Avantone Pro Gauss 7 Test

Schaut man sich an, welche Studiomonitore in Regieräumen zum Mix eingesetzt wurden und immer noch werden, fällt seit den 1980er Jahren immer wieder besonders ein Modell mit weißem Tieftöner auf:

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 Das ist der Yamaha NS-10, welcher bis heute Kultstatus besitzt. Avantone zitiert mit der Gauss 7 diese Ikone zumindest optisch, erweitert sie aber mit modernen Features und erinnert mit dem Namen gleich noch an die Gauss Speaker Company, die es schon lange nicht mehr gibt.
Avantone, aus dem amerikanischen Bundestaat New York, haben sich auf die Fahne geschrieben die Nischen auszufüllen, welche andere Hersteller nicht oder nicht mehr besetzen. Diese Strategie führte unter anderem zu Produkten wie der CLA-10 oder dem Avantone Pro Kick.

Details

Kennen wir uns nicht? – Äusserlichkeiten

Auf den ersten Blick erinnert die Gauss 7 tatsächlich, durch den weißen Woofer und das ähnliche Gehäusedesign an die NS-10. Allerdings wurde für die Gauss 7 der Woofer aus der hauseigenen CLA-10 weiterentwickelt und mit einem GAU-AM kombiniert. Das Gehäuse besteht aus furnierten Holzfaserplatten und ist auch in den Abmessungen nur unwesentlich größer als die NS-10. Die Ecken der Frontplatte sind aus akustischen Gründen abgeschrägt. Angetrieben wird die Gauss 7 per Bi-Amping mit insgesamt 180 Watt pro Box.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Gehäuse ist wie das Vorbild mit Holz furniert.

Bei der Auslieferung wird jede Avantone Pro Gauss 7 von einer gedruckten Kurzanleitung, einem Stromkabel und vier selbstklebenden Gummifüßen begleitet.

Anschlüsse und Bedienung

Auf der Rückseite befinden sich, zusammen mit der Öffnung eines Bassreflexrohres, ein Regler zur Pegelanpassung, zwei Schiebeschalter zur Anpassung an den Regieraum sowie Powerschalter, Stromanschluss und Audioeingang. Auf er Vorderseite befindet sich jeweils unten links eine Status-LED, welche in blau signalisiert, dass alles in Ordnung ist. Gibt es ein Problem oder gönnt sich die Gauss 7 nach ungefähr neun Minuten Untätigkeit einen Ruhezustand, so leuchtet diese rot.

Fotostrecke: 2 Bilder Anschlüsse und Bedienelemente auf der Rückseite

Audio wird über eine dreipolige TRS-Klinke oder per XLR-Stecker in die Avantone Pro geschickt. Der Gain kann in der Gauss7 um 6dB angehoben oder abgesenkt werden.

Praxis

Aufstellung

Die Avantone Gauss 7 ist zur vertikalen Aufstellung im Regieraum vorgesehen. Abhängig von der Platzierung der Monitore im Regieraum kann der Bereich unterhalb von 800 Hz um 2 dB oder 4 dB abgesenkt werden. Gleichzeitig können die Höhen um 2 dB abgesenkt oder angehoben werden. Dies kann gerade in kleinen Studios notwendig sein, wenn die Boxen nah an einer Wand oder in einer Ecke des Regieraums platziert werden.

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Klang

Auf der einen Seite klingen auch die Avantones wie besagte NS-10 analytisch mit klaren Höhen, und ähnlich wie diese arbeitet auch die Gauss 7 nicht komplett linear. Leider gibt es zur Avantone Pro Gauss 7 kein Frequenzbild, weshalb wir uns nur auf unsere Ohren verlassen müssen. Auf der anderen Seite fehlt den Avantones die Schärfe, für welche die NS-10 berüchtigt sind und sie gehen in den Bässen sehr viel weiter herunter. Zusätzlich habe ich den Eindruck, dass der Bass-Rolloff bei den Gauss 7 wesentlich tiefer einsetzt. Laut Datenblatt reicht der Frequenzgang der Gauss 7 genau eine Oktave tiefer und 10% höher in den hohen Registern, was meinen ersten Höreindruck bestätigt.
Der Bassbereich wird von der Gauss 7 aufgeräumt, straff und präzise übertragen, während die Höhen frisch und offen, mit einer gewissen Härte aber ohne Schärfe, klingen. Transienten werden gerade in den höheren Frequenzen bändchentypisch schnell aber ohne Überhöhung übertragen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der weiße Tieftöner ist eine Weiterentwicklung des AV10-MLF aus der Avantone Pro CLA-10.

