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Rocktron Silver Dragon Verzerrer Test

Obwohl viele den Namen Rocktron eher mit leistungsstarken 19″-Rackeffekten in Verbindung bringen, hat der Hersteller auch eine ganze Reihe vielversprechender Stomp-Boxes für Gitarristen im Portfolio. Was die Bezeichnungen der Produkte angeht, bekommt man es dabei sowohl mit Zombies und Cyborgs, als auch mit nicht minder schlimmen Katastrophen wie Tsunamis und Heart-Attacks zu tun. Dieser Tradition folgend, verlässt nun ein weiteres Ungeheuer die Rocktron’schen Fertigungshallen. Hören tut es auf den Namen Silver Dragon.

Die Basis der Performance des Dragons bildet eine Fusion aus Röhren- und Solid-State-Technologie. Ja, richtig gehört: Der Silberne kann beides und verspricht so unterschiedlichen Zerr-Sounds, die von warmen Blues-Leads bis hin zur ultraharten Metal-Verzerrung reichen sollen. Die Stompbox im XXL-Format eignet sich für viele Anwendungen. Durch ihren Aufbau ist sie vor allem geeignet, um einkanalige Amps auf drei Kanäle upzudaten. Selbstverständlich ist das Rocktron-Gerät für alle interessant, die verschiedenartige Zerr-Sounds einsetzen wollen. Es ist also an der Zeit, den Drachen mal aus dem Schlaf zu rütteln, um zu überprüfen, wie gefährlich er wirklich ist.

zweiter Text

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Die Haut des Monsters besteht aus äußerst solide verarbeitetem Metall im Silber-Finish.
Die sechs Chickenhead-Potis sind jeweils in Dreiergrüppchen links und rechts vom Röhrengitter angebracht, welches während des Netzbetriebs das Röhrenglühen durchschimmern lässt.
Der Input und der 13V-Netzanschluss befinden sich am rechten Seitenteil, links ist ausschliesslich die Out-Buchse zu finden. Mittels zweier Metall-Fußschalter können die beiden Modi Awaken und Slayer aktiviert werden. Awaken haucht dem Drachen leben ein – trivialere Bezeichnungen wären “Bypass” oder “Funktion”. Der Modus Slayer aktiviert zusätzlich zur Zerrung mittels einer 12AX7-Vorstufenröhre eine zerrende Transistorschaltung. Logisch: Slayer kann nur denn aktiviert werden, wenn Awaken gedrückt ist. Dadurch ist es nicht möglich, ausschliesslich die Transistorzerrung zu verwenden. LEDs zeigen an, welche Taster gedrückt wurden. Mehr kann mit dem Fuß nicht geschaltet werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Hinter diesem Gitter speit der Drache schon ein wenig Feuer im Schlaf.

Auf der Gehäuseoberseite befindet sich ganz rechts das Level-Poti, das den Pegel des Ausgangs-Signals bestimmt und somit beide Zerrmodi gemeinsam regelt.
Die Klangregelung hat mit Fire, Shriek und Roar die eigenwilligsten Bezeichnungen, die ich je gelesen habe. Ein kurzer Blick ins Handbuch erklärt diese Eigenschaften aber schnell.

Fire kontrolliert das Gain der 12AX7-Röhre, bestimmt demnach maßgeblich die Zerrung.

Shriek ist ein Hi-Shelf-Gain. Hiermit werden also die Höhen-Anteile angehoben oder abgesenkt.

Roar ist der Herrscher über das tiefe Frequenzspektrum, den Bass-Anteil.

Hinter den merkwürdigen Angaben verstecken sich demnach nur Zerrung (sonst oft “Drive” genannt) und ein einfacher Shelving-EQ, den jeder von der Stereoanlage kennt. Im Slayer-Modus sind zudem ein mit Intensity und ein mit Breath betiteltes Poti aktiv. Mit Intensity kann der Charakter des Anschlages verändert werden.
Mit Breath kann eine Asymmetrie des Signals erzeugt werden. Bekanntlich wechseln sich bei Schwingungen Auslenkungen nach vorne und nach hinten ab. Dies ist bei Gitarrensaiten und Lautsprechermembranen genauso wie bei einer Kinderschaukel. Diese negativen und positiven Auslenkungen hat auch die Spannung des Gitarrensignals. Mit einer sehr simplen Schaltung kann der SilverDragon jeweils eine Auslenkungsrichtung verstärken (also asymmetrisch). Die dadurch erzeugten Obertöne nehmen wir als (richtig geraten!) Verzerrungen wahr, deren Stärke mit dem Poti geregelt werden kann. Damit ist man gerade für kreischende Metal-Leads bestens gerüstet.

