Digital DJ Solutions/Faderfox – 4midiloop Test

Drei Jahre ist es her, da erblickte der mittlerweile zum Kultobjekt avancierte Vestax VCI-100 das Licht der Welt. Drei Jahre, in denen die Anzahl der Produkte, die wir nach unserem Verständnis als typische DJ-MIDI-Controller bezeichnen würden, von nicht mal einer Handvoll auf mehrere Dutzend anstieg. Da leben Dual- und Single-Deck-Controller mit und ohne Jogwheel in friedlicher Koexistenz. Und neuerdings sieht man auch schon die ersten Quad-Maschinen. Besondere Geräte, die vom tonangebenden Layout abweichen, sind seltener zu finden und meist auch etwas teurer. Da fällt mir spontan Numarks NS7 ein.


Einer, der von Anfang an mitgemischt hat, um genau zu sein noch einmal drei Jahre vor dem besagten Vestax-Release, ist Mathias Fuchs. Der Hanseat, seines Zeichens Erfinder der beliebten Faderfox-Mikromodule, ließ seinen ersten Spross bereits 2004 auf die Traktor-Jünger los. Würde man heute die komplexe Benutzeroberfläche Traktor-Pros auf eine Hardware projizieren wollen, dann würde sie wohl aussehen wie mein heutiger Testkandidat. Krauts und Eidgenossen: der wohl umfangreichste Traktor Controller unseres Kosmos – 4midiloop.
4midiloop ist eine Kooperation zwischen der Hamburger Tüftelwerkstatt Faderfox und dem Schweizer DJ Mole. Das Design und Layout erinnert eher an einen klassischen DJ-Mixer (was nicht zuletzt an den fehlenden Jogwheels liegen mag) doch der Bursche hat eine klar definierte Mission. Er ist ein Traktor Controller für anspruchsvolle Vierdeck-Wizards. Anscheinend hat es sich der MIDI-FX-und-Loop-Controller nicht nur zur Aufgabe gemacht, Traktors Bedienoberfläche weitestgehend dem Direktzugriff zu unterwerfen, sondern auch aus ergonomischer Sichtweise noch ein wenig aufzumotzen, was sich an der Positionierung mancher Bauteile unschwer erkennen lässt. Ob der Testkandidat wohl mal irgendwann in vier Teile zerlegt, sagen wir mal in der Länge geviertelt, erhältlich sein wird? Dann könnte er Allen&Heaths XONE:1D ganz schön Feuer unterm Hintern, respektive neben dem Mixer machen und würde vielleicht auch nur ein Viertel des aktuellen Preises kosten. Denn der ist wirklich gepfeffert. 1399 Euro ruft Glanzmann Digital DJ Solutions auf seiner Website auf. Damit liegt die schwyzerdütsche Koproduktion unangefochten an der Spitze für DJ-Konsolen ohne Audio-Interface. Nur leider kann ich dafür erstmal keinen Stern verteilen. Jetzt will ich euch nicht länger auf die Folter spannen.

Eine Armada an Frickelwerkzeug
Also, mein unverblümter erster Eindruck, als ich die Kommandozentrale aus ihrem Karton gehievt habe, war: „Ach du meine Güte …“. So ungefähr muss sich Skywalker gefühlt haben, als er zum ersten Mal den imperialen Sturmtruppen gegenüberstand. Auf den ersten Blick eine echte Herausforderung. Ja, und auf den zweiten Blick fühlt man sich direkt angekommen. Quasi jedes „Treckersche“ GUI-Feature hat ein Bedienelement spendiert bekommen. An der Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden. Das CNC-gefräste Case entstand aus einem ganzen Aluminium-Block, die Präzision ist wirklich beachtlich. Ein echtes Kontrastprogramm zu manchen aktentaschengroßen 200 Euro Plastik-Bombern. Die Fader sind butterweich, die Drehregler sanft und die Mikrotaster mikrotastig. Ich sehe Status LEDs, wo es Sinn macht, Pegel- und Phasenmeter sowie Beschriftungen für alle Bedienelemente mit Ausnahme der Fader. Die Texte sind vielleicht etwas klein geraten, aber dank Eloxaldruck recht kratzfest. Und so langsam kristallisiert sich heraus, dass man hier einen herausragenden Quad-Controller für Traktoristen vor sich haben könnte. Das Ding, das man sich immer gewünscht hat. Aber nun ist erst einmal Schluss mit der Schwärmerei, denn ob 4midiloop diesen Ansprüchen tatsächlich gerecht werden kann, muss er erst noch beweisen. Hätten wir hier ein klassisches Mischpult, würde ich an dieser Stelle wahrscheinlich Front- und Backpanel begutachten, doch der Proband weist lediglich eine USB Typ-B Buchse auf der Rückseite auf. Sie dient als Schnittstelle zur Außenwelt und versorgt das komplette Gerät auch gleich mit Strom. Ein optionaler Netzteilanschluss ist leider nicht zugegen. Für den gediegenen Transport sollte sich der Besitzer auf jeden Fall eine passende Schutzhülle zulegen. Ob es eine spezielle Lösung geben wird, ist bei Kleinserien wie dieser meist unklar, aber man kann den Burschen vielleicht behelfsweise in die mitgelieferte Luftpolsterfolie wickeln, und der kostbare Inhalt ist vor Staub und Kratzern ein wenig geschützt. Alternativ bieten sich 20 Zoll Laptop-Taschen an – zum Beispiel der Marke Tech-Air für 20 Euro (500 x 65 x 370 mm) oder das Dicota Multi-Giant (52 x 41.5 x 15), welches für `nen Fuffi zusätzlichen Stauraum für Interface und Co stellt.

