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DV Mark Multiamp Test

Der DV Mark Multiamp im bonedo-Test – Für einen detaillierten bonedo-Test hat uns der italienische Verstärkerbauer DV Mark sein aktuelles Gitarrenverstärker-Flaggschiff überlassen, wobei die Bezeichnung Multiamp bereits erahnen lässt, wohin die Reise geht. Und tatsächlich haben wir es hier nicht mit einem trendigen einkanaligen Topteil mit ein paar Watt Leistung zu tun, nein, die Kollegen aus dem Süden setzen mit ihrer Kreation einigermaßen kompromisslos auf Flexibilität und Leistung. Was allerdings tatsächlich im Trend liegt, ist das moderate Gewicht, mit dem man den vielen Gitarristen entgegenkommt, die leicht zu transportierendes Equipment bevorzugen. 

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Mit einer maximalen Monoleistung von 500 Watt hat der Multiamp im Gitarrenverstärker-Poker durchaus Chancen, im Finale um den Top-Scorer ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Aber bekanntlich ist die Ausgangsleistung eines Verstärkers nur eine von vielen Disziplinen, die in unserem Test absolviert werden müssen. Und deshalb wollen wir vor allem wissen, wie es unserem Kandidaten gelingt, sich musikalisch in Szene zu setzen. 

Details

Gehäuse/Optik

Der Multiamp kommt im leichten Stahlblechgewand und hat Adapter mit an Bord, mit deren Hilfe er in ein 19“-Rack geschraubt werden kann. Dort belegt er zwei Höheneinheiten. Seine lediglich 4,3 Kilo Lebendgewicht lassen sich nicht nur absolut entspannt transportieren, sie verraten auch, dass hier wohl kaum Röhrentechnologie am Start ist. Und tatsächlich sorgt hier ein digitaler Soundprozessor für den guten Ton, während die Ausgangsleistung von einer Transistorendstufe generiert wird. Letztere ist in stereo ausgelegt und bringt mit den entsprechenden Boxen folgende Leistung:  
2 x 250 Watt (4Ω)
2 x 150 Watt (8Ω)
2 x 85 Watt (16Ω)
1 x 500 Watt (8Ω)
1 x 300 Watt (16Ω)
Auf der Front findet man links die Eingangsbuchse und nachfolgend alle Einstellmöglichkeiten in Form von sieben roten Reglern. Danach kommt ein großes Display und auf der rechten Hälfte einige Taster, die man zum Bedienen über das Display benötigt. Außerdem sind ein SD-Card Slot, eine 3,5 mm Buchse für einen Kopfhörer und ein großer Power-Switch mit von der Partie. Die Taster machen einen leicht wackeligen Eindruck, man sollte also nicht allzu grob mit ihnen umgehen. Auf der Unterseite sorgen vier Gummifüße für rutschfesten Halt, falls man es vorzieht, den Amp auf eine Box zu stellen. 

Fotostrecke: 4 Bilder 19″/2HE-Gehäuse: Bei Bedarf mit Rackohren ins Rack schraubbar, es sind aber auch Gummifüße vorhanden, um den Amp auf eine Box zu stellen.

Rückseite

Neben dem Ventilator, der relativ geräuscharm arbeitet, gibt es auf der Rückseite des Multiamps eine Reihe von Anschlussmöglichkeiten. In der oberen Reihe sind das drei Ausgänge für Lautsprecherboxen, wobei die beiden Klinkenbuchsen für den Stereo- und der Speakon-Anschluss für den Monobetrieb gedacht sind. Bei Letzterem werden beide Endstufen gebrückt, sodass die geballte Kraft dort anliegt. Wer das Teil also mit Vollgas fahren möchte, sollte sich ein Speakon-Klinkenkabel oder -adapter zulegen, denn so etwas findet man in einem typischen Gitarristenhaushalt üblicherweise eher selten.
In der unteren Reihe ist der Line Out positioniert, einmal mit XLR- (Balanced Out) und einmal mit Klinkenbuchsen (Unbalanced Out) – das Ganze jeweils zweifach, um auch hier den Stereosounds in voller Güte abgreifen zu können. Für die Line-Ausgänge kann selbstverständlich eine Speakersimulation aktiviert werden, damit das Signal für den Direktanschluss an ein Mischpult/Audio-Interface geeignet ist. Falls Brummschleifen entstehen, hat man einen Ground-Lift-Schalter zur Verfügung, und bei Bedarf lässt sich auch der Pegel am Line Out mit -10 oder +4 dB angleichen.  Ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden, allerdings lediglich für Servicearbeiten. Aber wer weiß, vielleicht macht ein zukünftiges Update das Gerät auch zum Audio-Interface. Schaun mer mal. 

