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Chapman ML-1 Test

Die Chapman ML-1 im bonedo-Test – Es gibt schon kuriose Geschichten, wie manch einer zum Gitarrenhersteller wurde, und auch der Schöpfer der Chapman ML-1 weiß eine solche zu erzählen. Der britische Gitarrist Rob Chapman, ein sehr aktiver YouTube-Nutzer, hatte 2009 die Idee, zusammen mit seinen YouTube-Fans eine Gitarre zu entwerfen. Über 5000 Personen nahmen an der Aktion teil und brachten ihre Vorschläge bezüglich Korpus, Hals-Shaping, Headstock, Pickups und Finish ein.

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Ergebnis war  die ML-1, die dann tatsächlich als eine auf 500 Instrumente limitierte Auflage in China gefertigt wurde. Nach knapp drei Monaten waren alle Gitarren verkauft. Die Fertigung in Fernost erlaubte einen angenehmen Kurs, und der Erfolg ermunterte Chapman, 2010 das nächste Projekt anzugehen. Dabei wurde im Kollektiv eine Single Cut Gitarre erstellt, die bereits nach drei Wochen ausverkauft war. Weil einige Interessenten leer ausgingen und aufgrund des großen Erfolgs entschloss sich Rob, weiterzumachen und verlegte die Produktionsstätte nach Korea. Mittlerweile sind auf diese Art und Weise sechs unterschiedliche Modelle entstanden und auch tatsächlich verfügbar. Wir bekamen fünf Modelle zum Test und werden sie euch nacheinander vorstellen. Den Anfang macht die ML-1, das Ursprungs-Instrument, in ihrer aktuellen Version.
Die ML-1 wird auf der eigenen Homepage als Schweizer Taschenmesser unter den Gitarren angepriesen. In der Tat sind Strat-Style-Gitarren mit einer SSH-Pickupbestückung (2x Single Coil, 1x Humbucker) als Allzweckwaffe schon seit den Achtzigern sehr beliebt. Sind sie dazu noch mit einem Tremolosystem ausgestattet, ist man für viele unterschiedliche musikalische Einsätze gerüstet. Unsere Testkandidatin wird zudem  zum verlockenden Preis von 439 Euro inklusive Gigbag feilgeboten. Keine schlechten Vorzeichen also, aber die Frage bleibt, was hinter der Fassade steckt.

Details

Korpus

Die Chapman ML-1 ist mit einem Mahagoni-Korpus ausgestattet und präsentiert sich im Strat-Style Shaping mit zwei versetzt angebrachten Cutaways. Zur besseren Anpassung an den Körper des Spielers hat man auch hier diverse Fräsarbeiten an Vorder- und Rückseite vorgenommen. Auffällig ist aber auf jeden Fall das Gewicht unseres Instrumentes, das mit seinem massiven Body stattliche 4,4 Kilo auf die Waage bringt – für eine Strat ist das eine ganze Menge. Unser Testinstrument kommt im Antique Sunburst Finish, die Gitarre gibt es aber auch in Trans Black und Natural Mahogany. Bestückt ist sie mit der bereits erwähnten Pickup-Konstellation, dazu kommen ein drei-Wege Toggle Switch und zwei Regler, allesamt in Schwarz. Die ML-1 hat ein Standard-Tremolosystem, das mit sechs Schrauben am Korpus befestigt und so justiert ist, dass man nur nach unten hebeln kann, da der Steg fest aufliegt. Es stehen sechs einzeln verstellbare Saitenreiter zur Verfügung, die eine glatte Auflagefläche für die rechte Hand bieten. Natürlich darf man in diesem Preisbereich bei den Bauteilen keine Boutique-Qualität erwarten, und so muss man sich mit einem leicht wackelnden Tone-Poti, einem nicht hundertprozentigen Kontakt beim Toggle-Switch und relativ viel Spiel beim eingesteckten Tremolo-Arm arrangieren. 

Fotostrecke: 10 Bilder Die Form der Chapman ist an die Stratocaster angelehnt.

