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Blackheart BH5H Little Giant + BH112 Box Test

Der russische Amp Designer Pyotr Belov ist in Insiderkreisen kein Unbekannter. Seine handgefertigten Boutiqe Amps sind heiß begehrt – und das nicht nur in seiner Heimat. Dies blieb auch der Firma Crate nicht verborgen und so versicherte sich die amerikanische Amp-Schmiede kürzlich der Fähigkeiten des smarten Russen.  Das Ergebnis dieser Partnerschaft ist eine Amp-Serie, die auf den vielversprechenden Namen Blackheart hört und von dynamischen 1 Wattlern bis brachialen 100 Watt Boliden ein extrem breites Spektrum abdeckt.  Und die passenden Boxen sind selbstredend auch im Portfolio. Eines haben alle Blackhearts gemeinsam:  in ihnen schlägt ein reinrassiges Vollröhren-Herz!

Die Herangehensweise bei der Entwicklung der Amps sieht folgendermaßen aus. Pyotr Belov baut einen Prototyp nach seinen Vorstellungen mit handgefertigten Einzelteilen und handselektierten Komponenten. Dabei wird weder an Kosten noch an Preiskalkulationen gedacht, sondern nur an den Klang, denn Pyotr Belov ist schließlich Amp Designer und kein Kaufmann. Wenn Sound und Performance stimmen, beginnt die Serienfertigung. Dabei werden die Hersteller und Lieferanten von Herrn Belov persönlich ausgesucht. Auch der gesamte Fertigungsprozess incl. Endkontrolle wird von ihm überwacht. Das klingt schon mal so wie wir es gerne haben. Sound pur, koste es was es wolle… Halt! So war das aber nicht gemeint, denn irgendwann hat wohl doch jemand mal nach günstigen Lieferanten Ausschau gehalten, denn die Preise der Amps sind weit weg vom Boutique Amp Niveau. Wie geht denn das??? Wo ist der Haken??? Vielleicht ein finanzkräftiger Ölscheich oder steckt doch die Mafia dahinter? Dieses Rätsel werden wir hier nicht lösen können, aber wie so ein Blackheart klingt, das erfahrt ihr im folgenden Test.

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Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, habe ich mir mal den kleinen Giganten – Little Giant – inklusive der 1×12 Box geschnappt und zur Überprüfung ins Testlabor verfrachtet. Der Amp hat eine Leistung von schlanken 5 Watt. Dazu fällt mir spontan mein alter Radiowecker ein, der dieselbe Leistung hatte. Zugegebenermaßen war dieses Teil brachial laut, allerdings lag das mit etwas Abstand betrachtet wohl eher an der verfälschten akustischen Wahrnehmung zur frühen Uhrzeit und anderen Dingen auf die ich nicht näher eingehen möchte…. Also zurück zum Thema. Mit seiner Leistung von 5 Watt ist der Class A Vollröhrer  Little Giant sicher nicht für die große Bühne gemacht. Der Little Giant ist ein Röhrenamp zum Üben, Aufnehmen und für kleinere Sessions. Die Devise heißt: Klein, kompakt und purer Röhrensound mit Endstufenverzerrung.

Zusätzlich dazu bietet der Amp die Möglichkeit zwischen dem Betrieb im Triode- und Pentode-Modus auswählen zu können. Im Triode-Mode liefert der Amp 3 Watt, im Pentode-Modus besagte 5 Watt. Info: Wegen seiner Effektivität und einer hohen Leistungsausbeute arbeiten grob geschätzt ungefähr 90% aller Gitarren-Röhrenamps mit Endstufenröhren im Pentode-Modus. Die Option die Endstufenröhren auch im Triode-Mode betreiben zu können macht aber durchaus Sinn und führt zu einer gesteigerten stilistische Flexibilität, in Kombination mit einer Leistungsreduktion um bis zu 50%. Unddas ist bei einem Röhrenamp ein richtig cooles Feature, da man so auf eine stärkere Endstufenkompression zurückgreifen kann.

Grundsätzlich gilt:  Im Pentode-Mode liefert der Amp warme Clean-Sounds und eine klassisch, sahnige Overdrive-Performance. Im Triode-Modus wird der Sound voller. Die Endstufe fährt früher in die Sättigung – die Performance wird breiter  und spricht noch subtiler auf Spieldetails an. Weitere Infos zum Thema findet ihr am Ende dieses Testberichts.

