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DV Mark Galileo 15 Test

Während der italienische Hersteller DV Mark bei Gitarristen noch keine so große Rolle spielt, genießen die Produkte mit dem Markbass-Logo unter Bassisten schon seit 2001 einen guten Ruf. Die Gründe dafür sind recht einleuchtend, denn die Verstärker klingen gut, bieten ordentlich Power und sind unglaublich leicht. Dazu kommt ein mehr als moderater Preis für dieses attraktive Gesamtpaket. Weil es neben den anderen positiven Eigenschaften vor allem das verblüffend geringe Gewicht ist, das Bassisten zu schätzen wissen, sollen diese Segnungen nun auch uns Gitarristen zugutekommen. Immerhin produzieren die Italiener ihre Amps unter der Philosophie „Gut klingendes Equipment muss nicht viel wiegen.“

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Kein Wunder also, dass diesem Test eine recht hohe Erwartungshaltung zugrunde liegt und sich die Frage stellt, ob das kleine Gitarrentopteil mit 15 Watt im Lunchboxformat und dem Namen Galileo 15 auf dem richtigen Weg ist, die Marke unter Gitarristen ähnlich populär zu machen wie unter Bassisten.

DETAILS

Unser Galileo kommt im schwarzen Lochblech-Gehäuse, das von vorne und hinten einen Einblick in das Innenleben gewährt. Durch diese offene Konstruktion ist natürlich für reichlich Luftaustausch und Wärmeabfuhr gesorgt. Lediglich die Seiten sind massiv und mit schwarzem Vinyl überzogen. Transportiert wird das Topteil mit einem echten Lederriemen, der seitlich befestigt und über die Oberseite gespannt ist. Und tatsächlich lässt sich der kleine Kasten mit seinen 5,3 Kilo auch sehr bequem daran spazierentragen. Für stabilen und rutschfesten Halt sorgen vier große Gummifüße. Der Galileo ist klassisch aufgebaut und verzichtet auf Schnickschnack: vorne das Bedienfeld mit fünf Chickenhead-Reglern und auf der Rückseite die Lautsprecheranschlüsse. Die Verarbeitung und die verwendeten Bauteile machen einen guten Eindruck, der Amp sieht so aus, als könnte ihm das harte Leben unterwegs nicht viel anhaben. Das ist auch wichtig, denn gerade kleine Verstärker werden in allen möglichen Varianten transportiert (Auto, Bahn, Fahrrad …) und sind gerade dort erheblichen Erschütterungen und Stößen ausgesetzt. Sehr empfehlenswert ist auf jeden Fall die vom Hersteller angebotene Tasche (optional erhältlich), in der man das Topteil gut geschützt transportieren kann.

Unser einkanaliges Testmodell ist sehr schlicht konzipiert, die gerade einmal fünf Regler auf dem Bedienfeld sind für Gain, Dreiband-Klangregelung (Bass, Middle, High) und als Master für die Endlautstärke zuständig. Die cremefarbenen Chickenhead-Regler folgen der besseren Orientierung wegen einem Raster aus dreizehn Strichen. Neben der Eingangsbuchse befindet sich auf der linken Seite ein Schalter mit der Bezeichnung Bright, der bei Bedarf die Frequenzen um 3 kHz boostet. Der Power-Schalter auf der rechten Seite wird nicht von einem Standby-Switch begleitet, weshalb der Amp runde 20 Sekunden nach dem Einschalten braucht, bis die Röhren aufgewärmt sind und das Gerät vollständig betriebsbereit ist.

Auch die Rückseite präsentiert sich ganz puristisch nur mit den nötigen Anschlüssen: zwei Lautsprecher-Buchsen, eine mit vier, die andere mit acht Ohm und die Buchse für das Netzkabel.

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PRAXIS

Der Galileo wartet testbereit mit glühenden Röhren und hell leuchtenden gelben LEDs auf der Platine auf seinen Einsatz. Die Betriebsbereitschaft wird dadurch angezeigt, dass das Licht im Innenraum etwas dunkler wird und die Speaker ein Signal erhalten. Dieser Aufwärmvorgang dauert ca. 20 Sekunden. Zu Beginn habe ich die Klangregelung erst einmal neutral eingestellt und auch den Bright-Schalter aus dem Rennen genommen, damit wir einen unvoreingenommenen Blick auf den Grundsound des Amps werfen können. Außerdem ist der Gain weit zurückgedreht – ein möglichst cleaner Sound soll unser Ausgangspunkt sein. Wir werden uns dann Stück für Stück in Richtung Hi-Gain nach oben schrauben.
Man merkt schon, dass die Entwickler primär im Bass-Business unterwegs sind, denn der Galileo legt ein mächtiges Bass-Fundament aufs Parkett. Schon bei mittlerer Einstellung kommen die Anschläge auf den tiefen Saiten sehr kraftvoll aus den Speakern. Der Grundsound ist ansonsten in den Mitten etwas dünner und die Höhen sind dafür wieder etwas stärker vertreten. Für mein persönliches Empfinden klingt der Amp in mittlerer Position der Klangregelung etwas unausgewogen. Hier ist das Hörbeispiel mit der Strat.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Stratocaster812121212Off
Audio Samples
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Clean Flat

