Anzeige

CORT GB 74JJ Test

Die Firma Cort blickt bereits auf eine lange Tradition im Instrumentenbau zurück. Angefangen hat alles 1960 mit dem Import von Pianos. Im Laufe der Zeit spezialisierte man sich immer mehr auf den Bau von Gitarren und Bässen und etablierte sich schnell als feste Größe im hart umkämpften Markt. Auch andere große Namen im Business vertrauen schon lange auf das fundierte Know-How und lassen gerade ihre günstigen Serien-Instrumente in den heiligen Hallen von Cort fertigen. Auf diese Art hat sicher jeder von uns schon einmal einen von Cort gebauten Bass in der Hand gehabt, ohne es zu wissen!

Cort_GB74JJ_Amber_004FIN


Viele Hersteller aus Fernost verlagern sich ja leider ausschließlich auf das Kopieren bestehender erfolgreicher Konzepte, doch Cort bildet da eine durchaus sympathische Ausnahme. Mit ihren Artisan- und Action-Modellen haben sie sehr eigenständige Designs am Start, und vor wenigen Jahren schneiderten sie zudem Meisterbassist Jeff Berlin mit dem Rhitimic ein Signature-Modell an den Leib. Einzig die GB-Serie lehnt sich an klassische Designs an, war aber bisher nur mit modernen Pickup-Konfigurationen zu haben. Mit den neuen JJ-Modellen aus der GB-Serie geht es jetzt noch mehr “back to the roots”. Dabei hat man allerdings die ein oder andere Annehmlichkeit aus der Moderne nicht vergessen, wie wir sehen werden!

Details

Ok, es ist ein Jazz Bass! Da stellt sich natürlich die Frage: “Gibt es davon nicht eigentlich schon genug auf der Welt?” Die Antwort lautet sicher “Ja”, aber für Cort macht das tatsächlich Sinn. Neben ihren zwei eigenen Modellen, die relativ modern ausgerichtet sind, stellt der GB 74JJ nämlich eine Abrundung des Firmen-Portfolios dar und erweitert somit den potentiellen Kundenkreis.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit dem neuen 74JJ-Modell aus der GB-Serie geht es bei Cort „back to the roots“.

Konzept, Konstruktion und Design des archetypischen Jazz-Basses sind sicher jedem hinlänglich bekannt – von daher kann ich mich hier kurz fassen. Der Korpus entspricht ziemlich genau dem Vorbild; er besteht aus Sumpfesche und wurde vermutlich gebeizt. Dieses Verfahren verleiht ihm einen honigfarbenen Teint, wie man ihn z.B. von manchen Streichinstrumenten kennt. Zusätzlich wurde das Instrument mit einem glänzendem Klarlack überzogen, um die schöne Holzoptik lange zu bewahren. Das Ganze hört auf den Namen “Natural Glossy”.

Auch das transparente Schlagbrett gewährt einen freien Blick auf den Korpus. Das Kürzel “JJ” im Namen verrät bereits, dass hier die beiden Jazz-Bass-typischen Singlecoils verbaut wurden. Sie stammen aus Corts eigener Produktion und nennen sich “Voiced Tone VTB-ST”. Auch die aktive Elektronik stammt aus eigenem Hause. Die vier Regler bedienen Volume, Balance, Bass und Treble. Zusätzlich lässt sich der Bass per Push/Pull-Funktion des Volumen-Potis in den Passiv-Modus schalten.

Fotostrecke: 8 Bilder Die beiden Singlecoil Tonabnehmer in Hals- und Stegposition stammen aus eigener Fertigung…

Das Elektronikfach befindet sich auf der Rückseite, ebenso der separate Zugang zur notwendigen Batterie. Die Omega-Brücke ist eine Kopie der vor allem in den 80er- und 90er-Jahren beliebten Badass-Brücke, welche besonders durch Marcus Millers Fender Jazz Bass bekannt wurde. Die Omega-Bridge besitzt eine große und relativ dicke Grundplatte, was die Übertragung der Schwingungsenergie auf den Korpus reduziert. Diese Energie bleibt somit in der Saite, und das Resultat ist ein verbessertes Sustain: die Saite schwingt also länger! Die Omega-Brücke ist wie die restliche Hardware chromfarben.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf dem GB 74JJ kommt eine massive Omega-Brücke zum Einsatz,…

