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Blue Sadie Test

Die Marke Blue ist den meisten von euch sicherlich durch ihre Mikrofone bekannt.

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Doch Blue baut auch Kopfhörer – mit USB-Anschluss. Im preislichen Mittelfeld bewegt sich der Blue Sadie, ein Over-Ear-Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Wir haben den Sadie für euch ausprobiert.

Details

Bauweise und Technik

Beim ersten Anblick des Blue Sadie bin ich doch etwas überrascht ob der robusten Bauweise des Hörers – würde ich es nicht besser wissen, hätte ich ihn als mobilen Bühnenmonitor für den täglichen Liveeinsatz eingeordnet. Statt Rundbügel kommt der Blue im Rechteckdesign, breitet sich aber beim Aufsetzen in die gewohnte Kopfhörerform aus. Die Ohrschalen lassen sich bequem per Scharnier an die eigene Kopfform anpassen. Lediglich auf eine 90-Grad-Drehung verzichtet Blue, wodurch der Sadie nur bedingt für DJs geeignet ist. Der Kopfbügel besteht Aluminium und hinterlässt wie die Gesamtkonstruktion einen hochwertigen Eindruck.
Im Inneren arbeitet pro Hörerseite jeweils ein dynamischer 50mm-Treiber mit einem Impedanzwert von 42 Ohm, was eine beliebte Kennzahl für den Unterwegsbetrieb ist. Eher ungewöhnlich ist dagegen der Einsatz von Verstärkern direkt im Kopfhörer. Über die verbauten Komponenten lässt sich Blue zwar nicht in die Karten gucken, doch der Effekt im Vergleich zur On-Board-Soundkarte am Computer oder im Smartphone ist deutlich hörbar. Ein gesteigerter Signal-zu-Rauschabstand und eine höhere Dynamik gehen damit einher. Um den Verstärker anzutreiben, hat der Blue Sadie einen Akku eingebaut. Dieser hielt während des Tests durchschnittlich zwölf Stunden am Stück. Eine komplette Ladephase über das beiliegende USB-Kabel nimmt etwa vier Stunden in Anspruch. Um Energie zu sparen, schaltet sich der Kopfhörer automatisch ab, wenn für eine gewisse Zeit kein Audiosignal mehr am Eingang anliegt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Kopfhörer ist geschlossen und ohrumschließend.

Tragekomfort und Lieferumfang

Auffällig ist das mit 444 Gramm hohe Gewicht des Blue Sadie. Klar, dass die verbaute Technik, wie Verstärker und Akku die Waage zusätzlich belasten, doch auch auf dem Kopf machen sich die Pfunde bemerkbar. Je nachdem wie ich meinen Kopf neige, spüre ich, wie mich der Kopfhörer weiter in diese Richtung zieht. Dafür sitzt der Sadie erstaunlich bequem und bewegt sich auch bei heftigen Bewegungen kein Stück. Ein durchschnittlich stark ausgeprägter Anpressdruck unterstützt den sicheren Halt. Die Verbindung zum Smartphone, Computer oder dem Audiointerface nimmt der Blue Sadie über ein wechselbares Kabel mit beidseitigen 3,5mm-Steckern auf. Dieses wird unterhalb der linken Ohrmuschel gesteckt, an der sich auch der Ein-/Ausschalter für den Verstärkerbetrieb befindet. Die 1,2-Meter-Variante des Kabels ist für den Mobilbetrieb gemacht und kommt mit integrierter Kabelfernbedienung. Damit lassen sich grundlegende Wiedergabefunktionen wie Lautstärkeanpassung und die Musikwiedergabe steuern. Ein integriertes Mikrofon macht den Kopfhörer außerdem zum Headset – die Klangqualität liegt auf einem durchschnittlichen Niveau. Für den Studiobetrieb bietet sich das 3m-Kabel an, das auf eine Fernbedienung verzichtet. Zusätzlich liefert Blue seinen Kopfhörer mit einem Adapter auf 6,3mm-Klinke aus. Weiterhin befindet sich im Lieferumfang noch eine Stofftasche zur sicheren Aufbewahrung und zum Schutz vor Kratzern beim Transport.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein mittlerer Anpressdruck hält den Kopfhörer sicher auf den Ohren.
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Praxis

