Beyerdynamic Aventho wireless Test

Der Beyerdynamic Aventho wireless ist ein mobiler On-Ear-Kopfhörer, der sich mit oder ohne Kabel betreiben lässt.

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Davon gibt es mittlerweile sehr viele auf dem Markt, doch keiner davon kommt mit integrierter Hörtestfunktion. Per Smartphone-App wird der Bluetooth-Kopfhörer auf das persönliche Hörempfinden angepasst. Eine Überwachung der täglichen Musikspieldauer und die Bedienung per Touchsteuerung zählen ebenso zum Funktionsumfang. Alles nur Spielerei oder doch ein Must-have? Dieser Testbericht klärt darüber auf.

Details

Bauweise

Beim Beyerdynamic Aventho wireless handelt es sich um einen dynamischen, ohraufliegenden Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Dank des verbauten Bluetooth-Receivers lässt sich der On-Ear kabellos verwenden. Alternativ legt der Hersteller noch ein Klinkenkabel bei. Das Gewicht ohne Kabel beträgt 238 Gramm – damit spielt er in der oberen Gewichtsklasse mobiler Kopfhörer. Ein Faltmechanismus, um den On-Ear auf Reisen zu verkleinern, ist leider nicht vorhanden, dafür lassen sich die Ohrkapseln DJ-freundlich nach innen und außen eindrehen. Die verbauten Schallwandler basieren auf Beyerdynamics Tesla-Technologie, die mittlerweile in allen Premium-Kopfhörern des Herstellers Verwendung finden. Dabei soll ein extrem starkes Magnetfeld für einen hohen Wirkungsgrad, klangliche Transparenz und ausreichend Pegelleistung sorgen. Bei den Spitzenmodellen Beyerdynamic T 90 und Beyerdynamic T 1 geht die Rechnung auf.

Verarbeitung

Die Verarbeitungsqualität des in Deutschland gefertigten Kopfhörers ist tadellos und die Haptik wirkt robust. Das drahtige Design tanzt etwas aus der Reihe der übrigen Mitglieder aus der Tesla-Familie heraus und wirkt im Vergleich mehr eleganter. Die Mechanik der gerasterten Kopfbandeinstellung und die Aufhängung der Ohrmuscheln sind filigraner als bei den größeren Modellen und vermitteln dennoch einen langlebigen Eindruck. Einzig die freiliegenden Kabel zu den Ohrmuscheln wirken auf mich etwas irritierend. Bleibe ich damit früher oder später vielleicht irgendwo hängen? Während der Testphase ist mir das zum Glück nicht passiert.

Im Lieferumfang befinden sich zwei Kabel, eine Transporttasche, aber kein Klinkenadapter.
Im Lieferumfang befinden sich zwei Kabel, eine Transporttasche, aber kein Klinkenadapter.

Zubehör

Der Beyerdynamic Aventho wireless kommt in einem einfachen Pappkarton ohne innenliegende Polsterung daher. Der Kopfhörer selbst befindet sich in einem großen, verschließbaren Stoffbeutel, der den Aventho wireless vor einfach sStößen schützen sollte. In einem innenliegenden Fach befindet sich das weitere Kabelzubehör mit einem 1,2-m-Klinkenkabel mit beidseitigen 3,5-mm-Steckern sowie einem USB-C-Ladekabel, um den im Kopfhörer verbauten Akku zu betanken. Auf einen zusätzlichen Adapter auf 6,3-mm-Klinke verzichtet der Hersteller. Aber mal ehrlich: Braucht man diesen bei einem Bluetooth-Kopfhörer unbedingt?

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Quick-Start-Guide und eine Kurzanleitung der MIY-App helfen bei der Benutzung des Kopfhörers.

