberen Mittelklasse angesiedelten Arbeitstier, speziell für den extremen Live-Einsatz liebäugelt, wird mit diesem Set voll auf seine Kosten kommen. Die Soundfetischisten unter euch müssen wohl oder übel noch ein Jahr weiter sparen, um wirkliche „Erfüllung“ zu erfahren!

Pro
  • saubere Verarbeitung der Kessel
  • ideal für den Live-Einsatz
  • einfaches Stimmen der Toms
  • Snaredrum bei hoher Stimmung
  • intelligente Hardware-Features
Contra
  • nicht universell einsetzbar, da etwas einseitiger Klangcharakter
  • deutlich sichtbare Klebenaht der Folie
Das Performance-Set hat sein DW-Badge verdient
Das Performance-Set hat sein DW-Badge verdient
Technische Spezifikationen
  • Größen: 22×18“ BD, 16×14“ FT, 12×9“ TT, 10×8“ TT, 14×6,5“ SD
  • Finish: Titanium Sparkle Folie
  • Kessel: Nordamerikanisches Hard Rock Maple, HVX-Technologie
  • Features: STM-System, Standard Triple Flanged Hoops, neu designte Chrom Hardware, MAG-Snareabhebung, True-Pitch Spannschrauben,
  • Preis: € 2499,- (UVP
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • saubere Verarbeitung der Kessel
  • ideal für den Live-Einsatz
  • einfaches Stimmen der Toms
  • Snaredrum bei hoher Stimmung
  • intelligente Hardware-Features
Contra
  • nicht universell einsetzbar, da etwas einseitiger Klangcharakter
  • deutlich sichtbare Klebenaht der Folie
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DW Performance Series Test
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Kommentieren
Profilbild von Walter Gieffers

Walter Gieffers sagt:

#1 - 23.01.2013 um 21:34 Uhr

0

Früher haben wir einfach nur was aus Holz genommen und drauf gewimst, dass die Schwarte krachte. Heute ist ein HVX mit Mag Strainer wichtig, oder? Ne, im Ernst: Schon interessant. Wenn's auch so geil klingt wie mein sündhaftteures DW Set ist es gut. Geile Erklärung, Jonas!

Profilbild von Soenke

Soenke sagt:

#2 - 26.01.2013 um 00:16 Uhr

0

ja, Walter, so war das mal! die ganzen Kürzel sind natürlich Quatsch, aber was soll man machen. Dieses Thema wird ganz lustig auf die Spitze getrieben im Videointerview mit dem Pearl-Mitarbeiter auf der letztjährigen Musikmesse Frankfurt: http://www.bonedo.de/artike...

Profilbild von Felix

Felix sagt:

#3 - 21.02.2014 um 01:04 Uhr

0

Kann mir mal jemand sagen, wofür in den Soundbeispielen das "Set 1" bis "Set 3" steht?
Steht das für die Konfigurationen?
Dabei spricht Er im ganzen Test doch nur von der 5 Kessel-Version in genannten Größen.
Bitte Antwortet mir.

Profilbild von Jonas (bonedo)

Jonas (bonedo) sagt:

#4 - 20.06.2014 um 11:36 Uhr

0

Hallo Felix,
Die Nummerierung "1-3" bezieht sich auf die Soundbeispiele selbst. Es geht natürlich die gesamte Zeit nur um die beschriebene Set-Konfiguration!
Gruß, Jonas

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