Der Sadie im Einsatz

Schon beim bloßen Tragen ohne laufende Musik beweist der Blue Sadie eine sehr gute Außengeräuschdämpfung. Straßenlärm durch das offene Fenster wird quasi komplett geschluckt und selbst die Anschlaggeräusche auf der Tastatur mildert der Kopfhörer spürbar ab. Gleiches gilt für die Schallabstrahlung in die entgegengesetzte Richtung: von außen ist quasi nichts von der Musik zu hören. Das bringt entscheidende Punkte im Studio, wo ein Übersprechen auf das Mikrofon nur selten geduldet wird, aber genauso in der Tram, in der man keine genervten Blicke auf sich ziehen will. Damit eignet sich der Kopfhörer selbst auf Flügen und ist theoretisch eine lohnenswerte Alternative zu teuren Noise-Cancelling-Kopfhörern. Einzig das hohe Gewicht macht mir nach wie vor Sorgen, weshalb ich den Kopfhörer während des Tests doch hin und wieder abnehmen musste.

Klang

Wie klingt er nun, der Kopfhörer mit eingebautem Verstärker, lohnt sich die Mehrinvestition oder reicht das Smartphone zum Musikhören on the go doch aus? Ich starte den Test des Blue Sadie an meinem iPhone 7 und werde direkt von der klanglichen Kraft des Kopfhörers überrascht. So klingen andere Kopfhörer am Smartphone nicht. Positiv ist die neutrale Grundabstimmung, die weder in den Höhen klirrt, noch in den Bässen zu sehr schiebt. Im Gegenteil: Slap-Bass-Einlagen etwa von Marcus Miller klingen schön straff und knackig. Der Grundtonbereich wird realistisch abgebildet und bringt sogar eine leichte Wärme mit ins Spiel. Die Höhen halten sich angenehm zurück, sodass weder Schlagzeugbecken noch Gesangsstimmen zischeln. Das sorgt für ein entspanntes Hörvergnügen und damit auch für ein relaxtes Reisen, wofür der Kopfhörer letztendlich primär gemacht ist. Für den reinen Studiobetrieb würde ich mir noch etwas mehr Fokus auf die Detailwiedergabe wünschen, um im Mixdown in den Höhen nicht zu viel Gas zu geben.

Neutraler Klang statt Badewanne – ungewöhnlich für einen Mobilkopfhörer.
Neutraler Klang statt Badewanne – ungewöhnlich für einen Mobilkopfhörer.

Die räumliche Abbildung liegt ebenfalls auf einem guten Niveau. Instrumentengruppen lassen sich über die komplette Stereobühne eindeutig ihren Plätzen zuordnen und auch die Effektstaffelung in die Bühnentiefe lässt sich einwandfrei rekonstruieren. Natürlich ist der Blue Sadie durch seine geschlossene Bauform in der Raumdarstellung nicht mit einem offenen Studiokopfhörer zu vergleichen. Das ist aber auch nicht die Intention des Kopfhörers und geht damit vollkommen in Ordnung.
In meiner Laufbahn als Kopfhörer-Tester ist mir schon oft aufgefallen, dass gerade geschlossene Modelle oft mit dem typischen Badewannen-Frequenzgang ausgestattet sind. Das ergibt in der Regel auch durchaus Sinn, schließlich muss sich der Kopfhörer oft in besonders lauten Umgebungen behaupten und dabei können ein paar Dezibel mehr an den Frequenzgang-Enden durchaus hilfreich sein. Insofern ist der Blue Sadie tatsächlich eine Ausnahme mit seinem Fokus auf eine natürliche Wiedergabe. Dank der sehr guten Dämpfungseigenschaften muss der Kopfhörer nicht mit Umgebungsgeräuschen konkurrieren und kann sich damit klanglich frei entfalten.
Dank des integrierten Ein- und Ausschalters am Kopfhörer lässt sich ganz einfach zwischen internem Verstärkerbetrieb und klassischer Wiedergabe umschalten. Der Vergleich gestaltet sich in sofern schwierig, da das bloße Aktivieren der Endstufen bereits eine leichte Pegelanhebung mit sich bringt. Dennoch profitiert der Kopfhörerklang hörbar von mehr Frische im Hochtonbereich, einer gestrafften Basswiedergabe und allgemein von mehr Lebendigkeit. Bei mir blieb der verbaute Verstärker während der kompletten Testphase über aktiviert.