Beim Hals meines Testobjektes gibt es die auffälligsten Unterschiede zum Original. Die Holzkomponenten sind klassisch, Ahornhals mit Ahorngriffbrett (Canadian Hard Rock Maple). Das kommt einem bekannt vor. Allerdings hat man sich bei Cort für ein hauchdünnes Satin-Finish entschieden. Dieses führt zu einer sehr angenehmen und komfortablen Bespielbarkeit. Kein Brems- oder Klebeeffekt wie man es von lackierten Hälsen kennt hindert die Greifhand bei Lagenwechseln. Der Zugang zur Schraube des Halsspannstabs ist auch ein modernes Feature. Er befindet sich am Hals/Korpus-Übergang und man benötigt weder ein spezielles Werkzeug noch muss man eine Abdeckung bzw. das Schlagbrett entfernen. Jeder kleine Schraubenzieher etc. tut es und in wenigen Sekunden ist der Job erledigt. Sehr schön! Die Kopfplatte ist eine Interpretation des Originals und beheimatet die vier Hip Shot Ultra Lite Tuner. Merkmale wie die 38 mm Sattelbreite, 21 Bünde und die vierfach Verschraubung von Hals und Korpus sind dann wieder vom Original übernommen. Allerdings wurde der Korpus an diesem Punkt zum unteren Cutaway elegant abgerundet. Das macht den Weg für die Hand frei und auch den letzten Bund sehr komfortabel erreichbar. Ein weiterer Pluspunkt gegenüber dem originalen Design.

Fotostrecke: 7 Bilder Der klassische Ahornhals mit Ahorngriffbrett sitzt satt in der Halstasche…

Wir sehen: Insgesamt lehnt sich der GB 74JJ stark an das Vorbild an, wartet aber mit ein paar kleinen und sinnvollen Annehmlichkeiten auf, die man sich beim Vorbild schon häufig gewünscht hat. Die Verarbeitung ist tadellos, und auch die Qualität der verwendeten Komponenten wie Omega-Bridge und Hipshot-Tuner sprechen für sich.

Anzeige

Praxis

Ebenfalls vom Original übernommen ist die leichte Kopflastigkeit. Sie hält sich aber beim GB 74JJ wirklich in Grenzen, ob nun im Sitzen oder Stehen. Für einen Viersaiter spielt er mit knapp über 4kg Gewicht nicht in der Liga der Leichtgewichte, bleibt aber vollkommen im Rahmen.
Ansonsten wirkt alles sehr vertraut: die 38 mm Sattelbreite, der schlanke Hals mit D-Profil – alld as kennt und schätzt man an einem Jazz Bass, und bei diesen Punkten möchte Cort offensichtlich ganz bewusst den Liebhaber dieser Bässe nicht verschrecken. Die Saitenlage lässt sich auf ein komfortables Niveau einstellen, ohne dass es zu Schnarren oder Ähnlichem kommt. Die Bespielbarkeit ist daher alles in allem einwandfrei – und in dieser Preisregion sogar vorbildlich!
Der passive Grundklang des GB 74JJ ist “typisch Jazz Bass”. Beide Tonabnehmer zusammen liefern den beliebten Allroundsound für alle Lebenslagen und Spieltechniken. Der Bridge-Pickup alleine eignet sich für trockene, drahtige Fingerstyle-Grooves oder Flagoletts, der Hals-Pickup für voluminösen Rock. Wie von einem Jazz Bass erwartet, macht der Cort unkompliziert seinen Job und sitzt wunderbar im Mix, ohne dass man einen der Regler bemühen muss.
Alle Sounds sind erwartungsgemäß nicht von alleredelster Güte – müssen sie aber auch nicht unbedingt. Zieht man nämlich den Preis in Betracht, ist das schon sehr beachtlich, was aus dem Cort herauskommt. Eine passive Höhenblende würde hier jedoch ohne großen Mehraufwand noch deutlich mehr Flexibilität liefern. Mit dem Hals-Pickup wären dann z.B. auch “old school”-Soul- oder Blues-Sounds möglich, und den Bridge-Pickup könnte man noch mehr in Richtung “Jaco” trimmen. Ein Teil der Palette klassischer Jazz-Bass-Sounds lässt sich mit dem GB 74JJ somit nicht ohne Weiteres erzielen.

Der Cort GB 74JJ liefert den beliebten Jazz Bass Allroundsound für alle Lebenslagen und Spieltechniken.
Der Cort GB 74JJ liefert den beliebten Jazz Bass Allroundsound für alle Lebenslagen und Spieltechniken.