Fotostrecke: 3 Bilder Stark bevölkert: Rückseite des DV Mark Multiamps

Ganz rechts liegen die Anschlüsse für den internen Effektloop (Send, Return) und daneben zwei MIDI-Buchsen (IN, THRU) zum Fernsteuern des Multiamp. Was ich vermisse, ist die Möglichkeit, einen simplen Fußschalter zum Weiterschalten der einzelnen Sounds anschließen zu können. Deshalb ist es schon fast zwingend, sich für den Live-Einsatz eine MIDI-Leiste zuzulegen. Wie man diese programmiert wird in der recht knapp gehaltenen Bedienungsanleitung aber nicht erklärt, sodass ein „MIDI-Laie“ durchaus ins Schwitzen kommen könnte. Optimal wäre natürlich eine eigene, genau auf die Bedienung des Multiamps abgestimmt Fußleiste. Der deutsche Vertrieb hat in diesem Bereich aber schon signalisiert, dass sowohl ein spezieller Fußschalter als auch eine ausführliche Beschreibung in Arbeit sind. 

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Praxis

Die Bedienung des Multiamps erfolgt kombiniert über das Display und die Regler. Man ruft über die Recall-Taste zuerst einen abgespeicherten Sound auf und im Display erscheint die Auswahl der acht Bänke. Drei davon sind bereits für bestimmte Einsatzbereiche konfiguriert (Live Mono, Live Stereo, Studio/PA), die anderen fünf sind mit User 1 bis 5 betitelt und bieten Platz für die eigenen Kreationen. Jede Bank hat 128 Speicherplätze, genug Sounds also für mehrere Bandsetlists und Produktionen. Wem das nicht reicht, der kann seine Klänge auch auf einer SD Card (nicht im Lieferumfang) sichern. Somit sind eigentlich unbegrenzte Speichermöglichkeiten vorhanden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Unten im Display sieht man die Modeling-Settings

Wir beginnen unsere Reise durch die Multiamp-Welt mit einigen Preset-Sounds. Und weil wir das Ganze auch in voller Breite auskosten wollen, wird der Verstärker in Stereo gefahren und über zwei Boxen gejagt. Im Display wird die Liste der vorgefertigten Sounds angezeigt und anhand der Namen lässt sich schon erahnen, welche Amps als Vorlage dienten. Hier sind drei Stück mit unterschiedlichen Zerrgraden. 

Audio Samples
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Darkface JC Master 900 Stack

Effekte

Wie man hört, sind nicht nur Ampsounds im Angebot, auch Effekte gibt es in Hülle und Fülle. Zeit für uns, etwas tiefer in die Materie einzutauchen und einen Blick auf die Architektur der Klanggestaltung zu werfen. Für jeden Sound gibt es acht sogenannte Slots, die man auch als Effektblock bezeichnen könnte. Bei dem Sound ´OpenClean´, sieht die Belegung folgendermaßen aus:

Distortion (ausgeschaltet)ChorusAmplifier
DelayVibratoReverbCab (ausgeschaltet)
Audio Samples
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Open Clean