Wir werden sehen… und hören…

Gehäuse/Optik
Beim optischen Design stand ganz deutlich der gemeine britische Rock´n´Roll Verstärker Pate. Die Vorderseite ist im typischen Marshall Design gehalten.

Das 18mm starke Sperrholzgehäuse wurde mit schwarzem Vinyl überzogen und an den Ecken mit Kunststoffschonern verstärkt, so dass der Amp beim Transport vor den unvermeidlichen Stößen geschützt ist. Die obere Hälfte der Front ist mit Boxenbespannstoff bezogen und mit einem Blackheart Logo im Ed Hardy Tattoo Style verziert. Ein weißer Kunststoff-Schlauch umsäumt die Kanten der Vorderwand in bester Marshall-Manier. Das Stahlchassis mit dem Frontpanel und den beiden verbauten Röhren (EL84  Endstufenröhre und 12AX7 Vorstufenröhre parkt Topteil-typisch unten im Gehäuse.  Für den sicheren Halt des Amps auf der Box sorgen vier Gummifüße auf der Unterseite des Gehäuses.

BEDIENFELD
Das Bedienfeld des Little Giant präsentiert sich spartanisch und schlicht (im positiven Sinn) und kommt mit vier Reglern im Chickenhead Design zur Lautstärke und Klangeinstellung aus.

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Namentlich haben wir einen Volume-Regler und eine drei Band Klangregelung mit Höhen, Mitten und Bässen. Auf der linken Seite finden wir dann noch zwei Schalter. Einen zum Ein/Ausschalten, den Andere zum Umschalten der Leistung (3/5 Watt). Da fehlt doch noch was??? Richtig! Ein Röhrenamp hat normalerweise einen Standby Schalter zum Vorglühen der Röhren. Diesen sucht man beim Kleine Giganten vergebens und so dauert es nach dem Einschalten ein paar Sekunden, bis die Röhren ihre Betriebstemperatur erreicht haben und der Amp voll einsatzfähig ist. Neben den Schaltern leuchtet die rote Kontroll-Lampe und ganz rechts außen auf dem Panel hat Pyotr die Klinkenbuchse zum Anschluss der Gitarre platziert.

RÜCKSEITE
Die Rückseite ist mit einer üppigen Anzahl von Lautsprecher Anschlüssen bestückt. Hier finden wir satte fünf Klinkenbuchsen für den Einsatz des Verstärkers mit unterschiedlichen Boxen (4Ω, 4Ω, 8Ω, 8Ω, 16Ω). Auf der rechten Seite wartet noch die Buchse für das Euro-Netzkabel, das selbstverständlich zum Lieferumfang gehört.

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BH112 Lautsprecher Box
Passend zum Topteil bietet Blackheart die BH112 Box an – ebenfalls aus 18 mm Sperrholz gefertigt mit einem hinten geschlossenen Gehäuse. Auch sie ist mit schwarzem Vinyl überzogen und trägt das Blackheart Logo oben auf der Frontseite. Der Tragegriff wurde mittig auf der Gehäuse-Oberseite angebracht, so dass ein ausbalancierter Transport möglich wird. Die Ecken sind wie beim Top mit Kunststoffprotektoren verstärkt und auch hier finden wir einen weißen Kunststoff-Schlauch an den Kanten der Frontseite. Das sieht nicht nur gut aus, sondern trägt auch zur Stabilisierung der Frontbespannung bei. In der Kiste steckt ein 12“ Eminence Speaker der 75 Watt bei 16 Ohm verträgt. Die Box ist mit zwei parallelen Anschlussbuchsen versehen, sodass  an einen Little Giant bis zu vier Boxen angeschlossen werden können.

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Neben dem Netzkabel wird mit dem Little Giant noch weiteres Informations- und Promo Material (Aufkleber) geliefert. In der Bedienungsanleitung finden sich, neben der Beschreibung des Verstärkers, auch Informationen über Röhren, deren Geschichte und Einsatz. Leider ist die Anleitung (bis jetzt) nur in Englisch. Aber wozu eine Anleitung, der Amp ist so einfach aufgebaut. Wenn man nicht vergisst die Box anzuschließen, kann man praktisch nichts falsch machen. Gesagt getan, das Teil ist verkabelt und eingeschaltet und die Betriebslampe leuchtet rot – und zwar ganz schön hell. Da findet man selbst auf der dunkelsten Bühne seinen Platz.

