Kaum zu glauben, aber schon seit 20 Jahren existiert in Hannover ein Gitarrenhersteller namens Duesenberg, dessen Instrumente erst seit einiger Zeit die Beachtung finden, die sie schon lange verdienen – im eigenen Land wie international. Namhafte Musiker wie Carl Carlton, Ronnie Wood, Billy Gibbons und viele mehr sind überzeugte Duesenberg-Spieler, und ihre Zahl wächst stetig.
Auch ich kann und möchte nicht verheimlichen, dass ich selbst ein großer Freund der Gitarren mit dem großen D auf der Kopfplatte bin und seit einigen Jahren prinzipiell immer eine Doozy dabei habe, sei es auf Tour oder im Studio. Trotzdem werde ich versuchen, an den folgenden Test so objektiv wie möglich heranzugehen, obwohl das auf den ersten Blick gerade im vorliegenden Fall nicht unbedingt einfach zu werden verspricht: Die Testkandidatin, eine 49er Outlaw, schält sich aus der Verpackung und präsentiert sich ziemlich verschärft in einem heißen Krokoleder-Outfit.
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Details
Die 49er ist im Grunde die Duesenberg’sche Les Paul, die schon optisch unmissverständlich zeigt, was sie von ihrem Spieler erwartet: Sie will gerockt werden! Aber eines nach dem anderen.
Der feschen Lady hat man einen zweiteiligen Mahagoni-Body spendiert, bekleidet mit einer etwa zwei Zentimeter dicke Ahorndecke. Die ist nach klassischer Gibson-Art gewölbt und in unserem Fall in frivoles Krokoleder gehüllt. Aber keine Angst, die 49er kommt ökologisch korrekt an ihr kleines Schwarzes. Für sie musste keines der possierlichen Tierchen mit Überbiss seinen Pelz hinhalten; es geht es ausschließlich um Kunstleder! Nichtsdestotrotz kommt die Optik auch bei Nicht-Gitarristen sehr gut an und kann durchaus als Statement betrachtet werden. Wem das alles zuviel ist, der kann das gute Stück selbstverständlich auch lackiert erwerben, und zwar in Schwarz, Honey, Gold-Top oder Blue-Pearloid.
Auch bei unserer Probandin ist die Rückseite perfekt in Schwarz lackiert und gibt keinen Grund zur Beanstandung. Die Zargen sind mit einem cremeweißen Binding eingefasst, das sich hervorragend in das Erscheinungsbild einfügt. Auf der Oberseite fällt der Steg ins Auge, der sich Duesenberg-Tunamatic-Steel-Saddle-Bridge nennt. Hier werden die Saiten wie bei einer Telecaster durch Löcher auf der Rückseite des Korpus eingefädelt. Um den Winkel hinter der Brücke verändern zu können, hat man ein sogenanntes einstellbares STB-System verbaut, was nichts anderes bedeutet, als dass die sechs Hülsen in ihrer Höhe verändert werden können, um den Sound persönlich zu gestalten. Die Saitenschwingungen werden Duesenberg-typisch mit einem Grand Vintage Humbucker am Steg sowie einem Custom DP90 (einem P90 im Humbucker-Format) abgenommen. Auch hier zeigen sich hoher Nutzwert und Liebe zum Detail: Die Pickups können nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Neigung verändert werden – klasse! Ein Volumen- und ein Ton-Poti regeln die beiden Schallwandler, und auch hier hat Duesenberg mitgedacht, denn ein Kondensator am Volumenregler verhindert das typische Ausblenden der Höhen. Der Dreiweg-Schalter zur Pickupanwahl sowie die beiden Potis befinden sich auf einem cremeweißen Schlagbrett, das, wie die meisten anderen Hardwareteile, im Art Deco Design gestaltet und mithilfe dreier Holzschrauben am Korpus angebracht ist. An der Stelle, an der sich bei einer Les Paul normalerweise der Pickup-Selector befindet, prangt hier das Logo in Form eines D.
Der Hals ist in den Korpus eingeleimt und seine Rückseite deckend schwarz lackiert – auch hier betont das besagte cremeweiße Binding den Übergang zum Palisandergriffbrett. Mit einer Mensur von 647mm ist sie 20 mm länger als eine normale Paula. Auf dem Griffbrett finden sich 22 perfekt eingelassene und abgerundete Jumbo-Bünde, die zusätzlich im Plek-Verfahren individuell bei jeder einzelnen Gitarre abgerichtet werden.
Zuguterletzt thront die typische Kopfplatte mit den drei Stufen auf dem Hals und beherbergt sechs neuartige Z-Tuner aus eigenem Hause. Dabei kann sich der Saiten wechselnde Gitarrist aussuchen, ob er die neue Bespannung klassischerweise quer in den Schlitz einfädelt und wickelt, oder ob der Draht durch die Mechanik gesteckt, gestimmt und anschließend auf der Rückseite der gekapselten Peg-Heads (Mechaniken) abgeschnitten wird. Keine Sorge, natürlich lässt sich nach dem Abkneifen das überstehende Stück in die Mechanik zurückdrücken und so Nadelstiche und anderes Blutvergießen vermeiden. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Kopfplatte nicht von einem Binding verziert wird, sondern stattdessen nur klar lackiert ist. Allerdings musste ich tatsächlich erst etwas genauer hinschauen. Eine massive Abdeckplatte in Form einer Glocke und natürlich auch im Art- Deco Design verschließt den Zugang zum Halsstab, lässt sich aber leicht mithilfe eines Kreuzschlitz-Schraubendrehers entfernen.
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Praxis
Nimmt man die 49er in die Hand, fällt direkt ihre längere Mensur auf. Der Hals streckt sich schon ein ordentliches Stück nach links, was aber nicht heißt, dass er unhandlich wäre – ganz im Gegenteil. Die Saitenlage ist perfekt und mit ihren recht dicken Bespannung (10 auf 50!) lässt sie sich äußerst komfortabel bespielen. Der Hals ist eher von der kräftigeren Sorte und liegt mit seinem runden U-Profil satt in der Hand. Bei jedem Anschlag schwingt das Instrument sofort mit und resoniert überdurchschnittlich, wobei sämtliche Frequenzen gleichmäßig wiedergegeben werden und lange ausschwingen. Obwohl wir es hier mit einer Mahagoni-Gitarre zu tun haben, machen sich Ahorn-Hals und -Decke durchaus positiv bemerkbar und addieren einen ordentlichen Schuss Obertöne hinzu. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich am Verstärker macht.
Wie immer beginne ich mit einer cleanen Einstellung am Amp, in diesem Fall einem AC30, den ich mit einem Shure SM 57 abgenommen habe. Ich spiele dreimal dieselbe Figur, um die Klangunterschiede der Tonabnehmer herauszustellen.
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Clean HalsClean MidClean Steg
Der Hals-PU klingt erstaunlich spritzig, tiefe Frequenzen treten nicht zu stark in den Vordergrund und insgesamt kommt der P90 bauartbedingt wie ein Single-Coil auf Anabolika. In der Mitteleinstellung tönt ein für Duesenberg-Gitarren typischer Sound: Es klingt wie eine Strat, gepaart mit einer Tele, beide jeweils in der Mittelstellung. Die Mitten werden etwas ausgehöhlt und geben dem Instrument eine frische, ungewohnte Soundnote. Am Steg dominiert ganz klar der Humbucker-Sound. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wirkt er kompakter, komprimiert in den Mitten etwas, ohne jedoch dumpf zu klingen. Der Grand Vintage ist in seiner Charakteristik ein Vintage-Humbucker mit moderatem Ausgangspegel, was ihn durchaus für cleane Einstellungen am Amp interessant macht. Je nach Anschlag verändert sich der Klang aller Pickups und macht so eine Interaktion mit dem jeweiligen Amp möglich, Stichwort Dynamik! Ich drehe den Tonpoti raus, schalte in die Halsposition und spiele ein paar jazzige Chords, alles mit dem AC30.
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Chords Hals Tone raus
Auch in dieser Disziplin macht sich die 49er sehr gut. Obwohl die Höhenfrequenzen ausgeblendet sind, ist der Anschlag mit dem Daumen immer noch definiert wahrzunehmen. Jeder Attack wird mit einem kleinen Bassschub herausgearbeitet. Jetzt wird es funky und ich schalte wie auch im ersten Beispiel alle Pickup-Konstellationen durch. Als Verstärker dient jetzt ein Fender Twin.
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Clean Hals FunkClean Mid FunkClean Steg Funk
Auch hier zeigt sich die immense Soundvielfalt der 49er. Jeder Anschlag wird mit einem Schmatzer quittiert, der Hals-Pickup ermöglicht fetten Oldschool-Sound, der Kollege am Steg rotzigen Lenny Kravitz Style Funk und der Zusammenschluss beider den typischen ausgehöhlten “europäischen“ Funksound.