Pickups

Die Gitarre ist mit einem Chapman Guitarnivore Humbucker am Steg und zwei Chapman Extreme Victory Singlecoils in der mittleren und in der Halsposition bestückt, allesamt passive Tonabnehmer. Geregelt werden sie per Master Volume und Master Tone. Im Gegensatz zu den meisten Strat-Style Gitarren ist die ML-1 mit einem Drei-Wege Toggle-Switch ausgestattet. In Verbindung mit der Coil-Tap Funktion des Humbuckers, die über das Push/Pull-Poti des Tonreglers aktiviert werden kann, lassen sich ein paar spezielle Kombinationen realisieren, die sich von einer Standard Strat-Schaltung etwas absetzen. So sieht das Ganze aus:

Pickup-Konfiguration (ohne Coil Split):
1 – Hals-Pickup (Singlecoil)
2 – Hals- und Stegpickup (Singlecoil & Humbucker)
3 – Stegpickup (Humbucker)

Pickup-Konfiguration (mit Coil Split):
1 – Hals- und mittlerer Pickup
2 – Alle drei Pickups
3 – Steg Pickup (nur eine Spule) und mittlerer Pickup

Fotostrecke: 6 Bilder Die ML-1 kommt mit drei Pickups…

Der Hals unseres Testmodells besteht aus Ahorn und ist mit einem Ebenholzgriffbrett belegt. Er ist stabil mit einer vierfachen Verschraubung am Korpus befestigt, wobei der Hals-Korpus-Übergang zur besseren Spielergonomie leicht angefräst wurde und so die höheren Lagen gut erreichbar sind. Das Profil ist ein Thin C, es ist recht schlank und liegt gut in der Hand und besonders der unlackierte Halsrücken ermöglicht schnelle Positionswechsel der Greifhand. Die ML-1 hat eine 648er Mensur und ist mit 22 Extra Jumbo Frets bestückt, die sehr gut poliert sind, auch an der Halskante steht nichts über. Hier wurde definitiv nicht gespart, der Hals fühlt sich wirklich gut an, bei anderen Gitarren in dieser Preisklasse sieht das manchmal wesentlich schlechter aus. Die Saiten laufen über einen Tusq-Sattel zu den Mechaniken (Grover Machine Heads), die sich einseitig am Reversed Headstock befinden. Die Tuner arbeiten sorgfältig und ohne tote Punkte. 

Fotostrecke: 6 Bilder Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett
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Praxis

Zu Beginn verschaffen wir uns einen Eindruck über die sechs verschiedenen Grundsounds, die unser Instrument zu bieten hat, das Ganze mit einem unverzerrten Amp. Hier sind die drei Kombinationen ohne Coil Tap.

Audio Samples
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Clean 1 Clean 2 Clean 3

Dann die Split-Kombinationen. Die Singlecoils werden natürlich nicht gesplittet, aber durch das Herausziehen des Tone-Potis werden neben dem Splitten des Humbuckers auch andere Verschaltungen der Tonabnehmer aufgerufen, siehe oben.

Audio Samples
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Clean Split 1 Clean Split 2 Clean Split 3

Vergleicht man diese Singlecoils mit einem gewöhnlichen Stratsound, dann ist die ML-1 in den Höhen etwas härter und hat weniger Mitten im Gepäck. Mein Fall ist das nicht unbedingt, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Der Humbucker hat logischerweise einen etwas stärkeren Pegel, vom Ton her ist er aber wesentlich mittiger und liefert weniger Höhen. Die klangliche Abstimmung zwischen den Pickups ist meiner Meinung nach nicht ganz homogen. 

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Bei angezerrten Sounds machen die Singlecoils aber eine gute Figur und sorgen für einen bissigen Ton, der sich aufgrund der starken Höhen auch problemlos durchsetzt. In diesem Kontext fällt der Humbucker etwas ab, er zeigt sich recht matt, die Höhen fehlen im Vergleich zu den giftigeren Singlecoils. Ihr hört jetzt vier Varianten direkt hintereinander:
1. Hals-Pickup   
2. Hals und mittlerer Pickup  
3. Mittler und Steg-Pickup (eine Spule) 
4. Steg-Pickup (Humbucker) 

Audio Samples
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Crunch

Wer den Humbucker für rotzige Mid-Gain-Sounds nutzen möchte, sollte die Höhen am Amp etwas weiter aufdrehen. Mit einem zweikanaligen Verstärker funktioniert das dann auch ganz gut, wenn man den Clean- oder Crunch-Sound mit den Singlecoils spielt, die höher verzerrten Sounds mit dem Humbucker und dafür dann am Amp zwei unterschiedliche EQ-Einstellungen nutzt. So kann der Klangunterschied der Pickups etwas angeglichen werden, vorausgesetzt, man hat einen Verstärker mit getrennter Klangregelung. So klingt der Humbucker mit etwas Höhenboost vom Amp. 

