Audient ASP880 Test

Praxis

Wer den ASP 880 als reinen mehrkanaligen Preamp betrachtet, der bringt sich um einen guten Teil des Vergnügens. Sicherlich ist der Audient auch genau dies, aber eben auch noch viel mehr. In einer zeitgemäßen Studiuoumgebung, die nicht auf einen Berg von Analogtechnik setzt, geht es ja immer um die Frage der praktischen und sinnvollen Integration des Setups. Hier hat der ASP 880 eine ganze Reihe von nützlichen Features anzubieten, die im Zweifelsfall viel Kabelsalat, Frust und Fehlerquellen zu sparen helfen.

Mit immerhin sieben Bedienelementen pro Kanal lässt sich der ASP 880 flexibel anpassen.
Mit immerhin sieben Bedienelementen pro Kanal lässt sich der ASP 880 flexibel anpassen.

Zum einen bietet der ASP 880 eine Onboard-Ausstattung mit hochwertigen A/D-Wandlern, so dass er als komplettes Frontend eingesetzt werden kann. Lediglich ein Audio-Interface ist noch vonnöten, um das Gerät an den Rechner anzubinden. Zum anderen erlauben die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten – hier seien beispielsweise die Inserts genannt – auch die Einbindung externer Analoghardware, eben sinnvollerweise zwischen Preamp und Wandler. Letztlich entpuppt sich der Audient also fast als Studiozentrale. Ein paar Features mussten jedoch bei all diesem Funktionsumfang dran glauben. So verfügt das Gerät über keinen Netzschalter, und eine BNC-Buchse für den Wordclock-Ausgang wäre auch schön gewesen. Aber auch wenn der ASP 880 nicht vollkommen ist, er kann doch viel.

Audio Samples
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Neumann U67, Hi Z Neumann U67, Hi Z, Lowcut Neumann U67, Mid Z, Lowcut Neumann U67, Lo Z, Lowcut Sennheiser MD421, Hi Z, Lowcut Sennheiser MD421, Mid Z, Lowcut Sennheiser MD421, Lo Z, Lowcut

In diesem Zusammenhang sind auch noch einmal die Klangeigenschaften zu nennen. Der ASP 880 verhält sich im großen und ganzen im positiven Sinne unauffällig, das ist hier uneingeschränkt als Kompliment zu verstehen. Sowohl die analogen Vorverstärker als auch die Wandler verstehen sich als Werkzeuge, die uneigennützig zurücktreten und die große Bühne der tonalen Färbung den anderen Komponenten überlassen. Für eine moderne Studiozentrale ist dies prinzipiell keine schlechte Eigenschaft. Nun ist natürlich kein Audiowerkzeug vollkommen „unsichtbar“, und gerade auch im Bereich der „Klangtransparenz“ gibt es zahllose Abstimmungsvarianten, welche ein vermeintlich simples Thema zu einem Minenfeld machen können: Von klein und mausgrau bis hochgezüchtet und hypernervös reicht das Spektrum. Glücklichweise rangiert der ASP 880 in einem sehr komfortablen Mittelfeld. Er kann mit ausgesprochen gesunden, kraft- und druckvollen Signalen aufwarten, die mit einer ordentlichen Portion Substanz sehr selbstbewusst vor den Boxen stehen. Das ist genau das, was man von einem zeitgemäßen Konsolenpreamp erwartet, und genau aus dieser Ahnenreihe stammt der Audient-Preamp ja auch. Hier geht es um Flexibilität, um ein gutes Zusammenspiel mit jeglichen Signalquellen, welche es so robust zu übertragen gilt., das im Nachhinein alle Optionen offen stehen. Und genau das kann der Audient mit seinem klaren, straffen, ausgewogenen und doch entspannten Klang, der einer imaginären „goldenen Mitte“ doch sehr nahe kommt. Insbesondere das flexible Filter gilt es noch hervorzuheben und auch die Umschaltmöglichkeit der Eingangsimpedanz, welche jedoch je nach Mikrofontyp prinzipbedingt unterschiedlich effektive Resultate erzielt.

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