Best Service Dark ERA Test

Das Sample Library Angebot des spanischen Sounddesigners Eduardo Tarilonte bewegt sich quantitativ mittlerweile im zweistelligen Bereich und auch die Qualität der Produkte ist stets bemerkenswert. Das neueste Werk Dark ERA fügt sich stilistisch ergänzend an die Library Celtic ERA an, die wir bereits getestet haben.

Best_Service_Dark_ERA_B01_Test


Was das neue Produkt auszeichnet, für welche Zielgruppe Dark ERA eine interessante Empfehlung sein könnte und welche Kritikpunkte ggf. zu nennen sind, werden wir mit dem folgenden Test herausfinden.

Details

Instruments

Laut Marketing beinhaltet Dark ERA Sample Instrumente aus der „dunkelsten Phase des Mittelalters“, wobei man sich dieses Mal regional nicht so festlegt, wie es bei Celtic ERA der Fall war. Dementsprechend bietet die Library ein düster-bunt-exotisches Paket von Inuit-Gesängen bis hin zu europäischen und skandinavischen historischen Instrumenten, sogar ein Didgeridoo, das offenbar Wikinger von einem Raubzug mitbrachtenn, ist mit von der Partie. Viele Instrumente sind eigens in Handarbeit für die Produktion der Samples hergestellt worden und in die folgenden Kategorien aufgeteilt:

  • Voices: 12 Instrumente (u. a. Inuit Vocal Rhythms, Throat Singing, Shouts)
  • Winds: 33 Instrumente (u. a. Elderwood Flute, Curved Horn, Fujara, Pictish Pipes, Shell)
  • Strings (Bowed und Plucked): 15 Instrumente (Targelharpa, Crwth, Lyre, Lute)
  • Percussion: 41 Instrumente (u. a. Viking Mouth Harp, Skin Drums, Seed Shaker, Tympanum Roman)
  • Epic Loops: 20 Instrumente (MIDI Loop Patches der Percussion Sounds)
  • Rhythmic Pads: 38 Instrumente (MIDI Loops unter Verwendung diverser Sample Kategorien)
  • Soundscapes: 62 Instrumente (atmosphärische Klanglandschaften)

Klangbeispiele zu den einzelnen Kategorien gibt es im Praxisteil. Wenn man kein Musikhistoriker ist, kann man mit den Instrumentenbezeichnungen teilweise nicht viel anfangen, von daher ist es erhellend, dass entsprechenden Presets ein Info-Fenster inklusive fotografischer Abbildung im GUI zugefügt wurde.

Fotostrecke: 2 Bilder Weitere Erläuterungen und Abbildungen findet man im Info-Fenster der Patches.

Artikulationen

Vielen Instrumenten lassen sich gebräuchliche Artikulationen per Key Switch zuweisen, um ein maximal authentisches Spielen der Sounds zu ermöglichen. Die jeweilige Belegung findet man ebenfalls im Info-Fenster sowie in der Bedienungsanleitung, die Best Service zum Download zur Verfügung stellt.

Die Dokumentation der Steuerfunktionen ist vorbildlich. (Quelle: Manual Best Service)
Die Dokumentation der Steuerfunktionen ist vorbildlich. (Quelle: Manual Best Service)

Engine 2

Zum Betrieb der neuen Tarilonte-Library wird die aktuelle Version (v2.6.0.24) von Best Services hauseigenem Sample Player Engine 2 vorausgesetzt, der kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt wird. In seinem Funktionsumfang ist der multitimbrale Player dem vermutlich etwas weiter verbreiteten Kontakt (Native Instruments) nicht ganz unähnlich und bietet bei Bedarf detaillierte Bearbeitungsmöglichkeiten (Sounddesign, Mixer, Effekte) in der Pro Edit Ebene.

Fotostrecke: 3 Bilder Die „technoide“ Pro Edit Ansicht von Engine 2

Praxis

Installation

Getestet wurde die Download-Version der alternativ als Versandprodukt erhältlichen Library. Mit dem Erwerb von Dark ERA werden dem Käufer Download-Links (Umfang ca. 8 GB) bereitgestellt. Nach dem Download trat überraschend ein Problem beim Entpacken der RAR-Files mit meinem gewohnten Extrahier-Programm (UnRarX) auf, doch dank der ausführlichen Installationsanleitung inklusive dem Link zu „Entpack-Alternativen“ (Keka für OSX, 7-zip für Windows) verlief das Extrahieren und die weitere Installation ohne weitere Zwischenfälle erfolgreich. Die entpackten Samples erfordern einen Festplattenspeicher von ca. 15 GB und stehen nach der unkomplizierten Aktivierung des Produkts mit dem ‚Challenge Response‘-Verfahren zum Spielen bereit.

GUI

Wie man es von Libraries des spanischen Sounddesigners gewohnt ist, sind auch die Sounds von Dark ERA absolut produktionsfertig, weshalb man sich als Anwender vermutlich in den meisten Fällen mit der ‚Quick Edit‘-Ansicht des GUI begnügt. Der Zugriff auf klang- und mixrelevante Eingriffsmöglichkeiten ist rudimentär aber gut gewählt, wer in den „Parameter-Dschungel“ eintauchen möchte, der kann diese Vorliebe im Pro Edit Bereich ausleben. Für mein Empfinden ist die Ablesbarkeit bei beiden Ansichten leider nicht ideal. Besonders beim fantasievoll gestalteten Quick Edit hat das Design einen höheren Stellenwert als die Funktionalität, was den Arbeitsfluss tatsächlich hemmen kann.