Technik

Der Beyerdynamic-Kopfhörer verfügt über den aktuellen Bluetooth-Standard 4.2 und unterstützt die Audio-Codecs Qualcomm aptX und aptX HD, Advanced Audio Coding (AAC) und den Low Complexity Subband Codec (SBC). Damit sind die wichtigsten Audiokompressionsverfahren mit an Bord. AptX HD beinhaltet eine Signalübertragung von 24 Bit und 48 kHz, was vom Codec-Anbieter als “better than CD” betitelt wird. Voraussetzung für diese Art der Wiedergabe ist allerdings ein Abspielgerät, das den Codec unterstützt. Die Liste kompatibler Smartphones ist zur Zeit der Erstellung des Testberichtes noch sehr übersichtlich. Ein Blick auf die weiteren technischen Daten bescheinigt dem Aventho wireless einen weiten Frequenzumfang von 10 Hz bis 40 kHz und einen Kennschalldruckpegel bei Verwendung mit Kabel von 105 dB(SPL). Der Impedanzwert von 32 Ohm ist perfekt auf die Anforderungen von Mobilgeräten wie Smartphones, Tablets und On-Board-Computersoundkarten abgestimmt – dabei liefert der Kopfhörer einen ausreichend kräftigen Pegel. Für Telefonate ist in der linken Hörerschale ein Mikrofon eingebaut, das durchaus eine vernünftige Sprachqualität liefert. Die Akkulaufzeit von ca.etwa 30 Stunden ist fast ungeschlagen. Praktisch: Eine Sprachansage informiert über den aktuellen Akkustand. Zwei Stunden benötigt ein kompletter Ladezyklus.

Fotostrecke: 4 Bilder Über die USB-Ladebuchse erhält der Akku im Aventho wireless Strom.

Praxis

Erster Betrieb

Die Verbindung zwischen meinem Smartphone und dem Beyerdynamic Aventho wireless klappt auf Anhieb anstandslos: Kopfhörer über die einzige Taste am Gerät einschalten, Bluetooth-Menü im Smartphone öffnen und beide Geräte koppeln. Damit lässt sich der Kopfhörer auch schon mit Musik versorgen, vorher erstelle ich mir aber noch mein individuelles Klangprofil. Dazu lade ich zunächst die kostenlose MIY-App (Make it yours) auf mein iPhone, die in Zusammenarbeit mit Mimi Hearing Technologies aus Berlin entwickelt wurde. Beim App-Start wird anhand meines Geburtsjahres ein allgemeines Soundprofil geladen. Dieses lässt sich anschließend auf Basis eines medizinisch zugelassenen Hörtests noch verfeinern, bei dem verschiedene Testtöne – getrennt für das linke und rechte Ohr – mit unterschiedlicher Tonhöhe und Lautstärke abgespielt werden. Die App analysiert, während ich den Hörtest durchführe, wie laut ich die verschiedenen Töne höre und erstellt im Anschluss daran mein persönliches Hörprofil. Anstatt die von mir empfundenen Lautstärkeänderungen frequenzselektiv anzupassen, repliziert Mimis Klangpersonalisierung die Prozesse im menschlichen Gehör, die mit steigendem Alter und der Belastung der Ohren natürlich abnehmen. Das Analyseergebnis wird anschließenden auf den digitalen Signalprozessor (DSP) im Aventho wireless übertragen, da und sist ab sofort dauerhaft darin gespeichert ist. Die Intensität des Processings lässt sich über die MIY-App noch abmildern oder intensivieren. Weiterhin beinhaltet die App eine Tracking-Funktion, welche die Dauer und die Lautstärkepegel beim Musikhören misst und mich informiert, wenn ich meinen Ohren eine Pause gönnen sollte.

Die Steuerung des Beyerdynamic Aventho wireless gelingt über ein Touchpad auf der rechten Hörerschale. Zweimal Tippen startet oder stoppt die Wiedergabe, ein Wischen nach vorn und zurück, springt zum nächsten oder letzten Titel. Horizontales Wischen und halten bedeutet Spulen, ein Wischen nach oben erhöht die Lautstärke. Ein Doppelklick bei eingehendem Anruf startet das Telefonat.

Fotostrecke: 3 Bilder Verwechslung unmöglich: Die Ohrkapseln sind zur einfachen Zuordnung gekennzeichnet.

Klang

Für den Hörtest setze ich logischerweise den Kopfhörer als erstes auf. Erster Eindruck: Die Umgebung wirkt erstaunlich still. Ein kräftiger Anpressdruck und die ausreichend großen Ohrmuscheln sorgen für eine sehr gute passive Geräuschdämpfung. Weiterer Pluspunkt: Auch von außen bekommen meine Mitmenschen nichts von der Musik mit. Passiv betrieben via Kabel und mit deaktiviertem Klangprofil klingt der Beyerdynamic Aventho wireless neutral mit feiner Detailauflösung und konturierten Bässen. Der Höhenbereich klingt offen, ohne jegliche Schärfe bei Ss-Lauten und Konsonanten. Die Mitten spielen ebenso sauber, ohne hörbare Verfärbungen und die tiefen Lagen breiten sich für einen On-Ear-Kopfhörer ungewöhnlich weit aus. Aufgrund der gebotenen Linearität kann ich den Beyerdynamic-Kopfhörer auch zum gelegentlichen Beurteilen von Mixen unterwegs empfehlen. Die spannende Frage lautet jetzt aber: Geht das etwa noch besser?