Wenn man den Amp im Trioden-Modus (3W) betreibt kann man einen schönen Clean-Sound genießen. Der Volume-Regler steht auf 10 Uhr. In diesem Setting kann man den Schallpegel als normale Zimmerlautstärke bezeichnen. Mit angeschlossener Tele kommen wir zu folgendem Klangergebnis: Einem klaren Sound mit ausgewogenem Frequenzbild.

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Clean
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Blues British

Dreht man den Volume-Regler weiter auf, erreicht man schon im Trioden-Modus leichte Verzerrungen  –  verlässt aber auch schon bei einer Volume-Einstellung von 12 Uhr den Bereich der „Zimmerlautstärke“ (Audio Blues). Das  Aufdrehen des Volume-Regler sorgt dann für eine schöne satte Endstufenverzerrung mit angenehmen Kompressionsverhalten. Die Klangcharakteristik ist der Optik entsprechend eher britisch mit durchsetzungsfähigen Mitten. Hier ein Beispiel mit einer SG und typischem „British Setting“ am Amp – alle Regler voll aufgedreht (Audio British).

Klingt sehr gut, aber mit diesem Sound befinden wir uns schon in niedriger Übungsraumlautstärke… Also – üben in der Mietswohnung um 22 Uhr mit AC/DC Verzerrung kann man schon mal vergessen. Wer das trotzdem machen möchte, dem sei ein Verzerrer-Pedal empfohlen, das man vor den Amp schaltet. Dies funktioniert auch in geringen Lautstärken und der Little Giant verträgt sich bestens mit allen Arten von Overdrive- und Distortion-Pedalen.

Dann wenden wir uns doch mal dem 5 Watt Modus zu. Ich muss zugeben, dass mein Radiowecker selbst nach den härtesten Nächten nicht so eine Power hatte, wie der Blackheart. Mit diesem Schalldruck kann der Amp locker im Proberaum mit Bass und Schlagzeug mithalten. Die Endstufenkompression ist in diesem Modus geringer und die Dynamik wird größer. Bei einer Volume-Einstellung von 14 Uhr lassen sich mit der Tele wunderbar dynamische Crunch Sounds zaubern. Akkorde werden klar wiedergegeben und erhalten durch die harmonische Verzerrung einen angenehm dreckigen Charakter.

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Crunch Chords

Besonders Blues-Fans werden mit diesem Amp ihre helle Freude haben. Im Pentoden-Modus ist die Dynamik wunderbar und der Amp schmatzt richtig. Besonders bei Volume-Einstellungen ab 12 Uhr und höher kommt der Kleine richtig in Fahrt, er ist eben keine Schlaftablette…. sondern ein echter Rocker. Beim Beispiel Stevie wurde eine Strat benutzt und der Volume-Regler auf 13 Uhr eingestellt. Die Höhen habe ich voll aufgedreht .

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Stevie LP Blues

Der Höhenregler besitzt übrigens den höchsten Wirkungsgrad innerhalb der Klangregelung. Während Bässe und Mitten eher zum Finetuning geeignet sind, kann mit dem Treble-Poti zwischen „warm & muffig“ (7 Uhr) und „bissig – aggressiv“ (17 Uhr) eingestellt werden. Schließt man eine Humbucker Gitarre, in diesem Fall eine Les Paul an, dann erhält man bei gleicher Volume-Einstellung selbstverständlich mehr Verzerrung als mit einer Strat. Hier ein Beispiel mit Volume auf 13 Uhr (Audio LPBlues).

Auch Riffs mit heruntergestimmten Gitarren sind für den Little Giant überhaupt kein Problem (Audio Drop D). Die 1×12 Box liefert, nicht zuletzt Dank des geschlossenen Gehäuses, eine solide Basswiedergabe, die bei einem Amp mit dieser Leistung sehr erstaunlich ist. Es schiebt untenrum und die Hosenbeine fangen an zu flattern…Da wird natürlich gleich weiter nach gebohrt. Wie sieht es denn mit einer Bariton-Gitarre aus???

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Drop D Bariton

Kann der kleine Gigant tatsächlich auch noch tiefere Gitarrentunings sauber wiedergeben. Die Antwort ist: ja, er kann! Tiefe B (H) Saite ist kein Problem, selbst bei voll aufgedrehtem Volume machen Box und Amp keinen Stress und geben die tiefen Frequenzen klar und deutlich wieder.