Wie das im Einzelnen klingt? Weiter zum Praxisteil…

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Ja, der Blick ins Handbuch bleibt nicht aus, es sei denn, man heißt vielleicht Siegfried und ist ein waschechter Drachentöter.
Die Bezeichnung des EQs wirft zuerst Fragen auf, lässt sich dank der guten und artikulierten Klangregelung aber selbst für untrainierte Ohren erahnen.
Die Awaken-Sounds bieten alles, was man sich von einer wohligen Röhren-Verzerrung wünscht. Extrem warme und runde Blues-Leads sind selbst mit maximalem Gain-Anteil zu genießen und haben mit einem erbosten Ungeheuer noch relativ wenig zu tun.
Mit einem Dreh am Shriek-Regler fängt der Drachen dann aber schnell das Schreien an, und spitze, aggressive Klänge kommen zum Vorschein.
So lassen sich alle Sounds bedienen, die für eine fundierte Rhythmus-Begleitung oder nicht allzu aufdringlich verzerrte Solo-Passagen benötigt werden.

Im Slayer-Mode geht’s dann schon ganz anders zu.
Die Zuschaltung der Transistor-Verzerrung sorgt für beste Shredder-Sounds mit ordentlich Biss und Sustain. Der Breath-Regler in seiner Maximalstellung ermöglicht alles, was an akzentuierten Flagoelettes zu einem ordentlichen Metal-Solo gehört.
Die Verzerrung geht Richtung unendlich und erlaubt schon fast, fuzzy zu werden.
Für ein angenehmes Metal-Brett genügt deshalb bereits ein kleines Feuer, sprich eine Vormittags-Position im Regler-Bereich des Fire-Potis.
Der EQ verhält sich auch bei enormer Distortion immer noch freundlich und drückt den Soundcharakter in die gewünschte Richtung.

Natürlich besitzt auch dieses Gerät seinen eigenen Klangcharakter, wie es bei den meisten Distortion-Pedalen der Fall ist.
An diesem Gerät gibt es eigentlich nur das Fehlen eines Mitten-Reglers zu bemängeln, mit dem man die HiGain-Sounds noch ein wenig böser gestalten könnte, wenn man wollte. Dennoch haben wir hier ein Distortion-Tool der besonderen Art, das zwar Metal-mäßig anmutet, aber auch mit sehr geschmackvollen Blues- und Crunch-Sounds um die Ecke kommt.

Audio Samples
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Awaken Slayer-Modus
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FAZIT
Der Rocktron SilverDragon ist ein Verzerrungs-Ungeheuer, welches ein weites Feld an Soundvariationen bietet. Das Bodengerät eignet sich nicht nur für die Anhänger brutaler Metal-Sounds, sondern genauso für Liebhaber warmer und eher dezent verzerrter Röhren-Sounds. Trotz definitiv fehlenden Mittenreglers ist der Drache einer der vielseitigsten Verzerrer auf dem Markt, der das ein- oder andere Gerät ersetzen kann. Es muss also nicht immer ein dreikanaliges Topteil sein, vor allem wenn man den wirklich günstigen Preis des Rocktron-Geräts betrachtet. Slay the Dragon!

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Soundspektrum
  • Röhren- und Solid-State-Technik
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • kein Mitten-EQ
  • nicht selbsterklärende Beschriftung
Artikelbild
Rocktron Silver Dragon Verzerrer Test
Für 155,00€ bei
RocktronSilverDragon_08
TECHNISCHE DATEN
  • Röhrenverzerrer mit zuschaltbarer Transistorzerrung
  • Metallgehäuse
  • Anschlüsse: In / Out / 13V AC
  • 12AX7-Röhren- und Solid-State-Schaltung
  • Max. Input: +8dBu
  • Eingangs-Impedanz: 470K
  • Stromaufnahme: 25mA
  • Preis: € 155,00
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RocktronSilverDragon_05 Bild

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