Die Qual der Wahl
Unser Testmodell hat sich ins schnittige Silver-Bullet-Design geworfen, weiterhin ist der Typus Silver-Moon, ein Black-Devil-Modell (Silver-Bullet mit schwarzer Faceplate) und die Variante Black-Pearl (Silver-Moon mit schwarzer Faceplate) erhältlich. Pearl und Moon verwenden statt der bunten Buttons hauptsächlich graue Mikrotaster, die in dunklen Umgebungen etwas schwieriger zu unterscheiden sind. Beim vorliegenden Vertreter heben sich die unterschiedlichen Funktionsgruppen etwas deutlicher voneinander ab und sind auch nach ein paar Hopfenkaltschalen noch zu handhaben, da bin ich sicher. Faderfox-Enthusiasten planen in dieser Hinsicht erst gar keine lange Einarbeitungszeit ein, denn die Farbgebung und Positionierung der Komponenten ist teilweise recht ähnlich geblieben, wie ihr dem Screenshot entnehmen könnt.

Wer hat, der hat
Der Testkandidat ist im Wesentlichen in sechs funktionale Baugruppen aufgeteilt. Von Nord nach Süd sind dies Master-, Effekt-, EQ-, Trigger- (Loops und Cues), Transport- und Fader-Sektion. Insgesamt zähle ich 47 Drehregler, 9 Encoder 166 Mikrotaster 152 LEDs und 5 Schieberegler. Das sind 227 Bedienelemente, die, wenn ich richtig überschlagen habe, inklusive Shift über 300 Software-Parameter steuern. Yeah. Trotz seiner Heerschar an Fummelwerk ist der Kontrolletti dennoch einigermaßen kompakt geblieben und wirkt ergonomisch und übersichtlich gestaltet. Mit seinen Abmessungen von 290 x 60 x 450 mm fordert er fast die gleiche Stellfläche wie ein Turntable in Scratchposition ein oder gut ein Drittel mehr Tiefe als mein Pioneer DJM-600 Mixer. Seine Größe und das Gewicht von 3,6 Kilo katapultieren ihn nah an die Grenze dessen, was in Ballungszentren beheimatete DJs nächtlich durch U-Bahn, Tram und Bummelzug schleppen wollen (da es sich um einen reinen MIDI-Controller handelt, gehören eine Soundcard, Kabelwerk und ein Laptop schließlich ebenfalls mit ins Gigbag). In ländlicheren Gebieten ist man aber meist mit dem Auto unterwegs, und dann passt das schon. Bis zum Airport haben alte Haudegen und Vinylisten auch schon schwerere Gerätschaften in Form von voll bepackten Plattenkoffer-Trolleys gefahren. Also alles tutti, oder? Im Praxisteil schauen wir uns an, wie die einzelnen Komponenten mit der Software zusammenwirken.