Nehmen wir den Volume-Regler jetzt wieder etwas zurück und drehen die Mitten weiter auf (15 Uhr), so erhalten wir mit Bässen und Höhen auf 14 Uhr einen schönen britischen Old School Metal Sound, mit dem Powerchords kräftig und druckvoll aus dem Speaker geflogen kommen.

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Powerchords

Jetzt kommen wir zu den üblichen Tests zum Thema Dynamik und Akkordverständlichkeit bei hohem Verzerrungsgrad. Als erstes wird die dynamische Bandbreite beim Einsatz des Volume Potis an der Gitarre überprüft (Audio Poti). Ich spiele zuerst mit herunter geregeltem Volume Poti an der Strat, dann wird der Volume Regler voll aufgedreht. Der Amp ist wieder „very british“ eingestellt – alles voll aufgedreht.

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Poti

Jawohl! So soll das Ganze klingen. Bei zurück genommenem Poti und leichtem Anschlag ist der Ton fast clean und wird bei härterem anschlagen leicht verzerrt und scharf, dreht man dann voll auf haben wir das volle Brett. Vintage Sound Fans werden ihre Freude daran haben. Bei gleicher Einstellung am Amp wird nun zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen.

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Pick

Auch hier werden sämtliche Dynamikstufen harmonisch übertragen.

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Band

Zum Schluss noch ein Hörbeispiel im Bandkontext mit einem leicht angezerrten Blues Sound, eingespielt mit einer Epiphone ES-Dot. Gerade für Vintage Sounds mit wenig Verzerrung und dynamischer Ansprache ist der Little Giant perfekt geeignet. Er deckt ein gutes Frequenzspektrum ab und setzt sich im Übungsraum, auf der Bühne und auch bei Aufnahmen gut im Bandzusammenhang durch.

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FAZIT

Seinen Namen hat der Little Giant definitiv zu Recht verdient. Was da auf den ersten Blick so klein und niedlich daherkommt, entpuppt sich als Wolf im Schafspelz. Hier werden alle Fazetten des puren Röhrensounds und der Endstufenverzerrung geboten. Umschaltbar von 3 auf 5 Watt Leistung, bringt er im Trioden Modus (3W) eine stärkere Endstufenkompression und im Pentoden Betrieb (5W) mehr Power und auch mehr Dynamik. Der Amp gefällt im Zusammenspiel mit der Box besonders durch sein ausgewogenes Klangbild und einen warmen Sound mit druckvollen Bässen. Vom Klangcharakter ist er mehr in der britischen Ecke angesiedelt, eine Mischung aus Vox und Marshall, bei dem der Verzerrungsgrad im Mittelbereich (AC/DC Style) liegt. Seine musikalische Heimat würde ich im Blues und Rockbereich sehen, eine härtere Gangart ist nur in Verbindung mit einem zusätzlichen Verzerrer Pedal möglich, aber damit hat der Verstärker auch keine Probleme. Der Schalldruck reicht  für den Proberaum und kleine Clubgigs aus. Wer einen kompakten, gut klingenden und puristischen Röhrenamp zum Üben, für Aufnahmen und kleine Sessions sucht, der sollte das Teil unbedingt antesten. Das Preis/Leistungsverhältnis ist sehr gut!

BH5H-BH112-3Qtr2
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sound
  • Ansprache, Dynamik
  • Basswiedergabe der Box
Contra
Artikelbild
Blackheart BH5H Little Giant + BH112 Box Test
Für 129,00€ bei
Technische Daten Blackheart BH5H Little Giant
  • Hersteller: Blackheart
  • Typ: BH5H Little Giant
  • Ausgangsleistung: 5 W RMS
  • Röhrenbestückung: 1x ECC 83, 2x EL 34
  • Gleichrichter: Röhrengleichrichtung
  • Bedienfeld: Volume, Bass, Middle, Treble,
  • Rückseite: Lautsprecher Buchse (5x), Netzsteckerbuchse
  • Abmessungen: 380 x 243 x 228 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 9,5 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel
  • Preis: 152,- Euro
Technische Daten Blackheart BH112 Cabinet
  • Hersteller: Blackheart
  • Typ: BH112
  • Lautsprecher: 1×12 Eminence
  • Anschlüsse: 2 x Parallel (Klinke)
  • Impedanz: 16 Ohm
  • Leistung: 75 Watt
  • Abmessungen: 460 x 473 x 280 (B x H x T)
  • Gewicht: 13,5 kg
  • Preis: 144,- Euro
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