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Mid Gain

Die Anschlagsdynamik ist nicht von schlechten Eltern und der Zerrgrad lässt sich ganz gut mit den Fingern steuern. Die wahren Feinheiten im Klang werden von den Pickups aber nicht unbedingt bis ins letzte Detail  genau übertragen. Aber auch das ist bei der Preisgestaltung nicht zu erwarten. 

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Dyna Pick

Das Tremolosystem ist bei kleinen Bewegungen recht stimmstabil. Allerdings sind die Sattelkerben für die A-und D-Saite ziemlich schmal, sodass die bei heftigen Bewegungen dort hängenbleiben und sich verstimmen. Hier ist ein wenig Nacharbeit angesagt, dann sieht auch diese Disziplin ganz zufriedenstellend aus.

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Tremolo

Bei HighGain-Sounds kommt die Gitarre ganz gut rüber. Der Steg-Pickup generiert bei Mid Scoop Klängen zwar keine aggressive Note, ist aber auf jeden Fall Metal-tauglich. 

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Mid Scoop
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Fazit

Konzipiert ist die ML-1 von Chapman Guitars als Allrounder mit einer kombinierten Pickup-Bestückung von zwei Singlecoils und einem Humbucker in Stegposition. Allerdings muss man aufgrund der Preisgestaltung einige Abstriche machen. Die Pickups sind für meinen Geschmack nicht optimal aufeinander abgestimmt, die Singlecoils klingen recht spitz und der Humbucker am Steg hat einen eher mittigen Charakter. Außerdem sind die Bauteile nicht von bester Qualität, das Tone-Poti wackelt, der Tremolo-Arm sitzt nicht fest und auch beim Toggle-Switch sind die Kontaktstellen nicht hundertprozentig. Mit solchen kleinen Baustellen muss man aber bei dieser Preisgestaltung rechnen. Dafür sorgt der Hals mit einwandfrei eingesetzten und polierten Bünden für ein gutes Spielgefühl. Wenn man selbst etwas Hand anlegt und eventuell sogar noch einen Pickup-Tausch vornimmt, lässt sich die Gitarre tatsächlich auf gute Vielseitigkeit und homogeneren Sound pimpen. Aber dann ist es auch kein Budget-Instrument mehr. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Hals
  • Optik
  • Pickup-Kombinationsmöglichkeiten (z. B. alle drei Tonabnehmer)
Contra
  • Gewicht
  • Tone-Poti wacklig
  • Tremolo hat Spiel
  • klangliche Abstimmung zwischen Single Coil und Humbucker
Artikelbild
Chapman ML-1 Test
Für 748,00€ bei
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Spezifikationen
  • Hersteller: Chapman
  • Herstellungsland: Korea
  • Model: ML-1
  • Finish: Antique Sunburst
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Thin C
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Halsbr.Sattel: 42 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 53 mm
  • Mensur: 25,5“ (648 mm)
  • Bünde: 22 Extra Jumbo Frets
  • Mechaniken: Grover
  • Pickups: 1x Chapman Guitarnivore Humbucker, 2x Chapman Extreme Victory Single Coil
  • Regler: 1x Volume (Coil Split), 1x Tone
  • Brücke: Wilkinson WVPCR Tremolo
  • Gewicht: 4,4 kg
  • Zubehör: Gigbag, zusätzliche Tremolofeder
  • Preis: € 439,– (UVP)
Hot or Not
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Die Form der Chapman ist an die Stratocaster angelehnt.

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Kommentieren
Profilbild von Olli

Olli sagt:

#1 - 18.10.2014 um 11:54 Uhr

0

Als Thomann Website solltet ihr nur Instrumente testen, die auch bei thomann erhältlich sind. Sonst gibt es schnell nen faden Beigeschmack.

Profilbild von Robert G

Robert G sagt:

#2 - 20.10.2014 um 10:58 Uhr

0

Hi, welcher Amp wurde bei den Clean-Samples verwendet? Hammer Clean-Sound.@OlliErnsthaft? Merkste selber oder?Gerade das auch Sachen reviewed werden die es nicht beim Thomann gibt, suggeriert eine Gewisse Objektivität und Neutralität.Davon abgesehen kann man die Chapman Guitars relativ günstig bei Andertons.co.uk bestellen.
Und das Bonedo Testexemplare bekommt deutet ja wohl darauf hin das die Gitarren auch bald in Deutschland erhältlich sind.