Praxis

Möge dein Rechner mit dir sein
Praktischerweise verlangt die Klassen-kompatible Konsole weder unter Windows noch auf dem Mac einen Treiber. Außer einem USB-Kabel, einer CD mit dem Konfigurationsfile und etwas Luftpolsterfolie fördert der Karton dann auch nichts weiter ans Tageslicht. Mit dem TSI werden die Produzenten wohl eine Menge Zeit verbracht haben, denn der Controller verfügt nicht nur über haptische Bauteile, auch die Lämpchen wollen akkurat gemappt sein. Ich möchte nicht wissen, was da bei den regelmäßigen Native-Instruments Generations-Updates so auf den Mann von der Waterkant und seine siebenköpfige Faderfox-Familie nebst Halbbruder 4midiloop zukommt, kann es mir aber aus eigenen Erfahrungen ungefähr vorstellen.

Bevor es losgeht, sollten angehende Zauberkünstler einen Blick auf die Mindestanforderungen werfen. Unter Windows XP geht’s ab einem P4 mit 1,4 GHz und 1GB RAM los. Am Mac sollte es ein 1,66 GHz Doppelkern sein. Das deckt sich mit der Aufschrift auf meiner Traktor-Verpackung. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass bei multiplen softwareseitigen Remix-Optionen ein bisschen mehr Power bestimmt nicht schadet. Sollte es dennoch zu Audio-Aussetzern kommen, empfiehlt es sich, die Latenzeinstellungen zu erhöhen. Ein Unterbinden der bidirektionalen Kommunikation zwischen den Level- und Phasen-Metern spart ebenfalls Ressourcen ein. In unserem Test haben wir aufs Scratching verzichtet und konnten daher auch ruhigen Gewissens mit einer Latenz von 5 ms arbeiten, was weder auf dem Windows-Doppelkern noch auf dem Macbook Performance-Einbußen nach sich zog. Welches Audiointerface letztlich zum Einsatz kommt, hängt dann vom angestrebten Verwendungszweck und dem Rest des Equipments ab.

Setup1 – Traktor Pro
Das gebräuchlichste Setup ist wahrscheinlich der Betrieb unter Traktor Pro mit Laptop und Interface bei Verwendung des internen Softwaremixers. Hier kann man bequem mit einer klassischen Master/Preview-Konfiguration arbeiten und ein Interface seiner Wahl benutzen. Das kann zum Beispiel ein Audio 2, 4 oder 8 von Native-Instruments sein, es funktioniert aber auch jede andere Core/ASIO-kompatible Lösung.

Setup 2 – Traktor Scratch Pro
Deejays, die sich das Turntable- oder Plattengefühl erhalten wollen, können zusätzlich ein Timecode-Vinyl einsetzen und den 4midiloop mit oder ohne einen zusätzlichen externen Mixer einsetzen. Bei Verwendung eines klassischen Mischpults scheint mir unser Proband mit seinen EQ-Sektionen dann allerdings etwas überdimensioniert. In diesem Fall tut es wohl auch ein Faderfox dritter Baureihe. Gegen die klassische Positionierung zwischen zwei Turntables spricht aber in meinen Augen nichts, denn auch im Timecode-Verbund fühlt sich der Schweizerdeutsche wohl und hat noch Reserven für zwei Loop-Decks. Voraussetzung wäre in diesem Fall aber eine Traktor-Scratch-Pro-Lizenz. Ich hätte da im Übrigen noch eine Anregung: Wie wäre es denn mit einer Tragegurtvorrichtung für reine MIDI-Artisten und drahtlose Verbindung zur Software, damit man den Burschen in bester Bauchladenmanier mit auf die Stage nehmen kann, um dem Publikum an vorderster Front einzuheizen?

Funktionsweise

Im oberen Zentrum geben drei Regler Zugriff auf die Master- und Preview-Lautstärke sowie das Mischungsverhältnis zwischen Haupt- und Monitoringsignal. Daneben schalten sechs kleine Schaltflächen analog zur Software Beat-Snappping, Quantisierung von Cues und Loops oder den Pausen Stotter-Modus ein. Weiterhin kann der Effektjongleur hier einen LFO-Reset für LFO-FX auslösen und den automatischen Audience-Beschaller namens „Cruise-Mode“ aktivieren. TAP wiederum setzt das Tempo der Master/MIDI-Clock. So können externe Geräte oder Traktor selbst synchronisieret werden oder die einzelnen Decks sich zur Master-Clock eintakten. Via Tastenkombination lassen sich die Konsolen-LEDs vor oder während des Betriebs in einem Rutsch mit der Software synchronisieren oder Traktor mit dem Ist-Zustand der Hardware-Potis und Fader gleichschalten. Darunter ist eine Browsersektion beheimatet, damit der DJ während der Performance nicht zur Computertastatur oder zur Maus greifen muss. Per Push-Encoder navigiert der Akteur geschwind in seinen Playlisten und dem Verzeichnisbaum, ferner kann er sich mit zwei separaten Tasten durch die Favoritenlisten hangeln (NEXT, PREV). Selbst an das Preview-Deck wurde gedacht (PLAY, LOAD). LOAD+PREV öffnet den System-Modus – er dient zum Anpassen der Faderkurven, der LED-Leucht-Intensität und der MIDI-Kanäle.