Für dünner klingende Gitarren kann der Bass-Schub natürlich auch hilfreich sein, sie gewinnen etwas Fülle. Aber wer dem Bassisten die Butter nicht vom Brot nehmen möchte und einen ausgewogenen Bandsound vorzieht, der sollte die Bässe etwas zurückzunehmen. Ansonsten kann es in diesem Bereich schnell kritisch werden, wenn zu viele Instrumentalisten mit starkem Bassanteil die Bühne bevölkern.
Für den Funksound mit der Tele habe ich daher die Bässe auf 10 Uhr heruntergedreht. Der Galileo tendiert charakterlich in Richtung Fender, aber die Höhen sind leider nicht so seidig und weich wie bei den amerikanischen Kollegen. Hier klingen sie etwas spitz, weshalb ich sie im folgenden Beispiel ebenfalls leicht abgesenkt habe. Aber so erhalten wir einen durchsetzungsfähigen Cleansound, der bei harten Anschlägen leicht übersteuert.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Telecaster8101410,512Off
Audio Samples
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Clean Funk

Ist der Gainregler auf 9 Uhr gedreht, liefern die Speaker bereits einen knackigen Crunchsound. Die Vorstufe des Galileo wird übersteuert und so langsam kann man auch ans Rocken denken. Für einen frischen, Stones-ähnlichen Overdrivesound sind die Mitten weit aufgedreht und etwas an Höhen hinzugefügt.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Telecaster910151412Off
Audio Samples
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Crunch

In dieser Einstellung haben wir längst die Zimmerlautstärke verlassen. Die 15 Watt sind recht laut und die Cleanreserven hoch genug, um auch eine Probe oder einen gediegenen Clubgig zu bestreiten. Wenn der Master die 12 Uhr Marke überschreitet, dann setzt auch hier logischerweise eine leichte Endstufenzerrung ein. Wer also absolut unverzerrte Töne in höheren Lautstärken benötigt, dem werden die 15 Watt nicht ausreichen. Wer aber gerne mit etwas Endstufenkompression seine Rhythmussounds abfeuert, der sollte hier mit Sicherheit seinen Spaß haben, denn erstere gibt es schon bei normaler Übungsraumlautstärke.
Als Nächstes werden wir uns der klanglichen Auswirkung des Bright-Schalters widmen. Diesmal habe ich eine Gitarre mit etwas höherem Output verwendet, die den Galileo etwas mehr zerren lässt, obwohl der Gain immer noch auf 9 Uhr steht. Bright hebt die Höhen ab ca. 3kHz etwas stärker an, allerdings sollte man mit dem Schalter vorsichtig umgehen, denn es kann je nach Gitarre sehr schrill werden. Hier sind zwei Beispiele, einmal ohne und dann mit der Bright-Funktion.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
SG912121212On-Off
Audio Samples
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Bright On Bright Off

Allerdings lässt sich der Bright-Schalter auch zum Finetuning nutzen, denn er bedient andere Frequenzbereiche als der Höhenregler. Experimentieren lohnt sich, man sollte auch nicht vor extremen EQ-Einstellungen zurückschrecken. Für einen britischen Rocksound müssen dann schon mal die Mitten voll aufgedreht werden, und wenn gleichzeitig der Bright-Schalter gedrückt ist, können im Gegenzug die Höhen voll aus dem Geschehen genommen werden. Und so klingt es dann.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
SG10,51117712On
Audio Samples
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Overdrive

Bei dieser Gelegenheit werden wir auch die Möglichkeiten des Equalizers genauer ausleuchten. Wir haben es hier mit einer passiven Klangregelung zu tun, deren Wirkungsbereich im mittleren Rahmen angesiedelt ist. Das bedeutet, dass extreme Klangverbiegungen nicht an der Tagesordnung sind, sondern eher normales Angleichen des Grundsounds. Durch den ohnehin stark ausgeprägten Bassbereich führt ein weites Aufdrehen des Bass-Reglers dort zu einem sehr undefinierten Sound, der auf der Bühne absolut nicht bestehen kann. Die Mitten greifen recht breitbandig und sorgen bei höheren Werten für eine gute Durchsetzungskraft, besonders bei verzerrten Sounds. Mit einem zurückgenommenen High-Regler kann man einen recht weichen Ton erzeugen, bei hohen Werten kommt es sehr spitz aus den Speakern. Ihr hört bei den folgenden Beispielen immer drei Werte des entsprechenden Reglers, und zwar bei 7, 12 und 17 Uhr, während die beiden anderen Klangregler in der mittleren Position (12 Uhr) bleiben.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
SG1012121212On
Audio Samples
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Bass Middle High

Bei voll aufgedrehtem Gain liefert der kleine Blechkasten bereits eine respektable Verzerrung, hier fällt vor allem die sehr unterschiedliche Übertragung der Pickups auf, aber das fällt unter die Rubrik Geschmacksache. Während der Halstonabnehmer meiner Les Paul fast schon Fuzz-artig daherkommt, bleibt der Steg-Pickup recht dominant und wesentlich durchsetzungsfähiger im Ton.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Les Paul1711131412Off
Audio Samples
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Max Gain

Zum Schluss widmen wir uns noch der Klangübertragung bei höherer Verzerrung und der dynamischen Ansprache. In dieser Disziplin ist der Galileo leider nicht ganz so weit vorne, denn bei höherer Verzerrung wird der Sound sehr dicht und es mangelt ihm an Transparenz. Man hört es am folgenden Akkordtest, bei dem ich die Akkorde E, G, D, A, E nacheinander angeschlagen habe. Sie sind als solche zu erkennen, aber es klingt schon etwas undifferenziert, besonders beim letzten E-Akkord, bei dem man die Anschläge nur sehr leise wahrnimmt. Da gab es bei anderen Amps und gleichem Zerrfaktor wesentlich bessere Ergebnisse.

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Les Paul1411141312Off
Audio Samples
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Chords

Die dynamische Ansprache ist in Ordnung, bei geringeren Gain-Einstellungen funktioniert es besser und man hat ein größeres Spektrum zur Auswahl. Ist etwas mehr Verzerrung eingestellt, muss sehr feinfühlig gearbeitet werden, denn der Amp besitzt ein starkes Kompressionsverhalten. Selbst wenn der Master noch nicht weit aufgedreht ist und sich die Endstufe noch nicht am Limit befindet, ist die dynamische Bandbreite bei höheren Gain-Settings etwas begrenzt. Man hört es auch beim nächsten Beispiel, bei dem ich zuerst die Saiten extrem leicht angeschlagen habe und danach hart mit dem Pick. 

GitarreGainBassMiddleHighMasterBright
Les Paul1411141312Off
Audio Samples
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Dyna Pick
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FAZIT

Der DV Mark Galileo macht äußerlich einen sehr guten Eindruck, das kleine Topteil im schwarzen Lochblechgewand ist sehr robust gebaut und mit einem Kanal und wenigen Reglern im positiven Sinne schlicht konzipiert. Der Amp hat für seine 15 Watt einen richtig guten Schalldruck und seine Cleanreserven reichen auch für kleine Clubgigs aus. Die Standard-Soundpalette reicht von clean bis Hi-Gain-Zerrsounds, allerdings hat mir persönlich der etwas unausgewogene Grundsound nicht so gut gefallen. Die Bässe sind sehr dominant und die Höhen etwas zu spitz. Auch mit extremen Einstellungen am EQ kommt die Freude nicht so richtig auf, hier könnte der Hersteller vielleicht noch einmal Hand anlegen, denn bei einigen Mitbewerbern im gleichen Preissegment waren die Klangergebnisse wesentlich zufriedenstellender. Für Proben und kleine Gigs kann man den Galileo empfehlen, im Studio würde ich ihn aufgrund seiner etwas schwachen Klangtransparenz und dem unausgewogenen Frequenzbild nicht einsetzen.

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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: DV Mark
  • Modell: Galileo 15
  • Typ: Röhrenverstärker Topteil
  • Ausgangsleistung: 15 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x ECC83 (Vorstufe), 2x EL34, 1x ECC83 (Endstufe)
  • Bedienfeld Regler: Gain, Bass, Middle, High, Master
  • Bedienfeld Schalter: Bright, Power
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input
  • Rückseite Anschlüsse: 2x Speaker (4Ω, 8Ω)
  • Abmessungen: 350 x 165 x 195 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 5,3 kg
  • Preis: € 599,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Gewicht
  • Schalldruck
Contra
  • Unausgewogener Grundsound
Artikelbild
DV Mark Galileo 15 Test
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