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Fazit

Die Signalauffrischung durch den integrierten Kopfhörerverstärker des Blue Sadie, seine ausgezeichnete Dämpfung von Außengeräuschen und die allgemeine Verarbeitungsqualität des Kopfhöreres haben mich absolut überzeugt. Ein Nachteil ist dagegen das relativ hohe Gewicht des Kopfhörers, das es schwierig macht, über Stunden damit zu hören – und ist es nicht das, was man auf Reisen will? Ein kurzer Bummel durch die Stadt oder das tägliche Pendeln in der Bahn zur Arbeit wird mit dem Sadie zur akustischen Mußestunde. Für einen Langstreckenflug würde ich dagegen auf ein anderes Modell zurückgreifen. Trotzdem Respekt an Blue für seinen Drang zu Innovationen – davon könnte sich so manch anderer etablierte Hersteller gern eine Scheibe abschneiden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • weitgehend linearer Klang
  • sehr gute Geräuschdämpfung
  • robuste Verarbeitung
  • integrierter Verstärker mit kräftiger Wiedergabe
Contra
  • hohes Tragegewicht
Artikelbild
Blue Sadie Test
Für 409,00€ bei
Blue_Sadie_2
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • geschlossen
  • ohrumschließend
  • dynamisch
  • Impedanz: 42 Ohm
  • Übertragungsbereich: 15-20000 Hz
  • integrierter Kopfhörerverstärker
  • Ausgangsleistung: 240 mW
  • Gewicht: 444 g
  • Lieferumfang: Softcase, 1,2m-Kabel mit Fernbedienung, 3m-Kabel, USB-Ladekabel, 6,3mm-Klinkenadapter
  • Preis: € 409,- (Straßenpreis vom 9.10.2017)
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Profilbild von Mario Mehlitz

Mario Mehlitz sagt:

#1 - 25.12.2022 um 11:28 Uhr

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Ich habe mir den Blue Sadie vor einigen Jahren aufgrund der hervorragenden Testergebnisse zugelegt und finde nach wie vor, dass er klasse klingt. Als allerdings nach ca. 2 Jahren die ledernen Ohrpolster anfingen, sich aufzulösen und ich im Netz nach Ersatz suchte, musste ich feststellen, dass es diesen nicht gibt. Irgendwann war der Kopfhörer so unansehnlich, dass ich ihn aus dem Wohnzimmer verbannt und ein zweites Mal über 300 Euro für neue Kopfhörer in die Hand genommen habe. Den Sadie nutze ich aufgrund seines Klanges immer noch in meinem Musikzimmer an meinem Multieffekter zum Gitarre spielen. Im Wohnzimmer nutze ich mittlerweile einen Bowerss & Wilkins PX7 S2, der den Sadie klangmäßig noch übertrifft. Fazit: Sadie ist ein toller Kopfhörer, aber es ist eine Schande, dass man einen über 300€ teuren Kopfhörer nach so kurzer Zeit im Grunde ausmustern muss, weil er einfach ekelig aussieht und noch nicht mal neue Ohrpolster zu erwerben sind. Darum von mir leider kein Empfehlung.

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