Ich öffne die MIY-App, aktiviere mein zuvor erstelltes Klangprofil und stelle eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone her. Der Klang scheint auf einen Schlag noch etwas frischer, lebendiger und mit mehr Fülle. Im ersten Moment wirkt das Klangprofil so, als hätte jemand am Exciter gedreht, was auf eine Kompensation des altersbedingten Hörabfalls zurückzuführen ist. Da mir der Eingriff auf höchster Regelstufe im Vergleich zur normalen Hörgewohnheit etwas zu drastisch erscheint, stelle ich die Intensität, die sich in fünf Stufen anpassen lässt, auf 40 % bis 60 % Klanganpassung. Damit wirkt der Kopfhörer für mich am natürlichsten und klingt bei allen musikalischen Genres druckvoll, ausgeglichen und offen.

Fazit

Die Digitalisierung und Steuerung per App ist unlängst in der Audiobranche angekommen. Warum sich die aktuelle Technik also nicht zunutze machen und Kopfhörer damit ins 21. Jahrhundert hieven? Mit integriertem DSP und persönlicher Klangoptimierung zeigt Beyerdynamic eindrucksvoll, was mittlerweile möglich ist. Die allgemeine Verarbeitung und das ausgewogene Klangtuning im Passivbetrieb zählen bereits mit zum Besten, was in der Kategorie der mobilen On-Ear-Kopfhörer geboten wird. Mit aktiviertem Soundprofil spielt der Aventho wireless dagegen in einer eigenen Liga und ist trotz des recht hohen Anschaffungspreises von etwa 450 Euro eine klare Kaufempfehlung.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • angenehmer Sitz
  • effektive passive Geräuschdämpfung
  • ausgewogenes Klangbild
  • 30 Stunden Akkulaufzeit
  • Touch-Bedienung direkt am Hörer
  • Klangtuning mit individuellem Hörtest
  • Überwachung der täglichen Musikspielzeit
Contra
Artikelbild
Beyerdynamic Aventho wireless Test
Für 329,00€ bei
Der Beyerdynamic Aventho wireless beweist eindrucksvoll, was mit digitaler Signalverarbeitung mittlerweile möglich ist.
Der Beyerdynamic Aventho wireless beweist eindrucksvoll, was mit digitaler Signalverarbeitung mittlerweile möglich ist.
Technische Spezifikationen
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Arbeitsprinzip: geschlossen
  • Bauart: ohraufliegend
  • Übertragungsbereich: 10 Hz–40 kHz
  • Nennimpedanz: 32 Ohm
  • Kennschalldruckpegel: 105 dB(SPL)
  • Bluetooth 4.2
  • Unterstützte Codecs: aptX, aptX HD, AAC, SBC
  • Bluetooth-Reichweite: bis zu 10 m
  • Akkulaufzeit: > 30 Std.
  • Ladezeit: 2 Std.
  • Ladebuchse: USB-C
  • Gewicht ohne Kabel: 238 g
  • Preis: € 449,– (Ladenpreis am 22.3.2018)
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Profilbild von Diallo Cheick oumar

Diallo Cheick oumar sagt:

#1 - 12.04.2018 um 07:51 Uhr

0

kann man diese Kopfhörer auch beim mischen einsetzen ? Funktionieren auch mit DAW zb Protools in 24 bit 48khz ? meistens bluetooth sind alle nur 44,1 khz zu mindestens auf mein macbook habe nur 44.1

Profilbild von Oliver Ottmann

Oliver Ottmann sagt:

#2 - 13.04.2018 um 06:21 Uhr

0

Leider fehlt bei dem Jubeltest ohne Contras der - im Google Play Store - unschwer zu recherchierende - Hinweis, dass die App für Android trotz Updates immer noch nicht funktioniert... bei dem Preis nicht akzeptabel, weil keine Draufgabe, sondern gerade der Knackpunkt dieses Kopfhörers. Wegen eines einseitigen Hörschäden hatte ich genau auf so etwas gewartet und bin auch nicht bereit, mich jetzt wegen Beyers Desinteresse auf Apple zu beschränken. Und wozu braucht die App z.B. die Freigabe meines Standorts?

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