Das ist die Effektkette, beginnend von links oben nach rechts unten. Selbstverständlich kann jeder Block beliebig belegt werden. Folgende Effekte sind verfügbar:
None – kein Effekt ist ausgewählt, wird durch ´—´ im Block gekennzeichnet.
Amplifier – verschiedene Amp-Simulationen, pro Sound nur ein Amp möglich.
Tube Nine – Overdrive (Tube Screamer Style)
B-Drive – Overdrive (Blues Driver Style)
D-Plus – Distortion (MXR Style)
Metal Tone – Metal Distortion
Fuzz Race – Fuzz
CHR-5 – Stereo Chorus Wave
Flanger – Flanger
Chorus Phaser
JC Vibrato
Digital Phaser
Reverb
D-Delay – Digital Delay
Pattern Delay
The Gate – Noise Gate
Amp Tremolo
RSS Compressor
Auto Wah
Send/Return – An dieser Stelle sitzt der Effekt, der am Send/Return angeschlossen ist. 
Mit den Cursor-Tasten kann nun ein Slot angewählt werden. Slot On/Off schaltet den Effekt ein und aus. Der Slot Select-Taster wählt einen neuen Effekt aus der oben dargestellten Liste. Will man die jeweiligen Effekte bearbeiten, muss die Enter-Taste gedrückt werden und die Einstellungen erscheinen im Display, die sich dann per Value-Regler ändern lassen. 
Der Multiamp protzt nicht unbedingt mit einem Riesenangebot an Effekten, hat aber alle Standards in guter Qualität an Bord, die außerdem über ausreichend Parameter vernünftig regelbar sind. Seit der Version 2.1 kann auch die Delayzeit per Tap-Funktion eingestellt werden. Das ist zwar etwas umständlich, denn zum Aktivieren der Funktion muss zuerst Recall und Enter gedrückt werden, aber danach lässt sich das Tempo über die Enter-Taste eintippen.  Auch die nachträglich eingerichtete Tuner-Funktion ist etwas versteckt im System abrufbar, sorgt aber für gute Stimmung und ist bei einem Modeling-Amp Pflicht. Ein Stereo-Effektloop wäre sinnvoll gewesen, gerade bei einem Stereo-Amp.

Leider ohne Stereo-Effektloop: DV Mark Multiamp
Leider ohne Stereo-Effektloop: DV Mark Multiamp

Modeling Amps

Die Ampauswahl kann über die Tasten CH1, CH2 oder CH3 vorgenommen werden. Damit man schneller an den gewünschten Charakter kommt, haben die Entwickler die Ampmodelle in diese drei Charakteristiken eingeteilt. Bei CH1 sind die cleanen Amps vertreten, CH2 ist für Crunch- bis MidGain-Sounds zuständig und bei CH3 wird die härtere Fraktion mit HighGain-Sounds bedient. Einige gemodelte Klassiker stehen bereit und folgende Amp-Modelle sind verfügbar:

CH1 (Clean)
Triple 6 CH1
Darkface ´65 (US)
Recto (US) CH1
Bassface ´59 (US)
Slodrive (US)
Ecstasy CH1
UK-45

CH2 (Crunch)

Triple 6 CH2

Top 30 (UK)
Slodrive (US)
Rock ´75 (UK)
Ecstasy CH2

CH3 (High Gain)
Triple 6 CH3
Recto (US)
Rock 900
Slodrive (US)
Heavy ´51 (US)
Ecstasy CH3
Gun 50

Hat man den gewünschten Amp ausgewählt, kann dieser ganz einfach wie gewohnt mit den Reglern auf der linken Seite eingestellt werden. LEDs um das Poti herum zeigen die Einstellungen an, die sich natürlich als komplettes Setting abspeichern lassen.  Wir hören uns nun ein paar trockene (alle Effekte ausgeschaltet) Ampsounds an. 
Darkface für jazzige Sounds mit einer ES 335:

Audio Samples
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Darkface

Rock ´75 passt gut für Stones-ähnliche Crunch-Sounds – Tele:

Audio Samples
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Rock 75

Ampmodelle in CH3 sind keine Mega High-Gain-Monster, aber das ergibt auch Sinn, denn sie können ja noch mit Overdrive-Einheiten angefüttert und so zu mehr Zerre bewegt werden. Hier der maximale Zerrgrad des Heavy ´51 Modells.

Audio Samples
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Heavy 51

Jetzt kommt die Rectifier Simulation mit vorgeschaltetem Distortion (MetalTone), die auch entsprechend sägt.

Audio Samples
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Recto Dist

Das Spielgefühl hinsichtlich der dynamischen Ansprache ist eher mittelmäßig und auch die Auflösung besonders bei den MidGain-Sounds nicht allzu prickelnd. Die digitale Klangerzeugung macht sich in diesem Bereich recht stark bemerkbar, der Amp kommt nicht mit der Wärme aus den Speakern, die ein guter Röhrenverstärker liefert. Hier ist das Beispiel mit Anschlagsdynamik und dem Rock 75 Modell. 