Die Parameter im Quick Edit Fenster von Dark ERA bieten rudimentäre, aber sinnvoll gewählte Zugriffsmöglichkeiten, allerdings ist die Ablesbarkeit der Beschriftung etwas zu „Dark“ geraten.
Die Parameter im Quick Edit Fenster von Dark ERA bieten rudimentäre, aber sinnvoll gewählte Zugriffsmöglichkeiten, allerdings ist die Ablesbarkeit der Beschriftung etwas zu „Dark“ geraten.

Klang

Hier punktet die Best Service Library eindeutig. Die Sounds klingen durchweg druckvoll, edel, vielfach inspirierend und produktionsfertig. dDie Samples wurden nah-mikrofoniert aufgenommen, was die flexible Integration in bestehende Mixes begünstigt und auch die Kreation intimerer Ästhetiken ermöglicht. Kritisch anzumerken ist, dass teilweise Knackgeräusche am Ende eines Samples, besonders bei den ansonsten fantastisch einsetzbaren MIDI Loops, auftreten, die man allerdings im weiteren Produktionsprozess beim Editieren eliminieren kann. In den folgenden Audiobeispielen und Collagen der einzelnen Instrumentenkategorien hört ihr ausschließlich Dark ERA ohne den Einsatz weiterer Plugins, wobei in den meisten Fällen der großzügig eingestellte Hall der Presets beibehalten wurde.

Audio Samples
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1 – Voices 2 – Winds 3 – Percussion 4 – Strings 5 – Soundscapes 6 – Epic Loops 7 – Rhythmic Pads

Performance

Der Test fand auf einem MacBook Pro (2,8 GHz Intel Core i7, 16 GB RAM) unter Apple Logic Pro X 10.4.4 statt. Obwohl es beim Programmwechsel vereinzelt zu Programmabstürzen kam, empfinde ich die Arbeit mit Engine 2 als insgesamt problemlos und auch im multitimbralen Betrieb vergleichbar mit meinen Erfahrungswerten bei Native Instruments Sampler/Sample Player Kontakt.

Fotostrecke: 2 Bilder Sounds der Kategorie Epic Loops sind mit einem separaten Mix-Fenster zur Regelung der einzelnen Klangelemente ausgestattet.

Fazit

Dark ERA besitzt definitiv die gleichen Qualitäten der mir bekannten bisherigen stilbildenden Libraries von Eduardo Tarilonte und von meinem subjektiven Empfinden ist die Klangqualität sogar noch etwas satter und druckvoller, sodass Instrumente ohne weitere tontechnische Finessen direkt in Produktionen eingebunden werden können. Das erfreut wahrscheinlich in erster Linie Musiker, die ihre Brötchen mit Scoring (Film, Games) verdienen, die Verwendung von Dark ERA im weiten Feld der Musikproduktion ist aber absolut nicht auszuschließen. Stilistisch wird einerseits Neues (z. B. Kehlkopfgesang) geboten, andererseits gibt es Überschneidungen zu bereits erschienenen Tarilonte Libraries, was den Wert dieser Neuerscheinung aber nicht schmälert, sondern Dark ERA vielleicht sogar für Musiker interessant macht, die noch kein Produkt des spanischen Sounddesigners besitzen und mit der neuen Library eine breitgefächerte Sammlung historischer Instrumente, und Scoring-tauglicher Loops/Sounds erhalten. Ganz ohne Kritik (siehe Contra) kommt Best Service Dark ERA nicht davon, aber in der Summe ist es eine sehr empfehlenswerte und inspirierende Library!

PRO

  • überragende Klangqualität
  • hervorragende MIDI Loops
  • sehr authentisches und „musikalisches“ Spielen/Programming möglich
  • praktikable Artikulationssteuerung
  • umfassende Dokumentation

CONTRA

  • vereinzelt Artefakte/Knackser am Ende eines Samples
  • schlecht lesbares GUI
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FEATURES

  • Sample Library mit Player
  • ca. 15 GB (8,75 GB rar-Download)/20.000 Samples
  • mehr als 200 Patches
  • Samples in 24 Bit/44,1 kHz)
  • diverse Artikulationen und Dynamikabstufungen
  • True Legato
  • Release Samples
  • Round Robin
  • MIDI-Patterns
  • kostenloser Best Service Engine 2 Sample Player inklusive
  • Systemvoraussetzungen: Engine Version 2.6.0.24, Windows: Windows 7, 8 und 10 (32/64 Bit), Intel Core 2 GHz, 2 GB RAM als Mindestausstattung empfohlen, Standalone, VST (32/64 Bit), AAX (Pro Tools 11+); Mac: Mac OS 10.9 bis 10.14, Intel Mac 2 GHz, 2 GB RAM als Mindestausstattung empfohlen
  • Standalone, AU und VST (64 Bit), AAX (Pro Tools 11+)
  • Autorisierung/Aktivierung per ‚Challenge Response‘-Verfahren (Internetverbindung erforderlich)
  • Download- und Box-Version

Preise

  • € 249,- (Straßenpreis am 26.2.2019)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • überragende Klangqualität
  • hervorragende MIDI Loops
  • sehr authentisches und „musikalisches“ Spielen/Programming möglich
  • praktikable Artikulationssteuerung
  • umfassende Dokumentation
Contra
  • vereinzelt Artefakte/Knackser am Ende eines Samples
  • schlecht lesbares GUI
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Best Service Dark ERA Test
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