Kommen wir gleich mal zu den Lieblingsspielzeugen vieler eingefleischter Traktor-User. Vier identisch ausgestattete Effektsektionen mit je vier Drehreglern und fünf Buttons pro Einheit ermöglichen einen nahtlosen Zugriff auf sämtliche Traktor FX-Racks. Per Tastenkombinationen kann der DJ einzelne Effektarten austauschen, Effekt-Presets laden und Snapshots anlegen. Im verketteten Modus steuern die Potentiometer je ein Attribut plus DRY/Wet, im erweiterten Modus werden mehrere Kenngrößen eines Typus dirigiert. Jede Unit kann jedes Deck „attackieren“. Scharf geschaltet wird an den darunter liegenden Kanalzügen selbst. Die Bedienung geht leicht von der Hand. Es macht schon richtig Spaß, wenn alle Racks als Hardware-Abbildung vorliegen und man nicht per Shift zwischen den einzelnen Units wechseln muss, obwohl man dann natürlich gern zwei bis 14 Arme mehr zur Verfügung hätte.

Jeder der vier Kanalzüge hat ein Regelwerk für einen Vierband-EQ nebst Killbuttons und Gain mit auf den Weg bekommen, was Traktors XONE-Emulation mit geteiltem Mittenband entspricht. Die übrigen drei Softwaremixer (Nuo, P600, Classic) verwenden HI-, MID- und LOW-Shelf. Peakmeter aus fünf gelben Lämpchen informieren über die Pegelverhältnisse der einzelnen Kanäle. Darunter sind zwei Taster zur Crossfader-Zuweisung, der Lade-Button zum Befüllen des Players mit der aktuellen Songauswahl sowie eine Schaltfläche fürs Vorhören arrangiert. Die ALPS-Regler gehen sehr präzise zu Werke, wie ihr den nachfolgenden Beispielen entnehmen könnt.

Audio Samples
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EQ Cut HI Xone EQ Cut HiMid Xone EQ Cut LoMid Xone EQ Cut Bass Xone

Analog zum Screen wurden auch die Knöpfe des bipolaren Kanalfilters, der Tonhöhensteuerung und der FX-Buttons aufgeteilt. Ein großer Push-Encoder mit Button-Funktion spult durch den Track und eröffnet Poti-Scratching, ein weiterer ist für Pitch und Panning verantwortlich. Sicherlich bedarf es einer gewissen Umstellung, anstatt eines Schiebers per Endlosdrehregler zu pitchen, aber das Verfahren ist sehr genau. Unter Traktor Pro konnte ich so Tempo-Abstimmungen von schätzungsweise 0,03 Prozent bei +/-8 erzielen. Dit nenn ick ma ordentlich, wa!? Die EQ-Sektionen hinterlassen einen sehr souveränen Eindruck.

Audio Samples
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High Pass Filter Low Pass Filter Keycorrection

Genau wie die Faderfüchse, weist auch der 4midiloop ein etwas enges Tastenlayout auf. Wenn ich mir jedoch vorstelle, dass die doppelte Größe (inklusive erweiterter Abstände) vielleicht einen mittelgroßen Samsonite-Koffer für den Transport erfordern würde – ob man das wirklich will? Aber Spaß beiseite. Bei impulsiveren Cuejuggling-Remix-Attacken, was ja dank quantisierter Benutzereingaben nun wirklich eine Paradedisziplin von Traktor Pro ist, erweisen sich größere Buttons á la Pad-Controller schon als deutlich vorteilhafter, weil sie einfach treffsicherer sind. Beim 4midiloop kann der Akteur im Eifer des Gefechts schon mal daneben langen.

Die Cue-Sektion hat eine Palette Zweitfunktionen verpasst bekommen. PANEL wechselt zwischen Cue-, Move- und Grid-Leiste, MODE ins Move-Panel. Das Anlegen von Hotcues geschieht im STORE-Modus, DELETE löscht die Sprungmarken wieder.

Und was wäre ein DJ-Controller ohne einen Schleifenbaukasten? Jedes Deck hat manuelle und automatische Loops im Gepäck. Das Schöpfer-Duo entschied sich anstelle eines Cut-Encoders für Divider-Tasten. Sie modifizieren die Looplängen um den Faktor 2. Außerdem ist es möglich, den ganzen Loop im Takt zu versetzen oder ein RESET auf einen Takt auszulösen. Dass die Berliner Software unterschiedliche Cuepunkt-Typen kennt, sollte Nutzern hinlänglich bekannt sein. Daher wundert es nicht, dass selbst die Art der Markierung (Cue, Fade In/Out, Loop, Grid oder Move) bequem von der Konsole aus festgelegt werden kann.

Die letzten Button-Ensembles zeichnen für den Transport verantwortlich. Obendrein sind drei Schaltflächen für die automatische Beatsynchronisation und Pitchbending aufgereiht. Auf dem zweiten Layer bestimmt MASTER, welches Deck als Taktgeber, respektive Synchronisationsgrundlage fungiert. Per Shift-Kommando schleudert der DJ Instant-Doubles auf die übrigen Player. Das bedeutet, er lädt eine Kopie des aktuellen Songs in das ausgewählte Deck bei identischer Position und Geschwindigkeit. Prima.

Das Phasenmeter assistiert visuell beim Angleichen der Songs, denn es zeigt anhand seiner LEDs, ob ein Track beatsynchron zum Master-Deck oder zur Master-Clock läuft. Falls ja, bleibt die grüne Lampe in der Mittenstellung. Läuft der Song offbeat (vor oder zurück im Versatz), wandert die LED mit, und der DJ erkennt bereits mit dem bloßen Auge, welche Decks angepasst werden müssen. In der Praxis ist die Mixhilfe trotz seiner nur fünfschrittigen Auflösung nicht zu kurz geraten, denn sie springt sehr schnell an. Daumen hoch.

Letztlich kann auch die Fader-Sektion überzeugen. Sage und schreibe fünf Eclectic Beats ProX-Fader wurden verbaut und unterstreichen den professionellen Anspruch des Produktes. Für sämtliche Schieberegler gibt es, falls die Software keine individuelle Kurvenanpassung vorsieht, drei unterschiedliche hardwareseitige Konturentypen (linear, rapid, switch). Die Blendcharakteristik lässt sich allerdings nur fürs Kollektiv festlegen. Ein Reverse-Mode, mit dem sich die Richtung umkehren lässt, ist nicht implementiert. Einzig die Länge der Line-Fader auf CF-Niveau könnte manchem Anlass zur Kritik bieten, obwohl sie sich mit 50 Millimetern am Clubmixer-Standard orientieren. Bevor es nun in den Schlussteil des Artikels geht, lassen wir den an der Entwicklung maßgeblich beteiligten Mathias Fuchs zu Wort kommen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Die Anregung kam von Ivo Glanzmann (DJ Mole), nachdem er aus meiner
bestehenden 2er-Serie kurzerhand die Platinen ausgebaut und damit einen 4-Deck-Controller zusammengeschraubt hatte. Wir trafen uns dann dieses Jahr auf der Musikmesse und philosophierten sofort über ein produktionstaugliches Design eines 4-Deck-Controllers. Ich war beeindruckt von der mechanischen Konstruktion seines Prototypen, besonders auch von dem speziellen Aluminium, was wegen seiner Leichtigkeit im Flugzeugbau verwendet wird. Ich selbst habe leider nicht die Räumlichkeiten, solch eine Fertigung in meiner kleinen Werkstatt zu realisieren, was für Ivo jedoch kein Problem darstellte. Er war indes von meinen elektrotechnischen Möglichkeiten sehr angetan. Also was sollte da einer Zusammenarbeit entgegenstehen, zumal die Chemie zwischen uns sofort stimmte und wir mittlerweile befreundet sind.

Was hat euch veranlasst, einen derartigen Controller zu bauen?

Dass es bis dahin noch kein adäquates Spezialteil für den vollen Traktorgenuss gab, war dann natürlich auch noch ein Pro-Argument für das Projekt. Wir wollten endlich mal die totale Kontrolle über Traktor realisieren – was mit meinen kleinen Faderfox-Babys schon wegen der kompakten Bauweise teilweise mit Kompromissen behaftet ist. Was unsere Gemeinschaftsproduktion bieten sollte, war uns von Anfang an klar: Keine lästigen Umschaltereien mit Shift & Co, alle Funktionen sollten leicht zu durchschauen und sofort erreichbar sein und somit zum spontanen Mixen einladen. Nachdem dann die erste neue 4midiloop-Version fertig war, konnten wir auch sofort spüren, wieviel Spaß es macht, mit einem derart vollständigen Layout zu arbeiten.

Nach dem Release veranstaltete Ivo sofort ein paar öffentliche Testtage, wo sehr viel positive Resonanz von anderen DJs kam. Es werden weitere Events hinzukommen, wo Interessierte dann selbst Hand anlegen können, denn dieses Gerät muss man einfach erlebt haben. Die bloße Ansicht ist sicher schon beeindruckend, aber das Arbeiten damit ist tatsächlich ein Genuss. Die technische Realisierung dauerte übrigens nur circa fünf Monate, was für so ein Projekt sicher eine kurze Zeit ist. Aber wir brauchten ja auch nicht erst Marketing und Vertriebsabteilung zu fragen. In kleineren Firmen geht eben alles wesentlich schneller, direkter und familiärer ab.

Stehen weitere neue Projekte im Raum?

Ideen sind immer viele da. Im Prinzip kann man alles, was ich im kleinen Format mache,  auch als große „Edel-Version“ konstruieren. Aber sicherlich muss man da auch den wirtschaftlichen Aspekt noch stärker beachten. Letztendlich ist die Auflage dieses großen Controllers dennoch eine Kleinserie, die mit großen finanziellen Anstrengungen verbunden ist.
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Ergonomie und Handling
Ich kann das, was aus dem Interview hervorgeht, nur bestätigen. Es ist wirklich klasse, was die beiden Schrauber da zusammengestellt haben. Innerhalb weniger Stunden ist der Großteil der Funktionen und Tastenkombinationen bereits im Hinterkopf abgespeichert und die Bedienung geht in Fleisch und Blut über. Und nach einigen Nächten intensiven „Midiloopens“ möchte man die Kiste gar nicht mehr aus der Hand geben. Wenn jetzt noch Jogdials und zwei Tasten fürs Harddisk-Recording und die Broadcast-Funktion da wären… Vielleicht hätte man auch die einzelnen Funktionsgruppen anhand farblicher Abstufungen der Faceplate noch ein wenig deutlicher voneinander abgrenzen können. Aber das ist auch persönliche Geschmackssache. Eines ist jedoch klar: Solange Vierdeck DJ-Programme mit adäquaten Effektsektionen eher rar gesät sind, wird der 4midiloop hauptsächlich von Traktor-Usern eingesetzt werden. Wer mit Serato spielt, der ist mit einem Faderfox DX3 bzw. DL3 oder einem Stanton SCS-System, vor allem, wenn er auch Video-SL nutzt, aktuell besser beraten.

Etwas anders sieht die Sachlage für Virtual-DJs aus, denn Versionsnummer 7 ist aktuell mit sechs Abspieleinheiten samt Effekten, Sampler und Videomixer ausgestattet. Allerdings stellte sich heraus, dass es beim Mapping Probleme mit der Encoder-Interpretation gab. Auch Mixvibes hat inzwischen aufgerüstet und könnte ein potenzieller Anwärter für ein paar Testrunden sein. Im Zuge der aktuellen DVS-Rabatt-Aktionen wurde Ultimate bereits für 99 Euro gesichtet. Ein unglaublicher Preis für ein DVS, wenn man mal drei Jahre zurückspringt. Die Software ist aber nicht wirklich taufrisch, sondern hat schon einige Jährchen auf dem Buckel. Cross ist da schon aktueller, aber bekommt den 4-Radantrieb frühestens im Sommer 2011 implementiert, wie mir der Support erläuterte.