Audio Samples
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Dyna Pick

Line Out/Speaker Simulation

Der Line Out macht ebenfalls eine gute Figur und klingt authentisch. Für stille Recording-Einsätze ist dieser auf jeden Fall brauchbar. Auch die einstellbaren Parameter lassen noch einiges an Klanggestaltung zu. Man hat verschiedene Boxentypen zur Auswahl, ebenso einige Mikrofonmodelle, die ja bekannterweise auch ihren Beitrag zum Klanggeschehen liefern. Die CAB-Funktion läuft übrigens immer über den Line-Out, auch wenn sie im Display deaktiviert ist. Das macht Sinn, denn so kann man ohne CAB-Simulation über den Speaker Out die „richtigen“ Lautsprecher ansteuern und den Amp bequem über den Line Out ans Mischpult schicken. Hier ist ein Beispiel, das über den Line Out aufgenommen wurde.

Audio Samples
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Line Rev
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Fazit

Wie schon der Name sagt, bringt der DV Mark Multiamp dank DSP-Modeling Technologie verschiedene Ampmodelle mit einer leistungsstarken Transistorendstufe und einem sehr geringen Gewicht auf die Bühne oder ins Studio. Vor allem für „Vielspieler“, die sehr unterschiedliche Sounds anbieten müssen und nicht immer Tonnen von Amps und Effekten mitschleppen möchten, ist der Verstärker interessant. Er kommt mit einer überschaubaren Anzahl an Ampmodellen und Effekten, die sämtliche musikalische Einsatzbereiche abdecken. Die Cleansounds haben mir sehr gut gefallen, im mittleren Gain-Bereich schwächelt er leicht, vor allem wegen der etwas mageren dynamischen Ansprache. Dafür kracht er aber wieder bei den HighGain-Sounds. Zwar hat ein 100-Watt Röhren-Marshall immer noch mehr Druck, aber die Leistung des Multiamps ist auf jeden Fall auch für große Bühnen locker ausreichend. Die Konzeption des Verstärkers ist gut, aber leider nicht ganz zu Ende gedacht. Für den Live-Einsatz fehlt eindeutig ein Fußschalter, der den Funktionen des Multiamps angepasst ist. Die Fernsteuerung geht im Moment nur über eine MIDI-Leiste, die man zusätzlich erwerben und natürlich auch selbst konfigurieren muss. Laut Aussage des deutschen Vertriebs wird aber nachgelegt, ein spezieller Fußschalter ist geplant und die ausführliche Bedienungsanleitung ist ebenfalls in Arbeit. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Clean Sounds
  • High Gain Sounds
  • Speichermöglichkeit auf SD Card
  • Line Out Sounds
  • geringes Gewicht
Contra
  • dynamische Ansprache bei Mid Gain Sounds
  • Bedienungsanleitung (sehr knapp, nur in Englisch und Italienisch)
  • kein Fußschalteranschluss (Fernsteuerung nur über MIDI-Fußleiste)
Artikelbild
DV Mark Multiamp Test
Für 1.099,00€ bei
Mit so manchem kleinen Schwachpunkt, doch insgesamt ein klasse Gerät: DV Mark Multiamp.
Mit so manchem kleinen Schwachpunkt, doch insgesamt ein klasse Gerät: DV Mark Multiamp.
Spezifikationen
  • Hersteller: DV Mark
  • Modell: Multiamp
  • Typ: Topteil für E-Gitarre
  • Ausgangsleistung: 2x 250 Watt (4Ω), 2x 150 Watt (8Ω), 2x 85 Watt (16Ω), 1x 500 Watt (8Ω),
  • 1x 300 Watt (16Ω)
  • Bedienfeld Regler: Gain, Bass, Mid, High, Presence, Level, Master
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input, Phones
  • Rückseite Anschlüsse: 2x Speaker Out (Klinke), 1x Mono Speaker Out (Speakon), Send, Return, MIDI In, MIDI Through, 2x Balanced Out (XLR), 2x Unbalanced Out (Klinke)
  • Abmessungen: 486 x 89 x 324 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 4,3 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel, Adapter für Rackmontage
  • Preis: € 1699,- (UVP)
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