Profilbild von Thomas Dill

Thomas Dill sagt:

#3 - 20.10.2014 um 12:28 Uhr

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Hallo Robert,bei den Cleansounds war wie immer ein Sovtek MIG-50H mit neutraler Klangregelung im Einsatz.

Profilbild von Michael

Michael sagt:

#4 - 21.10.2014 um 00:04 Uhr

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Den Vibratohebel müsste man eigentlich mit einer kleinen Madenschraube fester stellen können! Diese sollte zu sehen sein, wenn man das Vibrato mal ganz runter drückt und dann von der Vorderseite (also von da, wo der Gurtpin sizt) der Gitarre auf den Stahlblock guckt.Zumindest ist das bei meinem Wilkinson Vibrato so, welches 100%ig genau gleich aussieht! :-)Grüße
Michael

Profilbild von Gustav

Gustav sagt:

#5 - 21.10.2014 um 06:35 Uhr

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Der Olli hat völlig Recht.
Ständig gibt es 4 bis 5 Punkte auch für Equipment, das diese Wertung aus meiner und der Sicht von einigen anderen praktizierenden Musikern nie und nimmer verdient hat, hauptsache, beim Thomann klingelt die Kasse.
Kaum ist mal ein Konkurrenzprodukt am Start, wird es schlechter bewertet.
Ich kann die Bonedo Reviews nicht ernst nehmen.

Profilbild von bonedoHansi

bonedoHansi sagt:

#6 - 21.10.2014 um 10:55 Uhr

0

Hallo Leute,
nur um euch zu beruhigen: Es wird Chapman Gitarren ab Dezember auch bei Thomann geben. Ihr könnt die Verschwörungstheorien also im Köcher lassen. Schaut euch im übrigen mal unsere Tests von Thomann-Eigenmarken an. Dann werdet ihr sehen, dass wir unabhängig testen. Beste Grüße Hansi Tietgen

Profilbild von Gustav

Gustav sagt:

#7 - 21.10.2014 um 19:15 Uhr

0

Ihr bewertet m.E.n. viel zu wohlwollend, insbesondere bei etablierten Marken und Verkaufsrennern beim Thomann wie Gibson, Hughes & Kettner etc., da können die Gitarren noch so schlecht verarbeitet sein, der Sound noch so fizzelig...Dass vereinzelt irgendein Harley Benton Pedal nur 3,5 Sterne bekommen hat, mag sein.
Aber wo sind denn all die 1, 2 und 3 Sterne Reviews von teuerem Equipment? Gibt es kein durchschnittliches oder sogar schlechtes/überteuertes Equipment mehr?Das hat mit Verschwörungstheorien nichts zu tun.
Eine Verschwörungstheorie wäre es, wenn jemand auf die Idee käme zu behaupten, dass der Thomann jetzt die Gitarren des Konkurrenten ins Angebot nimmt und sie schlecht bewerten lässt, um diesen blöd dastehen zu lassen. Aber soetwas würde sicher niemand behaupten wollen.Generell bin ich für jedes Review eines neuen Artikels dankbar, auch für die von Bonedo. Nur bin ich öfters erstaunt über die positiven Bewertungen, insbesondere auch bei der Gesamtnote.Am Ende kann ich nur jedem dazu raten, selbst anspielen zu gehen!

Profilbild von Simon

Simon sagt:

#8 - 22.10.2014 um 02:03 Uhr

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Verschwörungstheorien sind ja ganz schön. Mehr auch nicht.Meiner Meinung gibt es heutzutage auch keine RICHTIGE Scheisse mehr. Kaufhausgitarren findet man nur noch bei Aldi. Alles was ich heute von HB, Music Store oder sonstigen Hausmarken bekommen kann ist zumindest SPIELBAR. (Sofern es kein Montagsmodell ist).Also ich habe oft genug Bonedo-Reviews gelesen, in denen "etablierte" Marken/Dinge/Etwasse "nur" 3,5 Sterne bekommen haben. Zu Recht oder Unrecht ist dann auch wieder Ansichtssache.Und lasst mich gar nicht von den "unabhängigen" Reviews in Fachmagazinen anfangen.

Profilbild von Olli(ein anderer)

Olli(ein anderer) sagt:

#9 - 12.11.2014 um 15:40 Uhr

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Sind die Chapmangitarren nicht dafür gedacht von dem Holz und der Verarbeitung her gut zu sein und alles was tauschbar ist günstig zu halten? Von daher ist das Review doch gut.

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