4midiloop und das Jahr 2011
Zukunftsprognosen sind gerade im schnellebigen Controller-Geschäftsfeld schwierig zu treffen, denn in der Regel schläft die Konkurrenz bekanntlich nie lange. Interessierte Beobachter haben bestimmt schon bemerkt, dass mit Traktor x.2.7 (beim Vorgänger ging es bis x.2.2) aktuell eine ziemlich hohe Versionsnummer ausgeliefert wird. Bedenkt man dazu, dass der S4 bereits mit neuen Software-Features ausgestattet wurde und Native-Instruments aktuell einen 50-Prozent-Rabatt auf alle Traktor-Produkte anbietet, liegt der Verdacht nahe, dass uns bald ein neues Update ins Haus flattert. Vielleicht sogar mit einem neuen Interface samt MIDI-Buttons? Wer weiß, was da kommen mag. Vielleicht eine Symbiose mit Maschine, im Sinne von „the Bridge“? Oder der lang erwartete Sampler? Und was bedeutet das für den 4midilooper? Eigentlich nichts Wildes, denn das Kistchen ist bei Weitem noch nicht ausgereizt. Einige Kontroll-Elemente haben noch Platz für Zweitbelegungen, wie etwa die Equalizer und Kills, die FX-Potis und Buttons am Kanalzug. Außerdem kann man wahrscheinlich darauf vertrauen, dass die Konstrukteure zeitnah passende Konfigurationsdateien aus dem Hut zaubern.

4midiloop ist ein ausgezeichneter Traktor-Controller, der in Sachen Funktionalität ganz vorne mitspielt. Auf sehr kompetente Weise dirigiert er vier Decks und Kanalzüge, lenkt die Effektgarnison und steuert Loop- und Cue-Abteilungen. Fast für jede Funktion der Software-Oberfläche hat er ein adäquates Bedienelement parat. Das blockgefräste Aluminiumgehäuse, die gummierten ALPS-Drehregler und fünf butterweiche Eclectic Beats X-Fader hinterlassen einen sehr hochwertigen Eindruck. Der Look ist dabei gewohnt zeitlos, das Feeling präzise. Schnell geht die Bedienung in Fleisch und Blut über, und der User hat eine bisher einzigartige Kontrolle mit simultanen Direktzugriffen, die sonst nur über mehrere Geräte realisiert werden können. Wer individuelle Befehle nachrüsten will, dem stehen zudem noch ein paar Komponenten zur Doppelbelegung bereit. Wie das bei zukünftigen Software-Updates aussieht, wird natürlich auch vom Umfang der neuen Features abhängen, doch damit hat jeder MIDI-Controller zu kämpfen. Und die Kehrseite der Medaille? Wie schon bei seinen Faderfox-Verwandten kommen auch hier die kleinen Mikrotaster mit dem engen Layout, gerade beim Cuejuggling, etwas negativ zum Tragen. Ein zweiter und sehr gewichtiger Kritikpunkt ist für mich definitiv auch die Investitionssumme von 1400 Euro. Für einen Controller ohne Sound-Interface ist das meiner Meinung nach zu viel, auch wenn es sich hier um ein sehr erlesenes Arbeitswerkzeug handelt. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Der 4midiloop ist ein absolut tolles Hardware-Abbild der Berliner Software Traktor Pro, das es in Punkto Zweckmäßigkeit, Aufbau und Steuerelemente pro Quadratdezimeter ganz schön in sich hat. Aufgrund des hohen Preises und der kleinen Taster schlittert die Konstruktion letztlich am fünften Stern vorbei. Wer die Kohle hat, findet im 4midiloop sicherlich einen zuverlässigen Langzeitgefährten für ultimative Loop- und Effektgewitter, sei es mit oder ohne Turntable-Unterstützung. Da bekommt der Live-Remixer gleich mal einiges an Oktan mehr in den Tank – falls er genügend Hände frei hat.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Traktor 4-Deck-Controller
  • Hochwertige Bauteile und Verarbeitung
  • Sehr viele Bedienelemente
  • Nahtlose Software-Abbildung
  • Gut strukturiertes Mischpult-Design
  • Abrufbare Effekt-Presets
  • Frei wählbare MIDI-Kanäle
  • Effiziente Konfigurationsdatei
  • Freiraum für Doppelbelegungen
Contra
  • Relativ hoher Preis
  • Enges Tastenlayout
  • Ohne DJ-Software
Artikelbild
Digital DJ Solutions/Faderfox – 4midiloop Test

Herstellerlink: 4Midiloop

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