Basics – Mastering #1

Geschafft! Eure Produktion ist fertig. Der Song ist klasse, die musikalische Performance stimmt, die Gitarren, Drums, Synthesizer und der ganze andere Kladderadatsch klingen wahnsinnig gut und sind in umfangreichen Sessions so gemischt worden, dass man beim Hören ein kleines, stolzes Grinsen auf den Lippen hat. Räume, Spektrum, Dynamik – alles 1a. Dann kann das Stück Musikgeschichte ja ab ins Presswerk oder auf die Internetplattform und los geht’s mit dem Berühmtwerden. Aber ist wirklich alles fertig? Sicher nicht: Schliesslich gibt es einen weiteren, wichtigen Produktionsvorgang nach dem Mixing: Das Mastering. Um das Mastering ranken sich zahlreiche Mythen. Dazu kommt, dass es schnell recht teuer werden kann. Doch was passiert eigentlich genau dabei? Kann der Mastering-Engineer anhand eines simplen Stereofiles überhaupt noch viel am Mix ändern? Kann ich das nicht auch einfach selbst an meinem Computer machen? Diese und viele weitere Fragen soll unser mehrteiliger Workshop klären und im Falle des Do-it-yourself Tips und Hinweise geben.

Volle Kraft voraus!
Schubkraftregler an Bord der MS Sassnitz


WAS IST MASTERING ÜBERHAUPT? UND WOZU IST DAS NÖTIG?
Bei der Definition des Begriffes Mastering scheiden sich schon die Geister. Streng genommen sind dies Vorgänge, die in Tonträger-Vervielfältigungswerken geschehen: CD-Pressungen benötigen ein so genanntes Glassmaster, mit dessen Hilfe in folgenden Schritten die eigentlichen Pressstempel hergestellt werden. Zur Vinylpressung muss eine Folie oder ein kupferbeschichtete Edelstahlplatte als Vorlage erzeugt werden. Dies sind im Regelfall sehr technische Arbeitsschritte. Der Begriff Mastering wird heute aber auch synonym mit dem eigentlichen Premastering gebraucht. Dies ist die Audio-Endbearbeitung, also alles was nach dem Mixdown auf Stereofile und vor der Herstellung der Matrizen im Presswerk geschieht. Bei professionellen Produktionen ist es ein auf diesen Vorgang spezialisiertes Studio mit einem nicht minder spezialisierten Engineer. Aber: Wenn der Mixdown doch so toll geworden ist, was hat dieser spezielle Mann in seinem speziellen Studio dann überhaupt zu tun? Manche (oft auch die Verantwortlichen bei Plattenfirmen) messen der Aufgabe des Masterings eine immer höhere oder sogar die ausschließliche Bedeutung zu, die Produktion im Vergleich mit anderen möglichst laut wirken zu lassen. Dafür gibt es zwar auch gute Gründe, jedoch ist dies mit anderen Zielen des Masterings oft nicht vereinbar.
WAS MACHT DER MASTERING-ENGINEER EIGENTLICH FÜR SEIN GELD?
Die Aufgaben des Mastering-Engineers sind äußerst vielfältig und beinhalten auch Schritte, die einem nicht sofort bewusst sind. Der erste Eintrag auf der To-Do-Liste des Mastering-Engineers ist es, mit frischen Ohren die Produktion technisch und kreativ zu bewerten. Das bedeutet: Da sitzt also jemand, hört eure Musik und bekommt alleine dafür einen Haufen Geld. Lohnt sich das? Oh ja, und dies ist etwas, was oft aus Geldmangel vernachlässigt wird. Vielleicht kennt ihr es: Nach dem siebzigsten Durchhören einer Produktion steckt man oft so tief drin, dass einem Vieles nicht mehr auffällt. Der Engineer hört aber die Produktion zum ersten Mal und kann daher kompetente Auskunft über musikalische Performance, technische Unzulänglichkeiten, Mischfehler und dergleichen machen. Im Idealfall ist er sehr erfahren und kann beurteilen, wie sich die Musik in den aktuellen Markt einfügt. 
Mastering ist also Bewertung, Verbesserung, eventuell Reparatur und das Vorbereiten für das Endmedium. Ein seriöser Mastering-Engineer wird auch abwägen, ob es sinnvoller ist, Reparaturen vorzunehmen, oder das Stück neu zu mischen. Er sollte nicht immer jede Herausforderung annehmen, um nachher mit seinem Können einen großen Unterschied zwischen “vorher” und “nachher” aufweisen zu können, sondern mit anpacken, das Endresultat gut werden zu lassen. Gerade heute, wo viele Mixes per Total Recall Wochen später im Originalzustand wieder aufgerufen werden können und nicht mehr durch das Resetten des Analogpultes unwiderruflich verloren gehen, ist es oft die einfachere Variante, die Sessiondatei zu öffnen, die Snare etwas leiser zu machen und erneut zu rendern.

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