Eine kleine Schwäche leisten sich die Avantones im Bereich der unteren Mitten, ungefähr zwischen 250 Hz und 450 Hz. Diese macht sich gerade bei rockigen Songs bemerkbar. Da fehlt mir, im Vergleich mit anderen Zweiwegmonitoren, ein wenig der Bauch bei der Snare oder die Fülle, welche Rocksongs erst den Druck verleiht. Um dies auszugleichen, habe ich diesen Bereich mit einem Equalizer im Abhörweg um 2 bis 3 dB angehoben.
Die Dreidimensionalität eines Mixes wird, sofern vorhanden, mit klarer Tiefenstaffelung und präziser Phantommitte abgebildet. Auch in dichten Mischungen lassen sich einzelne Instrumente sehr gut separieren und im Stereopanorama lokalisieren.

Fazit

Insgesamt liefern die Avantone Pro Gauss 7 ein frisches, ausgewogenes, natürliches aber nicht durchgehend lineares Klangbild. Die Übertragung der Transienten ist gerade in den hohen Frequenzen durch den verwendeten Bändchenhochtöner wirklich gut, ohne anstrengend zu werden. Die Abbildung des Stereopanoramas, die Tiefenstaffelung und die Separation der einzelnen Instrumente ist sehr gut und kann auch mit wesentlich teureren Modellen mithalten.
Für den Test habe ich mir sehr verschiedene gekaufte und selbstproduzierte Musik von Klassik, akustischem Jazz und Blues über Funk und EDM bis hin zu Hardrock angehört. In keinem der Stile fielen die Avantone Pro Gauss 7 negativ auf. Der Klang ist immer aufgeräumt und lässt auch lange Mixsessions nicht zur Tortur werden. Die einzige Einschränkung ist die leichte Schwäche im unteren Mittenbereich, welche sich mit einem Equalizer im Abhörweg leicht ausgleichen lässt.
Der Vergleich mit der legendären NS-10 ist meiner Meinung nach nur eine Marketingstrategie. Der Klang der Avantone Pro Gauss 7 geht weit über die Möglichkeiten der Yamaha NS-10 hinaus.
Im Preissegment bis 800 Euro sollte man die Avantone Pro Gauss 7 auf jeden Fall auf der Liste der Kandidaten haben und sie einmal mit eigenen Ohren hören.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgewogenes Klangbild
  • sehr gute Tiefenstaffelung
  • sehr gute Lokalisation im Stereopanorama
  • gute Verarbeitung
Contra
  • Frequenzgang nicht durchgehend linear
  • leichte Schwäche im unteren Mittebereich
Artikelbild
Avantone Pro Gauss 7 Test
Für 239,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Konzept: aktiver Zweiweg-Bassreflex-Nahfeldmonitor
  • Frequenzgang: 30 Hz-22 kHz
  • Verstärker: 180 W Class D Bi-Amping (120 W LF, 60 W HF)
  • Schalldruck maximal: 103 dB
  • Total Harmonic Distortion: 0,5%
  • Pegelanpassung: +6 dB / -6 dB
  • Raumanpassung:
  • Höhenanpassung: -2 dB, 0 dB, +2 dB
  • Netzspannung: 110 V bis 240 V
  • Stromaufnahme: 250 W
  • Eingänge: dreipolige TRS Klinke und XLR
  • Abmessungen: ca. 31 cm x 23,5 cm x 21 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 8,2 kg je Box
Preis: € 799 (Straßenpreis am 18.9.2021)
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