ANZEIGE

Audio-Technica AT2020USBi Test

Praxis

Optik & Haptik

Das Audio-Technica AT2020USBi hat einen soliden Ganzmetallkörper, der einen großzügig angelegten und ebenfalls robusten Drahtgeflechtkorb beherbergt. Das Finish des Digitalmikrofons changiert zwischen Silbergrau und einem leichten Metallic-Effekt. Vereinzelte dunkle Farbsprenkel lockern das optische Bild auf. Mit 350 Gramm ist der Großmembraner gegenüber anderen digitalen Mikrofonen relativ schwer. Wir werden aber gleich sehen, wie sich das auf die Stativpraxis auswirkt.
Insgesamt macht das AT2020USBi in puncto Verarbeitung einen sehr guten Eindruck. Hier wird dem Audiofreund schnell klar, dass es sich heute bei bezahlbaren USB-Mikrofonen nicht um Spielzeuge handeln muss.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Finish des AT2020USBi hat einen „Sprenkel-Look“.

Anschluss & Handling

Der Aufbau des AT2020USBi funktioniert dank klappbarem Tripod und verschraubbarer Stativhalterung ohne Schwierigkeiten. Auch das Ausrichten des Mikrofons in Richtung Schallquelle (hier: Mund) gelingt ohne Mühe. Allerdings macht sich dabei das relativ hohe Gewicht des AT2020USBi bemerkbar. Sofern das mitgelieferte Stativ genutzt wird, muss das Mikrofon so geschwenkt werden, dass es sich exakt oberhalb eines der Tripod-Füße befindet. Sonst können die Füßchen des Stativs das Gewicht des Mikrofons nicht auffangen. Dann wird die Dekstop-Aufstellung zu einer wackeligen Angelegenheit… Im Test fällt auch auf, dass die Füßchen des Tripods nicht rutschfest sind. Je nach Beschaffenheit der Standfläche kann deshalb schon geringer Zug am Kabel zum Verrutschen des Mikrofons führen. Ein kleines Anti-Rutsch-Pad könnte hier Abhilfe leisten.
Reibungslos klappt der Anschluss per Lightning-Kabel an ein iPad mit iOS 9.1. Sobald das Mikrofon verbunden ist, leuchtet im Drahtgeflechtkorb eine blaue LED auf, die die Mikrofonkapsel anstrahlt. Diese Aktivitätsanzeige ist nicht nur praktisch, sondern sieht auch stylish aus. Unter Windows zeigt sich die Treiberanbindung des AT2020USBi von ihrer besten Seite. Nach dem Anschließen installiert Windows automatisch den erforderlichen Gerätetreiber und schon kann es losgehen. Offiziell unterstützt werden Windows 7 und höher. An einem weiteren Testrechner funktionierte das Mikrofon sogar unter Windows Vista reibungslos. Zur Auswahl stehen die Samplingfrequenzen 44,1 kHz, 48 kHz und 96 kHz. Die Bit-Tiefe von 24 Bit ist nicht veränderbar.
Das Einpegeln des Signals gelingt mithilfe des nicht zu leichtläufigen Gain-Rädchens problemlos. In der Praxis zeigte sich der Regelbereich der Gainsteuerung mit etwa 23,5 dBFS ausreichend effektiv. Wenngleich ich mir in diesem Punkt eine größere Signalverstärkung wünschen würde. Denn bei Sprachaufnahmen am iPad müssen (je nach Stimme) schon mal die Gain-Regler von Recording-Software und Mikrofon bis zum Anschlag aufgedreht werden. Andernfalls fällt das aufgezeichnete Signal einfach zu leise aus. Anders sieht die Sache bei Gesangsaufnahmen mit höherem Schalldruck aus.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein Tripod mit klappbaren Füßen gehört ebenso zum Lieferumfang …

Klang

In Sachen Klang kann mich das Mikrofon absolut begeistern. Ein USB-Mikrofon mit Sound-Qualitäten, wie sie das AT2020USBi aufweist, ist nicht aller Tage anzutreffen. Mir gefällt vor allem, dass der Klang „nüchtern“ und „unaufgeregt“ ist. Für ein USB-Mikrofon setzt es Stimmsignale vergleichweise fein aufgelöst um. Einerseits fällt der Nahbesprechungseffekt nicht zu stark aus. Andererseits sind bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz die tiefen Frequenzen beziehungsweise die unteren Mittenanteile noch wunderbar vorhanden.

Audio Samples
0:00
Gesang, 5 cm Gesang, 30 cm Sprache, 5 cm Sprache, 30 cm Sprache, 30 cm, 45° Sprache, 30 cm, 90° Sprache, 60 cm, 180°

Der Frequenzgang wird im Handbuch des Mikrofons als „smooth“ bezeichnet. Das verpflichtet natürlich. Und tatsächlich: Wenn wir uns die Audiobeispiele anhören, verarbeitet das AT2020USBi den Stimmschall auch über die unteren Frequenzen hinaus sehr ausgewogen. Zugleich klingt das Signal insgesamt offen und luftig. Sei es bei naher oder entfernter Mikrofonierung, sei es bei lauter oder leiser Schallquelle. Zu keiner Zeit habe ich den Eindruck, dass Frequenzbereiche unterrepräsentiert wären oder das Signal gar komprimiert erschiene.
Transienten werden klar und deutlich, mit ausreichend Definition abgebildet ohne dabei scharf zu klingen. Ähnliches gilt auch für Zischlaute. Sie treten bei entsprechender Distanz zur Membran nicht störend in Erscheinung. Einzig bei der Nahbesprechung ist eine gute Artikulationstechnik erforderlich, um Zischeln zu unterbinden. Hier könnte aber schon der dezente Einsatz eines De-Essers für Besserung sorgen. Erfreulich ist auch das Rauschverhalten des AT2020USBi. Störende Rauschanteile sind auch bei maximaler Verstärkung nicht auszumachen.
Die Nierencharakteristik des AT2020USBi ist recht breit aufgestellt. Das heißt, Sprecher oder Sänger dürfen sich vor dem Mikrofon ein ganzes Stück von der Haupteinsprechachse des Mikrofons zur Seite hin wegbewegen. Wenn Ihr in die Audiobeispiele hineinhört, stellt Ihr fest, dass eine Bewegung um 45° nach rechts oder links kein hörbares Problem darstellt. Der Klang des verarbeiteten Stimmsignals ändert sich dabei nicht wesentlich.
Auch von der Seite einstrahlende Schallquellen werden noch klar und deutlich umgesetzt. Daher empfiehlt es sich bei diesem Mikrofon, in geschäftigen Umgebungen auf einen Mic-Screen zurückzugreifen. Eine Anmerkung noch zum ausgegebenen Signalpegel: Die Audiobeispiele dieses Tests habe ich für Euch ausnahmsweise einmal nicht normalisiert. So könnt Ihr wunderbar vergleichen, wie überraschend gering beim AT2020USBi der Abfall des Pegels von naher zu mittlerer Mikrofonierung und auch von mittiger zu seitlicher Besprechung ausfällt. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.