So, genug der klaren Töne, jetzt soll’s rockiger werden! Ich aktiviere wieder den AC30 und teste, wie sich die “Düse“ in diesem Segment schlägt.
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Crunch Hals
Na, das klingt doch schon ziemlich fett und rotzig. Obwohl ich dieses Soundfile mit den Fingern gespielt und mich ziemlich weit unten auf der E- und A-Saite aufgehalten habe, sind alle Töne sehr gut herauszuhören und gefallen mit ihrem tiefmittigen Growl.
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Crunch Mid
Hier habe ich anfänglich eine Singlenote-Line gespielt, die dann in ein Arpeggio mit überstehenden Tönen übergeht. Ein hochmittiger Sound addiert sich hinzu und klingt in seiner Charakteristik völlig anders als in den cleanen Beispielen, er ist also vollwertig am angezerrten Amp zu verwenden, was mir in den meisten Fällen bei Gitarren nicht wirklich gefällt.
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Crunch Steg
Das ist genau seine Welt, hier fühlt sich der Humbucker pudelwohl. Breitbeinig stellt er sich auf und verschafft sich rotzig Gehör. In dieser Einstellung scheint die Gitarre automatisch tiefer am Gurt zu hängen und verlangt nach knochentrockenen Riffs. Schön durchsichtig, aber mit einem gehörigen Pfund pumpt der Sound aus den Speakern.
Ich regele den Amp wieder etwas runter und vergleiche die Pickups miteinander.
Es ist schon erstaunlich, wie grundlegend sich die Charakteristik mit der Einstellung am Amp verändert. Alle Beispiele bekommen wieder mehr Höhenanteile, Attacks werden hervorragend herausgearbeitet und die Mittelstellung klingelt ganz herrlich in den hohen Frequenzen.
Abschließend hören wir, wie sich die Duesenberg 49er im Solospiel schlägt. Als Amp dient dieses Mal ein JCM 800 aus dem Hause Marshall mit passender 2×12“ Box mit Vintage 30 Lautsprechern. Eine Prise Hall habe ich dazugegeben, damit sie nicht so ganz alleine dastehen muss.
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Solo Steg
Auch hier kann ich nur lobende Worte finden, so klingt meiner Meinung nach ein klassischer Leadsound. Immer transparent, trotzdem fett, Bässe kommen quasi auf Knopfdruck, will sagen, sobald die Saite abgedämpft wird, machen sie sich breit. Jeder Anschlag ist wunderbar herauszuhören und – ein ebenfalls nicht ganz unwichtiger Aspekt – die Töne werden in höheren Lagen nicht dünner! Ein Phänomen, das mir in der Vergangenheit schon sehr oft bei anderen Gitarren aufgefallen ist. Warum das so ist, konnte ich bis jetzt leider nicht in Erfahrung bringen, aber es ist in der Tat hörbar.
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Der Test hat gezeigt, dass ich wirklich ein Fan der Gitarren aus dem Hause Duesenberg bin, und es lässt sich auch nicht verbergen. Die Verarbeitung und der Sound sind hervorragend und sollten so manchem Hersteller zu denken geben, der versucht, Exklusivität durch hohe Preise zu erreichen. Selten habe ich es mit solchen in sich schlüssigen Instrumenten zu tun, die durchweg professionellen Ansprüchen genügen und eine eigene Handschrift tragen wie die aus dem Hause Duesenberg. Auch die 49er macht darin keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Sehr erfrischend wird hier das Thema Les Paul interpretiert und mit tollen Features und eigenständigem Design kombiniert. Und das Preis-Leistungsverhältnis kann als sensationell bezeichnet werden.
Hallo, dieser Test war der letzte Tropfen den es gebraucht hat, eine Doozy 49er Gold Top zu kaufen. Das war die richtige Entscheidung! Ich bin schier begeistert und kann diesen Bericht nur unterstreichen. Beste Grüße - http://www.facebook.com/pag...
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Dietmar Bramsel sagt:
#1 - 10.08.2011 um 01:42 Uhr
Hallo,
dieser Test war der letzte Tropfen den es gebraucht hat, eine Doozy 49er Gold Top zu kaufen. Das war die richtige Entscheidung! Ich bin schier begeistert und kann diesen Bericht nur unterstreichen.
Beste Grüße - http://www.facebook.com/pag...