Nachfolgend präsentiere ich euch einige Soundfiles, mit denen ihr euch einen guten Eindruck vom Sound des Cort-Basses machen könnt.

Audio Samples
0:00
Beide PUs Beide PUs Slap Hals-PU Bridge-PU

Vermutlich hatte Cort beim GB 74JJ nicht ausschließlich die traditionellen Sounds im Hinterkopf – und auch nicht die damit häufig anvisierte Zielgruppe. Die Aktiv-Elektronik hat man dem Bass nämlich sicherlich nicht ohne Grund spendiert! Mit diesem Feature ist er für modernere Sounds gut gerüstet – in der traditionellen Ecke muss man dafür mit leichten Abstrichen leben.
Für den attraktiven Preis bekommt man logischerweise auch nicht alles, was das Herz begehrt. Aktiviert man die Zweiband-Elektronik, bemerkt man sofort einen kleinen Boost in den Höhen. Das Klangbild wird augenblicklich crisper, man könnte sagen: “moderner”.
Alle drei Pickup-Konfigurationen (beide, Hals, Bridge) lassen sich nun mit der Elektronik noch dementsprechend formen. Der Bass-Regler gefällt mir gut, denn er kann wirklich über den ganzen Regelweg genutzt werden. Mit dem Höhen-Regler sollte man hingegen etwas vorsichtiger sein. Auf dem letzten Drittel wird es dann doch etwas giftig und ein deutliches Rauschen gesellt sich zum Klangbild.

Audio Samples
0:00
Beide Pickups, Bass: + 30% Beide Pickups, Bass: + 30%, Treble: + 10% Hals-Pickup, Bass: + 50%, Treble: geschlossen
Anzeige

Fazit

Cort hat mit dem GB 74JJ der Originalvorlage Leo Fenders behutsam ein paar moderne Features hinzugefügt. Diese machen absolut Sinn und an mancher Stelle das bassistische Leben leichter, siehe Trussrod, Finish des Halses oder Hals-Korpus-Übergang. Die Company geht jedoch nicht so weit, dass sie den Fan des Vorbilds verschrecken. Das Ergebnis ist ein bewährtes Konzept in beliebter Optik mit zeitgemäßen Touch. Es ist und bleibt ein Jazz Bass – und das ist gut so. Seitens der Elektronik hat man sich bei Cort für eine moderne Ausrichtung entschieden und auf eine passive Höhenblende verzichtet. Einige klassische Jazz-Bass-Sounds sind ihm also nicht zu entlocken, das sollte man wissen! Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist jedoch auf jeden Fall hervorragend, denn für erstaunlich wenig Geld bekommt man mit dem Cort GB 74JJ ein gutes, tadellos verarbeitetes Instrument. Hochwertige Hardware, solide moderne Sounds und gute Bespielbarkeit gibt es obendrauf.

Pro:
  • Gute moderne Jazz Bass Sounds
  • Gute Verarbeitung
  • Tolle Bespielbarkeit, vor allem durch den Hals
  • Komfortabel zugänglicher Trussrod-Zugang
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
  • keine passive Höhenblende
  • Höhenregler rauscht bei Vollanschlag
Der Cort GB 74JJ ist ein solider Jazz-Bass mit einigen modernen Features zum günstigen Preis.
Der Cort GB 74JJ ist ein solider Jazz-Bass mit einigen modernen Features zum günstigen Preis.
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Cort
  • Modell: GB 74JJ
  • Mensur: 34 Zoll
  • Body: Sumpfesche
  • Hals: einteilig Ahorn, 21 Frets
  • Griffbrett: Ahorn
  • Sattelbreite: 38 mm
  • Elektronik: Cort Zweiband-EQ, aktiv/passiv schaltbar
  • Pickups: Cort Voiced Tone VTB-ST
  • Hardware: Hipshot Ultralite Tuner, Omega-Bridge
  • Finish: Natural Glossy
  • Gewicht: ca. 4,1kg
  • Preis: 539,- Euro (Ladenpreis im Juli 2017)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gute moderne Jazz Bass Sounds
  • Gute Verarbeitung
  • Tolle Bespielbarkeit, vor allem durch den Hals
  • Komfortabel zugänglicher Trussrod-Zugang
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • keine passive Höhenblende
  • Höhenregler rauscht bei Vollanschlag
Artikelbild
CORT GB 74JJ Test
Hot or Not
?
Der Korpus entspricht ziemlich genau dem Vorbild, besteht aus Sumpfesche und wurde vermutlich gebeizt.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo